Eine Verbändeinitiative aus der Energiewirtschaft und aus der Industrie ruft die Bundesregierung dazu auf, eine Wasserstoff-Allianz auf EU-Ebene zu initiieren. Auf diese Weise könne die Vereinbarung im Koalitionsvertrag, eine führende Rolle in einer europäischen Wasserstoffinitiative einzunehmen, mit Leben gefüllt und der Hochlauf der europäischen Wasserstoffwirtschaft erfolgreicher vorangetrieben werden, heißt es. Die Verbände skizzieren mögliche Ziele und Handlungsfelder in einem Impulspapier.
Wasserstoff und seine Derivate seien unverzichtbar, um Klimaneutralität zu erreichen, Versorgungssicherheit zu gewährleisten und den Industriestandort in Deutschland langfristig zu sichern, so die Initiative. Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft berge zudem „enormes Potenzial“ für die Wettbewerbsfähigkeit der EU, ihre globale Innovationskraft und Technologieführerschaft sowie zur Stärkung der Resilienz. Sie könne maßgeblich zur Energie- und Technologiesouveränität Europas beitragen.
Doch der Hochlauf werde aktuell politisch erschwert: Angesichts komplexer und unklarer regulatorischer Vorgaben, die zudem zu zusätzlicher Verteuerung führen, Verspätungen bei Infrastrukturprojekten und der dadurch noch zögerlichen Nachfrage, sei eine zunehmende Verunsicherung zu beobachten. Hier müsse dringend gegengesteuert werden.
Mit der richtigen Rahmensetzung auf EU-Ebene und einer verstärkten Zusammenarbeit von EU-Mitgliedstaaten könne der Wasserstoffhochlauf zu einer europäischen Erfolgsgeschichte werden. Daher ruft die Verbändeinitiative die Bundesregierung auf, eine Wasserstoff-Allianz auf Ebene der EU-Mitgliedstaaten ins Leben zu rufen und in dieser eine führende Rolle einzunehmen, wie im Koalitionsvertrag vereinbart.
Notwendig sei ein Fokus auf Kosteneffizienz und Pragmatismus sowie eine engere europäische Koordination und gezielte Fördermechanismen. Die Weichen für den Großteil der relevanten Regulierung würden auf EU-Ebene gestellt.
Die übergreifenden Ziele der Wasserstoff-Allianz sollten sein
- Politische Durchschlagskraft: Die Mitgliedstaaten der Wasserstoff-Allianz könnten sich gemeinsam im Rat der EU und gegenüber der EU-Kommission sowie dem Europäischen Parlament für eine ambitionierte, innovations- und umsetzungsorientierte H2-Politik einsetzen.
- Internationale Vernetzung: Die Allianz soll Brücken zu wichtigen Nicht-EU Partnern im Wasserstoffbereich bauen, unter anderem dem Vereinigten Königreich, Norwegen und Anrainerstaaten des Mittelmeers, um bei den Importkorridoren in die EU-Fortschritte zu erreichen und Importquellen für den Bezug von kohlenstoffarmem Wasserstoff zu erschließen und diversifizieren.
Folgende Handlungsfelder sollte die Wasserstoff-Allianz konkret adressieren
- Überarbeitung der EU-Regulatorik für die Produktion und Importe von Wasserstoff, insbesondere mit Blick auf die Senkung der Herstellungskosten, die Anpassung der Strombezugskriterien für RFNBO-konformen Wasserstoff im Delegierten Rechtsakt 2023/1184 sowie eine praxistaugliche Gestaltung des Delegierten Rechtsakts 2023/1185 zur Bewertung von Treibhausgaseinsparungen durch kohlenstoffarme Kraft- und Brennstoffe.
- Zertifizierung und Handelssystem: Zusammenarbeit für ein einheitliches, global anschlussfähiges H2-Zertifizierungssystem, Aufsetzen eines gangbaren Handelssystems sowie Zusammenarbeit zu Standards zu H2-Qualitäten auf EU-Ebene.
- Infrastrukturausbau beschleunigen: Ausbau des europäischen H2-Backbones und sich anschließender Korridore außerhalb der EU. Dafür brauche es grenzüberschreitende Finanzierungsmechanismen. Zentral sei zudem der Bau von Importinfrastrukturen. Dazu zähle der Aufbau ganzheitlicher Systeme, die neben leistungsfähigen Importterminals auch Ammoniakcracker sowie ein entsprechend ausgebautes Pipeline- und Speicherinfrastrukturnetz umfassen.
