Ex-Opel-Chef Michael Lohscheller ist seit Herbst 2024 der Chef des schwedisch-chinesischen Elektroautobauers Polestar. Im Interview mit 24auto.de sprach er über die aktuelle Lage des Unternehmens und die der Elektromobilität.
Für Polestar sei 2024 ein Übergangsjahr gewesen. So habe man die neuen Modelle Polestar 3 (SUV) und 4 (SUV-Coupé) auf den Markt gebracht, nachdem man zuvor lange mit der Mittelklasselimousine Polestar 2 nur eine Baureihe hatte. Gleichzeitig habe man viele Veränderungen eingeleitet: „Unter anderem führen wir jetzt bei der Vertriebsseite ein Agentur- und Händlermodell ein. Wir haben einen klaren Businessplan für 2025 formuliert.“
Er gehe durchaus mit Optimismus in das neue Jahr – „wohl wissend, dass die Rahmenbedingungen nicht so sind, wie sich die Leute das vor drei, vier Jahren vorgestellt haben“, erklärte Lohscheller. Es gebe aber auch Märkte, in denen die E-Mobilität stark wächst – wie in England zum Beispiel.
In der Vergangenheit hatte Polestar nur Showrooms, in denen man sich das Auto anschauen, aber nicht kaufen konnte. Man habe dann im Grunde zu Hause online gekauft, erklärte Lohscheller. Das habe aber nur einen begrenzten Kundenkreis angesprochen, daher steige man jetzt auf ein aktives Vertriebsmodell um. Es gebe nun Händler, die beraten und Angebote machen können. Und Interessenten könnten das Auto auch dort kaufen. Fast alle der Händler stammten aus dem Netzwerk der Schwestermarke Volvo, die den Service mitmachen und Vertrauen bei den Kunden wecken könne.
Das Hauptthema beim Elektroauto-Kauf sei immer die Erfahrung mit der Antriebsart. Dass die Nutzung gar nicht schwer und Reichweitenangst unnötig sei, müsse man „erst einmal erfahren – im wahrsten Sinne des Wortes“. Er habe fast noch niemanden getroffen, der Elektroauto gefahren ist und gesagt hat: „Gefällt mir nicht, da geh’ ich wieder zurück“, so der Polestar-Boss. „Und dann wäre es natürlich gut, wenn nicht jede Woche eine neue Debatte über Rahmenbedingungen starten würde. Das gehört sich nicht, das ist nicht in Ordnung.“
Auf die Diskussion um das für 2035 von der EU geplante „Verbrenner Verbot“ angesprochen, sagte Lohscheller: „Bis man zu dieser Entscheidung gekommen ist, gab es Jahre von Diskussionen. Abstimmungen, Verhandlungen und so weiter. Ich war bei vielen auch persönlich dabei. Und ich finde: Da gehört es sich jetzt auch mal, an diesen Entscheidungen festzuhalten.“
„Wir dürfen nicht vergessen: Der Klimawandel ist real. Die Menschen wollen emissionsfreie Mobilität. Ich sage bewusst: Polestar fährt in die Zukunft“, so der CEO. „Die Zukunft der Mobilität wird ohne Emissionen sein. Und daran müssen wir festhalten. Das sage ich als Chef eines Elektroauto-Herstellers, aber auch als ein Mensch, der in die Zukunft schaut.“
Lohscheller war nach Opel auch CEO des vietnamesischen Stromerherstellers VinFast sowie des US-Start-ups für Wasserstoff-Elektro-Lkw Nikola. Auf das Thema Wasserstoff als Antriebstechnologie im Pkw angesprochen, sagte der Manager: „Ich glaube nicht, dass Wasserstoff sich im Pkw durchsetzen wird. Die Zukunft des Pkw wird elektrisch sein, aufgrund der Energieeffizienz.“ Entsprechend meinte er auch: „Bei schweren Lkw kann Wasserstoff aber eine Rolle spielen, weil sie sonst wahnsinnig viel Batterien in einen Lkw packen müssen und dann verlieren sie Zuladung.“
Michael meint
Wir sollten uns den Satz aufheben, den kann man immer und immer wieder rausholen. Irgenwann können wir Jubiläum feiern: 100 Jahre „Wasserstoff wird sich nicht durchsetzen“
Dirk meint
Wer sich jetzt noch an H2 klammert will einfach die Förderungen mitnehmen und muss dann natürlich das Blaue vom Himmel fantasieren.
Futureman meint
Wahrscheinlich gehen in Deutschland trotzdem von den 100Mrd€ für den Klimafond die Hälfte in die Wasserstoffindustrie.
M. meint
Die Wasserstoffindustrie mit dem Bedarf in Autos gleichzusetzen, ist mindestens fahrlässig.
Wir haben einen immensen Bedarf an grünem Wasserstoff – ganz ohne Fahrzeuge, und auch ohne „Hausbrand“.
Dirk meint
Auch hier muss man klar die Frage stellen, ob nicht Stromspeicher die effizientere Lösung wären. Klar kamm man mit Batterien vorerst kein Stahlwerk betreiben, aber kleinere Verbraucher…müssen eh investieren. Speicher sind plugandplay.
