Vor wenigen Tagen hat der US-Autobauer Chevrolet sein neues Elektroauto Bolt EV vorgestellt. Der kompakte Stromer soll bereits dieses Jahr produziert und in den USA für 37.500 Dollar vor Steuern (rund 35.000 Euro) auf den Markt gebracht werden. Nun sind die technischen Daten für den Bolt verfügbar.
Nach „Schätzung“ des Unternehmens soll der neue Elektro-Chevy knapp 320 Kilometer nach US-Norm (EPA) mit einer Batterieladung fahren können. Die General-Motors-Tochter will aber nicht nur bei der Reichweite und dem Preis, sondern auch bei der Fahrdynamik neue Maßstäbe für moderne Elektroautos setzten. „Führend bei der Reichweite und dem Preis zu sein ist unbedeutend, wenn das Auto einem bei der Fahrt keinen Spaß macht“, betonte der Chef-Entwickler des Bolt Josh Tavel. Seinem Entwickler-Team wurde daher aufgetragen, den Bolt zu einem Elektrofahrzeug zu machen, das die Besitzer „lieben zu fahren“.
Wie die meisten Elektroautos setzt Chevrolets Bolt auf einen einzelnen Elektromotor. Dessen Leistung liegt bei 150 kW (204 PS) und soll für eine Beschleunigung von 0-60 mph (0-97 km/h) in unter sieben Sekunden sorgen. Die Höchstgeschwindigkeit gibt der Hersteller mit 91 mph (etwa 145 km/h) an.
https://youtu.be/erVHuXJLR3c
Die Energie für den Vortrieb stammt aus einer gemeinsam mit LG Electronics entwickelten 60-kWh-Batterie, die sich über den Großteil des Fahrzeugbodens erstreckt. Der 435 kg schwere Akku ist dabei in fünf Sektionen, zehn Module sowie 96 Zellgruppen mit je drei Zellen pro Gruppe aufgeteilt. Unterm Strich ergeben sich so 288 Lithium-Ionen-Zellen pro Fahrzeug. In den USA gibt Chevrolet acht Jahre Garantie für bis zu 100.000 Meilen (rund 160.000 km) auf die Batterie.
Über einen serienmäßigen 7,2-kW-Lader kann der Bolt laut Hersteller an einer 240-V-Wallbox in weniger als zwei Stunden 50 Meilen (80 km) Reichweite laden. An kompatiblen Ladepunkten ist optional auch ein noch schnelleres Aufladen möglich, dabei soll die Reichweite in dreißig Minuten um 90 Meilen (145 km) aufgefrischt werden können.
Zur Energierückgewinnung während der Fahrt wird regeneratives Bremsen eingesetzt. Dank spezieller Software soll sich Chevrolets neuer Stromer dabei besonders gut für das bei vielen Elektroautofahrern beliebte Ein-Pedal-Fahren eignen – also dem Beschleunigen, Bremsen und Stoppen exklusiv durch Drücken und Loslassen des Gaspedals.
Deutsche Interessenten für den Bolt müssen sich noch gedulden. Chevrolets Elektroauto mit Range Extender Volt wurde zwar in der ersten Generation hierzulande als Opel Ampera angeboten. Der Mutterkonzern General Motors hat den Verkauf der Chevrolet-Stromer in Deutschland jedoch vorerst eingestellt. Es gilt aber als wahrscheinlich, dass Opel zukünftig den Bolt oder ein darauf basierendes eigenständiges Kompakt-Elektroauto anbieten wird.
Stefan meint
Schon wieder ein 30A-einphasen-Lader, schade. In den USA, Frankreich, GB, Japan und einingen anderen Ländern ist das ja kein Problem. Aber selbst dort braucht der Wagen dann mindestens 8 Stunden für eine Vollladung (ohne Balancing und Ladeverluste/Wirkungsgrad), also wohl eher 10-12 Stunden real.
Für Deutschland und Europa hat Renault mit seiner dreiphasigen Ladestrategie für mich immer noch die Nase vorne. Da nehme ich derzeit die (reichlichen) Halbheiten und Nachteile eines Renault ZOE in Kauf. Aber Deutschland ist bei der entschiedenen Entschlossenheit unserer Regierung ja nun auch wirklich kein Markt für Elektromobilität. Da verstehe ich, dass die Hersteller am Ladegerät sparen, wenn es woanders reicht.
Als Zubehör ist die Dreiphasenladung mit 22 kW aus meiner Sicht ebenso unverzichtbar wie eine Anhängerkupplung und eine kleinere Batterie für real 120 – 150 km, also 25 bis 35 kWh. Mehr ist für mich ein „Angstakku“, der nur selten gebraucht wird.
