Für ihren Umstieg auf eine vollelektrische Zulieferung von Briefen und Paketen in Städten setzt die Deutsche Post auf Fahrzeuge der Marke StreetScooter. Die kantig-robusten Stromer wurden an der Technischen Hochschule in Aachen erdacht, die Technik seit 2014 von der Post für die Großserie produziert. Etablierte deutsche Hersteller konnten oder wollten dem Logistikunternehmen kein vergleichbares Fahrzeug liefern. Nun werden Vorwürfe der Industriespionage laut.
Der Stuttgarter Autokonzern Daimler soll sich über eine Tarnfirma einen der Elektro-Transporter der Deutschen Post zugelegt haben – und wurde laut dem Spiegel „prompt dabei erwischt“. Besonders überlegt sollen die Schwaben nicht vorgegangen sein: „Es gibt Dinge, die sind einfach nur dumm. Der Deutschen Post eine Briefkastenfirma als Kontaktadresse zu nennen gehört zweifelsohne dazu. Denn niemand in Deutschland kennt sich mit richtigen und falschen Adressen besser aus als das Bonner Unternehmen“, berichtet das Magazin.
Mitarbeiter eines fingierten Pflegedienstes in Frankfurt haben demnach einen frisch erworbenen StreetScooter direkt auf das Stuttgarter Werksgelände von Daimler gebracht. Die Ingenieure des süddeutschen Herstellers sollen dort dann diverse Testrunden gedreht und die Elektro-Technik des StreetScooter analysiert haben.
Die Post hat dank ihres Kerngeschäfts schnell von der Daimler-Aktion erfahren: Mit Hilfe einer internen Datenbank wurde die Scheinfirma aufgedeckt und der verkaufte Elektro-Transporter über einen integrierten GPS-Sender geortet. Vor Ort in Stuttgart stellten Post-Mitarbeiter dann fest, in welche Hände ihr Lasten-Stromer geraten war.
Nach Informationen des Spiegel wirft die Deutsche Post Daimler nun Spionage vor und fordert seinen elektrischen Lieferwagen zurück. Der Autobauer lässt sich davon offenbar nicht aus der Ruhe bringen: Es wurde mitgeteilt, dass das Beschaffen von Fahrzeugen über Drittfirmen für Vergleichsfahrten durchaus üblich sei. Ob die Post weitere Schritte gegen Daimler einleiten will, ist nicht bekannt.
Leotronic meint
Der unbekannte Postmitarbeiter der den StreetScooter madig machte war also auch ein Mercedes Mitarbeiter. Die rauchende, stinkende und krebserregende Zunft ist auch noch hinterhältig.
EcoCraft meint
Hast du auch nur eine Quelle oder auch nur einen Beleg für die Aussage ?
Is nu so ~ meint
A bisserl neugierig kann man schon mal sein, ist doch irgendwie jeder von uns.
De Daimler’s sind doch auch keine gewöhnlichen Copy-Chinesen.
kritGeist meint
Herrlich, der dt. führende Autohersteller muß über dunklere Kanäle sich ein E-Transporter der Post bzw. einer Uni beschaffen, um selbst eine E-Transporter bauen zu können :-)) Wieso haben sie nicht einfach offiziell um ein Testfahrzeug gebeten oder einfach durch entsprechenden Lizenzschutz von der Post eingekauft?
„Interessant“ finde ich dabei die unkritische „Datenanalyse“ dazu: „Mit Hilfe einer internen DB wurde die Scheinfirma aufgedeckt und der verkaufte E-Transporter über einen integrierten GPS-Sender geortet. Vor Ort in Stuttgart stellten Post-Mitarbeiter dann fest, in welche Hände ihr Lasten-Stromer geraten war.“
Anscheinend ist Daimler mit seinem E-LKW doch nicht so weit, wie beworben & fängt an zu zittern, weil Tesla Ende September seinen vorstellen will ;-P
Nicht überraschend, ich drücke aber weiterhin der Post die Daumen, dass sie auch in dieser Hinsicht erfolgreich bleiben. Passendes Zitat von Tomsen „Wer den Trend verpennt, bleibt auf der Strecke!“ oder „Desruptive Innovation“/“Innovations-Peak“
150kW meint
„Anscheinend ist Daimler mit seinem E-LKW doch nicht so weit“
Oder sie sind schon weiter….
