General Motors hat im März seine neue, dritte Elektroauto-Plattform vorgestellt. Auf der modularen Architektur aufbauende Modelle fahren erstmals mit von dem Konzern entwickelten Batterien mit „Ultium“-Technologie. Das erklärte Ziel, E-Mobilität in den Massenmarkt zu bringen, ist laut dem zuständigen Manager trotz der Coronavirus-Pandemie auf Kurs.
„Unsere Zukunft ist elektrisch“, betonte der Vizepräsident für elektrische sowie autonome Autos Ken Morris im Gespräch mit Automobile Mag. Von den Kunden weniger nachgefragte Verbrenner-Fahrzeuge, insbesondere Limousinen, würden bei General Motors nach und nach durch SUV und CUV ersetzt. Diese neuen Modelle bringe das Unternehmen direkt als Elektroautos auf den Markt, statt sie zunächst mit Verbrenner-Technik auszustatten. Angesichts der langen Lebenszeit von Autos werde dies allerdings „nicht über Nacht“ stattfinden.
Der Plan des Traditionskonzerns sei ein komplettes Portfolio an elektrischen Fahrzeugen. Langfristig wolle General Motors auch besonders preisgünstige Baureihen anbieten, bei denen sich die Käufer zwischen Verbrenner- und Elektroauto-Technik entscheiden können. Der erste Pkw mit der neuen E-Auto-Technologie wird zwar eine potente Neuauflage des Hummer als Modell der auf Geländewagen und Trucks spezialisierten Sparte GMC. Bis 2025 werde General Motors aber ein breites E-Angebot zu unterschiedlichen Einstiegspreisen haben, so Morris.
Bei den Pressevertretern im März präsentierten kommenden Elektroautos gehe man auch während der Coronavirus-Krise mit „voller Kraft voraus“, erklärte der General-Motors-Manager. „Wir sichern diese Programme so gut es geht ab. Wir arbeiten von zuhause, also unsere Entwickler und Designer, aber sie unternehmen außergewöhnliche Anstrengungen, um sicherzustellen, dass wir die Pläne für unsere Projekte einhalten.“ Sobald die Arbeit wieder vor Ort in den Geschäftsräumen fortgeführt werden kann, werde man wohl härter arbeiten und mehr Ressourcen einsetzen müssen, um im Zeitrahmen zu bleiben. „Aber es gibt keine Verzögerung, nein“, versicherte Morris.
Er gehe fest davon aus, dass General Motors eines Tages rein elektrisch aufgestellt sein wird. „Wieviele Jahre es bis dahin noch sind? Vielleicht ist es früher soweit, als die Leute glauben“, meinte Morris. Neben niedrigeren Kosten strebt General Motors die Technologieführerschaft bei Elektroautos an. Dazu sollen wesentlich die neuen Ultium-Batterien beitragen. Morris: „Wir wissen, dass das was wir tun, sich von allem unterscheidet, was es momentan am Markt gibt. Das ist alles, was ich dazu sagen kann.“
Flexible, günstigere Akkus im Fokus
Offiziell hat General Motors zu seinen nächsten Elektroautos bisher verraten, dass es sich bei deren eigenentwickelten Ultium-Energiespeichern um sogenannten Pouch-Zellen ähnelnde Akkus handele. Diese ließen sich sowohl horizontal wie vertikal stapeln, wodurch die Fähigkeit zum Stromspeichern und das Batterie-Design für das jeweilige Fahrzeug optimiert werden könnten. Die Kapazitäten der Ultium-Batterien sollen von 50 bis 200 kWh reichen und bis zu 400 Meilen (ca. 644 km) Reichweite oder mehr nach der vergleichsweise realistischen US-Norm EPA erlauben.
Die meisten neuen E-Modelle von General Motors sollen über 400-Volt-Systeme und eine Ladeleistung von bis zu 200 kW verfügen. Trucks werden mit 800-Volt-Technik und 350-kW-Schnellladefähigkeit ausgerüstet. Zusammen mit dem Produktionspartner LG Chem aus Südkorea will der Autokonzern die Akku-Kosten unter 100 Dollar je kWh drücken. Diese Schwelle gilt als wesentlich, um E-Autos zu ähnlichen Preisen und Margen wie Verbrenner zu vertreiben.
General Motors gehört mit Marken wie unter anderem Chevrolet, Cadillac, GMC und Buick zu den größte Autobauern der Welt. Mit dem Verkauf von Opel im Jahr 2017 haben sich die Amerikaner weitestgehend aus Europa zurückgezogen. Dazu, ob der hiesige Markt im Rahmen der E-Mobilitäts-Offensive wieder in den Fokus rückt, schweigt sich das Management bislang aus.
alupo meint
Großes Vertrauen daß dieser Aussage Taten folgen habe ich nicht.
