Der frühere Chef der PSA-Gruppe (Citroën, DS, Opel, Peugeot) Carlos Tavares führt nach der Fusion mit Fiat-Chrysler seit diesem Jahr den neuen, viertgrößten Autohersteller Stellantis. Im Fokus steht künftig insbesondere die Elektrifizierung der Modellpalette, Tavares hat hier bei PSA mehr Vorarbeit geleistet als die Fiat-Chrysler-Manager. Die E-Mobilität sieht er dennoch weiter kritisch.
Tavares betonte bei einer Branchenkonferenz der Financial Times, dass die Entscheidung für Elektroautos als Antriebstechnologie der Zukunft nicht von der Automobilindustrie getroffen wurde. „Ich denke, wir hätten mit mehreren Technologien effizienter sein können“, sagte er. Damit sich die von der Politik priorisierten E-Autos im Massenmarkt durchsetzen, müssten sie zu erschwinglichen Preisen angeboten werden. Nicht nur wohlhabende Menschen dürften sich Stromer leisten können, da sonst viele alte Autos weiter Emissionen abgeben.
Wenn die Nutzung von Pkw nicht erschwinglich bleibe, begrenze das die individuelle Mobilität und Bewegungsfreiheit der Menschen, was „ein großes Problem“ für moderne Demokratien darstellen würde, mahnte der Stellantis-Chef. Tavares unterstrich, dass er wie von der Politik gewünscht Elektroautos vorantreibt, noch wichtiger sei aber die Reduzierung von Emissionen. Hier nur auf den Auspuff zu schauen, hält er für einen Fehler. Er verwies auf das höhere Gewicht von elektrischen Autos und durch die Antriebstechnik rar werdende Materialien sowie die Verfügbarkeit erneuerbarer Rohstoffe.
Die Politik richte sich mit der Forcierung von Elektroautos nach der öffentlichen Meinung, was in Ordnung sei, so Tavares weiter. Man müsse aber die Wissenschaft dahinter, vor allem die Betrachtung über die gesamte Nutzungsdauer, im Blick haben, nicht nur die Auspuffemissionen.
Erfolg mit E-Autos wichtig für europäische Wirtschaft
Der zeitliche Rahmen, in dem sich die Elektromobilität durchsetzt, hängt laut Tavares hauptsächlich von der Politik ab. Sobald diese Verbrennungsmotoren verbiete, würden die Leute auf Fahrräder umsteigen und E-Autos kaufen. Der Automanager wiederholte mehrfach, dass die Erschwinglichkeit der E-Mobilität ein zentraler Faktor sei. Die Verbreitung von Elektroautos werde großen Einfluss auf die Produktionskapazitäten in Europa und damit die Zahl der Arbeitsplätze haben.
„Wenn wir die Fahrzeuge erfolgreich bezahlbar, sicher und sauber machen, dann wird sich der Umfang der Fertigung nicht ändern, da der Markt gleich oder größer ausfallen wird“, so Tavares. „Wenn wir diese Autos nicht erschwinglich machen können, dann beeinträchtigt das die Größe des Marktes und wir müssen den Umfang der Fertigung anpassen.“ Stellantis werde die Herausforderungen meistern und statt Verbrennungsmotoren in Zukunft auch etwa Batteriezellen herstellen, versicherte der Stellantis-Chef.
Tavares glaubt, dass Elektroautos später zu ähnlichen Preisen wie Verbrenner angeboten werden können. Hinsichtlich der Margen ist er skeptischer. „Wenn wir die Margen nicht sichern können, wird es Umstrukturierungen und soziale Konsequenzen geben“, warnte er. Gelingt die Transformation der Branche, erwartet er „keine erheblichen“ sozialen Auswirkungen. „Die Herausforderungen sind nicht null Emissionen, sondern die Erschwinglichkeit, das Schützen der Margen und das Vermeiden signifikanter sozialer Auswirkungen“, so Tavares abschließend.
Jürgen V meint
„Wenn wir die Margen nicht sichern können, wird es Umstrukturierungen und soziale Konsequenzen geben“, – mit anderen Worten. Sollten die Millionenboni der Manager und die hohen Dividenden der Aktionäre nicht weiterhin wie gewohnt ausfallen, werden wir eben viele Leute aus den unteren Ebenen rauswerfen. Nichts anderes will er damit sagen.
David meint
Jede Form von Mobilität macht einen Eintrag in die Umwelt. Und schon unsere Geburt als Staatsbürger einer reichen, europäischen Zivilisation setzt durch die damit automatische Zwangsteilnahme an Systemen wie z.B. der Müllentsorgung oder der WasserAbwasser Systeme unseren ökologischen Fußabdruck hoch.
Es geht darum, sich smart zu verhalten. Also sich so zu verhalten, dass das Leben weitergehen kann und kleine Änderungen einen positiven Unterschied machen. Da ist Elektromobilität sinnvoll, weil sie lokal emissionsfrei und grundsätzlich mit erneuerbaren Energien betrieben werden kann. Die Herstellung wird durch Recycling und neue Techniken permanent weniger Eintrag zeitigen. Kobalt und Lithium sind ja durchaus Themen, die bearbeitet werden. Ebenso seltene Erden.
Da passiert viel und das sollte man respektieren. Was die Margen von Stellantis angeht, muss man halt das Vertriebsmodell und die Servicebereiche anpassen. Aber man muss auch in die Lastenhefte der Modelle rein. Der elektrische Fiat 500 ist z.B. zu unpraktisch und teuer.
MichaelEV meint
+1 Wenn das böse Wort mit 5 Buchstaben nicht Thema ist, liefern sie anscheinend gute Beiträge.
Daniel S meint
Mir gefällt der elektrische Fiat 500e. Endlich ein kleines eAuto mit guter Technik und Komfort. Aber vor allem: Klein. Habe ihn gekauft und bin sehr zufrieden.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
„Und schon unsere Geburt als Staatsbürger einer reichen, europäischen Zivilisation setzt durch die damit automatische Zwangsteilnahme an Systemen wie z.B. der Müllentsorgung oder der WasserAbwasser Systeme unseren ökologischen Fußabdruck hoch.“
Das klingt als wären unsere Abwasserreinigung und Müllentsorgung etwas schlechtes und wir sollten es lieber sein lassen.
Daniel S meint
„ Die Herausforderungen sind nicht null Emissionen“
So sieht es aber nicht aus. Die meisten verkauften Autos stossen im Betrieb noch immer Emissionen aus. Und alle bei der Herstellung.