US-Hersteller Tesla Motors hat trotz großer Nachfrage nach seinen Elektroautos den 13. Quartalsverlust in Folge vermelden müssen. Der Verlust stieg auf 293,2 Millionen Dollar (umgerechnet rund 263 Millionen Euro). Grund seien hohe Kosten für den Ausbau der Produktion, teilte das Unternehmen am Mittwoch nach US-Börsenschluss mit.
Analysten hatten mit besseren Ergebnissen gerechnet, Anleger reagierten wegen deutlicher Produktionsfortschritte und eines guten Ausblicks dennoch positiv. Der Aktienkurs notierte nachbörslich kaum verändert, drehte zunächst sogar leicht ins Plus. Tesla erklärte, seine Produktionspläne für den Rest des Jahres aufrechterhalten zu können. Im zweiten Halbjahr sollen 50.000 Elektroautos ausgeliefert werden – fast so viele wie im gesamten Vorjahr. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden knapp 30.000 Autos ausgeliefert.
Tesla hat im vergangenen Quartal insgesamt 14.400 Stromer ausgeliefert, vorgesehen waren jedoch 17.000 Fahrzeuge. Gut zwei Drittel des Absatzes wurden durch die Limousine Model S generiert, der Rest durch das Ende 2015 eingeführte SUV Model X. Der Umsatz stieg um 33 Prozent auf 1,27 Milliarden Dollar. Der Nettoverlust lag bei 293,2 Millionen Euro, vor einem Jahr betrug der Verlust noch 184,2 Millionen Euro.
Laut Tesla wurde der Verlust vor allem durch gestiegene Kosten in die Höhe getrieben. Die Kalifornier wiesen auf die hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung des Ende 2017 in die Produktion gehenden Volumen-Stromers Model 3 hin. Der bisher kleinste Großserien-Tesla soll dem Hersteller mit einem Grundpreis von 35.000 US-Dollar vor Steuern zum Durchbruch in den Massenmarkt verhelfen. Firmenchef Elon Musk will ab 2018 500.000 Elektroautos pro Jahr fertigen, 2020 soll dann die Million-Marke erreicht werden. Tesla gab an, derzeit fast 2000 Autos pro Woche zu produzieren, im vierten Quartal sollen es 2400 sein.
Anfang der Woche hatte Tesla mitgeteilt, die US-amerikanische Ökostromfirma SolarCity für 2,6 Milliarden Dollar in Aktien übernehmen zu wollen. Durch die Fusion mit SolarCity will der Elektroautobauer zum „weltweit einzigen vertikal integrierten Energieunternehmen“ für erneuerbare Energien werden. Tesla will zudem sein Verkaufsnetz weiter ausbauen: Im zweiten Halbjahr soll durchschnittlich alle vier Tage ein neuer Standort hinzukommen.
newchie meint
Die Aktie von BMW hat sich im letzten Jahr schlechter entwickelt als die von Tesla, sehr seltsam!
Entweder sind alle Anleger dumm oder BMW steht mit seinen Zukunftsaussichten schlechter da als Tesla….
Bernd meint
Es ist sicherlich sinnvoller Geld in den Aufbau einer neuen und zukunftsweisenden Technologie zu investieren wie Tesla es, als Milliarden an Strafzahlungen leisten zu müssen, wie wir es von Volkswagen erleben. Da fehlt dann nicht nur der Mut, sondern auch das Geld in die Zukunft zu investieren. Geschäftliche Entscheidungen bergen immer ein gewisses Risiko.
Ich verstehe ja, dass die deutsche Autoindustrie die Kuh „Verbrennertechnik“ so lange, wie möglich melken will. Aber irgendwann gibt die Kuh keine Milch mehr.
Leider sitzen an der Spitze dieser Unternehmen keine Unternehmer mehr, sondern Unterlasser. Aber immer nur warten, ist sicherlich keine gute Strategie für die Zukunft.
Ulik meint
…..noch schlimmer. Es sind Manager.
KritGeist meint
Also Verwalter des (veralteten) Status Quo ;-) Die „Erfolgs & Leistungsprämien“ bekommen die trotzdem unverdient & können sich dafür auf die eigene Schulter klopfen…
Ulik meint
Ich glaube bei Tesla entscheiden nicht nur trockene Zahlen.
Hier geht’s auch um Vertrauen der Anleger und den Haben-Wollen-Faktor der wirklich, sorry, gailen Autos. Wann hat es sowas je gegeben bei einem Auto?
Auch zu Zeiten von Henry Ford haben Analysten ihm keine Zukunft vorausgesagt. Steve Jobs ist ein Beispiel unserer Tage.
