Führungskräfte von Volkswagen und Ford haben zuletzt wiederholt gewarnt, dass mit dem Umschwung auf Elektromobilität die Preise für Kleinwagen steigen werden. Mittel- bis langfristig könnte es demnach kaum noch günstige Einsteigerautos geben. Henning Kagermann, Vorsitzender der Verkehrskommission „Nationale Plattform Zukunft der Mobilität“ (NPM) der Bundesregierung, sieht das anders.
Die Bemerkung von Volkswagen-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch, dass sich Menschen mit niedrigem Einkommen möglicherweise zukünftig kein eigenes Auto mehr leisten werden können, hält Kagermann für wenig hilfreich. „So eine Aussage ist nicht besonders glücklich“, sagte der frühere Chef des Software-Herstellers SAP im Gespräch mit der Zeit. Er versicherte, dass es sich dabei nicht um die breite Meinung der Branche handele.
„Wir müssen bei der Bürgerin das Bewusstsein schärfen, nicht allein auf den Anschaffungspreis zu schauen, sondern auf die Gesamtkosten“, erklärte Kagermann. Er verwies darauf, dass Elektroautos weniger Reparaturen erfordern und einen geringeren Verbrauch haben. Derzeit würde sich die Anschaffung zwar erst „bei sehr hohen Laufleistungen“ rechnen, man sei bei der alternativen Antriebsart aber noch am Anfang. „In fünf Jahren wird das Angebot viel besser sein“, glaubt der NPM-Vorsitzende.
Neben der E-Mobilität sollten sich Bund und Industrie nach Meinung Kagermanns insbesondere der Digitalisierung widmen, da diese sofort auf den Gesamtbestand wirken könne. Durch Staus und unnötiges Fahren entstünden hohe Emissionen, in Städten entfalle etwa ein Drittel des Verkehrs auf die reine Parkplatzsuche. Intelligente Verkehrsleitsysteme könnten die Situation verbessern. „Natürlich müssen wir auch den Fahrzeugbestand durch neue Autos mit anderem Antrieb ersetzen. Aber es dauert länger, bis diese Maßnahme wirkt“, so Kagermann.
J.H. meint
Die ADAC-Vollkostenrechnung (Anschaffungskosten + Betriebskosten) zeigt, dass e-Autos bereits heute ungefähr gleich teuer wie Autos mit Verbrenner sind:
https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/e-mobilitaet/antrieb/elektroauto-kostenvergleich/
Betrieb und Wartung von e-Autos sind bereits heute signifikant günstiger.
Ab ca. 2022 ist auch die Herstellung eines e-Autos günstiger als die Herstellung eines konventionellen Autos. D.h. die heute in Planung befindlichen neuen e-Auto-Modelle werden bereits billiger gebaut als vergleichbare Verbrenner.
Das zu übersehen ist Blindheit, Ignoranz oder einfach nur vertriebstechnisches Kalkül.
Leonardo meint
Wenn ich zu einem Schmied gehe und will von ihm einen Handgeschmiedeten Nagel dann wird dieser Nagel viel mehr Kosten als ein industriell gefertigter Nagel aus Massenproduktion.
Genauso verhält es sich auch mit E-Autos. Wären z.B. die Zahlenverhältnisse bei der VW Golf Produktion umgekehrt, d.h. es würden nur widerwillig ein paar tausend Verbrenner und der Rest eGolf gebaut. Wie würde der Preis dann aussehen?
