Kritiker der E-Mobilität bemängeln unter anderem, dass in Deutschland im Falle eines Elektroauto-Booms nicht genügend Strom für das Laden von Millionen von Stromer-Pkw zur Verfügung stehen würde. Werner Tillmetz, Vorstandsmitglied des Ulmer Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung, sieht das anders.
„2016 hat Deutschland mehr als 50 Terawattstunden Strom exportiert“, erklärte Tillmetz bei einer Veranstaltung der Stuttgarter Zeitung. Diese Menge würde etwa zehn Prozent des hiesigen Bedarfs entsprechen – in Deutschland gebe es damit genügend Strom für einen raschen Ausbau der Elektromobilität. „Mit der exportierten Strommenge könnten 20 Millionen Elektroautos fahren“, betonte Tillmetz.
Auch das Argument, dass es noch keine ausreichende Ladeinfrastruktur in Deutschland gebe, sieht Tillmetz als hinfällig an: Die meisten Elektroautos würden zuhause, am Arbeitsplatz oder vor dem Supermarkt geladen. Mit einer eigenen Fotovoltaikanlage von 20 Quadratmetern könnten Privatleute dabei ihre Energie für 12.000 Kilometer im Jahr kostengünstig und unabhängig selbst erzeugen.
Tillmetz kritisierte, dass die deutschen Autobauer noch keine eigene Batteriezellproduktion aufgebaut haben – „dabei wurde das Prinzip des Lithium-Ionen-Akkus 1970 an der TU München entwickelt“, so der Forscher. Er ist überzeugt, dass Lithium-Ionen-Akkus bis auf weiteres im Automobilbereich dominieren werden – und damit asiatische Zulieferer wie Samsung oder Panasonic sowie Hersteller mit eigener Batteriezellen-Fertigung wie Tesla einen langfristigen Wettbewerbsvorteil haben werden.
Jürgen Baumann meint
Der bisher geleistete Export ist nur ein Teil der Medaillie. Die Frage ist auch, was kann über mehr Energieeffizienz beim Strombedarf noch freigemacht werden. In der Schweiz gegen wir hier von einem Potential von rund 30% allein bei der Elektrizität aus. Eine Vollelektrifizierung wird auf einen vermehrten Strombedarf von +20% gegenüber des jetzigen Bedarfs eingeschätzt. Eine Elektroflotte könnte also rein rechnerisch ihren Jahres-Energiebedarf aus den potentiellen Effizienzsteigerungen alimentieren. Energetisch sehe ich auch in anderen Ländern kein Problem. Es wird sich eher bei der der nötigen Leistung akzentuieren. Aber nicht jeder muss ja immer und überall mit 22 kW oder noch mehr Laden. Bei einer typischen Fahrstrecke von gegen 50 km am Tag und einem Bedarf vom 20 kWh/100 km würde in der Nacht (oder am Tag) eine Leistung von 1 kW reichen, wenn das Fahrzeug steht und nicht benutzt wird …
S EDE meint
Wer es genau wissen möchte, wie unsere Mobilität und Erneuerbare Energiewelt mit Speicher im Haus und Auto Laden/entladen zu Kapazitätsspitzen geplant ist, sollte in Juni auf die Messe TheSmarterE in München kommen.
S EDE meint
Warum wird immer wieder behauptet, im Winter wird in DE der Strom aus erneuerbaren knapp? Genau anders herum ist es. Wir produzieren von Oktober bis Februar über 10 TWh Strom mit erneuerbaren und exportieren über 5 TWh ins Ausland. Von Mai bis September exportieren wir teilweise unter 2 TWh ins Ausland. Quelle: Energie-Charts.de
Nicht von Gefühlen leiten lassen, lesen und Faktencheck ist angesagt.
Peter W meint
Ab und zu werden auch mal brauchbare Tatsachen veröffentlicht, und nicht nur der Quatsch, dass man Verbrenner noch Jahrzente lang braucht.