Was fällt auf. Alles Amerikaner. Das ganze Silikon Valley ist voll davon. Die Risikokultur ist halt eine andere. Gibt es in Europa und speziell in D nicht – zu viele Regeln und Bedenkenträger.
Natürlich besteht eine Chance, dass Tesla scheitert, aber ohne Elon Musk würde die Autofossilindustrie immer noch in ihrem Elfenbeiturm schlafen oder besser verschlafen.
Dr.M. meint
Statt der neuen Stores würde ich ja lieber mehr Super- bzw. Destination Charger sehen – oder gibt es zum Supercharger-Netzwerk neue Hinweise, wie und vor allem wo es weitergehen soll?
Denn die Supercharger sind für mich eher ein wesentliches Kaufargument als die Stores.
ecomento.de meint
Der letzte Stand ist, dass sich die Anzahl der Schnelllader in 2017 auf über 7000 verdoppeln soll.
VG
TL | ecomento.de
Sukram meint
Was für eine „große Nachfrage“?
Geliefert Q2 14.402
Q1 14.810
Q4/15 17.478
Q1-SH-Letter:
„Due to a large number of vehicles in transit to customers in Europe
and Asia at end of quarter, Q2 deliveries are expected to be approximately 17,000 vehicles…“
Ja, wo sind sie denn geblieben, diese >5.000 „in Transit“? irgendwo ein Kahn abgesoffen? Generalstreik in Tilburg?
Dr.M. meint
Ja, genau daran musste ich auch schon denken, da fehlen ein paar.
Sukram meint
Die Auslieferungen im 1. Hj. 2016 liegen in Europa tatsächlich unter denen des 1. Hj. ’15!
Ein sattes Jahr nach „Markteinführung“ vom „geilen“ X tröpfeln nun hier die ersten für die Endkunden ein- nicht, dass da eine Flut bevorstünde:
Damals lag das Reservierungsverhältnis USA:EU bei ~5:1, und ich nehme an, angesichts der Malaisen des Teils werden noch viele abgesprungen sein.
onesecond meint
Bei Tesla ist alles im grünen Bereich. Sie haben zurzeit noch 3,25 Milliarden an frischem Kapital auf der hohen Kante, die Produktion von Model X und Model S steigt beständig, der Gewinn pro Fahrzeug ist von 21 auf 23% gestiegen, die Nachfrage ist mehr als robust, technologisch sind sie führend und bauen den Vorsprung immer weiter aus, ebenso Supercharger-Netzwerk und Verkaufs- und Servicestandorte,die ersten Produktionsstraßen für das Model 3 sind bereits installiert und mit der Gigafactory kommen sie schneller voran als geplant.
Die deutsche Autoindustrie sollte sich sehr sehr warm anziehen.
tested meint
Würden sie diese Zahlen bitte „beweisen“?
Das hier sind nämlich die Zahlen die mir so bekannt sind…
http://www.marketwatch.com/investing/stock/tsla/financials/cash-flow
onesecond meint
Den Shareholder-Letter einfach mal selber googeln?
http://electrek.co/2016/08/03/tesla-tsla-missed-expectations-highlights-q2shareholders-letter/
S EDE meint
Onesecond, vielen Dank für den Link. Tesla ist auf die Stückzahl profitabler als Porsche, in unseren Medien wird aber nur der Quartalsverlust gemeldet und das es das 13. negative Ergebnise in Folge ist.
deserved meint
Doofe Frage, aber wo kommen denn die Angeblichen Gewinne pro Fahrzeug her? Wenn ich mir den gesamten Cash anschaue lande ich dennoch bei einem dicken minus trotz Kapitalaufstockung. Und wenn man dann den Artikel von Anton Wahlmann zuzieht landet man pro Verkauften Fahrzeug bei: $19,000- pro Fahrzeug
Stefan meint
Danke für die Zahlen und die Quelle. Es ist immer bedenklich, wenn eine Firma bei steigendem Umsatz auch mehr Verlust macht. Die Frage ist wo die Verluste herkommen und was alles noch in der Bilanz ‚versteckt‘ ist.
Bei diesen Zahlen wird mir aber klar, warum sich klassische Autohersteller so hart tun mit dem Newcomer Tesla. Für 23% Gewinn je Fahrzeug bauen die kein Auto und investieren schon gar nicht Milliarden. Die paar Prozent werden schon allein für die Handelsorganisation benötigt. Vom Listenpreis bekommt ja der Kunde schon je nach Modell 16 bis 21 % Rabatt. Für Flotten geht da noch mehr.
Ich bin mal gespannt, wie die Kalkulation beim Modell 3 aussieht und wie viele Kapitalerhöhungen nötig sind, bis Gewinne fließen, vom ROI ganz zu schweigen.
ecomento.de meint
Zur Info: Quellenangaben sind bei uns immer rechts unterhalb der Artikel angegeben bzw. verlinkt.
