Für die Autozulieferer sind die für die Elektrifizierung des Antriebsstrangs notwendigen Innovationen kostspielig und wollen finanziert werden. Innovationstreiber sind laut der Unternehmensberatung Berylls häufig Start-ups, darum haben die Experten die Newcomer im großen Heer der Zulieferer genauer betrachtet. Sie haben sich angeschaut, mit welchen Geschäftsmodellen sich Unternehmen besonders vielversprechend positionieren können und wohin entsprechende Finanzmittel fließen.
Geschäftsmodelle, die sich mit der Ladeinfrastruktur beschäftigen, entstehen demnach in großer Zahl. Hersteller von Elektrofahrzeug-spezifischen Komponenten erlebten ebenfalls eine Blütezeit, so die Berater. Und weil die E-Zulassungszahlen steigen, befinde sich auch der Bereich Gesamtfahrzeug in einem gesunden Wachstum.
Berylls Partner Malte Broxtermann sieht Potenzial für weitere Segmente: „Ich rechne damit, dass der Anteil der Deep-Technology Startups im Batterie- und Zellbereich zunehmen wird.“ Technisch möge es auch beim autonomen Fahren vorangehen, aber die Regulatorik halte bei diesem Fortschritt nicht mit, Investoren sähen daher keine schnellen Amortisationsmöglichkeiten in diesem Bereich und zögen sich zurück, nachdem sie vor der Pandemie enorme Summen in die Autonomie gepumpt hätten.
China und Südkorea investieren laut der Auswertung kräftig in ihre Start-ups, die sich mit der E-Mobilität beschäftigen. Der „Inflation Reduction Act“ sei zusätzlich in den USA wichtiger Geld- und Impulsgeber. Berylls Zulieferer-Experte Alexander Timmer: „Im Zeitraum von 2019 bis 2022 inklusive, wurden knapp elf Milliarden Dollar in Start-ups investiert. 70 Prozent entfallen dabei auf chinesische und koreanische Start-ups.“
Allerdings verteile sich das Budget nicht gleichmäßig, weder über die Märkte noch über die verschiedenen Segmente der Branche. Hersteller von Fahrzeugkomponenten und Gesamtfahrzeugen dürften sich über die größten Stücke vom Investitionskuchen freuen, für Anbieter von Mobilitäts-Dienstleistungen, Integrationsplattformen oder Rohmaterialien blieben dagegen kaum mehr als Krümel übrig.
Auffällig an der Analyse sei, so Berylls, dass die überwiegende Zahl der Unternehmens-Neugründungen außerhalb von Europa geschieht. Asiatische Unternehmen hätten das Segment der Batterietechnologie praktisch unter sich aufgeteilt. Aber es bleibe Raum für die Europäer und damit Potenzial, die Transformation für sich zu nutzen. Auf den Feldern Analytics, Leistungselektronik, Lade- oder Netzwerkinfrastruktur tummelten sich noch nicht allzu viele Spieler, hier böten sich Gelegenheiten für Innovationen aus Europa und Deutschland. Gelegenheiten müsse man aber nicht nur ergreifen wollen, man müsse es auch können. „Aber dem Können der Start-ups steht leider allzu oft ihre knappe Kapitaldecke im Weg und die Integration in die bestehenden Lieferketten-Strukturen“, so die Berater.
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