Selnim meint
Ein höherer Einstiegspreis könnte auch positive Effekte haben. Vielleicht werden die Autos dann länger genutzt da die Hürde für einen Neukauf höher ist. Ich denke auch ein bevorstehender Akkuwechsel wird ein e-auto nicht wertlos machen. Falls das Auto vorzeitig das zeitliche segnen sollte , kann der Akku als wertvolles Bauteil weiter verkauft werden. Zum Glück ist es auch keine Schande ein Gebrauchtwagen zu kaufen. Selbst Gutverdiener und entscheiden sich für Gebrauchtwagen. Die einzigen die darunter leiden sind die Automobilhersteller und die Zulieferbetriebe. Wobei ich bin mir da nicht einmal so sicher, denn es könnte eine neue Begeisterung für das Auto aufflammen, wenn sich mehr und mehr Menschen in ein Elektroauto setzen.
nilsbär meint
Zum Glück ist es unwichtig, ob deutsche Hersteller leistbare elektrische Kleinwagen bauen können oder wollen. Dieses Fahrzeugsegment wird ohnehin mittelfristig von China dominiert werden. Das ist dann auch das Ende von E.go, Sion, Microlino usw.
Satcadir meint
Beim Umstieg auf Elektroautos gehen natürlich eine Menge gut bezahlter Jobs verloren. Soviel Geld wie heute wird es wohl nicht mehr im Umlauf geben.
MiguelS NL meint
“So eine Aussage ist nicht besonders glücklich….Er versicherte, dass es sich dabei nicht um die breite Meinung der Branche handele.’
Sorry, “nicht besonders glücklich”?
Solche Aussprachen werden bewusst gemacht um Einfluss aus zu üben (leider mit Erfolg ????) und wir lesen sie täglich in den Medien. Es kommt immer von Führungsposten auf höchster Ebene der Industrie (Metall, Energieversorger, Auto) deren Meinungen wie ein Puzzel zu einander passen.
jomei meint
Richtig. Das nennt man „ein Klima schaffen“. Die Wirtschaft besteht leider nicht mehr aus rationaler Bilanzbuchhaltung, sondern mehr aus Psychologie bis zur Psychose. Max Uthoff hat es mal auf den Punkt gebracht, als er den Kapitalismus eine Religion nannte (Gegendarstellung 2015, auf youtube noch da). Jene „nicht glücklichen“ Aussagen haben was mit schamanischer Geisterbeschwörung zu tun, also Steinzeitreligion..
MiguelS NL meint
Hast du schön gesagt, “ein Klima schaffen”
Und Danke.
150kW meint
„Steinzeitreligion“
Bei Religion und Auto fällt mir da aber erst mal die „E-Auto Religion“ ein. Und jeder der es wagt dieser Religion zu widersprechen (Siehe Pötsch) ist ein böser Ketzer den man auf den Scheiterhaufen wünscht.
jomei meint
O je, als Schweden und Norwegen beschlossen haben, im übernächsten Jahrzehnt keine Verbrenner mehr zuzulassen, wen haben die wohl da angezündet? Erzähl mal!
150kW meint
Das hat genau was mit meinem Kommentar zu tun?
jomei meint
Mit der von Ihnen befürchteten Suche nach Ketzern, die wir „E-Auto-Gläubige“ angeblich auf den Scheiterhaufen wünschen.
150kW meint
Die Aussage von Pötsch ist mindestens mittelfristig schlicht korrekt. Warum sollte man das nicht erwähnen dürfen?
Anscheinend wünschen sich wohl einige eine Zensur damit ja keine negativen Aspekte beleuchtet werden. Aber neu ist das ja eh nicht. Das BEVs teuer sind, ist Konsens.
MiguelS NL meint
Herr Pötsch wollte durchaus das Bild schaffen dass Autos auf Grund der Grenzwerte, Elektrifizierung usw. teuer werden. Ohne welche Zahlen zu nennen, wie immer. Von Mittelfristig, d.h. von nächsten 5 Jahren, hat er auch nicht gesprochen, er sprach von der “Zukunft”.
welche Negativen seiten? Wie wäre es mit der Haltung ändern gegenüber Nachhaltigkeit? Z.B. dass die Kunden ggf. mehr in Anschaffung Zahlen (bei den Etablierten) dafür aber bedeutend weniger im Unterhalt und ein viel besseres Auto bekommen, für Mensch und Umwelt. Und dass es in “Zukunft” nur günstiger werden kann.
