Mercedes-Chef Ola Källenius wird im Januar Präsident des ACEA, dem europäischen Autoherstellerverband. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung sprach er unter anderem darüber, was er in seiner Amtszeit für wichtige Themen hält.
Er werde nicht nur die ganzen Pkw-Hersteller vertreten, sondern auch Nutzfahrzeughersteller. „Wir haben unsere Forderungen in einem Brief an die EU-Kommission formuliert. Die Dekarbonisierung stellen wir überhaupt nicht infrage, aber der Pfad muss kompatibel sein mit einer Industrie- und Wirtschaftspolitik“, so der Manager.
Die Ziele seien vor sechs Jahren festgelegt worden. Die komplette europäische Automobilindustrie sei in Vorleistung gegangen. Allein Mercedes habe zweistellige Milliardenbeträge in die Elektromobilität investiert und biete Fahrzeuge in fast allen Segmenten an. Volumenhersteller hätte noch günstigere Fahrzeuge im Programm. Das Produkt sei da, doch das reiche nicht.
Bei der Ladeinfrastruktur sei Deutschland relativ gut vorangekommen. „Nicht nach Plan, aber bei uns, in den Niederlanden, den skandinavischen Ländern und in Frankreich sieht man Bewegung. Aber wenn man sich die gesamte EU anschaut, ist die Ladeinfrastruktur noch nicht da, wo sie sein sollte“, erklärte Källenius.
„Wir können in einer Welt, die sich dynamisch verändert, die Veränderungen nicht ignorieren und sagen, jetzt fahren wir einfach geradeaus“, so der Mercedes-Chef und künftig oberster Lobbyist der europäischen Autobauer weiter. Der ACEA habe gesagt: „Wir müssen reden, als Angebot an die EU-Kommission.“
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen habe Folgendes gesagt: „Die europäische Automobilindustrie ist ein europäischer Stolz. Die Branche durchläuft einen tiefgreifenden und disruptiven Wandel. Jetzt müssen wir gemeinsam Lösungen entwickeln, weil Millionen Arbeitsplätze von ihr abhängen. Gemeinsam müssen wir dafür sorgen, dass die Zukunft des Automobils weiterhin in Europa liegt.“ Das unterschreibe er genau so, sagte Källenius. Jetzt gehe es darum: „Wie kriegen wir das hin?“
„Wir wollen einen erfolgreichen Pfad Richtung Nullemissionen“
„Wir wollen einen erfolgreichen Pfad Richtung Nullemissionen. Man kann von anderen Wirtschaftsregionen viel lernen, die mit Anreizen und Subventionen arbeiten, die teilweise auch weiter sind als wir. Von China zum Beispiel“, so der neue ACEA-Präsident. Auf die Frage, ob man seiner Ansicht nach das von der EU beschlossene „Verbrenner-Aus“ im Jahr 2035 verschieben sollte oder nicht, meinte Källenius: „Wenn du in ein Gespräch gehst und sagst, das ist das einzig mögliche Ergebnis, dann wird es vermutlich scheitern. Also gehen wir offen in das Gespräch, aber auch mit einem realitätsnahen Bezug zum Marktgeschehen.“
Mercedes hatte ambitionierte Elektro-Ziele, hat sie dann aber wieder revidiert. Die Zahlen seien nicht die, die man erwartet hatte vor fünf Jahren, sagte der CEO. „Jetzt könnten wir uns zurücklehnen und abwarten, bis der Markt kommt. Oder man geht progressiv voran. Das machen wir. Wir haben die Elektro-Offensive beibehalten und nicht verschoben.“
Die zweite Stufe werde der Konzern 2025 einleiten. Das erste Fahrzeug werde der neue, elektrische CLA sein. In den nächsten drei, vier Jahren komme „eine Produktoffensive, wie wir sie noch nie gehabt haben bei Mercedes“ – „von unten bis oben bei den Elektroautos, aber eben auch bei den elektrifizierten Verbrennern“. Mercedes stehe mit Blick auf Elektroautos zu der Aussage: „Wir werden bis Ende dieser Dekade in unserem Produktportfolio alle relevanten Segmente abdecken, von der S-Klasse bis zum Kompaktmodell.“
Die E-Auto-Kaufprämie Umweltbonus wurde Ende 2023 abrupt von der Regierung beendet, seitdem ist die Nachfrage nach Stromern deutlich zurückgegangen. Viele Staaten würden E-Mobilität fördern, manche mit niedrigeren Steuern, andere auch mit Zuschüssen. Sein Wunsch sei, dass das langfristig angelegt werde und nicht so sprunghaft, sagte Källenius. „Wenn man reingeht und dann wieder rausgeht, so wie das in Deutschland passiert ist, wird der Kunde unsicher und denkt, was passiert denn hier? Da können wir von den Chinesen lernen. Die sind das sehr langfristig angegangen.“
Utx meint
„Die Dekarbonisierung stellen wir überhaupt nicht infrage, aber…“.
Das „aber“ zeigt, dass der erste Teil des Satzes nicht der Wahrheit entspricht.
Gernot meint
Was ich bis heute nicht verstehe: Länder wie Italien, Spanien und Griechenland haben deutlich höhere Eigenheimquoten als Deutschland und anders als in Deutschland hat man dort in den meisten Landesteilen realistische Chancen, sich das ganze Jahr autark mit PV-Strom zu versorgen. Da bricht der PV-Ertrag im Winter nur um ca. 20% ein, während in unseren Breitengraden im Winter 85-90% des sommerlichen PV-Ertrages wegbrechen und man z.B. in Norddeutschland im Winter auch mal 2 Wochen absolut null PV-Ertrag hat.
