Der frühere Entwicklungschef von Audi und Volvo Peter Mertens erwartet, dass zukünftige Elektroautos auch mit Radnabenantrieben fahren werden. Die E-Motoren sind hier in die Felge der Räder eingebaut statt auf dem Fahrgestell. Das sei vor allem für kleinere Fahrzeuge ein interessantes Antriebskonzept, glaubt der studierte Maschinenbauer. Deshalb hat er in ein deutsches Start-up für entsprechende Antriebstechnik investiert.
Mertens beteiligte sich mittels einer Kapitalerhöhung an der Münchner Firma DeepDrive. Mit seinen Branchenkontakten wolle er dem Start-up auch als Beirat helfen. DeepDrive habe ihn durch die Technik und das Team überzeugt, sagte Mertens der Welt am Sonntag. Die patentgeschützten Entwicklungen seien „ein Türöffner für den Radnabenantrieb“, der beispielsweise für Robo-Taxis oder kleine Frachtfahrzeuge eingesetzt werden könnte.
Die bisherigen Nachteile der Integration von E-Motoren direkt am Rad wie das höhere Gewicht, zu geringe Leistung oder laute Geräusche kann DeepDrive überwinden, glaubt Mertens. Die Technologie habe sogar deutliche Vorteile gegenüber dem klassischen Aufbau von Elektroautos.
DeepDrive selbst nennt als Ziel künftig vollständig flache, „steckerfertige Skateboard-Plattformen“, auf denen beispielsweise Automobilhersteller verschiedenste Fahrzeugkonzepte aufsetzen könnten. Aber auch Mikromobilitäts-Firmen könnten die Plattform nutzen. Der entwickelte neuartige Motor verbrauche 20 Prozent weniger Energie als herkömmliche E-Fahrzeuge, was der Reichweite zugutekomme. Als weitere Vorteile werden insbesondere auch niedrige Betriebskosten, die einfache Anwendung der Technik sowie die Eignung für Autonomes Fahren beworben.
https://www.youtube.com/watch?v=rLrQgVkKaFY
Mertens hat sich nach eigenen Angaben mit einem sechsstelligen Betrag an DeepDrive beteiligt. Insgesamt hat das Start-up laut dem Bericht bisher gut 4,3 Millionen Euro eingesammelt. Damit sollen der Prototypenbau vorangetrieben und neue Entwicklungen sichergestellt werden. Zu den weiteren Geldgebern gehören auch Hightech-Investoren wie UVC Partners und der Wachstumsfond Bayern.
DeepDrive hatte sein Konzept im Herbst letzten Jahres auf der Automobilausstellung IAA in München präsentiert. Es gebe Interesse von Autoherstellern und Zulieferfirmen, mit denen Gespräche geführt würden, heißt es. Konkrete Namen nannte das Unternehmen nicht. Alle seien auf der Suche nach einer kostengünstigen Technik, auch für Kleinfahrzeuge, so Mertens. Er erwartet den Serieneinsatz der DeepDrive-Lösung „signifikant vor dem Jahr 2030“, wahrscheinlich in Europa oder Asien, etwa in Korea oder Japan.
cg meint
„DeepDrive selbst nennt als Ziel künftig vollständig flache, „steckerfertige Skateboard-Plattformen“, auf denen beispielsweise Automobilhersteller verschiedenste Fahrzeugkonzepte aufsetzen könnten“.
-Das würde ich mir für die Zukunft wünschen. Dies würde die Chancen, dass wirklich praxis- und ökologiegerechte Mobilitätskonzepte auf dem Markt erhältlich wären, deutlich erhöhen.
Solch eine standardisierte Plattform müsste dann doch eigentlich auch die Einführung und Verwendung von Wechselakkus wesentlich erleichtern.
Das habe ich ohnehin nicht verstanden, warum bei der grassierenden Reichweitenangst dieses Thema nie so richtig angegangen wurde. Dies würde so viele Fliegen mit einer Klappe schlagen!
Werner Mauss meint
Lauter Experten hier. Typisch Deutsch, weiß schon jeder warum etwas nicht funktioniert. E Fahrzeuge waren bis vor Kurzem auch unmöglich, bis es dann welche gab. Die Beeinflussung reicht bis in die Bildung zurück in der hierzulande scheinbar nur gewollte Dinge auswendig gelernt werden um ein totes System am Leben zu erhalten.
Peter W meint
Danz genau so ist es. Ich habe im Bekanntenkreis einen studierten Physiker. Ich habe aber den Eindruck, dass der von Physik keine Ahnung hat. Er hat halt ein paar Formeln auswendig gelernt, und das wars dann schon. Unserer Angela hat das Physikstudium auch wenig Erkenntnisse gebracht, oder sie wollte diese Erkenntnisse nicht anwenden.
Frank meint
Kleinwagen mit Frunk. Super. Und Probleme mit Antriebswellen gibt’s auch nicht mehr.
