Auf der Münchener Leitmesse für Elektromobilität eCarTec ging e-clearing.net an den Start. Die internationale Datendrehscheibe will für einfaches grenzüberschreitendes Laden von Elektrofahrzeugen sorgen. Mehr als 4500 Ladepunkte sind bereits angeschlossen.
Hierzulande klagen viele Elektroauto-Fahrer immer wieder über die unzulängliche Ladeinfrastruktur: Zu viele unterschiedliche Betreiber schaffen Inselnetze, die nicht über einen einzigen Zugangsschlüssel schnell und einfach genutzt werden können. Eine Initiative der deutschen smartlab Innovationsgesellschaft mbH und der niederländischen Stiftung ElaadNL möchten hier Abhilfe schaffen.
„Mit unserer Datendrehscheibe e-clearing.net möchten wir die relevanten Marktakteure miteinander vernetzen, indem wir ihnen die Möglichkeit bieten, alle relevanten Daten untereinander auszutauschen. Den Elektromobilisten eröffnet dies unkompliziertes Roaming im In- und Ausland“, erläutert Hauke Hinrichs, Technischer Leiter der smartlab, das Konzept der Plattform. Ziel von e-clearing.net sei der ungehinderte und netzübergreifende Zugang zur gesamten Ladeinfrastruktur in Europa.
Funktionalitäten & Vorteile von e-clearing.net
Arjan Wargers, Manager Development and Innovation bei ElaadNL, betont das praxisorientierte Vorgehen: „Wir haben die B2B-Plattform e-clearing.net genau auf die Anforderungen des Marktes zugeschnitten und nach dem Bedarf der verschiedenen Marktteilnehmer programmiert, so dass sie für die Partner sehr einfach zu nutzen ist.“ So erlaubt sie den teilnehmenden Akteuren den Austausch von Daten zur Authentifizierung der Nutzer und zur Abrechnung der abgegebenen Strommengen. Dazu ermöglicht sie sowohl die Übertragung ganzer Authentifizierungslisten als auch einzelne Autorisierungsabfragen.
Neben den abrechnungsrelevanten Daten können die Marktpartner über e‑clearing.net auch Mehrwertdienstleistungen untereinander austauschen, so zum Beispiel dynamische Informationen über die Ladestationen der angeschlossenen Betreiber. „Vom Start weg sind Echtzeitangaben zu rund 4500 Ladepunkten auf der Plattform abrufbar, die andere Marktteilnehmer nutzen und in ihre Apps und Internetseiten einspeisen können. So sehen ihre Kunden über diese Medien nicht nur den genauen Standort und die Ausstattung der Säulen, sondern auch, ob ein geeigneter Ladepunkt frei und nutzbar ist“, unterstreicht Hinrichs die Vorteile für die Konsumenten.
Das hinter e-clearing.net liegende Marktmodell ist ein offenes Modell, das heißt, zwischen den Teilnehmern besteht kein Kontrahierungszwang, die Marktteilnehmer sind frei in der Wahl ihrer Partner. Somit kann jeder Ladesäulenbetreiber mit dem Elektromobilitätsdienstleister seiner Wahl bilateral Roaming-Verträge abschließen – oder auch nicht.
„Wir stellen als Betreiber von e-clearing.net Vertragsmuster zur Verfügung“, so Hinrichs. Durch diese bilateralen Verträge können die Teilnehmer ohne Zwischenhändler Geschäfte abschließen und somit transaktionsbasierte Gebühren vermeiden. Die Marktpartner zahlen nur eine jährliche Gebühr für ihre Mitgliedschaft bei e‑clearing.net und können in diesem Rahmen mit beliebig vielen Partnern eine Roaming-Beziehung eingehen.
Geschäftsmodell & Partner von e-clearing.net
Die smartlab und ElaadNl betreiben die Plattform ohne eine Gewinnerzielungsabsicht. Finanzieren soll sich e-clearing.net über die Mitgliedsbeiträge der angeschlossenen Teilnehmer, die auf Basis der entstehenden Kosten erhoben werden. Es ist geplant, die Beiträge jährlich festzulegen und nach Unternehmensgröße sowie Marktaktivität in den Kategorien „klein“, „mittel“ und „groß“, zu bemessen.
Wächst die Zahl der Mitglieder und übersteigen dadurch die Einnahmen die Ausgaben, wird der Mitgliedsbeitrag im kommenden Jahr gesenkt. Hinrichs bringt es auf den Punkt: „Je mehr Mitglieder es gibt, desto geringer sind die Beiträge.“