Die Denkfabrik Agora Verkehrswende hat eine Analyse der Klimabilanz von Elektroautos in Auftrag gegeben. Das Fazit: Stromer haben schon heute einen deutlichen Klimavorteil, der mit Fortschritten bei der Energiewende im Stromsektor und bei der Batteriefertigung weiter wächst.
Die Studie mit dem Titel „Klimabilanz von Elektroautos. Einflussfaktoren und Verbesserungspotenzial“ wurde vom Heidelberger Ifeu-Institut für Energie und Umweltforschung erstellt. Sie bilanziert die Klimaeffekte von elektrischen Pkw über deren gesamten Lebensweg und vergleicht sie mit den Treibhausgasemissionen von Benzinern und Dieseln. Die Grundlage bildet die Auswertung von 23 bereits vorhandenen Untersuchungen sowie eigene Modellierungen.
„Batterieelektrische Pkw sind in der Regel schon heute weniger klimaschädlich als vergleichbare Fahrzeuge mit Diesel- oder Ottomotor. Der Vorteil ist allerdings unterschiedlich groß“, so die Studienersteller. „Elektrische Stadtautos haben im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen mit Ottomotor einen deutlich größeren Klimavorteil als elektrische Langstreckenfahrzeuge im Vergleich zu entsprechenden Diesel-Pkw.“
Als Referenz ziehen die Forscher ein Fahrzeug mit einer Batteriekapazität von 35 Kilowattstunden (kWh) und einem Verbrauch von 16 kWh pro 100 Kilometer heran. Die Vergleichsfahrzeuge mit Verbrennungsmotor verbrauchen 4,7 Liter Diesel beziehungsweise 5,9 Liter Benzin. Der Vergleich zeige, dass die Lebenszyklus-Emissionen von E-Pkw nach einer Fahrtstrecke von 150.000 Kilometern 24 Prozent geringer sind als die von Benzinern und 16 Prozent geringer als die von Diesel-Pkw.
Umweltzweifel an E-Autos nicht mehr begründet
Für seine Studie unterstellt das Ifeu-Institut, dass die Energiewende bei der Stromerzeugung wie von der Bundesregierung fortgeführt wird. Würde ausschließlich solar erzeugte Elektrizität als Fahrstrom genutzt, dann wäre der Klimavorteil der E-Fahrzeuge über den gesamten Lebensweg betrachtet rund doppelt so groß.
„Unsere Studie zeigt, dass Zweifel an der Klimaverträglichkeit von batterieelektrischen Pkw nicht mehr begründet sind“, sagt Christian Hochfeld von Agora Verkehrswende. Wer es mit dem Klimaschutz ernst meine, müsse nun zeitnah die richtigen Konsequenzen ziehen und die politischen Rahmenbedingungen so setzen, dass Elektroautos gekauft werden. „Dazu gehört der beschleunigte Ausbau der Ladeinfrastruktur, die Bepreisung von klimaschädlichem Kohlendioxid und ein nach CO2-Kriterien gestaffeltes Bonus-Malus-System bei der Zulassung von Neufahrzeugen“, so Hochfeld.
Batterieelektrische Fahrzeuge verursachen in der Nutzungsphase meist weniger Klimagase als Verbrenner, in der Herstellungsphase – vor allem wegen der energieintensiven Batterieproduktion – allerdings stets mehr. Je größer die Batterie ist, desto größer sind die mit ihrer Herstellung verbundenen Emissionen. Der Studie zufolge haben elektrische Stadtfahrzeuge mit einer kleinen Batterie mit 25 kWh Kapazität nach einer Fahrleistung von 100.000 Kilometern einen Klimavorteil von fast einem Drittel. Langstreckenfahrzeuge mit größerer 60-kWh-Batterie erwiesen sich ab einer Fahrleistung von 150.000 Kilometern als vorteilhaft.