VG
TL | ecomento.de
tested meint
Sorry aber bei den Zahlen muss das Model 3 einschlagen wie eine Bombe. Pünktlich, in Masse und vorallem „Preiswert“ wie angegeben. Wenn das nichts wird sehe ich es ehrlich gesagt kritisch. Die Firma gehört leider nicht unter die Kategorie too big to fail.
Dr.M. meint
A propos Model 3:
Werden die ganzen Anzahlungen für das Farhzeug eigentlich bei diesen Quartalszahlen mit eingerechnet oder bleiben die separat?
Denn wenn man mal von den bestätigten 373.000 Model 3-Bestellungen a 1.000 US$ ausgeht, die zum allergrössten Teil ja erst im Q2/2016 (also am oder nach dem 01. April) geleistet worden sein dürften, dann sollten bei Tesla theoretisch was um die 373.000.000 US$ auf den Konten liegen, oder rechne ich da falsch? Selbst wenn ich die angeblichen 115.000 „Blind“-Resevierungen, die vor der Präsentation am 31. März geleistet wurden (und die ja dann eigentlich noch in Q1/2016 fallen müssten), dann sollten es noch immer noch 258.000.000 US$ vorhanden sein.
Ist das Geld also schon investiert und der Verlust trotzdem so hoch oder ist das Geld irgendwo geparkt und fällt nicht in die Quartalszahlen hinein?
Kennt sich da jemand genauer mit aus, wie da was verbucht werden muss?
Sukram meint
Ja, das ist EINER der faulen Punkte:
Mal abgesehen davon, daß die CF-Aufschlüsselung ein Witz ist, enthält er die Model 3-Deposits als außerordentlichen Beitrag, der natürlich für eine korrekte Beurteilung abgezogen werden muß; außerdem muss man auch den CF aus den Collaterlized Lease Borrowings einrechnen, da es echter Cash Flow aus der Geschäftstätigkeit ist. Nimmt man also zB 350.000 Deposits (350 Mio $) zum 30.6. an und eliminiert diese, kommt man auf einen tatsächlichen negativen Free Cash Flow von 350 Mio $ in Q2.
Des Weiteren ist zu berücksichtigen, daß Tesla alleine in diesem Quartal weit über 300 Mio $ an Capex „schuldig“ geblieben ist, die für den Rest des Jahres für Model3-Ramp up versprochen waren.
Man kann also von einem negativem FCF von jedenfalls jenseits von 500 Mio $ pro Quartal ausgehen.
Dann käme da künftig noch diese Geschichte hinzu
>“We anticipate that direct leasing will rise from 8% of deliveries in Q2 to about 15% of deliveries in Q3, as we have reached our funding
limit with a banking partner. “
./. ~100 Mio$
und als Krönung obendruff SCTY mit -659 Mio$ FCF im letzten Quartal.
Mahlzeit.
Dr. M. meint
Danke für die Infos. Wenn dem so ist, dann dürfen wir ja mal gespannt sein, wie das mit den geplanten Fabriken in Europa und Asien funktionieren soll – also wie die bezahlt werden sollen.
Ich muss tested leider ausdrücklich recht geben: Wenn das Model 3 nicht rechtzeitig, zum anvisierten Preis und in guter Qualität kommt, dann sieht es aber nicht so gut aus.
Angesichts der Zahlen würde ich auch sagen, dass es wohl so sein wird, dass es eine prächtige Aufpreisliste beim Model 3 geben wird. Und ob das M3 dann der erforderliche Riesenerfolg wird, wenn das Fahrzeug statt 35.000 US$ dann mit ein bisschen Ausstattung 45.000 US$ kostet (wo ja noch Steuern und Zölle dazukommen), dann wird das aber eng.
Ich glaube auch nicht ganz daran, dass die Verluste nur mit dem Produktionsaufbau des M3 zu tun haben. Klar, die Investitionen in Supercharger und Entwicklung M3 sind auch riesig, aber ich befüchte eher, dass es mindestens auch an den völlig unterschätzten Kosten des MX liegt, die jetzt erst voll durchschlagen. Auch wenn ich hier vermutlich verbale Prügel beziehen werde: Ich hielt und halte das MX für einen Fehler – es ist ja letzlich auch eine Abweichung von Elon Musks Masterplan. Ich wage auch zu bezweifeln, dass das Model X trotz seinen Preises wirklich die gesamten Kosten für Entwicklung und Produktion einspielt. Wäre schade, wenn das M3 für das MX das Geld einspielen müsste.
Wäre wirklich sehr schade, wenn es deswegen für Tesla jetzt auf den letzten Metern eng werden sollte.