Peter W meint
Wer sagt, dass der Kleinwagen wegen der Radnabenmotoren einen Frunk hat? Die meisten Hersteller schaffen es locker die wenigen Bauteile beim E-Auto sehr großzügig im Vorderwagen zu verteilen und den Platz unnötig zu verbrauchen.
Ich hatte noch nie Probleme mit Antriebswellen. Und wenn, kosten die nicht extrem viel.
David meint
Am Ende ist das Problem der ungefederten Massen nur ein Problem für Nachplapperer aus Fachzeitungen. Wäre es so ein Problem, würden die Räder nicht immer größer und schwerer werden. Ebenso würden dann die immer größeren Bremsanlagen nicht am Radträger hängen, sondern wie früher nach innen wandern.
Vor allen Dingen gibt es aktive Fahrwerke, die negative Effekte von Anfang an vermeiden könnten. Eher war ein Thema die Kühlung der Motoren, aber auch das ist indessen gelöst.
Der Radnabenmotor wird sicherlich mittel- langfristig kommen, vermutlich sogar als Einheit mit Stellmotor und Fahrwerkskomponente, so dass man modular pro Auto zwei oder vier Einheiten verbauen kann. Vorteil ist, neben den Kosten, die gezieltere Steuerung mit Torque-Vectoring und Allradlenkung sowie der Platzverbrauch innerhalb der Karosserie, der damit auf Null geht. Auch wird Gewicht gespart.
Erst damit wird sich das Elektroauto vom Verbrenner lösen und kann völlig andere Karosserieformen mit besserer Raumausnutzung realisieren.
Ralph Gutschmidt meint
Gibt’s schon.
Active wheel vom Reifenhersteller Michelin. Motor, Bremse und Federung im Rad verbaut. Leider kamen die fünf Jahre zu früh damit und sind jetzt in Vergessenheit..
Frank vonThun meint
Ungefederte Massen sind der Tod aller Stoßdämpfer. Auf Golfplätzen und als Messebus im Shritttempo mag es gehen. 20% weniger Energie: wieso? Ein oder zwei Motoren nahe der Fahrzeugmitte mit einem Kardan-Gelenk zum Rad werden bestimmt keine 20% Energie schlucken. Spätestens wenn ich „Eignung für Autonomes Fahren“ lese kann ich die Konstrukteure nicht mehr ernst nehmen.
Priusfahrer meint
Wenn so ein Radnabenmotor mit erhöhter Masse bei hoher Drehzahl bewegt
wird, entsteht doch eine stabilisierende Massenträgheit in Fahrtrichtung, die das
Schwenken der Vorderräder bei Lenkbewegungen erschwert bzw. verzögert.
Frage: Wird dann die Vmax beschränkt oder der Servo ab einer bestimmten
Geschwindigkeit nicht überlastet?
Deshalb kann man ja auch mit dem Fahrrad besonders bei höherer Geschwindigkeit
freihändig fahren.
Petzi meint
Wenn die Motoren in den Hinterrädern sind, müssen sie nicht lenken.
Wenn zusätzlich welche in den Vorderrädern sind, können alle kleiner und leichter sein.
Im Artikel werden Robotaxis und kleine Frachtfahrzeuge erwähnt. Die fahren in der Stadt oder auf Betriebsgelände und da ist die Geschwindigkeit niedrig.
Klar gibt es durch die ungefederten Massen Nachteile, aber andererseits viele Vorteile. Da muss man eben abwägen.
Außerdem geht die Entwicklung weiter. Vielleicht kann man später auch einen kleinen Motor mit einer einfachen integrierten Untersetzung verbauen, der insgesamt leichter ist und so alle Vorteile vereinen.
CarBodyDesigner meint
Die Idee ist alt, aber anders al z.B. die Wasserstoffgeschichte wirklich immer noch gut. Die ungefederte Masse stellt dabei auch gar kein so großes Problem dar, zumindest für den realen Bedarf. Der Felgenfetischismus der Gegenwart, gekoppelt mit dem Anspruch möglichst wenig Gummi darum zu platzieren, schon eher.
Die in leichten Nabenmotoren integrierbare Leistung sollte realistisch betrachtet auch vollkommen ausreichen. Wenn ich mal nachrechne, mit meinen Verbrennern und Leistungsgewichten von durchschnittlich 30kw/Tonne rolle ich seit Jahren zufrieden durch ganz Europa, voll beladen zuweilen mit deutlich weniger als 20kw/Tonne. Und das sollte selbst mit kleinen Nabenmotörchen günstig und einfach zu toppen sein.
McGybrush meint
Die Idee ist verlockend. Für schnellere Autos und Sportliche ist das nix. Für langsame und Baumaschinen eher.
Das Fahrverhalten ist bei so nem schweren rad ein Thema. Und Bodenwellen zerlegen direkt die Felge weil das Rad einfach nicht so schnell nachgibt.
