Private Autofahrer entscheiden sich nach langer Zurückhaltung wieder vermehrt für Elektroautos: Im zweiten Quartal 2025 stiegen laut dem „HUK-E-Barometer“ rund ein Drittel mehr beim Fahrzeugwechsel von einem Verbrenner auf einen reinen Stromer um als im Quartal zuvor. Insgesamt waren es bundesweit 5,5 Prozent aller Fahrzeugwechsel (4,1 % in Q1 2025). Einen Wert in ähnlicher Höhe gab es zuletzt Ende 2023, also vor dem Wegfall der staatlichen Kaufprämie.
Auch der Gesamtbestand an privaten E-Autos hat im zweiten Quartal 2025 spürbar angezogen auf 3,2 Prozent. Die Dynamik der Bestandszunahme ist damit ebenfalls die höchste seit mehr als einem Jahr. Das sind zentrale Ergebnisse des neuen HUK-E-Barometers, das sich aus Daten des Versicherungsbestands des Unternehmens ergibt.
Parallel werden von HUK-Coburg jedes Quartal neu durch bundesweit repräsentative Online-Befragungen die Einstellungen zu Elektroautos sowie Verhaltensweisen der deutschen Bevölkerung erfragt. Und auch hier deutet sich ein Umschwung an: So erklärt jetzt erstmals mit 48 Prozent eine relative Mehrheit der Deutschen ab 16 Jahren, dass sie E-Autos „sehr gut“ oder „gut“ findet, 45 Prozent der Befragten finden sie „weniger“ oder „gar nicht gut“. Anfang 2024 waren dagegen erst 37 Prozent positiv eingestellt und noch 52 Prozent negativ.
Jörg Rheinländer, Vorstandsmitglied der HUK-Coburg: „Ob der Umstieg zur E-Mobilität in Deutschland gelingt, entscheidet sich im privaten Automarkt, denn er umfasst gut 90 Prozent des Gesamtmarktes. Deshalb sind die neuen Trendsignale wichtiger als etwa Neuzulassungszahlen bei gewerblich genutzten Pkw, die nur etwa zehn Prozent ausmachen.“
Baden-Württemberg fällt ab, Norddeutschland steigt auf
Beim verstärkten Privatinteresse an Elektroautos fahren im abgelaufenen Quartal vor allem zwei Bundesländer vorneweg: In Schleswig-Holstein und Niedersachsen haben die Quoten an E-Autos gemessen am dortigen gesamten Autobestand am kräftigsten zugenommen. Bayern und Rheinland-Pfalz folgen dahinter schon mit etwas Abstand. Die rote Laterne behalten die ostdeutschen Bundesländer Sachsen und Sachsen-Anhalt wie bereits im gesamten Jahresverlauf 2025.
Überraschend schwächelt das Autoland Baden-Württemberg: Beim Elektro-Anteil am Privatbestand steht es nun erstmals seit fünf Jahren – dem Beginn der HUK-Auswertung 2020 – nicht mehr unter den Top-3-Ländern. Begonnen hat dieser Abstieg Mitte 2022. Damals hatte das Ländle im Bundesländer-Vergleich noch die höchste Bestandsquote an Elektroautos, bevor es in dieser Kategorie zunächst hinter Bayern zurückfiel und inzwischen auch Niedersachsen und Schleswig-Holstein vorbeiziehen lassen muss.
Noch deutlicher hinkt Baden-Württemberg bei den Umstiegen auf reine Elektroantriebe bei Fahrzeugwechseln hinterher: Im zweiten Quartal 2025 stiegen in Niedersachsen (6,6 %), Bayern (6,4 %) und Hessen (5,9 %) die meisten Privatleute von einem Verbrenner- auf einen Elektromotor um. Für die Autofahrer im Südwesten hingegen liegt dieser Wert mit nur 4,9 Prozent sogar noch unter dem Bundesschnitt von 5,5 Prozent.
