Dass das deutsche Ladenetz für Elektroautos noch in großem Umfang ausgebaut werden muss, ist allseits bekannt. In vielen Großstädten gibt es zwar bereits zahlreiche öffentliche Stromer-Tankstellen. Für den erwarteten Boom von Batterie-Autos im nächsten Jahrzehnt reicht die Infrastruktur nach Expertenmeinung jedoch bei weitem nicht aus. Einer Erhebung nach gibt es in manchen Städten Deutschlands gerade einmal einen Ladepunkt für knapp 50.000 Einwohner.
„Großstädte hierzulande sind mangelhaft vorbereitet auf die Mobilitätswende“, so der Leiter des Car-Instituts an der Universität Duisburg-Essen Ferdinand Dudenhöffer. Eine aktuelle Analyse des Instituts zeigt der Süddeutschen Zeitung zufolge: In den 50 größten deutschen Städten gibt es insgesamt nur 1897 öffentliche Ladesäulen.
Schlusslicht der Erhebung ist Solingen mit nur einer öffentlichen Ladesäule pro 52.909 Einwohner. Am besten schneidet Stuttgart ab – dort wurden 180 öffentliche Ladestationen gezählt, vorrangig betrieben vom landeseigenen Energieversorger EnBW. In München, Nürnberg und Augsburg stehen laut dem CAR Institut erst insgesamt 164 Ladesäulen. „Für E-Auto-Fahrer ist Deutschland eine Wüste, die sie in extremen Gebieten meiden sollten“, bemängelt Dudenhöffer. Für die Auswertung haben der Duisburger Forscher und sein Team die Daten der sechs wichtigsten Ladesäulen-Datenbanken des Landes verarbeitet.
Kurt Sigl, Präsident des Bundesverbands der E-Mobilität, kritisiert: „Die deutsche Politik und die Automobilindustrie haben die Elektromobilität verschlafen.“ Bund und Industrie haben das Problem mittlerweile erkannt und arbeiten an einem umfangreichen Ausbau des deutschen Ladenetzes. Bald sollen bundesweit 15.000 Elektroauto-Ladestationen zur Verfügung stehen, davon 5000 Schnelllader.
Auch die Autohersteller selbst wollen angesichts zahlreicher in den nächsten Jahren kommender neuer Stromer-Modelle die Infrastruktur vorantreiben. BMW, Daimler, Audi und Porsche sowie Ford planen bis 2020 Tausende Ladestellen entlang europäischer Autobahnen und Fernstraßen. Bereits zahlreiche Strom-Tankstellen im Angebot haben die Elektroauto-Pioniere Nissan und Tesla. Beide Unternehmen wollen ihre Ladenetze in Zukunft weiter ausbauen und setzen – anders als die deutschen Hersteller – auch auf innerstädtische Ladeangebote.
i_Peter meint
Ich muss Thomas Wagner Recht geben: so schlimm, wie es Ecomento und Süddeutsche schildern, ist es um die Ladeinfrastruktur gar nicht bestellt.
Oder hat Stuttgart etwa 15 Millionen Einwohner (50.000 pro Ladepunkt) ?
Ich fahre nun im 4. Jahr elektrisch und nutze CCS-Schnelllader entlang der Autobahnen für Langstrecken. Das Navi zeigt diese Lader an und ob sie innerhalb der Reichweite liegen. Es wird sogar im Navi angezeigt, ob die Säule funktioniert und gerade frei ist. Meist stehen dann 2 oder 4 Lader dort, die alle frei sind. Auf diese Art kann jeder Punkt in Deutschland erreicht werden.
In Frankreich steht meist nur 1 Lader an der Autobahn.
Für den Anfang ist das o.k., auch wenn der Ausbau mit der steigenden Flotte mitwachsen muss.
P.S. Neben den 2 Ladepunkten in Solingen gibt in maximal 15 km Entfernung insgesamt 65 Ladepunkte: Ladewüste sind anders aus !