Florian meint
Das Thema Radnabenmotor hält sich ja fast hartnäckiger als der Wunsch nach Wasserstoff bei im PKW Bereich.
Jürgen W. meint
Ich fahre seit 1 Jahr einen Elektroroller mit Radnabenmotor. Läuft 100 km/h. Absolut wartungsfrei. Ich frage mich schon lange warum diese Technik nicht im Auto genutzt wird. Die Vorteile überwiegen deutlich.
Stdwanze meint
Räder gehören zur ungefederten Masse.
Florian meint
Wie Stdwanze schon sagt, gehören Radnabenmotoren zur ungefederten Masse, was sich nachteilig auf gewisse Aspekte auswirkt, z.B. die Straßenlage.
Das ist bei Rollern ein kleineres Problem, da sie erstens kleinere Motoren mit weniger ungefederter Masse nutzen und zum anderen in der Regel eine niedrigeres Durchschnittstempo haben. Bei Autos hingegen sieht das anders aus und auf die zielt das oben vorgestellte Unternehmen ab.
DerÄlbler meint
Der Mercedes Brabus E4WD Full Electric aus 2011 hat 4 Radnabenmotoren mit 320kW Leistung und laut AMS Test eine so absolut überzeugende Fahrdynamik, dass die Frage aufkam warum der Wagen nicht in Serie produziert wird.
Top Speed war 220 km/h, begrenzt durch die max. Drehzahl der Motoren.
Franz Bauer meint
Ein Punkt hier, auch warum ich kein Fan der Technik bin ist, dass der Motor sehr nah an einer schmutzigen Umgebung verbaut wird. An der Wartungsfreiheit zweifle ich hier sehr stark. Eine Undichtigkeit kann schnell zum Ausfall führen. Schläge, Vibrationen am Rad wirkt sich alles direkt auf den Motor aus, sowie ein deutlich erhöhtes Trägheitsmoment am Rad verbessern das Konzept nicht wirklich. Eher ein Nieschenprodukt, wenn überhaupt.
ID.alist meint
Bei Motorräder und andere 2-Rädrige Fahrzeuge scheint sehr erfolgreich zu sein. Es hat ein paar Nachteile, dafür bietet es eine fast perfekte Bauraum Ausnutzung.
Ich denke es wird bei ein paar Sonderanwendungen und bei den Motorräder bleiben.
Florian meint
Klar in Spartenbereichen ist es definitiv sinnvoll. So sind Radnabenmotoren in Fahrzeugen wie Staplern oder auch anderen Fahrzeugen mit niedriger Höchstgeschwindigkeit sicher sinnvoll, aber eben nicht im normalen Automobilbereich.
three e's meint
Ich denke, dass wird nicht zukunftweisend sein.
Nabenmotoren haben schon andere versucht und wieder verworfen.
Ungefederte Massen bieten nur Nachteile in Bezug Straßenlage und Komfort.
Hinzu kommen die im Bericht erwähnten Herausforderungen und Nachteile.
Ich meine sogar, dass der allererste Prototyp des Audi R8 etron solche Motoren hatte.
Das sollte der Herr Mertens eigentlich wissen.
Warum investiert man dann hier?
Quallest meint
Wieso werden dann die Felgen und Reifen immer größer? Die Felgen Reifen Kombi vom A2 1.2 TDI wog um die 11 kg. Die heute ganz normale 20 Zoll Felge 255 mit Reifen wiegt um die 30 kg also 20 kg mehr. Da ist es aber geil…..
Hab ein Papier gefunden über Gewichtsreduktion bei Nabenmotoren. Der Ausgangsmotor lag bei 32 kg. Plus Reifen von ca. 15 kg macht 47 kg.
Der relative Unterschied von A2 Rad zu SUV Rad ist größer und hat keinerlei Vorteile…..
Also entweder wieder Autos mit kleinere Räder kaufen und über Radnabenmotor lästern oder Radnabenmotor akzeptieren. Aber wahrscheinlich ist nicht das Gewicht das wirkliche Problem der meisten sondern die “ geringe“ Leistung.
Ich würde mich über Radnabenmotoren freuen und über kleinere Räder an den Autos auch….
Klaus Schürmann meint
Gute Argumente pro vernünftige Reifen und Räder Kombinationen bei normal genutzten BEV ! Viele Autofans sind aber für große und breite Rad/Reifen Kombinationen auch an normalen Fahrzeugen !
Stdwanze meint
Die großen Räder werden ob der Bodenfreiheit benötigt. Die Batterie baut ‚tiefer‘. Die nötigen Zentimeter kommen über den Raddurchmesser.
Daniel meint
Hallo. Also ich kenne mich nicht wirklich aus mit dieser Technologie, ich glaube aber kaum das, Herr Mertens einen 6 stelligen Betrag investiert wenn da nich was Zukunftsweisendes drann ist, es sei er hat zu viel Geld zum verlieren. Das ist nur meine Meinung.