- Stärkung der Offshore-Elektrolyse und des Fokus auf maritime Räume.
- Europäische Wasserstoffbank stärken und Förderinstrumente ausbauen: Es sei ein kohärenter Förderrahmens auf der Nachfrage- und Erzeugerseite nötig, um die Kostennachteile auszugleichen. Notwendig seien darüber hinaus Absicherungsinstrumente für Wasserstofflieferverträge und für Midstreamer.
- Technologieführerschaft sichern: Ausbau einer innovativen H2-Ökonomie und Technologieführerschaft im Sinne der Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit. Hierzu gehört auch die Förderung von europäisch vernetzter Forschung und Entwicklung, um Innovationen voranzubringen.
Die Verbändeinitiative aus der Energiewirtschaft und Industrie umfasst:
- Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW)
- Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e. V. (DVGW)
- Deutscher Wasserstoff-Verband (DWV) e. V.
- en2x – Wirtschaftsverband Fuels und Energie e.V.
- figawa e. V.
- DIE GAS- UND WASSERSTOFFWIRTSCHAFT e. V.
- Hydrogen Europe
- Verband der Automobilindustrie e. V. (VDA)
- Verband der Chemischen Industrie e. V. (VCI)
- VDMA e. V.
- Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft e. V. (VIK)
- Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU)
- Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber Gas e. V. (FNB Gas)
- Wirtschaftsvereinigung Stahl (WV Stahl)
E.Korsar meint
Hat jemand der Kommentator:innen den Artikel gelesen? Der einzige Hinweis auf primitive, bodengebundene Fahrzeuge ist die Mitgliedschaft des VDA. Oder habt ihr euch vom Symbolbild triggern lassen?
M. meint
Quatsch, Titelbild. Das hat die Redaktion hier ausgewählt.
Aber lies doch mal zwischen den Zeilen:
„sowie eine praxistaugliche Gestaltung des Delegierten Rechtsakts 2023/1185 zur Bewertung von Treibhausgaseinsparungen durch kohlenstoffarme Kraft- und Brennstoffe.“
Denkst du, dass man dabei den Verkehr als einen Hauptverursacher außer Acht lassen wird, oder den Verkehr als denjenigen, der am ehesten die aktuellen Preis stemmen kann? Diesen Umsatzanteil übergehen, und nur dort Umsätze machen, wo diese Preise nicht ansatzweise umzusetzen sind?
Dann erzähle mal, an was du glaubst.
Interessant wäre auch, warum es dann überhaupt auf einer Seite für alternative Antriebe erscheint, wenn es hier gar nicht von Relevanz ist.
South meint
Ein H Auto ist ein uferloser Energieverschleuderer und damit eine CO2 Schleuder, hat mit Nachhaltigkeit überhaupt nix zu tun, auch wenn sie lokal kein CO2 ausstoßen.
Klar, wir werden den energieintensiven Wasserstoff brauchen und für einige Anwendungen sogar E Fuels (Flugzeuge…), aber für Zwecke die sinnvoll direkt mit Strom betrieben werden können ist das schlicht Energieverschwendung.
Thomas meint
Die fossilen Wasserstoff-Dieseldieters stellen sich wie gewohnt prompt als Opfer irgendwelcher Verbote dar, obwohl es ja gar keine Verbote gibt. :-)
It´s economy, stupid.
Dieseldieter meint
Na dann hört doch auf unter jedem Wasserstoffartikel zu weinen, das Problem lost sich doch dann von alleine… Oder hast du Angst vor anderen Technologien?
Jörg2 meint
Dann braucht es auch solche Initiativen nicht, keine Förderung, kein Bürgergeld…. Ökonomie macht das schon.
Die „Täter“, welche schultertief in den Bürgergeldtopf greifen wollen, bleiben von Dir unerwähnt.
Die „Opfer“ (Steuerzahler), die durch die Angabe von Fakten, sich verbal dagegenstellen, denen gilt Dein Negativinteresse.
So ungefähr?
Dieseldieter meint
Wenn man sich nicht willkürliche Preise für CO2 ausdenkt, würde die Ökonomie das machen, ja.
Kein CO2 Pries, keine H2 Subvention. Ok?
Jörg2 meint
Dann bist Du mit meiner Darstellung Deiner „Täter/Opfer“-Umkehr einverstanden!?
Wie weit geht der H2-Preis nach unten, wenn man die CO2-Kosten rausnimmt?