150kW meint
„Ohne welche Zahlen zu nennen, wie immer“
Welche Zahlen sollten das sein?
„Wie wäre es mit der Haltung ändern gegenüber Nachhaltigkeit?“
Ein Auto ist grundsätzlich nicht nachhaltig.
“ Z.B. dass die Kunden ggf. mehr in Anschaffung Zahlen (bei den Etablierten) “
Welche nicht etablierten bieten denn einen Klein(st)wagen bei dem man für die BEV Version nicht mehr zahlen muss?
„dafür aber bedeutend weniger im Unterhalt “
Nach meiner Erinnerung hat Herr Pötsch im Interview genau darauf hingewiesen.
MiguelS NL meint
““Ohne welche Zahlen zu nennen, wie immer”
Welche Zahlen sollten das sein?
> Z.B. In wiefern die Auto’s teuerer werden?
Ein Auto ist grundsätzlich nicht nachhaltig.
> D.h. wir sollen weiter machen wie bisher? 150kW, das hört sich nach Ausreden an?
Welche nicht etablierten bieten denn einen Klein(st)wagen bei dem man für die BEV Version nicht mehr zahlen muss?
> Gilt Generell für alle BEVs.
“dafür aber bedeutend weniger im Unterhalt ”
Nach meiner Erinnerung hat Herr Pötsch im Interview genau darauf hingewiesen.
> Was ist es nun, ist ein BEV teuerer oder günstiger?
150kW meint
„In wiefern die Auto’s teuerer werden?“
Der Akku treibt den Grundpreis nach oben.
„D.h. wir sollen weiter machen wie bisher?“
Nur die Antriebsart des Autos tauschen ist ebenso ein weitermachen wie bisher. Außerdem muss man eben beachten was das für Auswirkungen hat. Man könnte ja auch aus umweltschutzgründen die Wohnfläche für jede einzelne Person beschränken. Tolle Idee, oder? Vielleicht sollte man aber beachten was die Bürger darüber denken. Irgendwo gibt es Grenzen.
„Gilt Generell für alle BEVs.“
Na dann bitte ein Beispiel aus dem Klein(st)wagenbereich.
„Was ist es nun, ist ein BEV teuerer oder günstiger?“
Im Grundpreis teurer.
MiguelS NL meint
Anstatt dessen heisst es, “Es wird für die Kunden teuer”, “Arbeitsplätze gehen verloren”, “unser Diesel ist besser als der StromMix”, “Zu wenig Unterstützung der Politik” usw.
alupo meint
Die Deutschen waren eben schon immer große Bedenkenträger. Das kann man am Lebenslauf von Herrn Diesel sehr gut erkennen.
Es gibt immer konservative Leute die am althergebrachten hängen. Früher waren das die Pferdefritzen, die die neuen Dampfmaschine bekämpften. Nachdem die neuen Dampfmaschinen siegten bekam Herr Benz die Breitseiten unter der Gürtellinie ab. Jetzt gibt es wieder eine neue Technik (die der Akkus, gute eMotoren gibt es bekanntlich schon länger) und nun werden wie üblich eben diese mit allen, also vorwiegend unterirdischen, Mitteln bekämpft.
Man kann gut erkennen, dass bestenfalls Historiker aus der Geschichte lernen, viele anderen versuchen sich selbst zu optimieren, koste es die anderen, auch die Folgegenerationen, was es wolle.
Insofern ist es zwar traurig, aber ich kann nur noch darüber lachen. Der Grund: Die durchaus teilweise zurecht gescholtene Globalisierung hilft hier das Problem der Bewahrer zu lösen. China wird wohl in 10 Jahren die beste Luft haben, Deutschland wird sich weiter die Verbrenner schönreden und -schreiben. Eine mMn nur sehr bedingt erfolgreiche Strategie.