Volkswagen will 2020 erstmals hunderttausend, möglichst bald sogar Millionen Elektroautos pro Jahr verkaufen. Neben moderner, alltagstauglicher Technik zu erschwinglichen Preisen stellt der Autokonzern dabei das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus – insbesondere in den Bereichen Produktion und Energie. Bei letzterem Thema sind mittelfristig mehr als eigene Ladestationen und Ökostrom-Angbebote vorgesehen.
Eingeläutet wird die Elektroauto-Offensive im Sommer mit dem Start der Auslieferungen des Kompaktwagens VW ID.3, diverse neue Voll-Stromer sollen folgen. Die Produktion des ID.3 erfolgt laut den Wolfsburgern erstmals CO2-neutral, anschließend sollen die Kunden durch das Laden von Strom aus erneuerbaren Energien für eine bestmögliche Klimabilanz sorgen. Dazu bietet VW seit Anfang letzten Jahres mit der Tochter Elli selbst Ökostrom an. Die Pläne gehen offenbar bereits deutlich darüber hinaus.
Die weltweite Expansion mit Elektroautos eröffne neue Geschäftsmöglichkeiten beim Speichern und Management von Energie, sagte Volkswagens Strategie-Chef Michael Jost kürzlich laut der New York Times vor Medienvertretern. Bisher werden diese Bereiche von Stadtwerken und Energieunternehmen dominiert. Die Batterien von Volkswagen-Elektroautos könnten zukünftig dazu eingesetzt werden, das Stromnetz zu stabilisieren. Dazu werden sie bei einem Überangebot von „grüner“ Energie geladen. Fehlt es an Strom aus Windkraft und Solarenergie, wird der Vorrat aus den E-Pkw zurück an das Netz verkauft, erklärte Jost. Das Potential dafür ist dem Manager nach groß.
„Im Jahr 2025 werden wir durch unsere Elektroauto-Flotte gespeicherte Energie im Umfang von 350 Gigawattstunden zur Verfügung haben. Zwischen 2025 und 2030 wird dieser Wert zu einer Terawattstunde anwachsen“, sagte Jost. Das sei mehr Energie, als aktuell von allen Wasserkraftanlagen weltweit erzeugt wird. Volkswagen könne die Speicherung und Nutzung der Energie garantieren, was einen neuen Geschäftszweig ermögliche.
Den ersten Schritt in Richtung Energiedienstleister hat Volkswagen mit der Gründung von Elli bereits getan. Flankierend zu Ökoenergie für den ID.3 und die weiteren Baureihen der neuen Elektroauto-Familie bietet der Konzern seinen Kunden kompakte Strom-Tankstellen zum günstigen Preis an – als erstes die in verschiedenen Ausführungen erhältliche Wand-Ladestation ID.Charger. Welche konkreten weiteren Produkte und Serices geplant sind, ist derzeit nicht bekannt.
TwizyundZoefahrer meint
Was VW alles will. Funktioniert den der ID3 schon und der Blutdruckmesser darin? Also eine Ladebox braucht doch niemand von VW kaufen. Bei sehr guten Herstellern ist sowas beim Auto dabei oder man bekommt es von Energieversorgern geschenkt. Wer will schon seinen Akku durch viele Ladezyklen durch VW töten lassen? Bei einer Garantie von 8 Jahren. Das geht nur mit einem geleasten Akku, der dann mehr oder weniger monatlich kostet. Auch da sind leider andere Firmen weiter als VW. Ich schreibe es hier nochmals zum wiederholten Mal. Der Akku hat die höchste Wertschöpfung beim E Auto.
Georg meint
VW hat zum „Thema“ bereits 2018 ein Video erstellt (da waren die noch zuversichtlich eine Lösung bis 2021 zu bieten) „Ausblick ins Jahr 2021: E-Mobilität von VW im Stromnetz der Zukunft“:
https://www.youtube.com/watch?v=591lXd4MA70
Nico meint
Als Elektroautofahrer halte ich von bidirektionalem Laden wenig: Oder haben Sie Lust zu Ihren Fahrzeug zurückzukommen und zuvor geladene Reichweite ist abgezogen worden, weil gerade mal kein Wind weht?
Zudem habe ich den Strom ja vielleicht teuer am Schnellader bezogen, während er mir dann zuhause, wo ich eigentlich weiter laden will, dann – wie auch immer vergütet – wieder aus der Tasche gezogen wird. Das wird kein Verbraucher mitmachen.
Und das ist auch nicht nötig, wenn genügend Batterien als Second-Life-Speicher als Puffer für das Stromnetz verwendet werden. Also lasst unsere Elektroautos in Ruhe, wir haben schon genug Standverluste.
