Die Mercedes-Beteiligung Smart wollte eigentlich auch nach dem Umzug der Entwicklung und Produktion nach China zum 50-Prozent-Inhaber Geely nur noch Elektroautos verkaufen. Die aktuelle Modellpalette bestehend aus dem Kompakt-SUV #1 und dem SUV-Crossover #3 fährt zwar rein elektrisch, die nächste Baureihe soll nun aber auch als Teilzeitstromer angeboten werden.
Das SUV #5, mit 4.705 Millimetern Länge künftig das größte Modell im Programm, soll ab 2026 mit einem Plug-in-Hybrid-Antriebsstrang neben den bereits vorgestellten E-Auto-Varianten verkauft werden. Damit reagiere man auf die wachsenden Bedenken hinsichtlich des Absatzes in einigen globalen Märkten, berichtet Autocar mit Verweis auf entsprechende Erlkönigfotos.
Ein Sprecher von Smarts Europageschäft kommentierte den Schritt gegenüber dem Autoportal: „Wir sehen die individuelle Mobilität mit Verbrennungsmotoren und insbesondere mit Hybridantrieben als eine Übergangstechnologie zum rein elektrischen Fahren. Es ist wichtig, auf die immer vielfältigeren Anforderungen und Wünsche der Kunden einzugehen. Smart kann zum jetzigen Zeitpunkt keine technologische Lösung für die Zukunft ausschließen“.
Die technischen Details der Plug-in-Hybridversion des #5 sind noch geheim. Laut Autocar wird vermutet, dass eine Variante des „Thor“-Systems zum Einsatz kommt, mit dem bereits andere neue Geely-Modelle ausgestattet sind. Es kombiniert einen 1,5 Liter großen Benziner mit 82 kW/112 PS und einen 160 kW/218 PS starken Elektromotor. Die Kunden haben zudem die Wahl zwischen zwei LFP-Batterien mit 8,5 oder 19,1 kWh Energiegehalt, was für 55 beziehungsweise 120 Kilometer E-Reichweite im eher unrealistischen chinesischen Testverfahren CLTC reichen soll.
Zum Vergleich: Die 100-kWh-Batterie des bereits vorgestellten vollelektrischen #5 mit 800-Volt-Hochspannungsplattform verfügt über eine Schnellladefunktion, die eine Aufladung von 10 auf 70 Prozent der Kapazität in 15 Minuten ermöglicht. Die Fahrzeuge erzielen Reichweiten von über 740 Kilometern gemäß CLTC-Norm.
Der neue #5 soll bis Mitte des Jahres als Elektroauto in Europa eingeführt werden. Preise und weitere Details wird das Unternehmen später bekannt geben. Vermutlich wird es fünf Leistungsstufen geben: zwei mit Hinterradantrieb, die 250 kW (340 PS) und 267 kW (363 PS) mobilisieren. Die beiden Allradversionen hätten jeweils vorn eine E-Maschine mit 165 kW (224 PS). Bei der schwächeren kämen hinten 267 kW (363 PS) hinzu. Die Systemleistung summiere sich somit auf 432 kW (587 PS).
Deine Mudder meint
In China boomen PHEVs doch mehr als in Europa, falls Smart auch in China verkauft wird, ist es naheliegend PHEVs zu bauen und weltweit zu vermarkten.
Mäx meint
Verwundert anhand der Zölle nicht.
Irgendwie muss man ja auf Stückzahlen kommen.
ID.alist meint
Niemandem verbietet Smart wieder in Europa zu bauen. Es hat nichts mit Zöllen zu tun, es hat mehr mit der Spiegelung vom Chinesischen Markt auf die Export-Märkte.
Die Chinesen haben gemerkt, solange ein Stecker am Auto ist, kriegt das Auto einen grünen Kennzeichen, und somit ist die Welt in Ordnung.
Mäx meint
Natürlich verbietet es Smart niemand.
So eine Produktion ist aber nicht morgen aufgebaut.
Standort, Zulieferer, Logistik etc.
Und es gibt ja weiterhin Gespräche einzelner Hersteller über die Zölle.
Källenius sitzt jetzt and er Spitze des ACEA und hat die Zölle auch dort wieder angesprochen.
Bevor ich also wieder investiere und hier eine Produktion aufbaue, jammere ich erstmal und bringe den ohnehin in China gebauten PHEV nach Europa.
Das ist mit erheblich weniger (kurzfristigem) Risiko und Aufwand verbunden.
