Auch Mercedes-Benz will demnächst in den Markt für reichweitenstarke Premium-Elektroautos einsteigen. Im Interview mit auto motor und sport kündigte Daimler-Entwicklungsvorstand Thomas Weber ein Elektrofahrzeug mit bis zu 500 Kilometer Reichweite an: „Wir arbeiten an einem intelligenten Konzept für ein hochattraktives E-Fahrzeug mit 400 bis 500 km Reichweite.“ Das neue Modell solle „bald“ auf den Markt kommen.
Weber gab zwar keine weiteren Details zu dem geplanten Elektroauto bekannt, da auto motor und sport nach einem „echten Tesla-Gegner“ gefragt hatte, dürfte es sich aber um ein Fahrzeug der Oberklasse in Limousinenform ähnlicher Größe wie die Mercedes E-Klasse handeln. Doch auch ein SUV-Crossover vergleichbar mit dem Tesla Model X wäre möglich. Laut Weber könnte auch eine ganze Reihe neuer Elektro-Mercedes in die Läden kommen, da die technische Basis für das neue Modell „nicht nur für ein einzelnes Fahrzeug nutzbar sein“ soll.
Bislang hat der schwäbische Autohersteller mit den „Electric Drive“-Versionen von B-Klasse, smart fortwo und SLS AMG erst drei rein elektrisch angetriebene Modelle mit verhältnismäßig niedriger Reichweite und in geringer Stückzahl auf den Markt gebracht. Um Teslas populärer E-Limousine Model S wirklich Konkurrenz machen zu können, muss der neue Mercedes-Stromer aber nicht nur bei der Reichweite ordentlich zulegen. Auch die Marketing- und Vertriebsaktivitäten müssten deutlich umfangreicher als bei den bisherigen E-Fahrzeugen der Marke ausfallen.
Mit knapp zehn Prozent war Mercedes-Mutterkonzern Daimler vor wenigen Jahren noch einer der größten Anteilseigner von Tesla Motors, mittlerweile hat sich der Konzern von allen Aktien des amerikanischen Elektroauto-Startups getrennt. Auch die bisher auf Tesla-Technik aufbauende Elektro-B-Klasse von Mercedes soll in der nächsten Generation die Verbindungen zu Tesla kappen und ein selbstentwickelter Elektroantrieb zum Einsatz kommen. Die Batterien will Mercedes weiterhin zukaufen, Tesla soll aber auch in diesem Bereich nicht mehr als Lieferant in Erscheinung treten.
Mercedes wird zukünftig nicht nur bei Elektroautos mit Tesla in direkte Konkurrenz treten. Wie die Schwaben Mitte des Jahres bekanntgeben, sollen bald auch Energiespeicher für den Heimbedarf von Mercedes angeboten werden. Die Vorstellung dieses neuen Angebots folgte nur wenige Wochen nach Teslas vielbeachteter Präsentation seiner neuen „Tesla Energy“ Sparte, die Privatleuten und Unternehmen professionelle Speicherlösungen bereitstellt.
Google & Apple willkommene Partner
Auch zu den mutmaßlichen Autoplänen von Google und Apple äußerte sich Weber. Daimler sei demnach „vor zwei Jahrzehnten der erste Autohersteller mit einem Forschungs- und Entwicklungszentrum im Silicon Valley“ gewesen und kenne Apple und Google daher sehr gut. Zwar würden beide offensichtlich jetzt auch „das Auto als großen Markt“ entdecken, Angst habe man deshalb aber nicht vor den Amerikanern, sondern gehe „locker“ damit um.
Eine zukünftige Zusammenarbeit mit Google oder Apple scheint Daimler nicht auszuschließen, da den Entwicklungsvorstand „keine Feindbilder“ interessieren würden. Vielmehr könnte „die deutsche Industrie durchaus von den Konzernen im Valley und ihrer offenen Diskussionskultur“ lernen. Im Gegenzug würden diese Firmen Daimler „mit großem Respekt“ empfangen, da sie „wissen, was wir können“, so Weber. Die Frage sei daher, ob man „Stärken kombinieren“ könne. Entscheidungen seien aber noch keine gefallen.
BEN meint
Ich bin mittlerweile einfach nur noch gelangweilt von den deutschen Autobauern.
Uwe meint
…das möchte ich Ihnen unterschreiben.
Bei dieser andauernden Arroganz kann es sehr schnell gehen und die Autos der Zukunft bauen Tesla als der aufstrebende Star und China in Zusammenarbeit mit Google, Facebook – und nicht mit der Telekom, Siemens, … und dann hört es schon langsam auf wem man noch nennen kann. VW hätte nach ihrer Problemsaga die Möglichkeit gehabt als Revolutionär aufzutreten: „Wir bauen keine Dieselmotoren mehr, wir bauen ab 2017 Elektroautos mit 800 km Reichweite, als Wiedergutmachung bauen wir 100.000 Elektrozapfsäulen.
Tesla-Fan meint
Ich habe auch viele Pläne. ;)
Die Ankündigungen für 2018-2022 sind für mich nur dummes Geschwätz, solange nichts davon auf den Straßen rollt.
Tom meint
So sieht’s aus. Wo kommen die Batterien in ausreichender Stückzahl und Qualität her? Woher das flächendeckende, zuverlässige Schnellladenetz? Da sie ja wie BMW und VW auf CCS setzen und von Teslas Superchargern nichts wissen wollen, sehe ich da weiterhin schwarz für den „Leitmarkt“.
Dr.M. meint
… und Batterien dann auch noch zu einem vertretbaren Preis, denn: Oberklasse zu entsprechenden Preisen und Margen kann schon heute jeder, der will, aber spannend wird es ja bei der Mittelklasse, also im Bereich des Model 3 von Tesla zu einem vertretbaren Preis. Denn dort ist die Marge gering, also muss der Preis runter, um viel absetzen zu können.
seb meint
Ich finde es echt schade, das ein weiterer dt. Hersteller nur Oberklasse Fahrzeuge voll elektrisch mit großer Reichweite auf den Markt bringen will. Aber so tickt die Welt und dort verdient man Geld…