Und das soll die am schlechtesten versorgte Stadt sei ?
newchie meint
Beispiel:
Samstag 14. Okt am Schnelllader Vaterstetten Richtung Süd.
Ich habe meinen Leaf angesteckt und ging zum Essen.
Ca 5 Min später kam ein i3 und wollte an der einen Ladesäule auch laden, er steckt an und glaubt das sein Fahrzeug geladen wird.
20 Min später kommt er zurück und stellt keine Ladung fest da mein Leaf noch geladen wurde.
Als dann noch ein Ionic vorfuhr habe ich Essen und Laden abgebrochen.
Der i3 musste dann noch 30 Min laden und danach konnte auch der Ionic mit Ziel Lindau laden!
Fazit: E-Mobilität funktioniert auf der Langstrecke NUR mit TESLA.
Die Deutsche E-Mobilität ist eine reine Zumutung.
Fahren Sie lieber Verbrenner oder Tesla und vergessen Sie den Rest!!!!
Ein Tesla S und Leaf Fahrer
Jürgen S. meint
Ich kenne eine Zoe (aktuelles Modell) Fahrerin die von CH nach D Langstrecke über F fährt und dabei einen ordentlichen Umweg in Kauf nimmt. Das sagt eigentlich schon alles aus über das Ladenetzwerk in D aus.
Während man in F abends problemlos kostenlos im Supermarkt am 50kw Charger nachladen kann, hat man in D mit allerlei Hindernissen zu kämpfen. Zugang, Preis, Zuverlässigkeit, Quantität um nur einige zu nennen. In D sehe ich derzeit für Langstrecken auch keine alternative zu Tesla.
Priusfahrer meint
Danke für diesen Bericht. Er zeigt uns die gegenwärtige Situation in
Deutschland u. Österrrech.
Bin auch ab u. zu mit einem geliehenen Leaf unterwegs. Wenn mir das
Auto angibt wo wo ich laden soll, ist dort meistens alles belegt oder ausser Betrieb. Wenn ich nicht noch eine App auf dem Handy hätte würde ich unweigerlich ohne Strom im Irgendwo landen. Meistens
findet man in der Nähe eines Bahnhofs, Einkaufzentrums oder Flughafens noch eine (Not)Ladesäule.
ulli0501 meint
Hallo zusammen,
die Lobbyarbeit hat schon immer die Politik bestimmt und nicht umgekehrt, denn die Politiker wollen ja irgendwann neben Ihren kleinen Pension – geschätzt 5 bis 10T Euro pro Monat was vermutlich in den Kreisen nicht mal annähernd für die Lebenshaltungskosten reicht Ihrer Familie was bieten. Daher bietet sich ein kleiner Nebenverdienst wie Herr Schröder in der Wirtschaft an ?
Der deutsche Absatzmarkt ist doch für die deutschen Herstellen nur ein kleiner Fisch und da interessiert auch keine Infrastruktur. Das hier Aktionismus herrscht ist nur der Tatsache geschuldet, dass in USA und China die Absätze wegen stärkerer Konkurrenz schrumpfen werden.
Das die Politik wenig macht wegen Ladesäulen wundert mich nicht – fahren doch ziemlich alle Diesel Dienstwagen. Solange es einen nicht selber betrifft alles gut. Und wir stoßen uns auch nicht wegen ggf. Strafzahlungen der EU, weil wir in einigen Städten die Grenzwerte nicht einhalten > entweder Merkel macht Druck das wir Zeit gewinnen oder der Steuerzahler zahlt die Strafe.