https://ecomento.de/2017/07/31/elektro-lkw-fuso-ecanter-daimler-startet-europa-produktion/
Dr.M. meint
Soso, der selbsternannte Weltmarktführer bei der Elektromobilität kauft sich einen Elektrotransporter bei der Konkurrenz, um mal zu sehen, wie man sowas macht.
Toll. Aber Weiterbildung schadet sicher auch in der Automobilbranche nicht.
Mal sehen, wann Daimler sich einen E.GO zulegt….. Oder einen Sion. Man kann ja immer was dazulernen.
EcoCraft meint
Was wöre auch verkehrt daran?
Auch wenn das iPhone 6 schon sehr ausgereift und gut verarbeitet war, galuben sie nicht die Entwickler von Apple haben nie auch einen genaueren Blick auf die Flagschiffe von Samsung und HTC geworfen? Unabhängig davon wie gut das eigene Produkt ist?
schs meint
Wenn der Streetscooter regulär zu kaufen ist, dann darf das auch Daimler – selbst über ein zweites Unternehmen. Sie dürfen das E-Auto auch auf einer Teststrecke fahren und bis ins kleinste Detail auseinanderschrauben. Soweit hat das wenig mit Werksspionage zu tun. (Die Azubis und Praktikanten werden sich freuen, die das Auto bis zum Auseinanderfallen über die Strecke prügeln dürfen.) :-)
Peinlich für Daimler ist die Story trotzdem – und gleichzeitig ein Lob für die Deutsche Post, dass ihre Transporter wirklich ernstgenommen werden. Ich hatte Spaß beim Lesen.
Jensen meint
Ist ja schön und gut, dass sich Daimler zu marktüblichen Zwecken auch Fahrzeuge von anderen Anbietern anschaut und was auch immer für Schlüsse aus den Eindrücken zieht. Spionage hat sicher eine andere Definition. Wenn es sich bei dem „Strohmann“ für Daimler aber um eine Briefkastenfirma/Scheinfirma oder wie man das auch immer nennen darf handelt, wird das zu Stande kommen des Kaufvertrags mit dieser „Firma“ und aller damit zusammenhängenden fiskalen und rechtlichen Fragen, sicher für diverse Behörden von Bedeutung sein.
Die Post wird schon wissen, an wen sie zu schreiben hat …
Anderer Blickwinkel meint
Wenn die Strohfirma den Wagen nicht irgendwelchen staatlichen Fördermitteln gekauft hat, für die besondere Nebenbestimmungen gelten, ist es doch egal, was die Strohfirma mit dem Wagen macht. Ob sie den nun offiziell an Mercdes weiterverkauft oder ihnen den Wagen frei überlässt.
Ist doch nun deren Eigentum – damit können sie tun und lassen was sie wollen.
Würde ich mir einen Streetscooter zulegen und würde diesen dann aus freien Stücken meinemm Nachbarn oder meinen Eltern verleihen – warum sollte ich dafür von irgendeiner Seite (Streetscooter oder vom Gericht) dafür belangt werden?
Also kann auch die Strohfirma den Wagen einer anderen Firma überlassen ohne Konsequenzen zu fürchten.
EcoCraft meint
ISt es etwa auch Spionage, wenn der Betreiber eines Restaurants mal in einer anderen Wirtschaft isst? Ist es Spionage wenn sich jemand aus dem Trainerstab des FCB ein Spiel vom BVB im Station oder auf Sky ansieht?
Nein! Warum sollte es auch. Wenn Mercedes diesen Wagen erwirbt und ihn sich dann genauer ansieht, wo ist das Problem. Jeder Unternehmer, egal in welchem Bereich, tut sehr gut daran seine eigenen Konkurrenten, ihre Produkte, sowie deren Stärken und Schwächen zu kennen.