Oder eine andere Art der Energiespeicherung wie in Wärme über Wärmepumpen.
H2 ist einfach doppelt mit grossen Verlusten verbunden.
M. meint
Bei dem Wasserstoff geht es nicht um Stahlwerke, die kann man heute schon elektrisch betreiben. Aber da muss man nochmal genauer hinschauen, wenn es um Batterien geht. Das sind schon einige hundert MW Leistung, die da adhoc gebraucht werden. Und das mit Untersprechungen…. vielleicht 10 Stunden am Tag? Das sind GWh. Pro Ofen. Von welchen Batterien redest du da?
Es geht aber um andere Themen, zum Beispiel Roheisenverhüttung (nope, da geht nix elektrisch) oder die chemische Industrie. Herstellung von Stoffen, die Wasserstoff enthalten, mal eben elektrisch machen? Das fällt wohl aus.
Was Speicherung angeht: ja, die H2-Produktion ist verlustbehaftet, etwa 40% mit aktuellen Verfahren. Dafür kann man die Energie anschließend viel einfacher speichern, zum Beispiel Überschuss-Strom in Form von H2 in den großen Gaskavernen einlagern. Wurde ja schon getestet und sollte grundsätzlich funktionieren. In Methan (Erdgas) bekommst du da über 100 TWh unter.
Bau du nur mal für >50 TWh Li-Batterien. Das wird ein Spaß, spätestens bei der Rechnung…
Dieseldieter meint
Ich muss dich korrigieren, es geht speziell um Stahlwerke. Der Wasserstoff reagiert mit dem Sauerstoff im Eisenerz und reduziert das Eisenoxid zu reinem Eisen.
Deshalb ist Wasserstoff für co2-freien Stahl unabdingbar.
Aktuell erfolgt diese Reduzierung über Kohlenmonoxid, das sind zwei unterschiedliche Herstellverfahren.
Merlin meint
Wenn wir weiterhin Stahl in Deutschland produzieren wollen, brauchen wir Wasserstoff-am besten grün hergestellt. Allein die 2 größten deutschen Stahlwerke sind für 3% der Co2 Emissionen in Deutschland verantwortlich. Leichter kann man gezielt an 2 Standorten nicht CO2 einsparen. Und natürlich kann man auch mit grünen Strom Stahl herstellen (Stichwort EAF+Schrott)-damit kann man aber hauptsächlich minderwertigere Güten herstellen und nicht die Premiumgüten, die z.B. die Automobilindustrie benötigt. Daher werden solche Verfahren z.B. für Baustahl benutzt…ganz zu Schweigen von der Nicht-Verfügbarkeit von Schrotten…
M. meint
Langsam.
Die Reduktion des Eisenerzes läuft im Hochofen. Der erzeugt aber Eisen, keinen Stahl.
Vom Hochofen wird das Eisen dann an ein Stahlwerk geliefert. Dort wird in verschiedenen Verfahren, z.B. in einem Sauerstoffaufblaskonverter, Stahl hergestellt, indem man Legierungssstoffe (Mangan, Chrom, Kobalt,… was man halt braucht) zuschlägt oder den Kohlenstoffgehalt (das, was aus Eisen überhaupt mal Stahl macht) einstellt.
Das sind zwei verschiedene Dinge.
Stahl kann man also schon elektrisch herstellen – wenn auch nicht jeden.
Eisen kann man mit Strom aber keinesfalls herstellen, die Umwandlung ist ein komplexer chemischer Prozess. Das Eisen muss aus dem Eisenerz herausgelöst werden, indem man andere Bestandteile bindet. Das macht man nicht einfach warm und dann trennt sich das.
DAS ist das CO2-Monster. DA muss man ran. Und das will man mit Wasserstoff machen, aber dafür muss man halt GRÜNEN Wasserstoff haben, in rauen Mengen. Die gibt es nicht mal ansatzweise, nicht mal in der Planung, und auch nicht zu irgendwie vertretbaren Kosten.
Powerwall Thorsten meint
Jetzt musst du der verehrten Leserschaft nur noch mitteilen, wo all der grüne Strom für den grünen Wasserstoff herkommt.
brainDotExe meint
Teils durch den weiterhin starken Ausbau von erneuerbaren Energien und teils aus dem Ausland bzw. direkt die Wasserstoffproduktion dort.
M. meint
Wo der herkommen soll, ist ja tatsächlich noch die Frage.
Keine Frage ist aber, dass wir den brauchen, und dass wir keine Chance haben, davon etwas für Autos abzuzweigen.
Komplett abwegig.
Der Grund, warum alle dadrauf rumreiten: Autofahrer zahlen besser als die Industrie. 10 Euro pro kg, ein schlechter Witz. Da kann man die Industrie gleich nach China verlagern – die machen das dann aber mit Kohle, oder – wo man H2 braucht – aus Erdgas o.ä.
Nix gewonnen.
Skodafahrer meint
Roheisen mit Wasserstoff herstellen spart CO2.