Jüngere und Männer sind die größten E-Auto-Fans
Nicht nur regional sind die Unterschiede in Sachen Elektromobilität groß. Auch zwischen Älteren und Jüngeren gehen die Einstellungen hierzu deutlich auseinander – und diese Schere öffnet sich weiter. So bewerten aktuell 65 Prozent der unter 40-Jährigen Elektroautos als „sehr gut“ oder „gut“. Anfang 2024 waren es 49 Prozent. Bei den ab 40-Jährigen ist die Zustimmung dagegen weit geringer (39 %) und die Steigerung gegenüber Anfang 2024 (31 %) auch nur halb so hoch.
Männer zeigen sich gegenüber Frauen dabei grundsätzlich deutlich positiver gegenüber E-Autos (55 zu 41 %). Extrem unterschiedlich sind daher etwa Einstellungen bei Männern unter 40 Jahren gegenüber Frauen ab 40 Jahren: Hier liegen die Quoten um mehr als das Doppelte auseinander (73 zu 34 %). Noch größer sind die Unterschiede bei der Kaufabsicht: So erklären nur zehn Prozent der Frauen ab 40 Jahren, sich „künftig grundsätzlich nur noch ein reines Elektroauto“ anschaffen zu wollen. Bei Männern unter 40 Jahren ist die Quote mit 31 Prozent deutlich höher.
Reichweite schreckt Vielfahrer offenbar nicht
Auch Vielfahrer finden offenbar wachsendes Gefallen an E-Mobilität: Wer mehr als 20.000 Kilometer im Jahr unterwegs ist, bewertet E-Autos aktuell zu 54 Prozent positiv („sehr gut“ oder „gut“). Anfang 2024 waren es mit 29 Prozent fast die Hälfte weniger.
Tatsächlich ziehen auch die Anschaffungen von E-Autos bei denen an, die vergleichsweise viel fahren: Wer etwa mehr als 12.000 Kilometer im Jahr unterwegs ist, stieg im zweiten Quartal 2025 bei Fahrzeugwechseln zu 6,1 Prozent auf Elektroantriebe um. Diese Umstiegsquote liegt damit um ein Drittel höher als bei Fahrern mit einer Jahresleistung bis 6.000 Kilometern (4,2 %).
Eine weitere Messung im zweiten Quartal 2025 ergibt: 80 Prozent derjenigen, die bislang schon ein E-Auto haben und mehr als 12.000 Kilometer im Jahr fahren, wählen beim Fahrzeugwechsel erneut ein E-Auto. Ihre Erfahrungen auf längeren Strecken mit Reichweite und Lademöglichkeiten sind also offenbar nicht so schlecht.
Gebrauchte E-Autos sollen gefördert werden
Vermehrte Wechsel zum E-Auto in der privaten Bevölkerung könnten auch durch politische Weichenstellungen befördert werden. So plädiert laut HUK-E-Barometer eine deutliche Mehrheit von 60 Prozent der Deutschen ab 16 Jahren dafür, dass auch gebrauchte E-Autos bei einer staatlichen Förderung berücksichtigt werden. Jeder Dritte aus dieser Gruppe erklärt, dass dann für ihn persönlich die Anschaffung eines Elektroautos wahrscheinlicher wird.
Rheinländer: „Käufe von Gebrauchtwagen sind um ein Vielfaches häufiger als Zulassungen neuer Fahrzeuge im deutschen Automarkt. Je mehr Elektroautos im Gebrauchtwagenmarkt daher eine Rolle spielen, desto stärker werden die Effekte sein – besonders für das Klima.“

Owl meint
Sehe ich sehr ähnlich. Big Oil wird diese Entwicklung nicht freuen. Mal schauen, was aus der Ecke noch an Schlechtigkeiten kommen wird, um der E-Mobilität Steine in den Weg zu legen.