Anstatt die Akkuproduktion endglich anzugehen wartet man ganz offensichtlich auch die Festkörperzellen. Alles Taktik um Zeit zu gewinnen.
caber meint
Richtig, 2018 werde ich Solarzellen (Südlage) und einen Lithium Speicher installieren. Leider ist der Tesla Powerwall 2-0 nur für 1Phasenbetrieb lieferbar.
RG meint
Ich wollte dieses Jahr ursprünglich – geblendet vom Preis – auch eine Powerwall-2 installieren, bin dann aber mangels Verfügbarkeit und der Erkenntnis, dass Teslas amerikanisch-typischer „Lowtech-Ansatz“ (außer der Einphasigkeit sei noch der DC-AC-DC-AC Wandelunfug, die notwendige Kühlung und Heizung der Batterie etc. … und ein aus alledem resultierender lausiger Wirkungsgrad weit unterhalb der 90%) zu meiner deutschen Ingenieursdenke inkompatibel ist, auf eine hochmoderne (deutsche!) Hightech-Variante umgeschwenkt und genieße nun volle 3-Phasigkeit, einen trafolosen DC-DC-AC Hybrid-WR mit >97% Gesamtwirkungsgrad, eine eigensichere(!) und geräuschlose LiFePO4 Batterie und nicht zuletzt einer uneingeschränkten, 3-phasen-symmetrierten Notstromstromversorgung. Das gibts halt nur mit German Engineering und kostet dann halt ein bissl mehr…
Thrawn meint
@RG:
All das, was Sie da auflisten, habe ich auch, allerdings mit Lithium-Ionen Akku statt LiFePO4. Aber auch von einer deutschen Firma mit DC seitig gekoppelten Akku, 3 Phasen Wechelstromversorgung und Notstromfunktion. Dazu noch eine passende Wallbox, bei der ich wählbar volle Pulle oder nur den solaren Überschuss laden kann, wenn’s nicht pressiert.
Seit 2 Jahren in Betrieb. Läuft super.
Leotronic meint
Die Zukunft ist wunderbar. Wenn die ersten Batterien aus ausgedienten Elektroautos als Hausspeicher für Solarstrom verwendet werden geht die Selbstversorgung entsprechend hoch. Und ein Elektromobilist wird wohl für immer EV fahren. Deshalb wird er sein EV mit Solarstrom aus der Altbatterie laden. Und mit steigenden EV Anteilen wird auch der Einsatz von Altbatterien immer höher sein. Die Zukunft ist wunderbar.
Wännä meint
Passend zum Thema Stromverbrauch, Im- und Export möchte ich auf den „Agorameter“ verweisen, der tagesaktuell die Produktion der verschiedenen Energieträger aufschlüsselt:
https://www.agora-energiewende.de/de/themen/-agothem-/Produkt/produkt/76/Agorameter/
Daniel meint
Nur ist der Strom auch zum richtigen Zeitpunkt verfügbar? Vermutlich eher nicht. Deshalb muss in Speichertechnik investiert werden unwahr mehr als ein paar Akkus.
M3 meint
Die Speichertechnik ist in jedem E-Auto im Boden eingebaut. Es müssten nur intelligente Stromtarife, Lastverteilung und V2G eingeführt werden. Dann wenn Strom im Überfluss produziert wird, kann er günstiger angeboten werden und die E-Auto-Batterien werden geladen.
Z.B. lade ich mein Auto nachts komplett voll. Fahre am Tag 50% leer und speise zwischen 18-20h sogar wieder ins Netz zurück, wenn der Bedarf in dieser Zeit hoch ist. Dann nachts wieder aufladen.
