Unter dem neuen Vorstandsvorsitzenden François Provost will Renault seine bisherige strategische Ausrichtung grundsätzlich beibehalten, jedoch mit deutlich höherem Tempo bei der Umsetzung. Der neue CEO betonte, dass es ihm nicht um eine Neuausrichtung, sondern um Beschleunigung gehe.
Provost kündigte an, die laufende Transformation in allen Bereichen zu forcieren, insbesondere mit Blick auf Effizienzsteigerung und Kostensenkung. Ziel sei es, die Kosten mindestens im zweistelligen Prozentbereich zu reduzieren. „Dieses Ziel ist gesetzt, absolut“, sagte er laut der Automobilwoche bei der Präsentation des neuen Clio vor internationaler Presse in München.
In seiner Rede machte Provost klar, dass er keine strukturellen Veränderungen in der Organisation plane. „Ich möchte die Organisation nicht umbauen, absolut nicht“, stellte er klar. Eine radikale Abkehr von der bisherigen Strategie sei ohnehin unglaubwürdig, da er selbst in den letzten Jahren in führenden Positionen an der Entwicklung dieser Strategie beteiligt war. Dazu zählt auch seine Rolle beim Aufbau des Verbrennnungsmotoren-Joint-Ventures Horse Powertrain mit dem chinesischen Hersteller Geely.
Zentrales Anliegen für Provost ist die Beschleunigung der Modellentwicklung. „Wir brauchen China-Speed. Die Zeit für die Entwicklung neuer Modelle muss deutlich verkürzt werden. Wir haben keine Zeit zu verlieren“, sagte er. Als Maßstab nannte er den neuen elektrischen Twingo, der in nur 21 Monaten vom Projektstart bis zur Serienreife gebracht wurde – deutlich schneller als frühere Modelle, deren Entwicklung oft vier Jahre oder mehr beanspruchte.
Diese verkürzte Entwicklungszeit senkt nicht nur die Kosten, sondern reduziert auch das Risiko, an den sich schnell ändernden Kundenerwartungen vorbeizuentwickeln. Der neue Twingo soll Anfang des kommenden Jahres vorgestellt werden und gilt innerhalb des Konzerns bereits als neue Benchmark für künftige Projekte.
An der grundsätzlichen Strategie, erschwingliche Fahrzeuge für breite Käuferschichten anzubieten, hält Renault weiterhin fest – insbesondere mit Blick auf die Marke Dacia. Provost will den Abstand zwischen Renault und Dacia vergrößern. Der neue Clio ist ein erstes Beispiel: Er ist größer als sein Vorgänger und verfügt über bis zu 29 Assistenzsysteme.
„Absolute Top-Priorität bleibt unser Line-Up“
„Absolute Top-Priorität bleibt unser Line-Up. Derzeit ist es so frisch wie nie zuvor und das wollen wir weiter so halten“, erklärte Provost. Um die Kosten weiter zu senken, soll die Zusammenarbeit mit Geely und weiteren chinesischen Entwicklungspartnern ausgebaut werden. Dabei gehe es insbesondere um gemeinsame Entwicklungen und Effizienz im Einkauf.
Trotz der stärkeren Kooperation mit chinesischen Partnern bekräftigte Provost, dass Renault bei europäischen Modellen weiterhin auf lokale Zulieferung setze. „Wir kaufen bei den Modellen für Europa derzeit rund 70 Prozent der Teile in Europa ein. Diesen Anteil wollen wir nicht senken“, so Provost. Das Prinzip „local for local“ bleibe unverändert.
Angesichts des zunehmenden Preisdrucks auf dem Markt will Renault die Faktoren optimieren, die das Unternehmen selbst kontrollieren kann. Dabei gehe es um Produktqualität, die Beziehung zu Lieferanten und kontinuierliche Verbesserungen entlang der Wertschöpfungskette.
Ein weiterer Schwerpunkt der neuen Führung liegt auf der stärkeren Internationalisierung des Unternehmens. Bislang werden mehr als die Hälfte der Fahrzeuge in Europa verkauft. Künftig sollen Südamerika und Indien stärker in den Fokus rücken. Als Beispiel für dieses Engagement nannte Provost die vollständige Übernahme des vormals gemeinsam mit Nissan betriebenen Werks in Chennai, Indien.
„Größe ist weniger entscheidend“
Zur Diskussion um eine mögliche kritische Größe von Renault sagte Provost, Größe allein sei nicht mehr ausschlaggebend. „Ich denke, dass sich die Gesetze in der Autoindustrie derzeit ändern. Größe ist weniger entscheidend, wichtiger werden Technologie und Geschwindigkeit.“ Um die vergleichsweise geringe Stückzahl der Gruppe auszugleichen, setzt Renault schon länger auf Partnerschaften – ein Weg, der nun vor allem außerhalb Europas weiterverfolgt werden soll.
Provost unterstrich, dass die Fähigkeit, tragfähige Kooperationen einzugehen, zu den Kernkompetenzen von Renault gehöre. Diese sollen künftig noch gezielter eingesetzt werden, um neue Märkte zu erschließen und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Neuigkeiten zur Elektrifizierung des Unternehmens äußerte der CEO nicht. Die Franzosen haben zuletzt mit dem Renault 5 und 4 zwei kleine Elektroautos zum erschwinglichen Preis eingeführt. Der neue Clio ist als Hybrid erhältlich, der nächste Twingo wird dann wieder ein Vollstromer.
Michael meint
Wieso muss immer alles so schnell gehen? Was hat man denn die ganzen Jahre gemacht? Man hätte doch genug Zeit gehabt.
Mary Schmitt meint
Sein Problem ist die fehlende Plattform für BEV. Die würde viel Invest in F&E und Liegenschaften und Anlagen erfordern. Das Geld haben sie nicht und zudem rennt die Zeit.
Tt07 meint
„Fehlende BEV Plattform“…OMG …Marie, deine Eltern sollten dich mal dringend aus deinem Kinderzimmer lassen. Du wirst es nicht glauben, was es in der großen weiten Welt so alles gibt.
EVrules meint
Das stimmt doch hinten und vorn nicht. Renault hat die AmpR Small und Medium Plattform – das ist eine dedizierte BEV-Plattform, ansonsten wären MéganE, Scenic, R5, R4 und der kommende Twingo so nicht möglich.
EVrules meint
Wer aber Klasse statt Masse bauen möchte, sollte mehr Augenmerk auf Design und Stilechtheit legen und nicht den erwähnten Clio aussehen lassen, wie ein Protzmonster, zumal der Innenraum merklich abgenommen hat in Anmutung und Qualität.
Das enttäuschte mich auch bei R5 und R4, die Qualität einer Clio 5 oder Captur 2, die gleichauf mit der MéganE/Scenic waren, findet man leider nicht mehr.
Renault – lasst eure Autos nicht wieder verkommen, der aktuelle Trend ist kein guter.
E.Korsar meint
„Wir brauchen China-Speed.“
Da kann ich Iron Hörse und Dressed To Kill empfehlen. \m/