„Wir sollten nicht vergessen, dass von denen, die Kutschen hergestellt haben, nur einer den Sprung zur Automobilindustrie überlebt hat. Das muss uns von der heutigen Automobilindustrie hin zum Automobil des 21. Jahrhunderts besser gelingen als damals beim Umstieg von der Pferdestärke auf das Auto. Darin sind wir uns wohl alle einig“. Dies sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer in Köln vor wenigen Tagen.
Es gebe „eine Reihe qualitativ neuer Entwicklungen, wenn ich nur alleine an den großen Bereich der Automobilindustrie denke. Wir haben im Grunde drei disruptive Entwicklungen zu verzeichnen. Das eine ist die Antriebstechnologie. Da ändert sich viel, wenn sich das Ganze einmal in Richtung eines Elektro- oder Wasserstoffautos entwickelt. Das Zweite ist der Weg zum autonomen Fahren. Und das Dritte betrifft die Frage: Will überhaupt noch jeder ein Auto besitzen oder geht es sehr viel mehr um das Teilen von Mobilität? Bei allen drei Entwicklungen muss man im Grunde permanent vorn mit dabei sein.“
„In den nächsten Jahren“ werde es sich „entscheiden, ob wir – das gilt für ganz Europa; und eben auch für Deutschland, das noch einen sehr hohen Anteil industrieller Wertschöpfung hat – bei dem Verschmelzen der Digitalisierung mit der realen Produktion vorn mit dabei sind. Gelingt es denen, die Produkte herstellen, die Kundenbeziehungen genauso gut zu gestalten wie den Internetunternehmen oder werden sie zu einer verlängerten Werkbank von Internetunternehmen, die die Kundenwünsche besser kennen?“ Das Verhältnis zum Kunden werde „der Punkt sein, an dem sich entscheidet, ob wir vorn mit dabei sind oder eben verlängerte Werkbank für andere werden, die das Kundenverhältnis gestalten.“
Jürgen Kohl meint
Vorne dabei? Merkel war vorne dabei, als sie, vor den Lobbykarren gespannt, die Grenzwerte von CO2 verwässerte. Zum Wohle der deutschen Dieselautoindustrie. Sie ist eine lobbygesteuerte Marionette, sonst nichts. Und Dobrindt ist ihr Erfüllungsgehilfe.
Starkstrompilot meint
Leider falsch Frau Merkel. Vorn dabei reicht nicht. Da wo man ist, muss vorne sein. Das ist es in der Digitalisierung aber schon lange nicht mehr. Wenn die jetzt in die Mobilität Einzug hält, wird es da genau so gehen.
Die Größe und Stärke der heutigen Automobilwirtschaft lässt sich nicht halten, wenn man nur dabei ist. Man muss der Treiber sein.
Dafür dürfte es aber jetzt bereits zu spät sein.
ulli0501 meint
Hallo zusammen,
Das sehe ich auchso. Die Erkenntnisse und dir drei „disruptiven Entwicklungen“ sind Ihr ja bekannt. Leider tut Ihr Verkehrsminister Dobrindt alles mögliche, aber eben nicht diese Probleme bzw. Themen zu lösen …
Vielleicht ist mir was entgangen, aber das einzig greifbare ist diese Förderprämie und ggf. Fördermittel für Entwicklung. Ansonsten macht jeder Automobilhersteller sein Ding. Man hat zwar jetzt angestrebt ein einheitliches Ladesäulennetz zu errichten, aber das ist auch nur eine Ankündigung.
Ich sehe das nicht so wie damals mit der Kutsche zum Automobilhersteller. Eine Kutsche kann jeder Fahren oder bauen, aber ein hochtechnisches Gerät wie das Auto nicht.
Ich sehe den Wandel eher wie damals 2005 bei den Handys. Motorola, Siemens, Nokia, Sony …. > bis das Smartphone kam und jetzt wenn dann diese Marken nur Nischendasein haben.
Alle hatten sicherlich das Knowhow für das Smartphone, aber keiner konnte es realisieren.
Ähnlich wird das mit E-Autos sein – alle haben das Know, aber ein richtiger Visionär fehlt den deutschen Autobauern und deswegen werden BMW, Mercedes, etc… auch nicht verschwinden, aber eben ein Nischendasein führen.