In zwei Tagen treffen sich in Brüssel Vertreter der Autoindustrie und Umweltorganisationen mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, um über das für 2035 geplante Verkaufsverbot für fossil betriebene Verbrennerfahrzeuge zu sprechen. Dabei stehen mögliche Lockerungen oder Verschiebungen im Raum. Christian Hahn, CEO der Lade-Plattform Hubject, warnt eindringlich vor einer Aufweichung des Verbots.
„Wir brauchen endlich Klarheit. Die Verunsicherung über den künftigen Kurs in den nächsten zehn Jahren muss weg“, betont Hahn im Gespräch mit dem Portal Edison. Er sieht in der E-Mobilität die einzige realistische Zukunft für den europäischen Autosektor. Nur mit konsequenter Förderung könne Europa eine führende Rolle im Bereich sauberer Mobilität einnehmen. Die Debatte über alternative Antriebe wie Plug-in-Hybride oder E-Fuels hält Hahn für rückwärtsgewandt. E-Fuels seien „ineffizient, teuer und in den benötigten Mengen gar nicht verfügbar“. Sie seien teure Umwege, die den Fortschritt nur verzögern.
Hubject, gegründet 2012 in Berlin, versteht sich als neutraler Vermittler zwischen Energieversorgern, Autoherstellern und Stadtwerken. Das Unternehmen betreibt die eigenen Angaben zufolge weltweit größte B2B-Plattform für Ladeinfrastruktur und ermöglicht es E-Autofahrern, ohne separate Verträge an Hunderttausenden Ladepunkten in Europa zu laden. Im Mittelpunkt steht das sogenannte Roaming, ähnlich wie im Mobilfunk.
„Wir sind die Kollaborationsplattform im Hintergrund, die verschiedene Player zusammenbringt“, sagt Hahn über die Rolle von Hubject. Ziel sei es, das Laden einfacher und zuverlässiger zu gestalten, um die Elektromobilität massentauglich zu machen. Zwar gebe es mittlerweile über 175.000 öffentliche Ladepunkte in Deutschland, doch das Nutzererlebnis lasse oft zu wünschen übrig.
Hahn für europäisches „Right to Plug“
Kritik übt Hahn insbesondere an der Preistransparenz. Kunden zahlten teils mehr als einen Euro pro Kilowattstunde – ein Preisniveau, das er als nicht fair bezeichnet. Er fordert ein europäisches „Right to Plug“, das diskriminierungsfreies Laden überall ermöglichen soll. Die Politik müsse hier regulierend eingreifen, ähnlich wie einst beim Mobilfunk-Roaming.
Als vielversprechende Entwicklung sieht Hahn das „Plug & Charge“-System, das bereits von Millionen Fahrzeugen unterstützt werde. Diese Technologie ermögliche automatisches und komfortables Laden – vorausgesetzt, es gibt verlässliche Standards. Auch die Integration von E-Autos in das Stromnetz hält er für unerlässlich. Hier brauche es klare Regeln, damit die Fahrzeuge als Energiespeicher für erneuerbare Quellen dienen können.
Hahn warnt eindringlich vor einem politischen Kurswechsel. Eine Abschwächung der Ziele könne dazu führen, dass die europäische Automobilindustrie langfristig ihre Wettbewerbsfähigkeit verliert. „Wenn Europa jetzt zaudert, werden Lösungen in China entwickelt – und wir müssen sie später nur übernehmen“, so seine Einschätzung.
Hahns Appell an die Politik lautet: Es brauche verlässliche Leitplanken jenseits einzelner Legislaturperioden. Nur mit langfristiger Planungssicherheit könnten Industrie und Investoren Vertrauen aufbauen. „Es geht nicht um kleinliche Regulierung, sondern um den Rahmen.“

Ralf meint
Ich frage mich: Was versteht der gute Mann unter einem „Nutzererlebnis an der Ladesäule“?
Ist das wieder Eunuchen-KnowHow (Theorie ja, keine Praxiserfahrung)?
Ich stecke das Auto an und dann gehe ich Einkaufen, Kaffee trinken oder sonst was und das Auto lädt ganz alleine (zumindest meines).
Ich habe ja auch schon Jahre kein „Nutzererlebnis“ an einer versifften Tankstelle mit einer schlechtbezahlten, übelgelaunten Kassiererin gehabt, die gelangweilt alle Rabattmöglichkeiten (Payback, ADAC-Rabatt usw.) abgefragt hat, bevor ich ENDLICH mal bezahlen durfte.