Glaubt ihr Ernsthaft führende Mitarbeiter von Coca-Cola hätten nicht auch jedes Produkt gekauft und analysiert was Pepsi auf den Markt bringt?
Solange sie die Produkte im freien Handel erwerben, ist das völlig legetim. Etwas anderes wäre es, wenn Sie sich in die Rechner der konkurrenz hacken um dort Baupläne / Rezepturen oder ähnliches (Firmengeheimnisse) stehlen würden! Das wäre Spionage. Aber wenn ich ein erfolgreiches Produkt auf den Markt bringen, dann muss ich eben damit rechnen das versucht wird es zu kopieren.
Thomas R. meint
Es ist kein Problem. Es ist nur sehr peinlich :). Die Deutsche (!)Post(!)
150kW meint
Richtig, peinlich für die Post, die tatsächlich glaubt das es sich um Spionage handelt. Aber gut, sie sind halt neu im Technik Bereich.
ThomasR meint
Auch wenn man das Wort tauschen würde wäre der Sachverhalt jedem sofort verständlich… ebenso die Peinlichkeit :)
EcoCraft meint
Wieso ist lernen von anderen peinlich?
Welch kranke Vorstellung von der Welt, wenn jede Firma das Rad immer wieder von neu entwicklen müsste.
Es ist doch wie in der Schule beim abschreiben. War abschreiben wirklich peinlich? Für den der abgeschrieben hat sicherlich nicht. Er konnte auf relativ leichtem und schnellen Weg seine Note / Leistung verbessern (wenn er beim richtigen abschreibt). Ich habe nie auf dem Schulhof gehört „Voll peinlich, der Lukas musst den Rechenweg und das Ergebnis von Aufgabe 6a bei mit abschreiben“, höchstens mal „Voll peinlich! Hat der Pauker den Lukas beim abschreiben erwischt und aus der Klasse geworfen. Jetzt bekommt Lukas nen 6er, ha ha!“
Peinlich beim Abschreiben ist höchstens das erwischt werden. Ja, aber das passiert auch den besten.
Ralf Naumann meint
Jeder kann nur lernen wenn er sich die Produkte von der Konkurenz ansieht – das Produkt selbst wird immer besser! Das nutzt dem Verbraucher.
Aber warum kauft Daimler unter einer Briefkastenfirma?
Sind wir hier in Panama?
Wie weit ist Daimler schon gesunken….schade
NurMalSo meint
Schon mal drüber nachgedacht, dass dioes zum ganz normalen Geschäftsgebahren gehört? Und es eigentlich jeder im großen oder kleinen Stil macht?
Alles was anders ist, ist dass diesmal aufgrund vom Sommerloch, eine sochle Meldung es auch in die Nachrichten geschafft hat.
Anonym meint
Was ich ja viel interessanter an diesem Artikel finde als das Bashing von Mercedes ist der Fakt, dass die Post also intern Listen führt, aus der genau hervorgeht, welche Adresse und welche Firmen „Briefkastenfirmen“ sind.
Wie auch immer die das intern auswerten, ohne Zugriff auf Mitarbeiterdaten oder Umsätze des Unternehmens zu haben – würde mich doch mal interessieren in wie weit sie diese Informationen an die Justiz weitergeben damit diese früher / besser / gezielter vorgehen kann um auch zukünftige Schäden und Schädigungen zu verhindern!
schs meint
Ein sehr interessanter Gedanke! Ich kenne nicht mit den rechtlichen Hintergründen nicht aus, aber das klingt auf jeden Fall nach einer sehr interessanten Idee.
Thomas R. meint
Hat Streetscooter eigentlich auch bei Mercedes spionieren müssen? Plant Mercedes vielleicht bald Briefzustellungen?
Das Beste oder nichts!
McGybrush meint
Ist zwar peinlich aber nicht strafbar solange man so ein Auto legal erwerben konnte. Frag mich nur was denen nun noch genau fehlt.