Die einheitliche, mit einheitlichem einfachem Bezahlsystem wird aus meiner Sicht noch einige Jahre dauern. Was mich betrifft würde ich mir erst eigenen Wohnraum anschaffen, dass ein E-Auto sinnvoll wäre um es zu Hause zu laden für meine Kurzstrecken. Für den Jahresurlaub oder weitere Strecken leih ich mir eh ein Wohnmobil oder Flugzeug, daher beobachte ich lieber mal den Markt wie er sich entwickelt.
kritGeist meint
Besser gehts nicht, nichts dazu hinzuzufügen :-) :-(
Redlin, Stefan meint
Habe die Deutschen noch nie verstanden, allerdings funktioniert die Lobby. Erstmal CCS-Gleichstrom-Bügeleisen-Kloben-Stecker erfinden um die Ausländer vom Laden auszugrenzen, und dann noch nicht mal Autos bauen die zu diesem scheiß Stecker passen. Ausserdem ist das alles nur Option für Reisende an Autobahnen, zu Hause haben wir Wechselstrom. Da kann man natürlich auch laden, allerdings dann nur einphasig mit 3,7 KW. Was soll das alles? E-Autos müssen schnell Gleich- und Wechselstrom laden können, falls es den denn irgendwo gibt. Gibts weniger wird es eben länger. Aber gleich so doof zu bauen, dass man gar nicht schnell kann selbst wenn es schnell gäbe, das will mir nicht in die Birne. Ist halt Politik und Lobby, ich glaub das muss man nicht verstehen. Brauchbares Auto führe 500 Km weit und könnte mit Wechselstrom bis 43 KW und mit Gleichstrom bis 150 KW geladen werden. Und wer hat so etwas? Niemand aus Deutschland! Europa?!
Thomas Wagner meint
Über den Sinn dieser Erhebung kann man meiner Meinung nach geteilter Meinung sein !
Wenn hier mit Stromtankstellen pro Einwohner gerechnet wird, ist dies gelinde gesagt, das
Thema verfehlt, oder laden in Solingen die Einwohner den Strom aus der Ladesäule ?
Es sind noch immer die Elektroautos, die die Ladesäulen nutzen.
Und von denen gibt es in Deutschland gut 50.000 Stück.
Laut Internetforum GoingElectric, auf der das umfassendste Verzeichnis von Stromtankstellen
in Deutschland geführt wird, sind (Stand heute Morgen) 9.691 Stromtankstellen mit 28.447 Ladepunkten verzeichnet. Es kommen also rechnerisch etwas über 5 Elektroautos auf jede Stromtankstelle oder etwa ca 2 Elektroautos auf jeden Ladepunkt.
Monatlich kommen noch ca 200 neue Stromtankstellen und etwas über 2.000 Elektroautos hinzu.
Aus meiner Erfahrung mit meinem ZOE, kann ich auch berichten, dass es immer noch
eher selten ist, an einer Ladesäule ein zweites Elektroauto anzutreffen.
Deshalb meine ich, dass Deutschland bzgl Elektrotankstellen gar nicht so schlecht dasteht.
Und solange sich der Bestand an Elektroautos nicht massiv steigert, wird dies auch noch für ein paar Jährchen so bleiben :-)
Fritz! meint
„Bereits zahlreiche Strom-Tankstellen im Angebot haben die Elektroauto-Pioniere Nissan und Tesla. Beide Unternehmen wollen ihre Ladenetze in Zukunft weiter ausbauen und setzen – anders als die deutschen Hersteller – auch auf innerstädtische Ladeangebote.“
Wo sind denn die Nissan-Ladesäulen? Das sie welche bauen wollen, habe ich gelesen, aber das wollen alle. Ein flächendeckend funktionierendes wirkliches Schnellladenetz gibt es im Moment doch nur von Tesla (alle 200 km an der BAB ca. 6 Lader mit 120 kW).
JoSa meint
Soweit mir bekannt ist, haben alle Nissanzweigstellen Ladesäulen installiert, an denen jeder Kostenlos laden kann.
Priusfahrer meint
Habe schon drei mal versucht bei Nissan mit einem Leaf zu Laden.