Owl meint
Kommentar @IDFan, falsch zugeordnet
Jeff Healey meint
„So plädiert laut HUK-E-Barometer eine deutliche Mehrheit von 60 Prozent der Deutschen ab 16 Jahren dafür, dass auch gebrauchte E-Autos bei einer staatlichen Förderung berücksichtigt werden.“
Wie weiter unten schon gesagt wurde, Förderung wird nur von den Händlern auf den gängigen Marktpreis aufgeschlagen.
DAGEGEN!!!
Schön, daß der Privatkunden-Markt so langsam in Gang kommt.
Jeff Healey meint
Geht mir gerade wie Owl, mein Kommentar müsste eigentlich oben stehen. Hier läuft momentan was schief.
Futureman meint
Für E-Autos sollte es keine direkte Förderung geben. Die steigenden Zulassungszahlen zeigen ja, das es auch ohne geht. Und es erhöht den Druck bei den Herstellern, mit den Kosten runter zu gehen.
Duesendaniel meint
Sehe ich auch so. Die Politik sollte sich für mehr fairen Wettbewerb bei den öffentlichen Ladesäulen einsetzen und den Markt für andere Anbieter liberalisieren. Da ist der E-Mobilität mehr mit geholfen.
Besser-BEV-Wisser meint
Schöne Tendenz. ABER:
Die Statistiken von HUK sind leider nicht wirklich repräsentativ. Schließlich basieren die Zahlen auf den Versicherungsabschlüssen bei HUK.
Es wirkt sich strak aus ob HUK gerade für E-Autofahrer attraktive Angebote hat oder nicht. Das kann die Zahlen komplett verzerren.
Elvenpath meint
Kleine Lichtblicke in einer Welt die auf dem Rückweg in finstere Zeiten ist.
Future meint
Ja, aber die letzten 30 Jahre waren dafür doch total entspannt. Die Party muss auch mal vorbei sein.
F. K. Fast meint
Eine Förderung für Gebrauchte ist genau so sinnfrei wie eine Förderung von Neuwagen: es treibt nur die Preise in die Höhe. Besser: Senkung der öffentlichen Ladekosten.
Thorsten 0711 meint
Das sehe ich genauso! 👍
Andre meint
Genau so, runter mit den Ladepreisen und am besten noch die Roaming-Gebühren verbieten.
Die Förderung braucht kein Mensch.
IDFan meint
Wenn du Leute fragst, ob sie Geldgeschenke vom Staat wollen, sagen sie: Ja. Ich empfehle dagegen, gar nichts zusätzlich zu machen. Es ist genug eingeleitet und alles ist auf dem Weg. Wenn man sich darum kümmert, Neuwagen gut in den Markt zu kriegen, wie über die Firmenwagenregelungen, ist alles getan.
Die Hersteller kümmern sich selber darum, die Wagen später zu vermarkten. Wie man sieht, mit Erfolg. Durch die größere Menge an BEV, kommt jetzt mehr Druck auf Hausgemeinschaften, gescheite Ladelösungen in Tiefgaragen und Stellplätzen anzubieten. Ebenso greifen die Verordnungen zu Ladeplätzen auf gewerblichen Parkflächen und Händler begreifen das langsam als Chance.
Da ist also viel getan worden und man erntet langsam und muss nur abwarten.
Elvenpath meint
Sehe ich auch so. Die Förderung vernichtet nur Gebrauchwagenwerte.
M. meint
Richtig.
Wenn der Staat die Ladestationen an den richtigen Stellen (also in der Stadt, und dort, wo die Menschen wohnen!) fördert, müssen keine utopischen kWh-Preise aufgerufen werden, um das mit geringer Auslastung zu refinanzieren. Bei 60 ct. pro kWh stellt sich niemand, der jeden Euro 2x umdrehen muss, ein BEV unter die Laterne. Außer höheren Anschaffungskosten und mehr Aufwand beim Laden hat er nichts davon. Die Wartung und 100 Euro gesparte Straßensteuer im Jahr, die reißen das nicht raus.