Die Technik gibt es schon, nur scheinbar der Wille noch nicht bei den Autohersteller und Energieversorger…
Steff meint
Heute gibt es in Deutschland 40 GWh Speicherkapazität in Form von Stauseen. Bei 20 Mio. Fahrzeug-Akkus mit ø50kWh ergibt sich eine Speicherkapazität von 1000 GWh! Das wäre 25 mal mehr als heute, das sollte reichen ;-)
Dieselfahrer meint
Und womit werden die 1000 GWh nachgeladen, wenn es im Winter mal wieder kein Solarstrom gibt? Aus den 40 GWh Speicherkapazität in der Form von Stauseen? Merkwürdige Argumentation….
Bracame meint
Und was ist deine Argumentation?
Steff meint die Nutzung der E-auto Batterie als smart Grid Speicher. Warum sollte man die nachladen wenn es gerade knapp ist? Ist nicht der Sinn eines smart Grid systems. Und falls deine Argumentation darauf zielt das alle 20mio. Autos gleichzeitig anfangen zu laden dann ist es das gleiche theoretische Problem wie “ was wäre wenn alle gleichzeitig den Föhn einschalten“ oder alle Dieselfahrer in Deutschland gleichzeitig Tanken wollen. Unwahrscheinlich oder?
Mehr denken und weniger Dieseln wäre angebracht!
Steff meint
@Dieselfahrer
Ein Speicher produziert keinen Strom, er speichert ihn „nur“. Dass genügend Strommenge vorhanden ist erschliesst sich dem aufmerksamen Leser aus dem Artikel.
Offensichtlich scheint die Sonne im Winter und insbesondere Nachts weniger, auch der Wind bläst oft wann er will! Allerdings scheint irgendwo auf der Erde immer die Sonne und das Wasser fliesst Tag und Nacht die Flüsse runter.
Trotzdem besteht ein grosser (effizienter!) Speicherbedarf, Tendenz steigend. Dabei sind BEVs ein grosser Teil der Lösung. Die genannten Stauseen (genauer Pumpspeicherwerke) leisten max. 7GW für knapp 6 Stunden und haben einen Wirkungsgrad von nur 70%.
Bei 1000GWh BEV-Speicher entspricht das lediglich 2kWh pro Fahrzeug, also rund 10km Reichweite. (350W*6h) zudem ist die Effizienz höher als bei Pumpspeicherwerken und weil dezentral besser fürs Netz.
atamani meint
@Bracame
Na dann fangen sie mal zu denken an…
16 bis 26 Januar diese Jahr, Solarstrom und Wind praktisch Null. Davor und danach ebenfalls nur geringe Produktion…wie laden Sie die 1000Gwh auf? Ihre 1000Gwh reichen ja nicht mal die 10 Tage…
Thomas meint
Leider gibt es in Deutschland/Mitteleuropa immer wieder Phasen, in denen Wind und Sonnenenergie für mehrere Tage ausfallen. Dieser Ausfall ist oft großräumig und betrifft zeitgleich sogar unsere Nachbarländer, Stromimporte eher gering. Import Norwegen über Nordlink etc. betragen ca. 2,8 GW. Deswegen muss diese Zeit mit Gaskraftwerken/KWK, betrieben mit E-Gas aus dem 200 TWh-Gasnetz überbrückt werden. Das Szenario sieht wie folgt aus für eine 100 %ige Erneuerbare Versorgung:
– 67 GW Gaskraftwerke (derzeit iwas mit 29 GW)
– 42,7 GW Elektrolyseure
– ca. 200 GWp Wind
– ca. 200 GWp Solar
– Biomasse, Wasserkraft etc. (nicht mehr viel ausbaubar)
Kosten: 5,7 Cent/kWh (derzeit 7 Cent/kWh exclusive eingepreiste Umweltschäden)
Wie kommt man dahin?