Georg meint
Bidirektionales Laden mag ja nicht für jeden passen, für uns passt es optimal. Wenn das Auto z.B. während der Homeoffice-Zeit (fast)den ganzen Tag an der PV hängt, die normale (Tages)Fahrstrecke aber nur 1/4 des Speichers benötigt, ist es schön das Auto z.B. Nachts als „Hausspeicher“ zu nutzen. „Standverluste“ sind bei uns nicht messbar. Wir haben selbst eine entsprechende (proprietäre) Lösung umgesetzt und sind sehr zufrieden.
xdaswarsx meint
Ich möchte unbedingt bidirektionales Laden!
Tagsüber an den (eigenen PV) Überschussstrom günstig laden, und abends wenn ich mit dem Auto zu Hause bin, den Eigenverbrauch damit abdecken.
On top, kann ich den Strom auch teuer ins Netz einspeisen!
Klingt doch super.
Bei einer 100kW-Batterie wäre ich bereit 20-50kW freizugeben.
Das reicht 2-5 Tage zuhause.
Im Endeffekt trägt man dann zur Netzstabilisierung bei und verdient noch ein paar Euro.
xdaswarsx meint
kWh muss es natürlich heißen…
Sorry!
Jörg2 meint
Ich halte bidirektionales Laden zwar auch für wünschenswert für die Glättung/Unterstützung der Stromnetze, nehme aber an, dass mittelfristig dies im privaten Raum nur sehr intern benutzt werden wird.
Also:
Die private Lösung aus z.B. PV und Auto als Hausspeicher/Campingstromquelle/Handwerkerstrom -> ja
Eine Lösung, in dem der private Autoakku als Problemlösung für Externe genutzt wird, mit allen Problematiken der Haftung, Abnutzung, Garantie, Verfügbarkeit, Abrechnung (auch Geld) kann ich mir derzeit nicht vorstellen. Vielleicht wird es soetwas erst bei großen Flottenbetreibern geben (die eigene Flotte des Energieversorgers/Stadtwerke z.B.). In der ersten Stufe sehe ich da eher ein netzgesteuertes Laden.
EV1 meint
Bidirektioneles Laden ist super. Man gibt natürlich nur soviel ab, wie man erübrigen kann. Aktuell im Homeoffice weiss ich garnicht mehr wohin mit dem Strom. Der BEV ist zu 90% voll und jetzt muss ich für wenig Geld einspeisen. Wäre schon toll wenn ich zumindest Nachts mein Haus speisen könnte ohne einen teuren Speicher für den Keller kaufen zu müssen. Das gibt der Typ2/ CCS aber leider noch nicht her.
Jörg2 meint
Ich bin gespannt, ob VW&Co die zweite Umstellung auch noch hinbekommen.
1. Umstellung: Verbrenner -> BEV
2. Umstellung: Autohersteller -> Ökosystemanbieter aus Hard- und Software plus Energiehandel
Bei „1.“ stockt es noch gewaltig. Der Wille ist aber da (zumindest bei VW) und es gibt teilweise Wissen (Produktion) intern.
Bei „2.“ gibt es langsam ein umdenken, sehr wenig internes Wissen und über die IONITY-Lösung hat VW das Heft des Handelns ohne Not aus der Hand gegeben.
Egon meier meint
„1. Umstellung: Verbrenner -> BEV
Bei „1.“ stockt es noch gewaltig. Der Wille ist aber da (zumindest bei VW) und es gibt teilweise Wissen (Produktion) intern.“
Welche Latrinenparole lässt dich da so gewiss sein? Bislang hat VW alles was versprochen wurde zeitgerecht auf die Reihe gekriegt. Das Umbrüche nicht ganz reibungslos laufen ist klar und zu erwarten aber es stockt weder noch gewaltig.
Alle Termine sind bestätigt .. was hast du also?
Das einzige was quer kommen könnte ist Corona und jetzt komm nicht mit der steilen These: das hat VW verursacht um seine eigenen Problem zu bemängeln.
Jörg2 meint
@Egon meier
Bei genauem Lesen dürfte auch dem böswilligsten Freund von WK1-Sprache nicht entgehen, dass mein Pkt. 1 nicht auf VW eingrenzt.
Bei VW könnte man für das „stockt“ z.B. die rasende BEV-Produktion bei Audi anführen….
Egon meier meint
wenn du schon zurück ruderst dann richtig ..
es stockt eben nicht gewaltig sondern an einigen Ecken läuft es nicht so ganz rund ..
An anderen brummt es so richtig ..
StugiLife meint
Ist halt ein typischer “ Jörg“:
Bei VW läufts nicht weils eben nicht laufen darf!
