Moderne Autos haben mittlerweile etliche Computer und Steuergeräte verbaut, die nicht nur den Wagen voranbringen, sondern die Daten dazu gleich auch aufzeichnen und speichern. Das betrifft Elektro- und Hybridautos genauso wie Benziner und Diesel. Selbst in einem Kleinwagen ist heute mehr Elektronik verbaut als in der ersten Mondlandefähre.
Über die kleinen Rechner im Auto können unter anderem Informationen zu Geschwindigkeit, Bremsleistung, Beschleunigung, Raddrehzahl und Querbeschleunigung überwacht und gespeichert werden. Zum einen, um einen störungsfreien und sicheren Fahrbetrieb zu gewährleisten und im Falle eines Defekts den Fehler schneller zu finden. Doch andererseits kann man mit diesen Daten auch Rückschlüsse auf den Fahrer und sein Fahrverhalten ziehen: Vor allem nach einem Unfall freut das Polizei, Staatsanwälte und Versicherungen.
Bisher bleiben die aufgezeichneten Daten meist im Bordsystem gespeichert und lassen sich erst bei der Diagnose in der Werkstatt auslesen. Doch die neue Technik mit GPS-Modulen und Internetverbindung ändert auch den Umgang mit den aufgezeichneten Profilen: Einzelne Fahrzeuge, beispielsweise von BMW, verschicken schon jetzt Fahrzeugdaten im Hintergrund. Diese werden an die BMW-Zentrale übertragen, um etwa einen Termin für fällige Servicearbeiten vorschlagen zu können.
Datenschützer sind empört
Datenschützer sind empört und fordern mehr Transparenz, damit Autofahrer wissen, was mit ihren Daten geschieht. Gemeinsam mit dem Verband der Automobilindustrie (VDA) hat die Behörde deshalb eine Muster-Information erstellt, die künftig in die Betriebsanleitungen von Fahrzeugen aufgenommen werden soll.
„Die gesammelten Daten im Auto nehmen zu, auch die personenbezogenen Daten“, warnt Thomas Kranig, der Präsident des Bayerischen Landesamtes für Datenschutz, und hat einige Tipps parat, wie man sich gegen diese Sammelwut wehren kann. Autobesitzer sollten beim Hersteller nachfragen, welche Daten in ihrem Wagen gesammelt und übertragen werden. Bei Diensten, die aus technischen Gründen eigentlich gar nicht benötigt werden, sollte man sich bewusst entscheiden, ob man dem Datenfluss zustimmt oder nicht.
Hersteller wiegeln ab
Die Gefahr der Totalüberwachung sehen die Autobauer nicht: „Grundsätzlich stehen Datenschutz und Datensicherheit für uns an erster Stelle. Wir haben höchste Sicherheitsstandards im Umgang mit Kunden- und Fahrzeugdaten“, sagt Audi-Pressesprecher Marlon Matthäus.
Mercedes-Sprecher Benjamin Oberkersch erklärt: „Grundsätzlich werden bei Mercedes-Fahrzeugen keine Daten automatisch weitergeben. Wir informieren unsere Kunden genau, welche Daten gesammelt und für welche Zwecke sie in unserem Hause verwendet werden.“ Der Kunde müsse erst zustimmen, dass beispielsweise für den individuellen Verkehrsinfoservice in der Navigation die genauen Positionsdaten ermittelt und übertragen werden.
Die vom Kunden angegebenen personenbezogenen Daten werden „im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen erhoben, gespeichert und genutzt“, wie es so oft heißt. Nach der Leistungserbringung werden die Daten gelöscht, versprechen die Hersteller. Wer diesen Versprechungen in Zeiten von NSA und Vorratsdatenspeicherung misstraut, kann einige der elektronischen Dienste kündigen und deaktivieren. Leider klappt das nicht per Knopfdruck im Auto – sondern nur per Brief, Fax oder Onlineformular.