– Wind, Solar aufbauen
– Kohlekraftwerke, AKWs abschalten, parallel entspr.:
– Gaskraftwerke/KWK aufbauen und erstmal mit Erdgas betreiben
– sobale es überschüssige EE gibt, Elektrolyseure aufbauen
– schrittweise zu einer vollautarken, 100% EE-Versorgung kommen
https://www.heise.de/newsticker/meldung/Kalte-Dunkelflaute-Greenpeace-Energy-kritisiert-Energiepolitik-der-Bundesregierung-3759327.html
Thomas meint
@atamani, Dieselfahrer:
Bitte nicht immer nur rummeckern, alles schlechtreden, jammern … Deutschland, das Land der Dichter, Denker, Ingenieure, wird sich wohl Lösungen überlegen und umsetzen können um das auf die Reihe zu kriegen!
Anonym meint
Was bei der Rechnung mit dem Stromexport aber elegant übergangen wird – ist der Umstand das gewisse Stromerzeuger ja auch nach vom Netz gehen / Netz gehen sollten.
Es befinden sich auch in Deutschland noch AKWs die Strom ins Netz einspeißen – aber bald abgeschalten werden.
Es befindet sich auch immer noch Energie aus Braunkohleverstromung im Netz – dieser sollte nach Möglichkeit auch zeitnah abgeschalten werden.
Gleiches gilt für viele alte Kohlekraftwerke!
Wenn das alles wegfällt, bin ich mir nicht sicher ob und in welcher Größenordnung noch Strom Ex- oder Importiert werden kann. Ist aber auch irrelevant. Zum einen haben wir eh den transeuropäischen Strommarkt und zum anderen fallen die Überschüsse die verkauft werden auch (zeitlich) nicht so an, dass man sie eins zu eins in eAutos stecken könnte!
Angebot und Nachfrage variieren sowohl was die Tageskennlinien als auch sasionale Gegebenheiten angeht zu stark.
Thrawn meint
Der Mann hat recht!
Das Bullshit Argument „Woher soll der ganze Strom kommen“ der verunsicherten Bedenkenträger rührt daher, dass sich kaum einer vorstellen kann, was eine Menge der Stromgesamterzeugung in Deutschland von z.B. ca 550 TWh in 2016 überhaupt bedeuted, was das für eine Dimension ist. Wenn 50 TWh exportiert wurden, war der Verbrauch ca. 500 TWh. Und das ohne nenneswerte E-Auto zahlen.
So hatte doch Mitte des Jahres the EnBW Chef verlauten lassen, dass 1 Mio E-Autos den Stromverbrauch um ca. 1,X % (genaue Zahl weiss ich nicht mehr) steigen würde.
So kann man folgern:
Es wird eine derart große Menge an Strom jetzt schon erzeugt und verbraucht, dass selbst ein paar Millionen E-Autos gar nicht ins Gewicht fallen.
Alex meint
Der Aussage stimme ich zu!
PV Anlagen könnte man auf sehr vielen Dachflächen nachrüsten, kombiniert mit Haus Batterien, und es gibt absolut kein Problem mehr mit dem Strom bedarf.
Die technick ist schon längst da, also, umsetzen!
Dieselfahrer meint
Na klar, um das Winterhalbjahr zu überbrücken braucht man nur ca. 1-2 GWh Stromspeicher, was bei den jetzigen Preise jenseits der 200.000 € kostet. Die Technik ist da, keine Frage, nur leider nicht zu bezahlbaren Preisen.
Dieselfahrer meint
Sorry, natürlich MWh.
Rico meint
100kwh Akku und 20kwh Piek PV Anlage reichen in unserem Dezember aus.
atamani meint
@Rico
Definitiv falsch…alleine im Jan17 10 Tage 0 KWh PV Strom in Folge…
Und ganz nebenbei…20kwP…vielleicht erstmal die Hausgrösse reduzieren…das hilft der Umwelt wirklich
Fritz! meint
Weniger dieseln, mehr nachdenken & lesen. Wer hat den einen Speicher für ein halbes Jahr gefordert?
Das sind dieselben absurd unrealistischen Forderungen wie die, daß ein E-Auto mindestens 800 km Reichweite bei 220 km/h schaffen muß.