Die steigende Verbreitung von E-Fahrzeugen, Wärmepumpen, Photovoltaikanlagen und Batteriespeichern treibt die Energiewende voran. Um ihr volles Potenzial zu erschließen, sind Home-Energy-Management-Systeme (HEMS) entscheidend, die dezentrale Energieressourcen bündeln und für Strommärkte nutzbar machen. Um zu verstehen, wie Endverbraucher diese Transformation aktiv mitgestalten wollen, hat das Unternehmen gridX in einer Umfrage die Bereitschaft zur Nutzung intelligenter Energielösungen beleuchtet.
Das seit 2021 zu E.ON gehörende Unternehmen befragte Besitzer von dezentralen Energieanlagen in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden, die ein Elektrofahrzeug mit Wallbox oder eine Photovoltaikanlage mit Batteriespeicher besitzen. Die Bereitschaft, den Energieverbrauch flexibel an Marktpreise anzupassen, ist demnach sehr hoch. Finanzielle Vorteile sind dabei die stärkste Motivation.
74 Prozent der Teilnehmer nennen Kostenersparnisse oder Vergütungen als Hauptgrund. Rund ein Drittel steuert seinen Energieverbrauch bereits automatisiert nach Energiepreisen. Dagegen haben über alle drei Länder hinweg lediglich 18 Prozent der Befragten bereits aktiv an den Energiemärkten teilgenommen, weitere 47 Prozent wären jedoch bereit dazu. In Deutschland liegt die Bereitschaft zur Teilnahme an expliziten Flexibilitätsdienstleistungen, bei denen die Flexibilität der Energieanlagen von Haushalten gebündelt und für den Handel verfügbar gemacht wird, mit 50 Prozent ebenfalls hoch. Aber bisher haben nur 10 Prozent der Befragten bereits daran teilgenommen.
Sparpotenzial trifft auf wachsende Marktanforderungen
Die Ergebnisse der Umfrage unterstreichen laut gridX die wachsende Bedeutung von HEMS-Lösungen, die Endkunden durch finanzielle Anreize aktiv in die Energiewende einbinden. Weitere Auswertungen des Unternehmens bestätigen zudem ein hohes Sparpotenzial: „Die intelligente Optimierung nach dynamischen Tarifen, netzdienliche Steuerung und Eigenverbrauchsoptimierung, in Kombination mit Flexibilitätsdienstleistungen ermöglichen Einsparungen auf bis zu circa 1.500 Euro pro Jahr“, heißt es.
Ein deutscher Haushalt kann demnach durch die Nutzung von zeitvariablen Netzentgelten allein bis zu 600 Euro pro Jahr einsparen. Explizite Flexibilitätsdienstleistungen ermöglichten jährliche Einnahmen von 400 bis 800 Euro. Die Möglichkeit, diese Funktion mit anderen in einem System zu kombinieren, befindet sich derzeit in der Produktentwicklung.
Die Sparpotenziale entstehen durch die Kombination mehrerer Geräte und Anwendungsfälle über ein fortschrittliches HEMS mit einem lokalen Gateway. Die tatsächliche Höhe hängt von den jeweiligen Rahmenbedingungen, etwa der Anlagengröße, dem Wetter und dem persönlichen Verbrauchsverhalten, ab.
Simulationen von gridX zeigen, dass mit zunehmender Volatilität der Energiepreise im nächsten Jahrzehnt auch die Einsparungen für Haushalte mit einem intelligenten EMS steigen werden. Bis 2040 könnte so zum Beispiel ein dänischer Haushalt – da es dort bereits eine einfachere Regulatorik gibt – seine Einsparungen um weitere 13 Prozent steigern, wobei die gleiche Technologie bereits heute verfügbar ist. Dies mache solche Lösungen langfristig noch lukrativer, erklärt gridX.
Cloud-to-Cloud-Ansatz erhöht Effizienz
Kürzlich habe man auch einen effizienteren Cloud-to-Cloud-Ansatz implementiert, der es Versorgungsunternehmen ermöglicht, die Flexibilität eines Pools von Elektroautos einfach zu bündeln und zu monetarisieren, so gridX. Die Wahl zwischen einer einfachen cloudbasierten Optimierung und einer erweiterten Optimierung mit lokalem Gateway ermögliche es den Akteuren im Energiesektor, schneller Lösungen einzuführen, die das wachsende Potenzial der immer größer werdenden Energieflexibilität nutzen. So würden steuerbare Anlagen zu Marktreserven, die Einnahmen generieren, indem sie Kapazitäten für Energiemärkte bereitstellen.
Die Studie hebt drei zentrale Bedenken der sogenannten „Flexumer“, also der Verbraucher, die aktiv durch die flexible Steuerung ihrer Energieflüsse zur Netzstabilität beitragen, hervor: Kontrollverlust, geringer persönlicher Nutzen und Unverständnis. Mehr als ein Drittel der Befragten (37 %) hat Bedenken, die Kontrolle über ihre Geräte abzugeben. Ein als zu gering empfundener Nutzen aus der Teilnahme oder mangelndes Verständnis darüber, wie Flexibilitätsanwendungen genau funktionieren, hemmen außerdem die Bereitschaft vieler Verbraucher.
Als wichtiges Produktmerkmal nannten mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer einen glaubwürdigen und seriösen Anbieter. Ebenfalls wichtige Merkmale sind ein geringer Aufwand für die Einrichtung und eine App zur einfachen Steuerung.
“Unsere Umfrage und zunehmende Praxiserfahrung bestätigen die Trends im heutigen Strommarkt: Flexibilitätsdienstleistungen entwickeln sich schnell von einer Innovation zu einem Kernbestandteil jeder Energiemanagementlösung“, so Tim Steinmetz, Geschäftsführer von gridX.
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