Geteilte Stadt-Stromer am umweltfreundlichsten
Die Klimabilanz von Elektro-Pkw hängt unter anderem von der Art der Nutzung ab. Als besonders vorteilhaft erweisen sich laut Agora Verkehrswende gemeinschaftlich genutzte Stadtfahrzeuge mit kleiner Batterie und hoher Jahresfahrleistung. „Unsere Studie zeigt, dass die Antriebswende nur ein Teil der Verkehrswende ist“, unterstreicht Hochfeld. „Damit der Verkehrssektor wirklich klimaneutral wird, brauchen wir auch die Mobilitätswende – dazu gehören Carsharing, Ridesharing und Ridepooling mit Elektroautos.“
Die Klimabilanz von Elektroautos lässt sich dem Ifeu-Istitut zufolge deutlich verbessern. Der größte Beitrag sei durch die Dekarbonisierung des Fahrstroms zu erwarten, auch bei der Fertigung der Batteriezellen gebe es große Verbesserungspotenziale. Beide Effekte würden unterm Strich für im Jahr 2030 neu zugelassene E-Fahrzeuge nach 150.000 Kilometern eine Verdopplung des Klimavorteils auf etwa 40 Prozent im Vergleich zu Verbrennern bewirken. Dabei sei einkalkuliert, dass auch Benzin- und Diesel-Pkw effizienter werden.
In der Studie heißt es weiter, dass ein hoher Anteil von Solar- und Windenergie am Strommix europäischen Ländern bei der Fertigung von Batteriezellen einen Standortvorteil gegenüber Ostasien verschaffen könnte. Dort werde momentan der Großteil der Batteriezellen unter Einsatz von vergleichsweise CO2-intensivem Strom gefertigt.
Michael meint
Und jetzt kommt Leopoldina mit dem Thema Feinstaub auf der bei eAutos höher ist als bei anderen Autos.
Traue keiner Statistik die du nicht selbst gefälscht hast.
Daniel S meint
„Batterieelektrische Fahrzeuge verursachen in der Nutzungsphase meist weniger Klimagase als Verbrenner, in der Herstellungsphase – vor allem wegen der energieintensiven Batterieproduktion – allerdings stets mehr“
Je mehr CO2-freundliche Energie in Produktionsprozesse fliesst desto CO2-freundlicher werden die hergestellten Erzeugnisse, z. B. Batteriezellen für Elektroautos. Zukünftig werden BEVs deshalb noch deutlichere Vorteile gegenüber Benzinern und Diesel aufweisen.
Harry meint
@ecomento: einen Link zu so Studien mit in den Text zu tun wäre jeweils noch gut.
https://www.agora-verkehrswende.de/veroeffentlichungen/klimabilanz-von-elektroautos/
ecomento.de meint
Aktualisiert!
VG | ecomento.de
Harry meint
„Langstreckenfahrzeuge mit größerer 60-kWh-Batterie erwiesen sich ab einer Fahrleistung von 150.000 Kilometern als vorteilhaft“
Das wage ich jetzt mal zu bezweifeln dass erst so spät.
Da wurde sicher wieder Tesla rausgepickt und vergessen, dass die Ihre Zellfertigung und Gigafactories seit jeher mit eingekauftem Strom aus Wind&Solar betreiben.
Bald auch mit eigener PV ab dem Dack der GF in Nevada.
nilsbär meint
Wenn es der deutschen Regierung Ernst wäre mit der CO2-Reduktion (und der Verringerung der Luftschadstoffe) sollten alle Kohlekraftwerke so schnell wie technisch möglich abgeschaltet und zum Ausgleich die wenig genutzten Gaskraftwerke hochgefahren werden. Der Strommix für Bau und Betrieb der E-Autos wäre dann auch deutlich besser.
Aber wie es aussieht, bleiben die Dreckschleudern noch Jahrzehnte (bis 2038?) in Betrieb.
Und natürlich betont jeder Politiker und Autoboss, wie sehr ihm das Klima am Herzen liegt.
Und natürlich hat das letzte Jahr wieder einen weltweiten Rekord beim CO2-Ausstoß gebracht:-(
Düsentrieb meint
Wie viel Studien braucht es denn noch bis keine mehr gebraucht werden um das offensichtliche zu beweisen?
