BMW und Daimler wollen künftig bei Carsharing und Selbstfahr-Technologie zusammenarbeiten. Die Kooperation der Wettbewerber könnte später noch deutlich weiter gehen: Medienberichten zufolge denken die Premium-Anbieter darüber nach, gemeinsame Plattformen für kommende Modelle zu bauen – darunter Elektroautos.
„Rein rechnerisch ist eine Kooperation ohne Alternative“, zitiert die Süddeutsche Zeitung einen BMW-Manager. Das Einsparpotenzial würden Insider auf jeweils sieben bis acht Milliarden Euro schätzen. Offiziell haben sich bisher weder Daimler noch BMW zu dem Thema geäußert, mit Blick auf die bereits vereinbarten Projekte erklärte Daimler-Chef Dieter Zetsche kürzlich aber: „Unsere langjährigen Nachbarn sind jetzt unsere Partner.“
Ein zentrales Hindernis für eine enge Zusammenarbeit bei Autos dürfte sein, dass für die Manager und Kunden von BMW und Daimler bzw. Mercedes-Benz die jeweilige Marke einen hohen Stellenwert hat. Die Aufpreise für ihre Fahrzeuge rechtfertigen die Bayern und Schwaben insbesondere mit der modernen, führenden Technik unter dem Blech – wird diese austauschbar, könnten Käufer zu anderen Anbietern abwandern.
In einem ersten Schritt könnten BMW und Daimler bei einer Plattform für kleine bis mittelgroße Fahrzeuge gemeinsame Sache machen, heißt es. Darüber hinaus sei ein Baukasten für größere Modelle im Gespräch. Beide Autobauer setzen künftig verstärkt auf Elektrifizierung, die im Raum stehende Zusammenarbeit soll daher auch Elektroautos und Hybride umfassen.
Flexible Fertigung im Fokus
BMW baut seine neuen Stromer gemeinsam mit herkömmlich angetriebenen Modellen auf „hochflexiblen Fahrzeugarchitekturen“. Bei seinem ersten Elektroauto – dem Kleinwagen i3 – hatte sich das Unternehmen noch für eine eigenständige Architektur und Fertigungsstraße entschieden. Auch Daimler setzt auf eine möglichst effiziente und flexible Produktion, entwickelt neben geteilten aber auch eigenständige Elektro-Plattformen.
Im Vergleich zu Branchenprimus Tesla oder den Plänen des Volkswagen-Konzerns mit dem modularen E-Auto-Baukasten MEB gelten die E-Mobilitäts-Vorhaben von BMW und Daimler als verbesserungsbedürftig. Eine Kooperation könnte beide Unternehmen vergleichsweise kosteneffizient und zeitnah mit neuester Elektroauto-Technik ausstatten. Treibende Kraft hinter den Plänen soll der demnächst bei Daimler zum Vorstandschef aufsteigende Entwicklungschef Ola Källenius sein.
Bis gemeinsam von BMW und Daimler entwickelte Elektroautos auf die Straßen kommen, dürften noch viele Jahre vergehen. Laut der Süddeutschen Zeitung könnte es erst 2024/2025 oder sogar 2030 soweit sein. Eine vollständige Zusammenlegung von Fahrzeugtechnik soll es nicht geben, damit sich die jeweiligen Modelle ausreichend unterscheiden. Eine Kooperation von BMW und Daimler wird sich demnach auf nicht sichtbare Standardteile konzentrieren – entschieden sei derzeit aber noch nichts.
Uwe meint
Die chinesischen Marktteilnehmer haben erst die Entwickler von BMW abgeworben, dann die wichtigsten Maschinenbauer der Batterietechnologie aufgekauft und letztlich 9% an Daimler erworben.
Damit sind sie auch an der Fusion der Restverwertung involviert.
Das schützt zwar vor Untergang, bedeutet aber, dass der Wettbewerb für VW sehr hart werden wird.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Große Koalition? Das klappt eher nicht.
Kartelle? Funktioniert lange, bis einer der „Partner“ wg. der Kronzeugen-Regelung zum Staatsanwalt rennt; das letzte Mal war Daimler schneller. Und jetzt will BMW mit diesen „Verrätern“ trotzdem zusammenarbeiten? Da liegt doch der Gedanke an eine Revanche näher; mal sehen.
@Hans Meier, ganz unten: Ja, es ist unglaublich, wie ein kleines kalifornisches Start-Up das unendlich stark geglaubte VDA-Schiff in nautische Grenzbereiche bringt.