Dagobert meint
„Technologiesicherheit“ – mein Lieblings-Bull*****-Bingo. Diesel, Benziner, Hybrid, drei Getriebe, fünf Leistungsstufen? Alles kein Thema. Aber wehe, man packt noch ein BEV dazu – dann bricht plötzlich das Kartenhaus der Wirtschaftlichkeit zusammen. Schon klar.
Fakt ist: Mischplattformen gibt’s längst, technisch völlig unspektakulär. Das Gerede ist nichts weiter als PR-Sprech, um die eigene Einbahnstraßen-Strategie als „alternativlos“ zu verkaufen.
South meint
Das ist Unsinn. Wo steht denn bitte geschrieben, dass sich sinnvolle Änderungen unbedingt am Markt durchsetzen müssen? Weder hat sich der Gurt, noch der KAT, noch sonstige viele sinnvolle Technik durchgesetzt.
Und auch der Rest ist auch Schmarrn. Es lohnt für die meisten Hersteller auf eigene E Plattformen zu setzen, weil es sich eben stark von der Verbrennertechnik unterscheidet und es vom Design, Platz etc. ganz andere Möglichkeiten gibt und es ab bestimmten Stückzahlen halt lohnt….ich würde übrigens kein Auto auf ner Mischplattform mehr kaufen…
South meint
..Technik so komisch durchgesetzt….
Till meint
…wenn man das „Hybrid“ in Deiner Aufzählung weglässt…
NMC, LFP, Feststoffakku, und dazu noch x verschiedene Elektroantriebe, und unzählige Leistungsstufen… …alles kein Thema. Dann aber noch einen Verbrenner dazu packen – Blödsinn.
Ein Hybridfahrzeug ist das Schlechteste aus zwei Welten.
Sebastian meint
Ich wundere mich, wie es ein Supermarkt schafft, über 3.000 verschiedene Artikel anzubieten, aber ein Hersteller soll es an den Rand des Suizid bringen, neben einem Dieselmotor auch noch ein BEV anzubieten?
Die Leute werden eben NICHT verunsichert ob sich 2035 etwas verändert, sondern die Leute haben die Nase bis oben voll, bevormundet zu werden. All die Neuwagenkäufer sind ganz KLAR im Kopf und entscheiden nach dem was ihnen gefällt und was preislich möglich ist. Da gibt es nicht einen einzigen, der irgendwie wirr und unklar im Kopf ist. Solche Leute gibt es aber zuhauf in der Politik…
BrainBug meint
Die Unsicherheit liegt nicht beim Käufer. Schließlich wird jedes Verbrennerauto weiter fahren können und dürfen, auch wenn tatsächlich 2035? das so genannte Verbrennerverbot kommt (das Wort an sich ist schon falsch)
Es geht um die Industrie. Ein hin und her von Prioritäten, Verboten, Grenzwerten, Ausnahmen,,…
kostet jedes mal eine Kurskorrektur.
Mehrgleisigkeit in der Entwicklung kostet Geld.
Höhere Stückzahlen reduzieren Kosten.
Somit ist eben eine klare Ausrichtung zu BEV etwas, das der Wirtschaft hilft. Indem sie ihre Planungen darauf fokussieren können (und müssen).
Dadurch erreicht man früher höhere Stückzahlen und somit kommt man früher in die Gewinnzone bzw kann günstiger verkaufen. Und nur das hilft gegen die Flut günstiger Autos aus China.
Sie werden immer billiger sein können, aber zumindest dürfen wir den Anschluss nicht verlieren bzw müssen dafür besser sein (bzw werden)!
Jedes hin-und-her bewirkt nur, dass Investitionen in beiden Welten weitergehen. Und die Stückzahlen bei BEV kleiner bleiben als sie sein könnten.
Die Verbrennerwelt wird sterben. Es interessiert niemanden, welche Autos in Europa verkauft werden. Die Richtung geben andere Märkte vor. Die haben ganz andere Stückzahlen.
Die Frage ist, ob wir es der Industrie erlauben noch bis zum Schluss von den guten Margen bei Verbrennern zu leben, bevor sie dann zugrunde geht.
Oder ob wir sie zwingen frühzeitig in die neue Technologie zu investieren.
Ja, das kostet jetzt Marge, dafür ist man dann aber noch konkurrenzfähig und lebt weiter.
