Das US-Elektroauto-Start-up Lucid gibt bekannt, eine Milliarde Dollar an Kapital von einer Tochtergesellschaft des Public Investment Fund (PIF) von Saudi-Arabien zu erhalten. Die Mittel sollen für „allgemeine Unternehmenszwecke“ verwendet werden, etwa für Investitionen und Betriebskapital.
Der PIF hat sich bisher an jeder Finanzierungsrunde beteiligt und besitzt mittlerweile mehr als 60 Prozent von Lucid. Die nun weitere Mittel zur Verfügung stellende Tochtergesellschaft heißt Ayar Third Investment Corporation. Sie wird „eine Milliarde Dollar an neu geschaffenen wandelbaren Vorzugsaktien im Rahmen einer Privatplatzierung“ erwerben, heißt es in einer Mitteilung. Letztere können in etwa 280 Millionen Aktien umgewandelt werden.
„Wir freuen uns sehr über die anhaltende Unterstützung durch den PIF, da wir daran arbeiten, unsere Position als weltweit führendes Elektroauto-Technologieunternehmen zu festigen“, so Peter Rawlinson, Lucid-CEO und -Technologiechef. „Wir investieren weiterhin langfristig sowohl in unsere Technologie als auch in unsere vertikal integrierten Produktionskapazitäten, wobei die Unterstützung des PIF ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist. Mit ihrer Unterstützung konzentrieren wir uns weiterhin darauf, unser Wachstum durch Auslieferungen zu beschleunigen, wichtige Geschäftsinitiativen mit unerbittlichem Fokus auf die Kosten durchzuführen und unseren bahnbrechenden SUV Gravity noch in diesem Jahr auf den Markt zu bringen.“
Lucid hatte im September letzten Jahres eine Fabrik in Saudi-Arabien eröffnet, in der sein aktuelles Modell, die Edellimousine Air, montiert wird. Die Fertigung in Saudi-Arabien startet mit aus den USA angelieferten Modulen, später soll dann eine komplette Fahrzeugproduktion möglich sein. Die anfängliche Jahreskapazität beträgt zunächst 5.000 Fahrzeuge. Ab Mitte dieses Jahrzehnts will Lucid die Kapazität auf 155.000 Fahrzeuge pro Jahr erhöhen.
Das Königreich Saudi-Arabien wird laut einer Mitteilung von 2022 zunächst 50.000 Elektroautos von Lucid übernehmen. Darüber hinaus bestehe die Option auf weitere 50.000 Fahrzeuge.
Lucid verfügte eigenen Angaben nach vor der Bekanntgabe der Sicherung frischen Kapitals über genügend Geld, um bis nächstes Jahr zu überleben, müsse sich aber erneut Mittel beschaffen. Erst kürzlich hatte der CEO gesagt, dass sich das Unternehmen nicht auf den „bodenlosen Reichtum“ seines saudi-arabischen Geldgebers verlassen dürfe, wenn es im kommenden Jahr Gelder auftreiben wolle. Das Start-up ist laut Rawlinson dabei, „jeden Aspekt der Kosten“ zu prüfen, während es daran arbeite, die Ausgaben zu senken und die Produktion von Elektroautos in seinem Hauptwerk in Arizona zu erhöhen.
Lucid sieht sich bei Elektroautos als Technologieführer, vor allem bei der Effizienz. Die Technologie sei „sehr skalierbar, wir haben nur noch nicht die Größe erreicht“, so Rawlinson im März. Für weiteres Wachstum soll später neben dem 2024 startenden Luxus-SUV Gravity ein geplantes kompakteres, erschwinglicheres Elektroauto für den Massenmarkt sorgen.
BS meint
Leute, kauft die Kiste!!! Ich habe Aktien von denen :/
David meint
Soso, Technologieführer bei der Effizienz. Da stellt sich die Frage, warum ausgerechnet Kunden der Luxusklasse das so wichtig finden sollen. Zumal im 70 mls Highway Test der Silverado genauso weit fuhr wie der Lucid. Gut, der Akku des Silverado ist doppelt so groß. Aber der Silverado kostet dennoch weniger und ist vielseitiger. Das ist das größte Problem von Lucid. Andere haben auch gute Angebote am Markt und sind aber als Hersteller etabliert. Das Design von Lucid ist ebenso kein Kaufgrund. Da Lucid jetzt SUV bringt, wird man zudem ineffizienter. Passt alles nicht zusammen.
Daubes meint
WLTP Wert hat tatsächlich mittlerweile einen sehr hohen Stellenwert in Autoquartett.
Effizienz und Technikseitig macht Lucid tatsächlich keiner was vor. Das muss man Ihnen schon eingestehen, dass Sie hier mit marktführend sind.
Und Optik ist wie immer Streit Thema, aber tatsächlich habe ich bisher von kaum einer Ecke gehört, dass jemandem das Design gar nicht gefällt.