Willy meint
Size matters!
60kWh heisst das Zauberwort! Damit wird ein Standard in Sachen Reichweite gesetzt und lässt auf einen Schlag alle Mitbewerber in diesem Autosegment alt aussehen. Die Konkurrenz muss nachsetzen. Damit setzt der Bolt (trotz seiner Schwächen) voraussichtlich den bisher stärksten Impuls für die Verbreitung der Elektromobilität.
Manuel meint
60kWh bei 435 kg: Das wäre eine Energiedichte von nur 138Wh/kg.
Das finde ich sehr schwach und für einen Kleinwagen überhaupt nicht passend.
Der Kia Soul EV hat heute schon eine Energiedichte von 200Wh/kg.
Pat meint
Eine super Leistung von Chevrolet und wenn man einen Chevy Volt fährt und deshalb erfährt wie dieser perfekt arbeitet, darf man sich wirklich auf den Bolt freuen. Mein Volt braucht etwa 17 kWh auf 100 km. Somit dürfte der Bolt mit 60 kWh problemlos 320 km weit kommen.
Matthias Rauh meint
Wenn das Auto wirklich sagen wir 220 echte km haben wird (so wie wahrscheinlich das Modell 3): Hut ab! Dann gäbe es endlich einen Hersteller, der etwas besser bzw. schneller macht als Tesla. Dann kommt hoffentlich Musik in den Markt und es gibt mehr als nur ein gutes Produkt.
Dr.M meint
Ich denke mal, dass es bei GM einfach schnell gehen musste und man unbedingt vor Tesla was in dieser Preisklasse auf den Markt bringen wollte. Da war keine Zeit für viele Überlegungen.
Ob das trägt bleibt abzuwarten.
Für mich ist und bleibt das schlagende Argument für das Model 3 das Ladenetz – Supercharger hat eben nur Tesla. Und selbst wenn die Nutzung für das Model 3 was kosten sollte – hat sich mal jemand angesehen, wo die anderen Schnelllader so liegen? Es ist das Gesamtpaket das Tesla so interessant macht.
Willy meint
Moderne Schale, primitiver Kern.
Positiv ist für mich beim Chevy Bolt die 60kWh Batterie, ansonsten ist das Auto ein technologisches Trauerspiel! Diese „Plattform“ mit der wirren Anhäufung von Aggregaten im Frontbereich ist extrem wartungsunfreundlich und hat vermutlich ein ähnlich schlechtes Crashverhalten wie ein Benziner. Peinlich ist der Buckel im hinteren Teil des Batteriepacks, der unter der hinteren Sitzbank liegt. Damit wird wie vorne durch technologische Rückständigkeit wertvoller Platz verschenkt. Die Raumausnutzung ist dadurch sogar noch schlechter als bei einem Verbrenner. Das Konzept des Chevy Bolt liegt weit hinter der von TESLA 2009(!) beim Model S Prototypen vorgestellten Lösung mit der konsequent „tiefer gelegten“ Technik und der optimalen Raumausnutzung.
Martin Leitner meint
Vollkommen richtig! Es gibt zudem wenig Potential, auf dieser Basis die Kosten zu senken. Aber es ist zumindest mal ein Schritt in die richtige Richtung. Weg vom Verbrenner!
Tesla-Fan meint
Na ja, unter dem Frunk vom Model S sieht es auch nicht wirklich schön aus. Nur läßt es sich dort aufgrund der insgesamt größeren Abmessungen des Autos besser verteilen. ;)
https://teslaroadtrip.files.wordpress.com/2013/09/teslaservice-front-c1004.jpg
Ich würde ein Auto nicht nach ein paar solchen Bildchen verurteilen.
Marco meint
Das wäre eigentlich das perfekte Auto für mich in meiner aktuellen Situation (täglicher Pendel-Weg von insgesamt 110km, Garage zuhause mit Drehstrom-Anschluss).
Wenn das auch irgendwann in Deutschland gekauft werden kann, werde ich mir das sicherlich genauer anschauen.
Ich finde es auch im Gegensatz zum LEAF optisch noch erträglich…
Vielleicht gibt es bis zum Erscheinen in DE aber auch noch die eine oder andere Alternative. Das werden interessante Zeiten!
Tom meint
Ich finde den Bolt sogar regelrecht hübsch, zumindest im Vergleich zur direkten Konkurrenz… äh… wobei, die wird er ja vermutlich erst mal gar nicht haben.
Nissan täte gut daran, schleunigst mit dem völlig neu gestalteten Leaf 2.0 mit ~60 kWh Batterie nachzuziehen. Und wenn dann auch noch Tesla das Model 3 pünktlich auf die Straße brächte, ginge es endlich richtig ab.