Max meint
Wenn man dieses Daimler Gefährt oben im Bild sieht, und deren erstes BEV EQC so betrachtet, könnte man auf die Idee kommen, dass das nicht nur Randerscheinungen sind, sondern vielleicht den Ist-Zustand spiegeln. Da läuft es mir kalt den Rücken runter.
Vielleicht hat der 5m Mercedes-Stern auf dem Turm der Stuttgarter Bahnhofsruine ja etwas Symbolhaftes. Die Hälfte des ehemals soliden Unterbaus ist längst weg, aber man hat den Eindruck, so richtig gemerkt hat das noch keiner.
Thomas R. meint
Nachdem man gesehen hat was der Supercharger V3 mit dem Model3 Long Range schafft und nun auch noch das Model Y als Siebensitzer mit besseren Fahrleistungen zu gleichen Preis oder weniger kommt sollte man in München und Stuttgart kalte Füße bekommen. Und zwar eiskalte Füße!
Viel Erfolg!
Stefan Ein meint
Bei Mercedes und BMW habe ich erhebliche Zweifel, ob sie die Disruption überleben. Kleine Premiumhersteller wie Porsche oder Volvo können sehr schnell die ganze Produktion auf BEV umstellen. VW setzt alles auf die Karte BEV und kann das plötzliche Abschmelzen der ICE-Verkäufe (sic!) überstehen. MB und BMW in der Mitte (2 – 3 Mio. Verkäufe pro Jahr) wird es hart treffen. Schon heute sind ihre Modelle mit hohen Margen einem performanten BEV mit ähnlichem Preis unterlegen. Ihre Pipeline ist auf Jahre hinaus leer. Dazu haben sie ein zu breites Modellangebot für die Umstellung. Wird hart.
Peter W meint
Noch vor wenigen Tagen hat mir hier einer gesagt, dass BMW und Daimler zusammenarbeiten müssen.
Wenn die aber 5 bis 10 Jahre brauchen um gemeinsam was auf die Beine zu stellen, werden sie nur noch Luxuskarossen für wenige Reiche bauen können. Hundertausende Kunden werde sich was anderes kaufen.
Und der Daimler auf dem Bild ist so potthässlich, das man Daimler mit einem solchen rollenden Kühlergrill vergessen kann.
Lewellyn meint
Not und Elend tun sich zusammen. Ob sie noch viele Jahre Zeit haben?
Remo meint
Not und Elend? Ich glaube nicht das dies ein realistischer Blick auf diese beiden Automarken ist.
Jörg2 meint
Einer von beiden führt wohl die KBA-Rückrufliste an. Erste Sahne ist das nicht …
Jürgen Baumann meint
Nachdem ich nun 3 Jahre einen i3 gefahren haben im Leasing und mich gefragt habe, was denn die beiden Nischenhersteller von Elektrofahrzeugen eigentlich Brauchbares im Angebot haben, musste ich ernüchtert feststellen: Nichts!
BMW ist mit dem i3 in den Jahren 2013/2014 als Tiger gesprungen, aber nun als Bettvorleger geendet. Und Daimler? Die butterten noch Milliarden in neue Werke für Dieselmotoren, als schon klar war wohin der Hase läuft.
Ich schliesse mich dem Urteil von Lewllyn an: Beide Firmen sind hochgradig gefährdet. In einer Welt der Flachbildschirme nützt es nichts wenn ich Weltmeister bei den Röhrenfernsehern bin.
Nächsten Monat bekomme ich meinen neuen. Der Elektrosparschwein Hyundai Kona. Und wenn nun hier jemand was zu Spaltmassen sagen will, nur zu. Das ist ja auch voll wichtig ;-)
Daniel S meint
Die Dinosaurier wundern sich – ändert das Wetter?
Das Resultat ist bekannt…
nilsbär meint
Die Herausforderungen der E-Mobilität und der Druck Chinas werden noch viele weitere Kooperationen erzwingen.
Würde mich nicht wundern, wenn es in 20 Jahren nur mehr wenige große Autohersteller gibt, analog zu Boeing und Airbus in der Zivilluftfahrt. Womöglich auch nur einen einzigen – die vereinten chinesischen Autowerke.
Thomas R. meint
Das wird erst passieren wenn das Thema Autobesitz fällt.
Ansonsten gebe ich dir aber Recht, dass die „deutsche Chinesen“ wie z.B. Byton ERHEBLICH Druck ausüben werden.
Hans Meier meint
s3xy :)