Meiner Meinung nach passt das Gesamtpaket tatsächlich sehr gut,
Lucid hat nur zwei große Probleme:
1. Der Air ist tatsächlich in einer Preisklasse unterwegs, wo Markenprestige einen hohen Stellenwert hat. Zusammen mit den ersten Pleiten der E-Auto Start-Ups werden sich da einige zurück halten.
2. Lucid hat mittlerweile einen Konzern aufgebaut, den man nicht mit einem Oberklasse Modell am Leben halten kann. Die ganzen Synergien zwischen verschiedenen Modellreihen fehlen ja derzeit noch komplett.
Aber wenn es einer der neueren E-Auto Konzerne schafft, dann Lucid. Der Geldtopf dahinter ist einfach zu groß :D
David meint
Ich denke den Stellenwert hat der WLTP Wert völlig verloren und da ist Tesla nicht ganz unschuldig dran. Denn wenn da 629 km steht und der Wagen auf der Fahrt zu Tante Trude nach 250 km zum Supercharger abbiegt, kommen Zweifel auf. Zudem haben auch seriöse Hersteller ihre Reichweite gesteigert, der aktuelle Taycan weist 680 km auf, sieht aber besser aus und ist ein Porsche.
Vor allen Dingen muss man die aktuelle Entwicklung sehend, zehn Jahre in die Zukunft blicken. Die Akkus werden eine höhere Leistungsdichte bekommen und trotzdem günstiger werden. Ebenso werden die Fahrzeuge grundsätzlich effizienter. Das beides bedeutet, den Reichweitenvorteil wird der Lucid verlieren. Und was hat er dann noch?
Wir sind uns einig, dass die etablierten Konzerne mit ihren Premium und Luxusmarken einen hohen Wert geschaffen haben. Damit kann man teure Autos verkaufen und teure Autos bedeuten viel Gewinn. Die Araber selber haben ja schon gemerkt, wie das ist. Denn ursprünglich wollten sie etliche 1000 Lucid für ihr Heimatland bestellen. Das haben sie dann deutlich heruntergefahren, denn offenbar fahren ihre Landsleute mit Lust auf Elektromobilität, dann doch lieber einen i7, einen Taycan, den elektrischen Maybach oder einen Rolls-Royce Spectre.
Ich sehe übrigens unter den neuen elektrischen Marken Rivian durchaus mit guten Chancen. Denn sie haben in dem riesigen Segment der kommerziellen Vehikel ein überzeugendes Produkt und nicht viel Konkurrenz. Zudem haben sie eine gute Starthilfe über Amazon. Bei Lucid bin ich nicht so sicher. Denn die Geldgeber sind nicht dumm, und bisher sehe ich keinen Weg zu einem gewinnträchtigen Geschäftsmodell.
Jörg2 meint
Nachdem nun immer mehr Reichenweitentests öffentlich sind, die eine oder andere Marke dabei durchfällt, scheint bei einigen, der von ihnen früher gelobte WLTP-Wert nun runtergeschrieben zu werden.
Ich empfehle die Tests von motor.no
Spitzenergebnis: Tesla Model S fährt 672km. Das sind 6% weiter als der angegebene WLTP-Wert.
Solariseur meint
Beim Thema Akku solltest Du aktuell am besten den Ball flach halten, um Dich nicht lächerlich zu machen. Es ist keine Kunst, die zugekauften Zellen so brutal volzuballern, dass hervorragende Ladezeiten auf dem Papier stehen. Man muß aber auch mit dem Ergebnis umgehen können: KBA-Rückruf (nicht proaktiv) und inzwischen 6 selbständige Brände – bei einer Kleinserie von 40k Stück im Jahr. – führt zu völliger Überlastung des Servicenetztes.
Da rettet dich auch nicht Dein Verweis auf einen der größten und erfolgreichsten Massenhersteller von BEVs.
Envision meint
Naja, das Auto ist eher beliebiges Ami Design, erinnert mich an frühere Chrysler, mit ein bisschen mehr Feinschliff aber doch auf mich fas bieder wirkend, besonders das Heckdesign mit Kofferaumfugen finde ich optisch gar nicht schön – selbst wenn ich das Geld übrig hätte würde mir da nicht das Portemonnaie aufspringen.
Steffen meint
Selbst VW kommt mit dem ID.7 auf denselben WLTP-Wert wie Lucids effizientestes Modell. Das ist kein Alleinstellungsmerkmal von Lucid.
Red.De meint
Ein Lucid kommt 839 km nach WLTP. Ein ID.7 621 km. Mit der neuen Batterie könne es dann 685km werden. 22% weniger sind als im Lucid.
alupo meint
Wow, da hat einer die Schulbank deutlich zu früh verlassen und das hat Spuren beim Rechnen hinterlassen, oder?
Man kann sicher einige Gründe gegen Lucid aufzählen wie der CEO, Saudi Arabien etc., aber sicher nicht die Reichweite deklassieren.
Tommi meint
Effizienz bedeutet nicht nur geringere Kosten sondern bessere Reichweite und kürzere Ladestopps. Gerade beim letzteren wird ein Siverado nicht so gut abschneiden.