Für die ohnehin schon unter großem Druck stehende deutsche Automobilindustrie kommt eine weitere Herausforderung hinzu: Die USA will hohe Zölle auf Autos einführen. Die EU-Kommission hofft, durch Verhandlungen das Schlimmste noch abwenden zu können.
US-Präsident Donald Trump hat Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Autoimporte angekündigt. „Wenn Sie Ihr Auto in den Vereinigten Staaten bauen, gibt es keinen Zoll“, sagte er im Weißen Haus. Die Maßnahme solle ab dem 2. April gelten und auch Autoteile betroffen sein.
Trump will mit den Zöllen die USA als Produktionsstandort stärken und Handelsdefizite abbauen. „Wir werden uns einen Teil des Geldes zurückholen, das uns genommen wurde“, erklärte er. Der Republikaner beklagt sei Langem Handelsungleichheiten mit anderen Ländern. Der Schritt werde dafür sorgen, dass Autohersteller wieder vermehrt in den USA produzieren. „Ich denke, unsere Automobilbranche wird florieren wie noch nie zuvor.“
Fast die Hälfte aller in den USA verkauften Fahrzeuge wird importiert, wie die New York Times unter Berufung auf Daten der Beratungsfirma Bernstein berichtete. Fast 60 Prozent der Teile in Fahrzeugen, die in den USA montiert werden, stammen demnach aus dem Ausland. Zu den wichtigsten Lieferanten gehören Mexiko, Japan, Südkorea, Kanada und Deutschland.
Laut der International Trade Administration wurden im vergangenen Jahr 784.889 europäische Fahrzeuge in den USA verkauft. 446.566 davon stammten aus Deutschland – damit ist die Bundesrepublik der mit Abstand wichtigste europäische Produktionsstandort. Umgekehrt wurden 217.230 Autos aus den USA nach Europa gebracht. Der größte Teil davon stammt aus der Produktion europäischer Hersteller. Allein gut 90.000 Autos werden bei BMW in Spartanburg für den europäischen Markt gefertigt. US-Hersteller spielen nur eine geringere Rolle.
Automobilverband VDA: „Fatales Signal“
Hildegard Müller, Präsidentin des Deutschen Automobilverbandes VDA, sagte gegenüber der Bild, die Zölle seien ein „fatales Signal für den freien und regelbasierten Handel“. Sie sieht eine „erhebliche Belastung sowohl für die Unternehmen als auch die eng verwobenen globalen Lieferketten der Automobilindustrie“ – mit negativen Folgen vor allem für die Verbraucher, auch in Nordamerika.„Die Konsequenzen werden Wachstum und Wohlstand auf allen Seiten kosten“, so Müller.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (66) schrieb auf X: „Ich bedauere die US-Entscheidung, Zölle gegen europäische Auto-Exporte zu verhängen, zutiefst.“ Von der Leyen versprach, dass die EU weiterhin nach einer Verhandlungslösung suchen werde.
Die deutsche Autoindustrie steht unter großem Druck, da sie hohe Investitionen in die E-Mobilität stemmen muss, während zunehmende Konkurrenz aus den USA und China den Markt umkämpft. Hohe Energiepreise, Fachkräftemangel und strenge Umweltauflagen erschweren die Produktion. Zudem belasten geopolitische Spannungen die Lieferketten, die Nachfrage in wichtigen Märkten wie China schwächelt und die aktuelle Konjunkturschwäche dämpft den Absatz weiter.
Laut Experten nur geringe Auswirkungen auf BIP
Die Auswirkungen der US-Zölle für Deutschland dürften sich einem Bericht zufolge erst einmal in Grenzen halten. Kurzfristig würde das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,18 Prozent niedriger ausfallen, zeigen Berechnungen des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW), die dem Handelsblatt vorliegen. „Auch wenn die Autoindustrie global sehr sichtbar ist und ein Zollsatz von 25 Prozent im historischen Vergleich sehr hoch ist – außerhalb Nordamerikas bleiben die gesamtwirtschaftlichen Effekte überschaubar“, sagte IfW-Ökonom Julian Hinz, Professor für Internationale Volkswirtschaftslehre an der Universität Bielefeld, der Zeitung.