Jörg2 meint
@Egon meier
Mein „VW&Co“ umfasst VW und Co.
Und da sockt es gewaltig mit der Umstellung.
AUDI bekommt sein BEV nicht von der Produktionslinie.
BMW, DAIMLER, FIAT etc. zaubern noch immer mit Hybriden rum.
Der Anteil BEV an der Gesamtproduktion ist (noch immer) sehr gering.
„Brummen“ tut da noch lange nichts.
Der einzige Lichtblick: die klaren Ansagen von VW und die zum Abverkauf bereitstehende ID.3-Halde.
Swissli meint
Die E-Autos als rollende Batteriespeicher werden immer realisitischer, wenn die Ladezyklenfestigkeit der Batterie das Autoleben weit übersteigt. Dann ist der Autobesitzer sicher bereit, einen Teil seiner Batterie sporadisch als Speicher zu nutzen, sei es privat (für eigene PV) oder für die Allgemeinheit (gegen Entgelt). Was sicher auch nich fehlt, sind Standards.
Bzgl. Ladezyklenfestigkeit wird zuerst wohl Tesla bald vorpreschen. Logisch wäre dann auch ein Schritt zum rollenden Speicher, auch wenn Tesla damit ihre Powerwalls konkurrenzieren würden. VW und andere werden nachziehen… Aber wie gesagt: zuerst müssen Standards her und Ladezyklenfestigkeit erhöht werden. Das Potential ist wirklich enorm.
Daniel S meint
Die Roadmap der CCS Standards sieht P2G für 2025 vor. Hoffentlich sind heutige E-Autos von VW schon prinzipiell dafür gerüstet mit ihrer Hardware. Die Software kann dann ja OTA nachbereitet werden.
Swissli meint
Wenn die grossen Autohersteller das wollen, werden sie die CCS Standards sicher etwas forcieren.
Im Prinzip hast du Recht, dass es zumindest bei CCS nur eine Software Update Frage wäre. Komplizierter dürfte es ab Stecker Auto werden: Wallbox, Hausanschluss, Stromzähler, Smartmeter, Stromanbieter usw.
Peter W meint
Ein ähnliches Projekt gibt es schon länger. Die Sonnen GmBH handelt mit dem PV-Strom und der Batteriekapazität seiner Kunden. PV-Anlagenbesitzer „vermieten“ einen Teil ihres Hausstromspeichers, und Sonnen nutzt die Kapazität um damit Regelleistung im Netz anzubieten. VW wird wahrscheinlich auf eine ähnliches Konzept setzen.
hu.ms meint
350 GWh durch 60 kwh pro BEV wären 5,8 mio. BEV aus dem VW-konzern bis 2025 und natürlich weltweit. Kein besonderer wert für den größten autohersteller.
Jörg2 meint
Und warum hat man dann IONITY nicht selbst aufgezogen und hat dort Preise, dass man mit dem Nachbau nicht hinterher kommt?
ZastaCrocket meint
Ich lese hier unsere Flotte… Ich dachte die Fahrzeuge würden nach dem Verkauf den Kunden gehören. Also ist das Bereitstellen von Energie ja wohl ein Geschäftsmodell der Kunden und nicht des Volkswagen Konzerns…
Sledge Hammer meint
Das ist richtig, deshalb sollten auch die daraus entstehenden Gewinne, zum größten Teil dem Kunden, und nicht VW gehören.
Swissli meint
Damit meinte er wohl die Marken des VW Konzerns?
Man würde sich logischerweise zuerst auf die „eigene“ Markenflotte konzentrieren und beim Autoverkauf dem Kunden noch ein P2G/P2V Package anbieten.
Einen Teil des Gewinns geht an VW, ein Teil an den Autobesitzer.
Georg meint
Bidirektionales Laden, intelligente Sektorenkopplung und neue Dienste sind dafür Voraussetzungen, um das Potenzial auch zu nutzen. Das ist dann die nächste „Baustelle“ für den angehenden Technologiekonzern VW.
Glider meint
VW scheint es endlich verstanden zu haben, wo die Zukunft liegt!
Alle anderen deutschen Hersteller sind immer noch im Dornröschenschlaf oder ist es doch eher Schockstarre?
Sledge Hammer meint
Ich denke es geht um das „Verstehen“. Die anderen denken immer noch nur ans Auto und blenden das restliche Potential aus.
Sledge Hammer meint
So langsam tritt das wahre Potential von BEVs zu Tage. Da enstehen Möglichkeiten, von denen viele bisher noch nicht einmal zu träumen gewagt haben.
Peter meint
RWE und Co werden alles tun um das zu verhindern. Die wollen Wasserstoff importieren und Altmaier setzt es um.