Man braucht ein Akku, eine elektronik, ein Motor und eine Karosse. Vieles was ich denen auch so zutraue.
Blackampdriver meint
Trotzdem ein Ritterschlag für die Post..die ja eigentlich Briefe und Pakete als Kerngeschäft hat…das Beste oder nichts interessiert sich für einen über 200 jährigen Zustellungsdienst…da haben einige wahrscheinlich den Kopf gewaschen bekommen..
150kW meint
Es ist doch absoluter Standard das Firmen Konkurrenz Produkte kaufen und analysieren. Nicht nur im Automobil-Bereich.
Der Vorwurf der Spionage ist vollkommen aus der Luft gegriffen. Spionage wäre es wenn sich Daimler widerrechtlich Daten beschafft hätte.
Paul W. meint
Richtig, hier von Spionage zu reden ist BILD Niveau.
Mitbewerben kaufen ständig Fahrzeuge anderer am Markt um zu vergleichen. Audi hatte in Ingolstadt den ersten Model X auf deutschem Boden, direkt aus USA importiert. Genauso machen es die anderen auch. Das ist ganz normales Business.
Wännä meint
@Paul W. & 150KW
Mag ja sein, dass es üblich ist sich Modelle der Mitbewerber zwecks Wissenstransfer zu beschaffen.
Die Frage ist doch, wieso man im Fall Streetscooter so plump vorgegangen ist?
Es liegt also zumindest der Verdacht nahe, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist.
150kW meint
Warum sollte man für so etwas alltägliches großen Aufwand treiben?
Kritiker meint
Das beweist wie weit zurück Daimler heute schon technisch gesehen ist.
Aber ich wette sie bekommen trotz des heimlich und aus meiner Sicht illegal beschafften Fahrzeugs, keinen gleichwertigen Transporter hin und schon gar nicht zu dem Preis und auch nicht „made in Germany“.
Siehe Smart ED = circa 22.000,-
e-go life = circa 15.000,-
150kW meint
Was wäre denn gleichwertig? Der Vito e-Cell hat größere Reichweite, höhere Endgeschwindigkeit und höhere Ladeleistung. Einzig beim Preis werden sie vmtl. nicht mithalten können. Der kommt aber auch eben wegen größerer Reichweite, höherer Endgeschwindigkeit und höherer Ladeleistung zustande.
Kritiker meint
@ 150kW: Gibt es den Vito e-Cell? Ich finde weder unter Wikipedia noch bei der für mich zuständigen Daimler AG Niederlassung unter Vito ein Fahrzeug mit E-Antrieb. Nur CDI.
Kann es sein, dass es den Vito e-Cell nicht (zu kaufen) gibt ?
150kW meint
Es gab mindestens 2000 Stück im Leasing. Ob es das immer noch gibt weiß ich nicht. Jedenfalls gab es eine größere Stückzahl der Fahrzeuge. Die Fahrzeuge waren von Daimler also fertig Entwickelt ohne Spionage bei dem (damals) nicht vorhanden Streetscooter.
Peter W. meint
Wenn es ein vergleichbares Fahrzeug von Daimler gäbe, hätte man sich bei der Post nicht die Mühe gemacht selbst aktiv zu werden. Meines Wissens nach hat VW und Daimler die Post in sachen E-Transporter abblitzen lassen.
150kW meint
O-Ton DHL: „es war kein Fahrzeug zu bekommen, das unseren Ansprüchen gerecht wurde. Oder der Preis sei zu hoch gewesen.“
Bracame meint
Das ist ja genau der Punkt! Ein Kunde braucht ein Fahrzeug dass kaum km am Tag fährt und quasi 90% der Zeit steht, dazwischen ein paar Meter bewegt wird die Autobahn Maximal für 1-2 Ausfahrten befährt und bekommt ein Fz. angeboten dass vollkommen an den Bedürfnissen vorbei entwickelt wurde dafür aber teuer ist. Kein Wunder dass es den Streetscouter gibt.