Ihr Ziel von einer Million Elektroautos auf deutschen Straßen bis 2020 hat die Bundesregierung mittlerweile auf unbestimmte Zeit verschoben. Dass Deutschland bei Elektromobilität zum Leitmarkt wird, steht für die Politik aber weiter außer Frage. Einer aktuellen Umfrage unter Experten nach sind dafür jedoch rechtlich verbindliche Ziele und weitergehende Maßnahmen erforderlich.
Bisher scheiterte eine zügige Dekarbonisierung des Straßenverkehrs insbesondere an der unzureichenden Kalkulierbarkeit des Marktes und der daraus folgenden Unsicherheit für die beteiligten Branchen und die Nutzer. Genau hier muss angesetzt werden, wenn Elektromobilität in Deutschland schneller vorankommen soll. Das ist das Fazit einer Expertenbefragung der Universität Leipzig.
Die bisherigen politischen Ansätze reichen den für die Studie befragen Experten zufolge nicht aus, um die Verbreitung von Elektroautos in Deutschland wie gewünscht voranzutreiben. Sie schlagen daher konkrete weitergehende Maßnahmen vor – darunter: Zielvorgaben für CO2-Emissionen, die Schaffung von Kaufanreizen für Elektrofahrzeuge durch Steuervorteile und Prämien, potenzielle Zulassungsverbote für Verbrennungsmotoren und Zulassungsquoten für Autohersteller. Einem verlässlichen und fairen ordnungspolitischen Rahmen für Stromer messen die Experten dabei eine deutlich höhere Wirksamkeit zu als etwa Kaufprämien. Um den größtmöglichen ökonomischen und ökologischen Gesamtnutzen zu erzielen, sollten zudem Energie- und Verkehrswende eng miteinander verzahnt werden.
Zur Verbesserung der besonders außerhalb der Ballungsräume unzureichenden Ladeinfrastruktur fordern die Experten neben einer Förderung im privaten Bereich ein größeres Engagement der Energieversorger. Auch die Industrie müsse sich neu ausrichten und innovativer werden. Den Automobilherstellern empfehlen die Experten, strategische Allianzen in der Batterietechnologie einzugehen. Zulieferer und nachgelagerte Industrien sollten in neue Geschäftsfelder wie Automatisierung und Digitalisierung eintreten und neue Beförderungskonzepte entwickeln.
Simon Maier meint
Dass die Elektroautos auf der Straße noch rar sind hat unterschiedliche Gründe
Zum einen der subventionierte, billige Diesel und die momentan allgemein günstigen Preise für Öl, was sich auch auf verhältnismäßig günstiges Benzin niederschlägt. Zudem ist Strom in D relativ teuer (sofern er nicht aus der heimischen PV-Anlage kommt).
Andererseits halten sich auch hartnäckig tief sitzende Vorurteile aus der Anfangszeit der EV’s, wo die Preise noch extrem hoch und die Reichweiten klein waren. Zudem gibt es halt leider in D teilweise sehr konservativ eingestellte Leute, vor denen man sich schon rechtfertigen muss wo die halbe Kilowattstunde für das Pedelec her kommt (Argument der Strom muss auch irgendwo herkommen) und die es sich nicht vorstellen können mit einem Auto nicht mindestens 700 km nonstop über die Autobahn fahren zu können, wie sie es mit einem Diesel gewohnt sind. Die Hersteller tun dann auch ihren Teil dazu, indem überall für Verbrenner geworden wird, aber praktisch nicht für EV’s, und dann solche Autos wie der Smart verkauft werden, die trotz kleiner Reichweite nicht mal eine Schnellladefunktion besitzen. Die in D beliebten Kombis gibt es bisher auch nirgendwo elektrisch zu kaufen.
Landmark M3 meint
Wir brauchen keine große Förderung, wir müssen Hindernisse abbauen.
Es gibt so viele Hürden, wenn die aus dem Weg geräumt werden, wäre schon viel erreicht. Ladepunkte für Mieter, Wohnungseigentümer mit Tiefgarage, Laternenparker usw usw. um diese aufzustellen, müssen Freiheiten her und keine Zwänge.
Volker Hermann Adamietz meint
Um das Laden zu vereinfachen und vor allem die unüberschaubaren Ladetarife sollte man auch vorschreiben, dass jedes Elektroauto min. einen AC-Lader mit 11 kW (besser 22 kW) an Bord hat.
Ergänzend dazu sollte auch verbindlich (zumindest bei langstreckentauglichen E-Autos) eine Schnelllademöglichkeit verbaut sein – CCS oder Chademo.
Dann wäre das schwierige Thema mit dem Langsam- und Schnellladern und zu langem Parken etc. auch Geschichte.
Weiters sollten alle Ladestationen mit einem Tarifmodell nach erfolgter Ladung (100%) nach ca. 15-30 min. anfangen einen Straf-/Parktarif zu verrechnen.
BR meint
Nicht nur außerhalb der Ballungszentren ist die Ladeinfrastruktur unzureichend. Auch in den Ballungszentren, wo E-Fahrzeuge auch heute schon absolut zielführend sind, gibt es eine sehr schlechte Ladeinfrastuktur.
Kerkhoff meint
Die meisten Leute außerhalb der Ballungszentren haben inzwischen Elektrizität und könnten sehr einfach ein Elektroauto in ihrer Garage aufladen. Die öffentlichen Ladestationen sind eigentlich nur für Durchreisende wichtig.
Meiner Einer meint
Es reicht eben nicht Ziele und Absichtserklärungen durch die Politik großspurig verkünden zu lassen. Es bedarf auch immer verbindlich festgelegter Zwischenziele, die zwingend zu erfüllen sind. Vor allem wenn die Ziele am Ende der nächsten Legislaturperiode liegen, muß die Frage erlaubt sein, ob es mehr als eine effektvolle Presseerklärung ist.
Es muß gleichzeitig die Frage erlaubt sein, warum eine mehr als 100 Jahre erfolgreiche Öl-Antriebs-Technologie immer noch subventioniert und gefördert werden muß. Das ergibt zwingend einen Zielkonflikt.
McGybrush meint
Deutschland könnte eAutos sogar verbieten und sie würden 2030 den Wltmarkt erobern.
Lewellyn meint
Deutschland der Leitmarkt der Elektromobilität?
Vor Norwegen und den Niederlanden?
Ist ja Rosenmontag, da darf man solche Witze machen.
Düsentrieb meint
Bis wir mal soweit sind müssen wir das Feld von hinten aufräumen…