Gernot meint
Richtig. Aber man hat die bestehende Produktion einzig und allein aus Gier abgebaut. Die Smart-Fabrik in Hambach wurde an INEOS verkauft. Källenius hielt es für wahnsinnig smart, trotz absehbar steigender Handelskonflikte mit China alles zu 100,0% auf die Karte China zu setzen. Für den strategische Unfähigkeit von Källenius zahlt Mercedes nun einmal mahr den Preis.
M. meint
Da stimme ich Gernot zu.
Der Typ geht seiner eigenen Belegschaft auf die Nerven. Das hatten seine Vorgänger in dem Ausmaß nie geschafft, obwohl die auch stellenweise wirklich fragwürdige Entscheidungen getroffen hatten.
Der PHEV kauft hier auch keiner. Das Problem ist ja nicht, dass die Dinger elektrisch sind, sie holen einfach niemanden ab. Smarts sind das nicht, Mercedes sind das nicht, was soll das sein…?
Mäx meint
Da sag ich ja nichts gegen.
Das war nicht besonders weitsichtig und ist vielleicht auch etwas unter dem Druck und gutem Zureden des größten Einzel-Anteilseigners (Geely) passiert.
Ich sage ja nur, dass man jetzt erstmal in der aktuellen Situation gefangen ist und es daher nicht wundert, statt #5 BEV eben #5 PHEV importiert.
So trägt jedes Fahrzeug zumindest etwas zu den CO2 Werten bei und man bekommt das Werk besser ausgelastet.
Nun kann man anfangen eine Produktion aufzubauen und in 2-3 Jahren ist man dann soweit, da sind die Zölle aber vielleicht schon wieder Geschichte.
Genau so kann es aber sein, dass China ein Totalverlust wird, weil man sich Taiwan einverleiben will.
M. meint
Dass man sich Taiwan einverleiben WILL, ist doch gar keine Frage mehr. Die Frage ist nur, wann sich die Chinesen das trauen. Und da hängt viel an den USA als Schutzmacht von Taiwan (und größtem Nutznießer der Produkte, die dort für am. Firmen hergestellt werden).
Wenn DT signalisiert „geht uns nichts an“, ist das Thema 2027/28 erledigt. Deswegen ist ja auch so interessant, was in der Ukraine passt. Nicht nur wegen den Ukrainern (das natürlich auch), aber wenn die Russen damit durchkommen, wer soll sich dann vor diese Insel stellen, die so groß ist wie Baden-Württemberg…?
Und dann wird Europa reagieren müssen. Weil das militärisch gar nicht geht (selbst wenn man das militärisch könnte, es würde das nur weiter eskalieren), eben wirtschaftlich – also Boykott.
Aber ganz unabhängig davon: man muss sich nur anschauen, was in China sowieso passiert. Westliche Firmen haben da zumeist mehr oder weniger große Schwierigkeiten, ihren Anteil irgendwie zu halten, das meiste Wachstum saugen die einheimischen Hersteller auf. Und das wird so weitergehen, weil die Autos halt inzwischen viel besser sind als noch vor 10 Jahren. Patriotismus sieht inzwischen nicht mehr nach Versagen an, nach „man kann es sich nicht leisten“. Und das ist ja auch legitim, wenn man dort lieber das „eigene“ fährt. Zumal man es ja eh bezahlt, wenn es subventioniert wird.
Lange Rede, kurzer Sinn: langfristig sollten sich westliche Anbieter von ihrem Chinageschäft verabschieden, dazu wird man schrumpfen müssen. Ist so.
Swissli meint
PHEV = keine Zölle in EU. Dasselbe gilt wohl auch für EREV (mit ähnlich grossen Batterien wie manche BEV).
Klar, dass die chin. Hersteller für Europa mehr auf dieses Segment setzen, solange die Zollzuschläge für BEV gelten.
Lanzu meint
Das Zölle nur für BEV gelten, ist merkwürdig. Als ob die mutmaßlichen Subventionen nur für BEV gelten und sich bei PHEV und EREV plötzlich in Luft auflösen. Das hat die EU-Kommission wirklich nicht gut gemacht. Mal schauen, ob wir jetzt eine (kurze) Phase von solchen Fahrzeugen aus China sehen werden, bis dann auch da reagiert wird.
M. meint
Warten wir mal ab, ob es nicht noch eine Neudefinition der Zollregeln gibt, immerhin sind die Subventionen in diese Fahrzeuge ja schon geflossen, auch wenn die Batterie in dem Moment noch größer war.
Wenn ich Källenius wäre, würde ich keine zu hohen Wetten platzieren.
Aber wenn ein paar Smart #5 wird das vielleicht niemanden kratzen – wenn es dabei bleibt…