Nissans kompakter Stromer LEAF ist nach wie vor das meistverkaufte Elektroauto der Welt, optisch und technisch hat sich der Erfolgsstromer seit seinem Marktstart 2010 allerdings nur wenig weiterentwickelt. Während Nissan-Partner Renault sein E-Auto ZOE zuletzt mit einem neuen Elektromotor auf nun 240 Kilometer Norm-Reichweite aufgerüstet hat, werden Nissan schon länger größere Ambitionen nachgesagt.
Zwar bietet der LEAF in seinem Segment noch immer marktgerechte 199 Kilometer Norm-Reichweite, in den nächsten Jahren kommen mit Teslas Model 3 und Chevrolets Bolt aber zwei neue, leistungsstarke Konkurrenten auf den Markt. Um die 320 Kilometer oder mehr sollen die beiden US-Modelle leisten. Und auch deutsche Hersteller wie BMW und VW arbeiten intensiv an der Batterie-Technologie von morgen.
Bei einer Investoren-Konferenz in der vergangenen Woche soll Nissan-Chef Carlos Ghosn jetzt einen Ausblick auf die Zukunft seines Elektroauto-Bestsellers gegeben haben. Die nächste Generation des Nissan LEAF soll demzufolge über 500 km Reichweite bieten. Ein auf YouTube aufgetauchtes Video scheint dies zu belegen und begleitet einen Fotografen auf seiner Fahrt zu verschiedenen Fotomotiven, bei der die Reichweite seines LEAF in bisher unerreichte Dimensionen vordringt.
Untermalt werden die Aufnahmen von Untertiteln, die darauf schließen lassen, dass der japanische Hersteller das Reichweitenproblem von Elektroautos in naher Zukunft eliminieren möchte: „Wohin möchten Sie heute gehen? Batterie-Kapazität erhöhen, Gewicht verringern, Aerodynamik verbessern – Technologie, die einen weiter bringt,“ wird im Video verkündet.
Um die 550 Kilometer soll der LEAF dem Video zufolge bald mit einer Batterieladung fahren können. Der Zähler scheint im Video beim Ausblenden des Ladevorgangs sogar noch höher zu steigen. Carlos Ghosn soll auf der Investoren-Konferenz bereits einen LEAF-Prototyp mit einer vom Bordcomputer angegebenen Rest-Reichweite von 417 Kilometer präsentiert haben, der nach einer längeren Rundfahrt immer noch 200 Kilometer anzeigte.
Ghosn verriet den anwesenden Investoren zudem, dass Nissan aktuell „neue Materialien und chemische Lösungen zur Herstellung dünnerer, leichterer und kostengünstiger Batterien“ teste. Eine Reduktion der Kosten und des Gewichts des LEAF würde es Nissan erlauben, mehr Batterien in sein Kompakt-Elektroauto zu verbauen und so dessen Leistung deutlich zu steigern.
Wann genau der überarbeitete Nissan LEAF auf den Markt kommen soll hat Carlos Ghosn nicht verraten. Ebenfalls noch unbekannt ist der dem im Video zu sehenden Bordcomputer zugrundeliegende Normverbrauch. Ähnlich wie in Deutschland kann auch der offizielle japanische Fahrzyklus zur Ermittlung des Kraftstoffverbrauchs nur bedingt auf die Praxis übertragen werden. Aus über 500 Kilometer Reichweite könnten sich daher unterm Strich im Alltag um die 400 Kilometer tatsächlich erreichbare Fahrstrecke mit einer Batterieladung ergeben.
Schon dieser Wert würde aber einen deutlichen Fortschritt für Elektroautos im Kompaktsegment darstellen und die vielzitierte Reichweitenangst bei Neuwagenkäufern wohl maßgeblich abschwächen. Nissan könnte sich allerdings noch Zeit mit der Markteinführung der bisher reichweitenstärksten LEAF-Generation lassen, um die Batterietechnologie in Ruhe zur Serienreife zu bringen. Zudem soll der nächste LEAF auch optisch noch umfangreich überarbeitet werden.
pillenpepi meint
wieso werde ich das gefühl nicht los, dass das tesla model 3 zuerst da sein wird….? wenn da bis 2017 allerdings was kommt, dann hut ab.
Volker Adamietz meint
Ich würde jetzt auf die Anzeige in dem Video auch nicht zu viel geben, denn da wird sicher auch einiges an Marketing dabei sein. Die Pfanne kommt ja auch nie so sauber aus der Abwasch wie in der Werbung. ;-)
Beim ZOE kann ich übrigens auch locker 350 km auf die Restreichweitenanzeige zaubern. Bordcomputer am Berg oben zurück setzen und bergab fleißig rekuperieren und ich komme nach ca. 400 HM mit einer Restreichweite von 300 km an.
Oder – auch sehr nett – der „Showroom-Modus“. Wenn ich in der P-Stellung Bremse und Strompedal drücke und dann den Gesamt-Durchschnittszähler zurücksetzt, springt die Restreichweite bei vollem Auto auf 200 oder 198 km. … , erreichen wird man das in der Realität doch eher selten. ;-)
Aber wie es auch sei, da ist sicher was dran und Nissan und Renault sind auf einem guten Weg. Für 2017 ist ja auch für den ZOE ein 350 km-Akku (evtl. 400 km) angekündigt. Ich freu mich jedenfalls auf die nächsten Akku-Generationen. {:-)
Grüße,
Elektroautor
Schlaumeier meint
Marketing hin oder her.
Auf jeden Fall sieht man, wo die Reise hingeht. – Kleinere Fahrzeuge werden langstreckentauglich. Selbst wenn da bei 130 auf der Autobahn „nur“ 300 km rauskämen, alle 300km mal für 30min pausieren und dabei Nachladen ist doch überhaupt kein Problem.
Wenn solche Reichweiten im Kleinwagen schon 2017 verfügbar wären, dann wäre das echt ein Traum!
DanielB meint
Es wird sogar in der Zukunft soweit sein, dass es Preisunterschiede bei Modellen auch durch verschiedene Reichweiten geben wird. Während die eine Version des Modells Reichweite X besitzt und dafür der Preis X zu zahlen ist, zahlt man bei der anderen Version des Modells mit Reichweite Y den Preis Y. Ein wenig nervt es schon, wenn man Tesla ständig in den Himmel lobt und sagt: Aber Tesla kann das schon!
Michael meint
Ja, aber Tesla kann das halt :-) und Ihr Preismodell ist auch erstmals von Tesla angeboten worden. Nur dass das 40 kWh-Modell keiner haben wollte.