Mit Hon Hai Precision Industry Co., hierzulande vor allem als für Apple tätiger Elektronik-Auftragsfertiger Foxconn Technology Group bekannt, stellt sich ein weiteres Unternehmen aus Asien als Wettbewerber für etablierte Zuliefer-Konzerne der Automobilindustrie auf. Das in Taiwan ansässige Unternehmen teilte im Oktober mit, sein Geschäft in diesem Bereich deutlich auszubauen.
Foxconn stellte mit der MIH-Plattform eine aus Fahrgestell und dazugehöriger Software bestehende Architektur vor, mit der Hersteller von Elektroautos Modelle verschiedenster Bauart schneller auf den Markt bringen können sollen. Der Konzern erklärte zudem, 2024 eine Festkörper-Batterie einzuführen.
Die MIH werde als „das Android-System für die Elektroauto-Industrie“ positioniert, so das Unternehmen. Zusammen mit Partnern wolle man ein von Software bestimmtes offenes Ökosystem für die Elektroauto-Branche etablieren. Android ist ein vom US-Internetriesen Google entwickeltes, flexibles Betriebssystem und eine Software-Plattform für Mobilgeräte wie Smartphones oder Tablets, lässt sich aber auch für andere Elektronikgeräte einsetzen. Foxconn formulierte das Ziel, mit seiner neuen MIH-Plattform in den Jahren 2025 bis 2027 weltweit in jedem zehnten Elektroauto mit Bauteilen oder Dienstleistungen vertreten zu sein.
Zu den weiteren Projekten im Automobilbereich gehört auch Selbstfahr-Technologie, die in Japan bereits in Flughafen-Shuttles zum Einsatz kommt. Bisher liegt der Umsatz von Foxconn mit Komponenten für die Automobilindustrie Automotive News zufolge bei 330 Millionen Dollar. Mit dem stärkeren Engagement in der Autoindustrie sowie bei Robotertechnik und Produkten für die medizinische Verwendung will Foxconn laut Medienberichten das nachlassende Wachstum in seinem Kerngeschäft mit Unterhaltungselektronik kompensieren. Bisher mache das Unternehmen noch etwa 50 Prozent seines Umsatzes mit Aufträgen von Apple.
Früheren Berichten zufolge treibt Foxconn ein Gemeinschaftsunternehmen mit Fiat Chrysler voran, das in China Elektroautos entwickeln und produzieren soll. Auch mit dem chinesischen Fahrzeughersteller Yulon Motor soll ein Joint Venture im E-Auto-Segment angedacht sein. Wann die jetzt vorgestellte Plattform erstmals als Basis für ein Serienauto dienen wird, sagte Foxconn nicht. Ob und ab wann man auch den europäischen Markt im Visier hat, spezifizierte das Unternehmen ebenfalls nicht.
StugiLife meint
Foxconn, ist das nicht diese Firma bei der die Mitarbeiter reihenweise aus dem Fenster springen?
Swissli meint
Angeblich möchte ja auch Huawei ins Auto-Business einsteigen.
Die goldenen Zeiten im Smartphonebereich scheinen vorüber zu sein.
ShullBit meint
Jahrelang haben die Chinesen versucht, hierzulande mit Verbrennungsautos einen Fuß in die Tür bzw. den Markt zu bekommen. Sie sind mit jedem Versuch gescheitert. Anfangs fielen z.B. Crashtests und Verarbeitung desaströs aus. Aber man hat dazu gelernt und Elektromobilität senkt nun die Markteintrittsbarrieren drastisch. Brauchbare Plattformen von Drittanbietern wie Foxconn können die Hürden noch weiter senken. Für Chinesen und andere. Und weil einige in Europa etablierte Marken den Umstieg auf Elektromobilität zugunsten kurzfristiger Renditen noch möglichst lange verschleppen wollen, tun sich um so größere Chancen auf. Die Tür steht nicht nur einen Spalt offen sondern ziemlich weit. Anders als früher haben chinesische Hersteller nun auch bekannte Marken im Portfolio, mit denen sich hierzulande punkten lässt: Volvo, Polestar, MG, Lotus, …
Nicht alle neuen E-Marken werden überleben – auch nicht alle aus China. Aber es wird wohl neue Konkurrenz erwachsen. Und wenn beispielsweise FoxConn E-Auto-Plattformen liefert, dann liegt schon mal mindestens 1/3 der Wertschöpfung von auf der Basis gebauten Autos in China.
Peter W meint
So ist es. Ich erinnere mich noch gut daran, wie japanische Autos belächelt wurden. Jetzt haben sich auch die Koreaner etabliert, die Chinesen werden folgen, und Indien steht auch in den Startlöchern.
Unsere Autobauer werden noch manche böse Überraschung erleben.
EMfan meint
Japanische Autos kann man immer noch belächeln, deren Marktanteil ist seit den 90ern kontinuierlich gesunken. Selbst Toyota als Spitzenreiter hat nur 2,6% Marktanteil, die restlichen japanischen Marken krebsen um 1% oder darunter. Die Koreaner sind etwas besser aufgestellt, Hyundai mit immerhin 3,5%
StugiLife meint
Sehe ich auch so, die böse Überraschung kommt eher für die Chinesischen Hersteller.
Bernd meint
Die deutschen Hersteller sind beim Verbrenner wie beim BEV abhängig vom chinesischen Markt. Für die Chinesen ist es nicht lukrativ Verbrenner in Deutschland zu verkaufen. Das ginge nur über den Preis. Bei BEVs sieht es anders aus. Da sind die Chinesen technologisch gut aufgestellt. Wenn sie in Europa BEVs verkaufen wollen werden sie auch Wege dafür finden.
Andreas meint
Sollten chinesische Hersteller nicht erstmal versuchen an die Spitze in ihrem Heimatmarkt China zu kommen? Volkswagen dominiert da ein bisschen…
StugiLife meint
Wollen wollen viele, aber die Kunden hierzulande wollen keine chin. Autos.
Und wirklich preiswertes aus China habe ich bisher auch nicht gesehen. So dumm sind die deutschen Autoķäufer sicher nicht.
Ok, einige wenige vllt schon :-)
Krautsteeler meint
Foxconn ist kein chinesisches Unternehmen, sondern aus Taiwan. Allerdings findet ein Teil der Produktion in China statt.