Hugo meint
Das Problem ist, dass viele noch die fehlerhafte „Schwedenstudie“ zitieren und als Quelle benutzen. In dieser „Schwedenstudie“ wurde ja ein Model X mit 100kWh als Referenz-E-Auto genommen. Aber die meisten E-Autos haben um die 30kWh bzw 60 kWh Akku. Kein Wunder, dass die E-Autos schlecht abgeschnitten haben.
Das Traurige dabei: diese Studie wird nicht nur von Journalisten mit wenig Fachwissen zitiert, sondern auch von angesehenen Wissenschaftlern. Die Gründe mögen vielfältig sein, z.B. um andere Technologien in den Vordergrund zu stellen (Brennstoffzelle und synthetische Kraftstoffe). Aber das hat dan mit Wissenschaft wenig zu tun, wenn sie eine einseitige Studie dazu benutzen um BEV schlecht aussehen zu lassen.
Sebastian meint
Nochmal: die „Schwedenstudie“ war NICHT fehlerhaft. Sie war und ist wissenschaftlich korrekt. Das was die Presse danach draus gemacht hat, war unzulässig und damit falsch und auch nicht wissenschaftlich. So wie es eigentlich mit ziemlich jeder wissenschaftlichen Studie geschieht, die in die Klauen der Presse gerät.
Sebastian meint
Ein Model X taucht in dieser Studie auch nicht auf. Es war eine reine Studie zu LiIon-Akkus und nicht zu Elektroautos.
Steff meint
@Hugo und Sebastian
Bitte korrekt bleiben!
Vielleicht sollte man die „Schwedenstudie“ mal lesen? Es wird ein Tesla Model S erwähnt mit 86 kWh Brutto-Akkukapazität. Das gab es aber nie…
Diese „Studie“ will, „… eine Überprüfung der verfügbaren Ökobilanzen von Lithium-Ionen-Batterien für leichte Nutzfahrzeuge.“ aufzeigen. Allerdings mit veraltete Zellchemien und z.T sehr alten Daten. Die meisten der untersuchten Zellchemien werden gar nicht mehr in E-Autos verwendet…
Zudem ist die Spanne der Werte oft riesig! Es wird einfach ein Durchschnitt verwendet, obwohl man annehmen müsste, dass die Effizienz ja gesteigert wurde. Denn es ist klar, dass heute aus demselben Akkupack/Gewicht viel mehr Kapazität entsteht…
Völlig aus dem Ruder läuft die „Studie“ bei der Bewertung der Produktions-Emissionen. Plötzlich gilt nicht mehr der Durchschnitt, sondern der höchste Wert (Ellingsen 172kgCO2/kWh). Dieser Wert wird völlig unkritisch verwendet und verfälscht das Endresultat um das Dreifache. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass „…data was aggregated and therefore details could not be extracted and analyzed.“ Man hat also keine Ahnung wie diese Daten zustande kamen. Schätzt sie aber als „die wissnschaftlichsten ein“. Weil die Urheberin (Linda Ellingsen, 2017) es gesagt hat…
Wer diese „Studie“ als Quelle verwendet ist unglaubwürdig.
The Life Cycle Energy Consumption and Greenhouse Gas Emissions from Lithium-Ion Batteries“
Ducktales meint
1+
sehr gut aufbereitet und die kritischen Momente auf den Punkt gebracht.
Danke
alupo meint
Doch, so einen Tesla gibt es. Mein Model S hat eine Bruttokapazität von aufgerundet 86 kWh. Es nennt sich MS 90D. Netto sind es aktuell nach über 2 Jahren und mehr als 60.000 km noch 79 kWh. Laut der bekannten Kurven über ältere MS wird diese Kapazität jetzt lange ziemlich konstant bleiben (sehe ich auch bei mir schon. Und in ferner Zukunft lasse ich einen 130 kWh Akku einbauen und der jetzige wird zum 60 kWh PV Speicher :-)).