Dieseldieter meint
H2 bräuchte man nicht, würde man sich nicht dauernd Fantasiesteuern für Sprit ausdenken. Zu deiner Darstellung: ich folge deinem wirren Gedanken lieber nicht. Nachher werde ich sonst genauso ein Laberkopp.
Jörg2 meint
DD
Dann hast Du erneut kein faktenbasiertes Argument und konstruierst das nächste haltlose Argumentationsgebäude!? Jetzt sind es Fantasiesteuern für Sprit.
Nur zur Info: Die Mineralölsteuer ist zum 01.08.2006 abgeschafft. Hält sich aber wacker als dümmliches Argument. Wie die vermeintliche Brüsselregelung zur geraden Gurke… Stammtisch vom Feinsten!
Halten wir kurz fest: Zu keinem Deiner breitbeinig vorgetragen „Argumente“ kannst Du Fakten liefern.
Dieseldieter meint
Und die Mineralölsteuer wurde ersatzlos gestrichen? Sag doch was es mit der Energiesteuer auf sich hat. Dazu der vollkommen willkürliche Co2-Preis.
Wieder mal nur Lügen, sonst ist bei dir gar nichts los.
Effendie meint
Die Wasserstoff LKW’s haben in Zukunft eh ein Problem. Die Tankstellen mit 700bar werden abgeschafft und durch 300bar Tankstellen ersetzt. Der einzige Vorteil für Wasserstoff LKW ist somit weg. Erst letzten beim E-trucker auf Youtube thematisiert worden. Wasserstoff LKW ist aktuell ein totes Pferd. Wenn man sieht wie der Hochlauf beim MAN, Scania, DAF und Mercedes mit E-LKW ist.
Rüdiger meint
Wasserstoff kostet 15 Euro je KG. Damit fährt ein normales Auto max. 100 KM. Thema erledigt sich da von selbst.
Kann aber sein, das Aramco in Nordafrika das ganze günstiger herstellen kann… die machen jetzt schon e-fuels. Und das ohne auf irgendwelche Kommentare im Internet zu hören. Und eine Wasserstoffpipeline von Nordafrika zu Italien und dann nach Deutschland ist bereits in der Umsetzung. Da hat sich mal ein Reporter verplappert, als damit die Giorgia Meloni bei Olaf Scholz zu Besuch war… Die Dinge laufen also bereits ALLE schon im Hintergrund!
M3P_2024 meint
Südstream 1? Sowas hatten wir doch schon…
Dieseldieter meint
Manchmal wundere ich mich… Da wird immer vehement behauptet, es gibt keine Verbote, wir sind doch technologieoffen – dann kommt jemand mit Wasserstoff und der Kommentarbereich dreht am Rad.
Technologieoffen heißt wohl nur, dass verschiedene Arten von Akkus ok sind.
Donald meint
Ja, Kommentarbereich läuft bei dem Thema komplett aus dem Ruder. Schon drei, jetzt sogar vier Beiträge!
IDFan meint
An welchem Rad drehst du denn? An dem der Wasserstoffflasche?
Ben meint
Tja wer zu offen ist, ist halt nicht ganz dicht…so wie die Befürworter für H2 im Verkehrssektor, Sichwort: Wasserstoffleiter…einfach mal googgeln
M. meint
Wasserstoff aus EE-Quellen – klares JA.
Nur nicht in Fahrzeugen.
Aber das wird man nicht ausschließen wollen, weil die Autofahrer natürlich andere Preise pro kg zahlen (können) als eine Eisenhütte, das mal eben so 100 Tonnen davon am Tag weghaut. Die werden keine 10 Euro pro kg (33 kWh) zahlen. Der Autofahrer kennt das schon eher. Das sind die Kunden, die man will.
Mark Müller meint
So isses.
Darum läuft der ewiggleiche Spruch, dass der grüne Wasserstoff den schwer zu elektrisierenden Bereichen vorbehalten sein soll, ins Leere.
Die E-Mobilität wird den Hochlauf des grünen Wasserstoffs finanzieren, weil sie schon mit z.B. 4 $/kg Produktionskosten gut leben kann, währenddem die Industrie bisher an fossilen Wasserstoff zu ca. 1 $/kg gewohnt ist.
Donald meint
So ein Unfug. Kein Gramm von dem Wasserstoff z.b aus Teutschenthal wird je in einem Auto landen.
Andreas meint
Muss ich dich enttäuschen. Der Wasserstoff dort geht per Pipeline zur TotalEnergies Raffinerie Mitteldeutschland.
