Der neue Volvo-Chef Håkan Samuelsson, der mit 74 Jahren zum zweiten Mal das Steuer bei Volvo übernimmt, sieht den Wandel zur Elektromobilität als zentrale Herausforderung für das Unternehmen. Im Interview mit der Zeit betont er, dass Volvo gleichzeitig mit der Elektrifizierung der Modelle und den wirtschaftlichen und politischen Gegenwinden zurechtkommen muss.
Samuelsson bestätigt, dass seine Prognose vom Ende der Globalisierung sich schneller und drastischer erfüllt hat als erwartet. Er verweist auf unterschiedliche regionale Vorschriften, einen massiven Zollstreit zwischen den USA, China und Europa sowie die schnelle Umgestaltung des chinesischen Premiumautomarkts, die die westlichen Hersteller vor unerwartete Herausforderungen stellt.
Auch der US-Markt verlangt von Volvo Anpassungen: Mehr Fahrzeuge sollen im Werk in Charleston gebaut und auf den lokalen Markt abgestimmt werden. Für Europa sieht Samuelsson die Notwendigkeit, die Strukturen zu verändern, um einen starken Heimatmarkt für Elektroautos aufzubauen, da weniger exportiert werde.
Zur Frage des von der EU geplanten faktischen Verbrenner-Verbots 2035 sagt Samuelsson: „Es muss ein klares Signal geben, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt auf Elektromobilität umgestellt wird.“ Zugleich räumt er ein, dass ohne ausreichende Ladeinfrastruktur besonders in Südeuropa die Umsetzung schwierig sei. Deshalb hält er es für denkbar, Plug-in-Hybridfahrzeuge mit großer Reichweite als elektrisch einzustufen.
E-Auto-Umstellung bei Volvo dauert „ein paar Jahre länger“
Samuelsson betont, dass das ursprüngliche Ziel, bis 2030 keine Verbrenner mehr zu bauen, nicht „auf 2040“ verschoben wird. Aber vielleicht brauche man für diesen Schritt „ein paar Jahre länger“. Hybridfahrzeuge könnten als Übergangslösung länger gebraucht werden. Der Manager unterstreicht aber: „Die Zukunft von Volvo ist elektrisch.“ Schon jetzt sei der Anteil der Schweden an reinen Stromern ungefähr doppelt so hoch wie der Durchschnitt im restlichen Markt.
Zum langsamen Absatz in diesem Jahr sagt Samuelsson, der schnelle Schritt zur Elektromobilität sei kein Fehler gewesen. Im Gegensatz zu großen Konzernen wie Volkswagen könne Volvo als kleinerer Hersteller „mit voller Geschwindigkeit vorangehen“. Allerdings sei für den Erfolg auch das richtige Timing und die Anpassung an regionale Besonderheiten wichtig.
Im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Mutterkonzern Geely sieht Samuelsson Vorteile bei der Kosteneinsparung durch gemeinsame Beschaffung, betont aber, dass Volvo eigenständig bleiben soll. „Ich will mehr Kooperation im Sinne von Volvo“, sagt er, und verweist auf Grenzen bei der Zusammenarbeit, etwa wegen globaler politischer Entwicklungen.
Samuelsson hält nichts von der Idee eines einheitlichen „Weltautos“ angesichts der zunehmenden Deglobalisierung und regional unterschiedlicher Vorschriften sowie Präferenzen. „Es kann kein Weltauto mehr geben, weil die USA chinesische Software in den Autos verbieten und andersherum.“ Daher sei die lokale Produktion mit kürzeren Lieferketten wichtiger denn je.
Zum Abschluss fordert Samuelsson mehr gegenseitigen Respekt zwischen Europa und China. Er sieht europäische Hersteller in der Pflicht, von der „chinesischen Neugier“ zu lernen, die den Fortschritt in der Volksrepublik beflügelt habe.
Sebastian meint
Gelvo ist für jede noch so kleine Bemerkung wichtig. Klare Signale. Wie vermisse ich das im täglichen Ablauf…
Ich dachte BEVs sind ein Selbstläufer? Zu was braucht es Signale, wenn die Technik kreischend frohlockend herausbrüllend sich präsentiert, wie einfach, safe, vorausschauend etc. etc. E-Autos sind?