Die geringen Auswirkungen hierzulande begründen sich laut Hinz dadurch, dass die Hersteller Autos in der Regel in der Nähe von dem Markt bauen, wo sie verkauft werden. Deshalb würde „Europa insgesamt eher wenig zu spüren bekommen“.
FahrradSchieber meint
Aus Trumps Sicht nachvollziehbar, die USA haben seit Jahren ein riesiges Handelsbilanzdefizit zur EU, lt. census.gov im letzten Jahr von 235 Mrd. Dollar.
Kurzfristig mögen Zölle helfen, langfristig helfen nur bessere Produkte.
Und an dieser Stelle unterstützen insbesondere deutsche Autohersteller ja schon massiv, bauen in den USA und verkaufen in die EU.
Und wie sieht es bei GM (GMC, Chevrolet, Cadillac, Buick) und Ford aus?
hu.ms meint
Wie vor 7 jahren wird die EU auch zölle auf div. US-waren ankündigen bzw. einführen.
Dann wird verhandelt – das mag ja der trumpler.
Am ende bleiben dann die 10 %, die die eu jetzt schon für autoimporte aus USA verlang für beide seiten.
Steve meint
Sinnvoller wären die 2,5% der USA anstelle der 10% der EU.
Ossisailor meint
Selbst wenn die EU die Zölle für US-Autos reduzieren würde, z.B. auf die 2,5 %, würden die Absatzzahlen in der EU nur marginal wachsen. Da müssten sie halt schon interessantere Modelle anbieten können. Haben sie aber (noch) nicht.
hu.ms meint
Dicke MB, BMW, Audi und Porsche sind auch in USA statussymbole.
Wer soviel kohe für ein auto ausgeben kann, kauft meist diese marken.
Und das hat überhauptnichts mit der antriebsart zu tun.
Thomas Claus meint
Wie hoch sind denn die Zölle in umgekehrter Richtung? Die EU hat ja bisher deutlich höhere Zölle erhoben als die 2,5% die die USA erhoben hatten.
Steve meint
10%
Thomas Claus meint
Danke. Hätte gedacht es ist mehr.
Futureman meint
Keine guten Zeichen für die Wirtschaft, Zölle verteuern für alle die Produkte. Gut allerdings für die Umwelt, denn so werden evtl. weniger Produkte verkauft und produziert. Vielleicht ist Trump ja doch ein Umweltbewusster Typ, der es nur nicht sagen will.
Regional Produkte war auf jeden Fall schon immer eine Forderung der Grünen und Trump setzt es (unbewusst?) um.
Future meint
Alles nicht weiter schlimm. Die deutschen Hersteller haben bestens verdient im letzten Jahr und können sich das leisten. Die Marge wird halt etwas niedriger und die Preise etwas höher. In Amerika ist auch genug Geld vorhanden, um etwas mehr für den Jetta zu bezahlen. Premium hat seinen Preis.
eBikerin meint
VW produziert auch in den USA. Ach ja und nen Jetta gibts da auch nicht. Beliebtestes Modell war der Tiguan gefolgt vom Atlas (der kommt aus den USA). Und ob du es glaubst oder nicht. VW hat letztes Jahr seinen Absatz in den USA gesteigert und zwar um rund 15% gegenüber 2023
Future meint
Den Jetta gibt es aktuell für $22,495 bei Volkwagen of America. Veteranen kriegen sogar einen Rabatt. VW ist bestens aufgestellt in Amerika. Die Branche jammert halt nur gern. Das muss sie bei den Zöllen nun halt auch wieder tun.
Tt07 meint
Madame glänzt mal wieder mit NULL Fachwissen. Selbstverständlich gibt es den Jetta in den USA.
Deine Mudder meint
Der Jetta gilt in den USA eher als Billigauto.
Donald meint
Tut mir leid Leute, aber das musste sein. Hatte es mal den Wählern versprochen.
Don’t bet against Donald!
Future meint
Europa sollte die Zölle mit Eiern ausgleichen. Es braucht viel mehr Kreativität in der Wirtschaft. Man muss das so machen wie es ein Immobilienspekulant der 80er Jahre in NYC gemacht hätte, der gerne immer zur intellektuellen Elite der Stadt gehören wollte und da nicht richtig reingekommen ist.
hu.ms meint
Klasse Idee !
hu.ms meint
.. Eier gibts nur, wenn von 25% auf 10% gesenkt wird !