In Italien, Spanien und Griechenland gibt es batteriegepufferten Strom vom eigenen Hausdach für 8-10 Cent/kWh. 100 km mit dem E-Auto kosten dann 1,50 statt 10 Euro mit dem Verbrenner. Über ein Fahrzeugleben macht das 25.000 Euro Kostenersparnis aus. Warum packen die sich nicht alle PV auf das Dach und fahren Elektroauto?
Ich überlege, im Alter dahin zu ziehen. Das erste wäre üppig PV auf’s Dach und 60 kWh Speicher o.ä. ins Haus (als NV-Speicher heute schon für 8.000 Euro zu haben). Der Haushaltsverbrauch liegt bei ca. 5 kWh am Tag und damit könnte man für 10 Tage mit null Sonne puffern. Dann beim Stromversorger abmelden. Und wenn es denn alle 5 Jahre mal so extremes Wetter gibt, dass der Strom im Haus doch knapp werden könnte, dann macht man sein BEV mit V2H an einer öffentlichen Ladesäule voll und speist zurück ins Haus.
Gernot meint
Und zu Mercedes: Källenius ist strategisch völlig unfähig, läuft immer nur mit einem Jahr Verspätung Markttrends hinterher. Unter Källenius wurden die EQE- und EQS-Modelle komplett an den Kunden vorbei entwickelt und sind deshalb ein wirtschaftliches Desaster für Mercedes. In China ist Mercedes nicht wettbewerbsfähig. Man macht sich dort lustig, wie rückständig die Autos (nach chinesischer Wahrnehmung) sind. Die Marke Smart hat Källenius komplett an die Wand gefahren und zum großen Verlustbringer gemacht. Nur für kurzfristigen Shareholder-Value hat Källenius die Trucksparte abgespalten und verkauft, obwohl durch Elektrifizierung und autonomes Fahren die Synergieeffekte zukünftig stark gestiegen wären.
Wenn die nächste BEV-Generation beginnend mit dem CLA kein Kracher wird, dann wird Källenius als Totengräber von Mercedes in die Geschichte eingehen.
Powermax meint
Die beschriebene Technik ist viel zu teuer und zu aufwändig. Es ist einfacher und günstiger einen 15 Jahre alten Fiat zu nutzen. Manche haben sogar noch die dreirädrigen Piaggos.
Mäx meint
„In Italien, Spanien und Griechenland gibt es batteriegepufferten Strom vom eigenen Hausdach für 8-10 Cent/kWh.“
Den Satz hast du gelesen aber nicht verstanden oder?
Die Strompreise sind in Italien mit die teuersten in Europa.
Das würde sich wahnsinnig gut rentieren.
Cadrick Bauer meint
Das müsstest du aber mal vorrechnen…
Spritmonitor gibt für Fiat-Pkw der Baujahre 2009-2025 immerhin 6.81l Super auf 100km aus. Das sind lt. clevertanken für 2024 1,809€/l also 12,32€/100km.
Ich entnehme deinen Worten, dass du so ein Auto bis zu deinem Lebensende behalten willst und nicht nur bis zum durchschnittlichen Pkw-Lebensende von 20.2 Jahren. Keine Ahnung, wie alt du bist, aber ich setze mal noch 30 Jahre an – ok? Da du nix anderes sagst, gehe ich vom Durchschnitt aus, 14.000km pro Jahr.
Das sind 1724€ Sprit in 2024.
Mit den seit Merkel festgelegten CO2-Preissteigerungen, ohne Spekulation über Ölpreise fallen in den 30 Jahren dann 71.500€ für Sprit an.
Ein elektrischer Fiat braucht lt. Spritmonitor 16,54kWh auf 100km. Strom ist seit 2023 für 27ct zu haben (ohne PV oder so, nur Netzstrom). Macht 4,47€ auf 100km oder 18.800€ in 30 Jahren.
Da gingen noch 5 Jahre Steuerbefreiung runter, sagen wir 700€. Dann noch 30 Jahre THG, sagen wir pessimistisch 3000€. Und 15 mal AU, also 750€. Die geringeren Wartungskosten lassen wir mal weg. Der Stromer kostet also rund 14.500€ – satte 57.000€ weniger als der billige Benziner.
Da können wir nach 20 Jahren gern eine Batterie für 10k€ in den Stromer einbauen, wenn du willst.
Ich weiß nicht, wie das in deiner Welt ist, aber bei mir sind fast 50.000€ mehr Kosten nicht etwa billiger, sondern teurer.
Yoshi meint
Und wenn du den kompletten Invest für elektroauto, Pv und Akku zu 9-9% in einen etf anlegst und dafür den gebrauchten Benziner weiterfährst?
David meint
Hat ja doch 24 Stunden gedauert, bis du endlich dein übliches, belangloses und sachfernes Källenius-Bashing ausgepackt hast…
Gernot meint
Hat dann über 24 Stunden gedauert, bis Du erneut mit einem völlig argument- und faktenfreien Kommentar wieder Deine Inkompetenz ins Schaufenster gestellt hast.
Widerlege doch einen einzigen Punkt! Willst Du erzählen, dass EQE und EQS Bestseller sind? Willst Du erzählen, dass die technische Entwicklung und die Produktion ausnahmslos aller Smart-Modelle nicht zu 100 % in China stattfindet? Willst Du erzählen, dass man sich in China mittlerweile nicht über die Rückständigkeit von Mercedes lustig macht? Na. los: Blamier Dich weiter.
Yoshi meint
Fragt sich wann sich das rechnet, wenn man als Single 50€ Stromkosten im Monat hat.