Der neue CEO des schwedisch-chinesischen Elektroautobauers Polestar rechnet mit Preiserhöhungen in der Branche, wenn Zölle die Kosten hochtreiben sollten. Kurzfristig könne man das zwar mit „taktischen Maßnahmen“ abfedern – „aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man das mittel- und langfristig nicht im Markt weitergibt“, sagte Michael Lohscheller der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
„Ich bin davon überzeugt, dass die Industrie in Summe preisen wird“, auch wenn man mit Kostensenkungen gegensteuere, so der frühere Opel-Chef. Er leitet seit Oktober 2024 Polestar, das wie Volvo vom chinesischen Geely-Konzern kontrolliert wird. Polestar produziert bisher größtenteils in Asien, für den US-Markt aber auch im Volvo-Werk in South Carolina.
Für Elektroautos aus China gilt in den USA bereits ein Zoll von 100 Prozent. Die unter US-Präsident Donald Trump drohenden weitreichenden neuen Zölle sollen auch für Bauteile aus verschiedenen Ländern gelten und dürften damit alle Autohersteller treffen.
„Das Werk ist schon mal sehr hilfreich“, so Lohscheller mit Blick auf die Fabrik in South Carolina. Es gebe genug Kapazität, um die Produktion dort sowohl für Volvo als auch für Polestar auszubauen. Es gehe aber auch darum, mehr Lieferanten in den USA oder idealerweise in der Nähe des Werkes zu finden.
„Teile über große Strecken zu verschiffen, kann ja nicht die Zukunft des Geschäftsmodells sein“, sagte der Polestar-Chef. Die Umstellung gehe zwar nicht von heute auf morgen, aber Lokalisierung werde die Marschrichtung sein. Das bedeutet auch eine Produktion in Europa: Hier soll das angekündigte Kompakt-SUV Polestar 7 von den Bändern rollen. Das soll helfen, die 2024 von der EU auf in China gebaute E-Autos aktivierten Zölle abzufedern.
Im vergangenen Quartal steigerte Polestar die Auslieferungen im Jahresvergleich um 76 Prozent auf 12.304 Elektroautos. In den USA stiegen die Polestar-Auslieferungen um 74 Prozent, in Deutschland um 35,5 Prozent. Unter Lohscheller soll Polestar vor allem auch mit dem klassischen Verkauf über Volvo-Händler wachsen. Bisher setzte die Marke auf einige wenige Showrooms und reine Online-Bestellungen. Die Beratung beim Autokauf sei Kunden weiterhin wichtig: „Die Welt verändert sich, aber es gibt ein paar Sachen, die bleiben“, so der neue CEO.
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