Wenn man die Entscheidung einzelnen Managern überlässt, wird womöglich der eigene Bonus am Quartalsende eine höhere Priorität bekommen, als die mittelfristige Zukunft eines Konzerns oder unserer Autoindustrie.
Millionen Jobs hängen davon ab!
Dagobert meint
Das ist überhaupt nur dann ein Thema, wenn eine unterlegene Technologie regulatorisch durchgedrückt werden soll. Wo eine Technologie wirklich überlegen ist, setzt sie sich in wenigen Jahren von selbst durch – ganz ohne staatlichen Zwang.
Beispiele gibt’s zuhauf: Das Smartphone hat in weniger als zehn Jahren den klassischen Mobiltelefonmarkt ausgelöscht – kein „Feature-Phone-Verbot“ nötig. Flachbildschirme haben Röhren-TVs verdrängt, weil Bild, Formfaktor und Preis passten. Digitalkameras haben die Filmrolle praktisch über Nacht beerdigt, ganz nebenbei ist das auch noch umweltfreundlicher. Streaming hat DVD und Blu-ray in die Nische gedrängt, einfach, weil es bequemer ist – Auch das sorgt nebenbei für weniger Müll.
Ich bringe mir aus dem Ausland Plastikstrohhalme mit – nicht aus Prinzip „gegen Umweltschutz“, sondern schlicht, weil das Papierding hier ein minderwertiges Ersatzprodukt ist, das im Glas nach fünf Minuten durchweicht. Ein Produkt, das schlechter ist als sein Vorgänger, braucht Regulierung, um überleben zu können.
Dass es auch anders geht, zeigt das explodierende Wachstum bei Balkon-PV: Trotz regulatorischer Hürden und Genehmigungsstress setzen Millionen Verbraucher auf diese Lösung – weil sie konkret Vorteile bringt: niedrigere Stromrechnung, schnelle Amortisation, mehr Autonomie. Hier schlägt der Markt die Bürokratie – und der Umweltschutz profitiert gleich mit.
Fazit: Überlegenheit setzt sich von selbst durch, sogar gegen Verbote. Unterlegenheit braucht Regulierung.
Future meint
Alle genannten Beispiele vom Mobiltelefon bis zum Fernseher wurden vor der technologischen Disruption noch von deutschen Industrien produziert. Wir beobachten mal, was aus der Automobilindustrie nach der gegenwärtigen Disruption so wird.
E.Korsar meint
„Wo eine Technologie wirklich überlegen ist, setzt sie sich in wenigen Jahren von selbst durch – ganz ohne staatlichen Zwang.“
Nö.
Es setzt sich die passendere Technologie durch.
Ich kann dir sagen, halbautomatische Waffen sind viel besser als Revolver, aber Revolver verkaufen sich trotzdem viel besser. Der Gesetzgeber hat entschieden, dass der Erwerb für halbautomatische Waffen wesentlich schwieriger ist.
Und wenn der Gesetzgeber entscheidet, dass ein CO2-ausstoßendes Fahrzeug nicht als Neufahrzeug anmeldbar ist, dann passt es nicht mehr.
South meint
Natürlich würde sich das E Auto auch selbst durchsetzen, aber im Gegensatz zum Smartphone, wo es gesellschaftlich völlig egal wann oder sogar obder Durchbruch erfolgt, besteht bei der Erderwärmung ja wohl Zeitdruck, was das Beispiel ja wohl deutlich hinken lässt…
BrainBug meint
Sie übersehen 2 wichtige Aspekte:
1. WIR (Europa) entscheiden nicht wohin die Reise geht.
Wir können uns nur entscheiden stehen zu bleiben und ganz sicher mittelfristig unsere Autoindustrie zu verlieren.
Oder wir machen mit oder, noch besser, wir versuchen voran zu gehen.
Das sind unsere Möglichkeiten. Egal wie viele Verbrennerfans wir in Europa haben, unser Markt rettet keinen Konzern und keinen Arbeitsplatz.
Also: wollen Wir Nokia oder die „Dampfmaschinen“-Industrie sein? oder wollen wir beim neuen Mitmischen?
2. die unterschiedlichen Antriebskonzepte konkurrieren nicht unter den gleichen Bedingungen.
Der Verbrenner „darf“ viele Schäden anrichten, die die Allgemeinheit bezahlt. die Gewinne gehören aber den Konzernen.