Man braucht dazu viel Wasserstoff für das Eisenwerk.
Transportiert man dazu besser den Wasserstoff, oder produziert man das Roheisen dort, wo es viel Sonne gibt?
Dann würde Deutschland kein Eisenerz mehr importieren, sondern Roheisen oder einfachen Stahl, der dann zu den höheren Qualitäten im Stahlwerk (Minimill) weiterverarbeitet würde.
Thrawn meint
Und die andere Hälfte versickert nutzlos bei den Behörden in der Verwaltung …
South meint
Gleich kommt wieder Zipse um die Ecke… bitte technologieoffen…
Mark Müller, der mal wieder was von E Blase faselt, ohne auf die Nachteile von H einzugehen…
Toyota, die felsenfest davon überzeugt sind, das H kurz vor dem Durchbruch steht…
Fred Feuerstein meint
Oder Ostivaldi, was ist mit dem eigentlich passiert? Mit dem H2 Auto liegen geblieben und auf der Suche nach einer H2 Tankstelle?
South meint
Ja, faireshalber muss man aber dazusagen, dass Polestar nix mit H zu tun hat, so eine Aussage dementsprechend einzuordnen ist. Trotzdem H ist auf Jahre kein Thema, das ist nicht nur wahrscheinlich, das ist sicher…
Mary Schmitt meint
Der Zipse redet aber nur Wasserstoff, bringt dann aber geniale Elektroautos auf den Markt. Das dürfte doch langsam bekannt sein.
South meint
Aha, und wie wertet man einen VV ein, der anders redet, als er handelt? Nach so einer bewussten Polarisierung mit falschen Tatsachen bin ich da mittlerweile Herstelleroffen, obwohl ich lange Jahre mit BMW zufrieden war…
Mary Schmitt meint
Nimm dich nicht so wichtig, du bist es nicht. Was du machst oder nicht machst, who cares? BMW hat seine Kunden und es sieht im Elektrozeitalter nicht schlecht für sie aus. Ich habe auch keinen und sie überleben es bestens. Wichtig ist nur zu wissen, beim Wasserstoff forschen sie ein bisschen, aber auf die Straße kommen nur Elektroautos.
South meint
Als VV sollte die Kommunikation eine Kernkompetenz sein und da ist Zipse ne Katastrophe und wenn H ne Nische ist, und E Auto die Zukunft, dann sollte er das auch offen kommunizieren, anstatt auf Kosten der Politik zu polarisieren … das ist unehrlich, ich würde sogar sagen unethisch… nicht mehr und nicht weniger…
brainDotExe meint
In einer prestigeträchtigen Nische gibt es auch beim PKW einen Markt für Wasserstoff. Bloß da reden wir von Kleinserie, genau so wie Zipse/BMW das auch aktuell vor hat.
Powerwall Thorsten meint
Das glaube ich schon seit 5 Jahren
Time has told
;-)
Mark Müller meint
Ich hoffe für dich, dass du deine paar Tesla-Aktien noch rechtzeitig verscherbelt hast.
Den Y musst du selber abschreiben.
Powerwall Thorsten meint
Im Gegenteil – wir kaufen günstig nach
:-)
M. meint
Seit 5 Jahren erst?
Spätzünder.
Powerwall Thorsten meint
Ja schade, dass man bei VW nicht schon länger auf visionäre Ingenieure wie dich gehört hat, dann hätten sie den BEV Run nicht so sehr verschlafen und hätten schon vor X Jahren in Batteriezellfertigung investiert.
Wobei X und visionär war ja jemand anderes.
M. meint
Ja, das stimmt: die hätten mal auf mich hören sollen ;-)
Dass sie das nicht gemacht haben, könnte aber auch daran liegen, dass ich nie mit denen rede. Ich habe mit dem Laden ja nichts zu tun ;-)
Die Visionen, die ein anderer hat (wir wollen ja keine Namen nennen, oder?) haben inzwischen aber auch nichts mehr mit der Realtät zu tun, wenn es um Autos geht.
Da, wo sie noch etwas mit der Realität zu tun haben, geht es schon lange nicht mehr um irgendwas, das mit Technik zu tun hat.
Aber gefällt dir ja, wie ich zwischen den Zeilen rauslese.
Auswandern – wäre das nix für dich? Näher an den „Puls der Zeit“. Näher an den „Visionär“.
ZastaCrocket meint
War es vorher schon. Im LKW-Bereich das Gleiche…
Futureman meint
Nach der Vorstellung von BYD ist das Thema Ladezeit auch gegessen. Damit ist das Thema Wasserstoff im Bereich E-Auto endgültig vorbei.
brainDotExe meint
Bringt nichts, wenn die BYDs hierzulande trotzdem niemand kauft.
Die Herausforderung ist die Technik auf CCS, NMC Zellen und andere Hersteller zu adaptieren.
David meint
Das soll er mal dem Toyota Chef erzählen.
South meint
… naja, oder bei BMW Zipse….
brainDotExe meint
Hat Zipse jemals eine (Groß-)Serie angekündigt?
Nein, wir reden hier von eine Kleinserie (iX5).