Beim ersten Nissan Händler war zwar eine Multi-Ladesäule, aber
der Ladestecker war mit einem Vorhängeschloss gesichert. Beim
zweiten N H war die Ladesäule im Innenhof und der Schranken
geschlossen und beim Dritten kam ich nicht an die Säule weil Neu-
Fahrzeuge davor standen (Absicht?). Ist das das Versprechen von
Nissan, gratis bei jedem Nissan-Händler laden zu können?
Thrawn meint
„Die deutsche Politik und die Automobilindustrie haben die Elektromobilität verschlafen.“
Meiner Meinung nach nicht verschlafen, sondern ganz bewusst verzögert, behindert und blockiert. Dann kam der Dieselbetrug ans Licht und das Kartenhaus bekam Risse und droht nun zusammen zu stürzen. Jetzt herrscht plötzlich Aktionismus.
Peter W. meint
Da fehlt die politische Initiative. Wenn man alles dem Markt überlässt, und Wohnungsbesitzer und Mieter im Stich lässt, die gerne ein E-Auto kaufen würden, es aber an Ihrem Stellplatz nicht laden dürfen, kommt man nicht weiter.
Schnelladesäulen sind wichtig, aber noch viel wichtiger sind die Lademöglichkeiten in Parkhäusern, auf Parkplätzen und an der Straßenlaterne. Hier sind vor allem Städte und Gemeinden gefragt, und Gesetze, die eine Ladestation am Stellplatz ermöglichen.
Eine vernünftige Abrechnung nach kWh gehört da auch dazu.
Skodafahrer meint
Die deutsche Autoindustrie ist noch nicht so weit. Die deutsche Politik möchte das der Kunde auf ein deutsches Elektroauto umsteigt.
Bis 2020 wird es Fahrzeuge auf neuen Elektroplattformen geben, die dann auch von der Politik stärker unterstützt werden.
Es ist gut möglich, das die deutsche Regierung gegen Ende der Legislaturperiode eine Quotenregelung für Elektroautos unterstützt,
denn man möchte keine neuen Wettbewerber subventionieren.
Peter W. meint
Ich habe auch den Eindruck, dass in DE die Ladeinfrastruktur, auch die private, erst richtig unterstützt wird wenn VW und Daimler den Politikern grünes Licht geben.
Arbeitsplätze first, auch wenn es nur schlecht bezahlte Leiharbeiter sind. Luftreinhaltung gaaaanz am Schluss, da zahlen ja die Krankenkassen für die Folgen.
JoSa meint
Falsch…
Das Zahlen alle Versicherten Kranken. Also wir…
Peter W meint
Auch falsch, Staatsdiener müssen keine Krankenversichrung bezahlen.
bossmaniac meint
Solange wir mit Staatsdiener keine Beamte meinen. Mit der Versicherung unserer Politiker habre ich mich noch nicht beschäftigt.
Denn bei Beamte zahlt 50% die Beihife = Steuerzahler (Von der konkrten Rechnung, die der Beamte ersteinmal vorlegen musste) und 50% die private Krankenversicherung. (Jedes Famileinemitglied muss einzeln versichert werden.)
Nightrunner meint
Dass man sozusagen an jeder Straßenlaterne laden kann, halte ich für unmöglich. Im übrigen wäre selbst das zu wenig, wenn der gesamte PKW-Verkehr einmal elektrifiziert ist. Notwendig sind Schnell-Ladesäulen entlang der Autobahnen (wie bei den SC von Tesla) und an den Supermärkten, wobei alle Stellplätze mit Ladern ausgerüstet sein müssen. So haben auch diejenigen, die Zu Hause nicht laden können ausreichend Lademöglichkeiten. Die Politik muss nur noch die erforderlichen Anreize schaffen, damit alles ins Rollen kommt. Dafür wird es allerdings langsam Zeit, wenn man zukünftig Versorgungsengpässe vermeiden will.