ID.alist meint
Wenn Idioten zu viel macht bekommen.
Fare well USofA, wir sehen uns wieder in 4 Jahre, wenn irgendwas davon übrig geblieben ist.
Powerwall Thorsten meint
Hui, da werden die Karten neu gemischt.
Das ist natürlich gut für deutsche OEMs wie VW oder Mercedes, die zumindest Werke in den USA haben – wenn auf importierte Teile die 25 % Zoll kommen, wird die Frage sein, wie lokal deren Supplychain hier ist.
Für Porsche ist das natürlich eine schlechte Nachricht – die werden dann noch etwas teurer und damit nicht besser verkäuflich.
Über den Hersteller, der in seiner Supplychain am meisten innerhalb der USA bezieht, brauche ich gar nicht weiter zu sprechen, das wird die Bürogemeinschaft aka Comedy Club zur Genüge tun.
Pro Tip: Tesla wird es am wenigsten treffen
ID.alist meint
Ist schon lustig, wie man sich über eine schwachsinnige Maßnahme freuen kann, nur weil diese die eigene Lieblingsmarke am wenigsten treffen werde.
Mich würde interessieren was die Wähler von Trump dazu stehen, denn deren geliebten Trucks werden alle viel teurer, und keiner davon wird sich einen noch teureren CT kaufen.
Pro Tip: Tesla wird deswegen nicht mehr Autos in den USofA verkaufen.
Mäx meint
Wie weit wird das denn runtergebrochen?
Hat die USA da am Ende quasi ein Lieferkettengesetz geschaffen?
Hier hört man immer nur es gäbe zu viel Bürokratie und der Trump macht das so gut und unbürokratisch in den USA.
Für mich klingt das nach einer ganzen Menge Bürokratie.
Aber schon klar, nur solange dann alle Jobs in den USA sind.
Zu Tesla:
Glücklicherweise kommen ja viele Teile aus Mexiko oder Kanada die davon ausgeschlossen sind. Hat Musk da etwa? Nene es werden die anderen gewesen sein.
Zu den anderen: Viel von BMW und Mercedes und auch von VW wird schon in auch in den USA, Kanada oder Mexiko produziert. Zumindest von den Fahrzeugen die dort am meisten abgesetzt werden.
Mit Porsche hast du aber natürlich recht. Anfang des Jahres gab es ja schon Berichte zu einer Produktion von Audi und Porsche in den USA.
eBikerin meint
„Für Porsche ist das natürlich eine schlechte Nachricht – die werden dann noch etwas teurer und damit nicht besser verkäuflich.“
Porsche hatte 2024 Absatzrekord in den USA
Powerwall Thorsten meint
Ja wir wollen einmal schauen wie das dann 2026 aussieht oder 2025. Du verstehst den Unterschied?
Future meint
Deutschland wird reagieren und einen Zoll auf die Autos aus Grünheide einführen. Es gibt ja viele, die sich wieder die Grenze wünschen. Das eingenommene Geld geht dann direkt nach Wolfsburg als Sonderexportbeihilfe. Das wird ein großer Spaß.
Donald meint
Das war 89 schon mein Reden. Warum muss man die Mauer um Westberlin abreißen? Es hätte dafür vielfältige Verwendung gegeben. Der Vorschlag eines Sonderwirtschaftsraums ist nicht schlecht. Ich hätte es als Panic room genutzt. Wenn der Russe kommt, alle rein, Licht aus, und mucksmäuschenstill sein.
Oeyn@ktiv meint
Oder als Sonderabgabe „Aufbau West“. Das wär doch prima.
Steven B. meint
Für Porsche kein Problem, die haben nichts dagegen das ihre Produkte teuerer werden. Damit steigert sich auch der Wert der Gebrauchten und das ist ganz im Interesse von Porsche. Man greift eben zu, wenn es was zu verteilen gibt.
Future meint
Nur die gebrauchten Taycans will aber keiner haben. Das haben wir ja heute gelernt mit der aktuellen PM weiter oben. Vielleicht kann man die noch günstig in den Globalen Süden verscherbeln.
brainDotExe meint
Der Unterschied ist, dass Porsche effektiv nicht nur ein Modell verkauft sondern viele.
Schwächelt ein Modell kann das ein anderes kompensieren.