Aber ja, es ist unschön wie hier marketingmäßig von Tesla aufgerundet wurde. Beim Nachfolger hat sich Tesla das nicht mehr getraut, das MS100 hat eine Bruttokapazität von 102,4 kWh.
alupo meint
Ganz vergesden im Eifer:
von mir auch ein +1.
Wen es interessiert: Jana, die Zoe Pionierin und inzwischen Teslafahrerin, hat diese „Studie“ m.W. auch ziemlich zerpflückt. Ich habe daraufhin das Resumee für m8ch im Kopf festgehalten: ziemlich alter Blödsinn, kann man absolut vergessen.
Steff meint
@alupo
Ooops, das stimmt, ich hatte vermutet es handle sich um einen Schreibfehler, gemeint sei das 85kWh-Pack…
Übrigens, die Tesla Zellchemie (NCA), mit viel höherer Energiedichte, wurde in der „Schwedenstudie“ gar nicht berücksichtig.
Auch die im Bericht erwähnte Studie (Agora) arbeitet mit viel zu tiefen Energiedichten, zwischen 81,6 bis 118 kWh/kg. Neue BEV`s haben aber von 136kWh/kg (e-tron) bis 167kWh/kg (Model 3). Die aktuellen durchschnittlichen (realen) Verbrauchswerte bei Verbrennern (Benzin 7.9L, Diesel 6.9L) sind auch massiv höher als die in der Agora-Studie genutzten „ADAC EcoTest“-Werte von 5.9L Benzin und 4.7L Diesel.
PS: Die CO2 Emissionen von 7.9L Benzin und 6.9L Diesel sind identisch…
Stocki meint
Steter Tropfen höhlt den Stein. Es wird noch sehr lange dauern, bis es der letzte Stammtischbruder mitbekommen hat, daß das Verbrennerzeitalter so langsam zu Ende geht.
JürgenV meint
Leider ist das so. Ich höre das auch jeden Tag. Und wenn überhaupt würden sich die meisten nur einen PHEV kaufen, weil man damit so schön elektrisch fahren kann. Alle Argumente für ein BEV werden sofort zunichte gemacht.
Peter W meint
So gehts mir auch. Vor kurzem habe ich einen Bericht zu Fake-News gesehen. Die Menschen glauben Fake-News mehr als den Tatsachenberichten. Je einfachere falsche Nachrichten gestrickt sind, deso länger halten sie sich. Und wenn man Beweise liefert, dann gibt es immer noch das „ja, aber ..“
Sebastian meint
Prinzipiell ist jeder dafür empfänglich Nachrichten, die seiner persönlichen Meinung oder seinem persönlichen Wissensstand entsprechen, eher zu glauben als gegenteiligen Nachrichten. Davor ist keiner gefeit. Man kann nur um diesen Umstand bescheid wissen und kritisch, sowie auch selbstkritisch nachprüfen. Kritisch heißt übrigens nicht, dass man einfach alles abstreitet.
Hans Meier meint
Da wird jetzt viel Geld von der deutschen Automafia in die Umweltstudien gepumpt, schliesslich soll das Auto ja jetzt Grün werden = Verkauf ankurbeln. Vorher wars Rot, weils der deutschen Automafia nicht gepasst hat. Man siehts schon am Stammtisch wie die Ewiggestrigen plötzlich auch „Bescheid“ wissen. Mediales Brainwashing at its Best. :) Die Entwicklung ist aber sehr lehrreich, um zu verstehen, wie mediales Brainwashing und ein „Klima erschaffen“ funktioniert.
Stocki meint
„Mediales Brainwashing, Automafia“ …das ist natürlich viel besser als Stammtisch :-)
Hans Meier meint
Man muss die Dinge beim Namen nennen Stocki :) Es gibt da nichts zu Verharmlosen…. ich seh der Entwicklung seit 2010 zu. (Als noch fast jeder Autofahrer felsenfest überzeugt war, E Auto? , das kommt nie… Und heute haben fast alle Demenz :)