Würden alle Kosten und Folgeschäden des Verbrenners eingerechnet werden, ja, dann würde das der Markt und die überlegene Technologie von selbst regeln.
In Wahrheit sieht es aber so aus:
Wirtschaftlich: Ölimporte machen uns ärmer (Geld fließt ab), während Ausbau+Betrieb+Wartung erneuerbarer Energien unsere Energiewirtschaft stärken und die dortigen Arbeitsplätze vermehren würde.
Politisch: diese Importe machen uns erpressbar. Von Russland, über die Arabischen Länder bis hin zur USA.
Alle genannten verfolgen eigene Interessen.
Ökologisch + Folgeschäden: es kostet „nichts“, das Land und Meer mit Öl und Chemikalien zu versuchen, um Öl und Gas zu fördern. CO2 und Methan wird ungehindert in die Luft geblasen. Oft direkt am Förderort und rauchen Mengen.
Die Häufung und Verstärkung von Naturkatastrophen bezahlen aber wir mit unseren Versicherungsprämien und Steuern.
Genauso wie die Behandlungskosten für Atemwegserkrankungen.
Solange das so ist, wird es der Markt natürlich NICHT regeln können.
Und deshalb muss hier regulatorische eingegriffen werden. Entweder so wie es eben derzeit passiert, oder indem man diese Schäden und Kosten beziffert und den Konzernen „umhängt“.
Ja, dann möchte ich mal sehen wie schnell alle vom Verbrenner weg wollen.
South meint
Yoa, da kann man BrainBug nur beipflichten…
Steffen meint
Haha, Streaming ist vermutlich ökologisch und klimatechnisch sehr viel schlechter als gepresste Scheiben. Da hat neue Technologie auch viele Nachteile mit sich gebracht (notwendiger Netzausbau, unglaublich große und viele Rechenzentren, schlechte CO2-Bilanz).
Edwhar meint
#Dagobert
Leider setzt sich nicht immer das bessere Produkt durch: Bei der Einführung der Videoformate (VHS, Video2000 und Beta) hat sich auch nicht das beste System durchgesetzt sondern letztlich das mit dem besten Marketing.
Übertragen auf das BEV bedeutet das, dass allein schon die Energieeffizienz und damit die ökologische und ökonomische Überlegenheit für das BEV sprechen müssten. Leider stehen massive wirtschaftliche Interessen dem entgegen. So kommt es, dass aufgrund von politischem Hickhack in Verbindung mit Lobbyismus keine einheitliche dauerhafte politische Regelung zustande kommt. Somit sind die KäuferInnen in ihrer Kaufentscheidung verunsichert und zögern mit der Kaufentscheidung, mit negativen Folgen für die Autoindustrie.
Diese wirtschaftlichen (Gegen-) Interessen waren bei den genannten Beispiel-Produkten (Smartphone, Digitalkamera, Flachbildschirm …) nicht so ausgeprägt, daher hat hier tatsächlich der Markt entscheiden.
South meint
Also ehrlich. Na es ist doch eher so, da man der Leute überdrüssig ist, die so tun, als würde sich die Welt nicht ändern. Es ein naturgegebenes Recht gäbe, dass alles so bleibt und jegliche sinnvollen Regularien sofort als Bevormundung abzutun, wenn es nicht in ihr eigenes enges Denkschemata passt. Der Umstieg auf nachhaltige Antriebe ist absolut rational notwendig und mit Verlaub, da musste noch nie und muss auch heute nicht erst passieren, wenn der letzte Type ein Problem kapiert hat…
Und die E Autos werden auch nicht eingeführt, wenn der letzte ihn als würdig erhält oder eine Therapie braucht, wenn es nicht röhrt, denn das E Auto bietet einen enormen gesellschaftlichen Mehrwert, er stößt um längen weniger CO2 aus…
Es gab einen Grund warum so 150 Staaten sich im Pariser Abkommen sich geeinigt hat und weltweit an dem Problem gearbeitet wird…..
Sebastian meint
Bei dir merkt man deutlich, wie wenig Ahnung du eigentlich wirklich hast. Wer CO2 allein technisch eindämmen möchte, zeigt wie absolut wenig er davon auch nur im Ansatz Ahnung hat.
Glaubst du echt, du rettest die Welt, wenn jemand seinen Verbrenner verkauft (der dann irgendwo noch xxx Jahre weiterläuft), sich ein BEV und Solar aufs Dach macht? Niemand kann wirklich so dumm sein.