Aber es wäre schön wenn meine Skepsis unbegründet wäre.
Warten wir es ab.
Aber worauf eigentlich warten? Dass jemand sein Erstlingswerk auf den Markt bringt (ok, sie haben den Volt&Bolt…). Diesem technischen Risiko wollte ich mich jedenfalls nicht aussetzen wollen. Aber so wie es heute aussieht habe ich meinen automobilen Heimathafen bereits seit 2016 gefunden….
Raphael R meint
Darf man es dieses Mal wirklich glauben?
Nach der Insolvenz wurde bei der Überführung der Aktivitäten in die neue Firma damals eine ähnliche Ankündigung für die Volt-Plattform gemacht. Davon ist kaum etwas geblieben, stattdessen wurde massiv auf Pickups und SUVs gesetzt.
Vor ein paar Wochen wurde mit Stolz die neue Generation des Tahoe und Suburban präsentiert, die noch grösser als vorher ist. Bei den derzeit tiefen Ölpreisen glaubt wohl niemand, dass diese Fahrzeuge schon bald Auslaufmodelle sein sollten. Mit „Angesichts der langen Lebenszeit von Autos werde dies allerdings „nicht über Nacht“ stattfinden“ ist eigentlich die Hintertüre für einen weiterhin starken Focus auf solche Fahrzeuge schon geöffnet.
Peter W meint
Super, aber bei mir (und vielen Anderen) ist bereits die Gegenwart elektrisch.
hu.ms meint
Wirklich „viele andere“ ?
Wieviele BEV gibts in D? und wieviele PKW insgesamt?
Wie hoch ist der anteil von BEV an den gesamtzulassungen?
Egon Meier meint
GM gibt jetzt Willenserklärungen ab über das, was anderen Massenhersteller schon fabrizieren.
Wann der Willen zu Produkten führt ist völlig unklar.
Vielleicht kann aber nach Elon Musk auch der GM-Chef übers Wasser gehen und eine serienreife Plattform ist nächste Woche da.
Verräterisch ist der Hinweis auf den Partner LG – schon für den Bolt hat GM nur das Blech geliefert – alles andere wurde von LG zugeliefert.
Während VW/Audi/Porsche über Jahre eine Entwicklungskapazität aufgebaut haben hat GM einfach nur weiter Blech gebogen und zukunftsweisende Kompetenzen ausgelagert.
OK- die haben eine Insolvenz hinter sich. Sie bereiten die nächste vor.
wambo13 meint
Glaube da überschätzt jemand stark was VW und Co selber entwickeln.
Das meiste wird bei einem Zulieferer entwickelt, oder zumindest in starker Kooperation.
Egon Meier meint
VW hat schon bei E-golf und E-up fast alles selbst entwickelt (bis auf die Zellen) und dehnt die hausinterne Entwicklung und Fertigung immer stärker aus.
Da ist kaum noch was mit Zulieferern bei den Kernkompetenzen.
Klar gibt es Kooperationen aber der Schwerpunkt ist klar: Hausinterne Kompetenz – maximal die Fertigung wird ausgelagert. Das Hastor-Debakel und das Tesla-Vorbild (und die Abhängigkeit von einem us-Softwareriesen) zeigen ihre Wirkung. Auf grund der Eigentümerstruktur (praktisch ein Familiebetrieb mit etwas Staatsbeteiligung) kann sich VW solche langfristischen Strategien leisten.
Bei GM wird außer dem Blech alles gekauft.
wambo13 meint
Also was ich so im Freundes Kreis höre wer und was alles für VW entwickelt halte ich die Aussage für mehr als fragwürdig.
Wessi meint
Jupps, da stimme ich Wambo13 zu.
Wenn man etwas dichter dran ist am Konzern – was ich von mir selbst und einigen Freunden/Bekannten nicht nur behaupten kann – ist die Fertigungstiefe im PKW- und Nutzfahrzeugebereich nicht sehr groß. Aber: Bleche werden noch gebogen und auch Achsen/Motoren gefertigt sowie Software entwickelt – jedoch: nicht immer mit dem gewünschten Ergebnis.
Und somit ist der Anteil zugelieferter Teile eher hoch und was zu teuer ist wird gern auch billiger (bewusst! nicht günstiger) aus Asien beschafft.
Aber wir werden uns vermutlich alle irren, weil Sie richtige, belastbare und öffentlich kommunizierbare Belege für eine hohe Fertigungstiefe und ausgezeichnete Qualtität haben. Ähm, die ADAC Pannenstatistik zählt nicht zu den Belegen…
hu.ms meint
Das mit der fertigungstiefe bei VW gilt für die neuen MEB-BEV. Bei den verbrennern – und das ist die große masse – ist vieles bei den zulieferern ausgelagert.