Hauptprodukt der Raffiniere ist Diesel und LPG (gasbetriebene Fahrzeuge und Wohnungswesen), also landet es doch irgendwie am Ende in einem Auto, Verbrenner obendrein.
Natürlich auch die anderen Produkte, wie Heizöl, Schweröl und Kerosin.
M. meint
Völliger Unfug.
Das kann die E-Mobilität nicht leisten,
1) weil es die E-Mobilität ist und nicht die H2-Mobilität, und
2) ist es auch nicht ihre Aufgabe. H2 hat an der Tankstelle zu den besten Zeiten 10 € / kg gekostet, aktuell sind es bis zu 17 €. Die Aussicht, 6 oder 10 €/kg zu verdienen, würde in der Branche nur zu Argumenten führen, warum in ein paar Jahren am Status Quo nicht mehr zu rütteln wäre – H2 im Auto für alle Zeiten, nicht nur zur „Finanzierung des Hochlaufs“. Es ist immer einträglich, etwas herstellen zu können, das nicht jeder herstellen kann, oder? Das sorgt für Profit. Das Problem sind die Erzeugungskapazitäten an extrem billigem Strom. Das beschränkt die Erzeugung an billigem H2. Die pure Masse an H2 wäre nicht vorhanden, den Verkehr UND die Industrie zu versorgen – was würde also passieren? Die Industrie würde kein H2 im ausreichender Menge gekommen. H2 wäre Mangelware, die Preise blieben hoch. Die Industrie bliebe da, wo sie heute ist.
Davon abgesehen, ist der Drops schon beim reinen Energiebedarf gelutscht. Die Mobilität auf H2 umzustellen, hieße, das global zu tun. Das werden viele Länder (z.B. China, aber nicht nur) aber einfach nicht mitmachen, also wird es eine Randnotiz bleiben in Ländern, die Eigeninteressen verfolgen – vielleicht, weil sie H2 selbst günstig herstellen können, Quelle egal. Das ist bei uns aber nicht so, wir müssen das teuer importieren. Wir würden weiterhin abhängig bleiben.
Falls es noch nicht aufgefallen ist:
Chile gibt es nur einmal auf der Welt, und Australien reißt das nicht raus. Dort kann einfach nicht genug billiger Strom für die weltweite H2-Revolution erzeugt werden. Chile und Australien sind außerdem souveräne Staaten mit eigenen Interessen, Chile hat z.B. dem weiteren Ausbau der Windkraft auf seinem Territorium bereits einen Riegel vorgeschoben – das wird zum Nutzen von Chile und unter Chiles Führung gemacht werden – und weißt du was?
Das ist richtig so. Wir sind ja keine Invasoren, oder?
Wir können uns diese Ineffizienz bei Erzeugung und Nutzung einfach nicht leisten. Die H2-Synthese-Technik muss verbessert werden, damit sie mit der H2-Erzeugung aus fossilen Quellen konkurrieren kann. Das wird sicher noch einige Jahre dauern. Also an die Arbeit, „Mark Müller“. Dann reicht es irgendwann vielleicht auch für eine Eisenhütte.
Ossisailor meint
Aktuell liegt der Preis für H2 bei 16,60 EUR. Schön zu sehen an der Zapfsäule, an der der Elektrotrucker zusammen mit Sara Schiffer von Hylane deren neuen IVECO-H2-Truck aufgetankt haben.
Ben meint
Und selbst das ist noch subventioniert der realle Preis liegt so bei 30€/kg, siehe Californien.
Jeff Healey meint
„Der Autofahrer kennt das schon eher. Das sind die Kunden, die man will.“
Hallo M.,
vollkommen richtig, das ist der springende Punkt: Man sucht den letzten Ausweg, um sich seine Melkkühe zu erhalten.
Wenn es nach einigen Kreisen geht, geht der Verkauf von Benzin und Diesel fließend über in den Verkauf von Wasserstoff.
M. meint
Ja, genau so ist es.
Elektrischer Strom hat für „gewisse Kreise“ die unangenehme Eigenschaft, sich mit Solarzellen auf jedem Dach herstellen zu lassen. Und seitdem Batterien immer billiger werden, sehen einige „Organisationen“ ihre Profil-Felle davonschwimmen.
Wenn man mal überlegt, wie gut Exxon, Shell & Co davon leben… da sind solche Versuche zumindest verständlich.
Jeff Healey meint
Hundert 💯!
StromBert meint
Einfach gesagt: bitte mehr Subventionen, damit das tote Pferd weiter geritten werden kann….