Noch sind vergleichsweise wenige Elektroautos auf deutschen Straßen unterwegs. Angesichts der E-Mobilitäts-Offensiven diverser Hersteller wird sich dies im nächsten Jahrzehnt zunehmend ändern. Neben offiziellen Vertragswerkstätten bereiten sich auch immer mehr freie Werkstätten auf den erwarteten Stromer-Boom vor.
75 Prozent der Inhaber von markenunabhängigen Kfz-Betrieben hatten bereits mindestens ein Elektrofahrzeug in ihrer Werkstatt. Das ergab die Umfrage „Elektromobilität – Chance oder Risiko?“ der Initiative „Qualität ist Mehrwert“, an der knapp 700 freie Werkstätten teilnahmen. Drei Viertel der Befragten gehen davon aus, dass die E-Mobilität in den nächsten Jahren verstärkt für das Alltagsgeschäft von unabhängigen Kfz-Betrieben eine Rolle spielen wird.
Der Umfrage zufolge gibt es bei vielen freien Werkstätten mit Blick auf elektrifizierte Pkw noch Nachholbedarf: Nur 59 Prozent der Befragten gaben an, für die Reparatur und Wartung an Elektro- und Hybridfahrzeugen qualifiziert zu sein. Zahlreiche freie Werkstätten besitzen demnach noch Wissenslücken und haben Fortbildungsbedarf. Gut 21 Prozent der befragten Betriebsinhaber halten eine Weiterbildung allerdings nicht für nötig.
Über 60 Prozent der Werkstätten sehen innerhalb der nächsten drei Jahre Investitionen in Hardware und/oder für Fortbildungen vor. Etwa ein Fünftel plant diese Investitionen noch für das laufende Jahr, die restlichen Befürworter innerhalb der nächsten 3 Jahre. 16 Prozent gaben an, mögliche Investitionen noch zu prüfen. Knapp 23 Prozent lehnen Investitionen ab.
Viele Inhaber von markenunabhängigen Kfz-Betrieben sehen die E-Mobilität laut der Umfrage von „Qualität ist Mehrwert“ kritisch: Über zwei Drittel befürchten, dass mit dem Einzug von Elektroautos in die Werkstätten ihr Arbeitsaufwand sinken und dadurch der Wettbewerb im Wartungs- und Reparaturgeschäft härter wird.
Kurt Spittler meint
Betreffend der Aussage.
„Zahlreiche freie Werkstätten besitzen demnach noch Wissenslücken und haben Fortbildungsbedarf. Gut 21 Prozent der befragten Betriebsinhaber halten eine Weiterbildung allerdings nicht für nötig.“ trifft nicht nur für die freien Werkstätten zu, sondern genau so auch die Markenhersteller und Verkäufer.
Erst am 9.4.2019 hat mir ein Verkäufer bei Peugeot auf meine Frage, ob der neu zu erwartende Peugeot e-208 auch mit einer CCS Steckdose ausgerüstet sei geantwortet: „CCS, was ist das?“.
ich habe ihm dann erklärt, dass er jetzt einen Schnellkurs in E-Mobilität von mir bekommt und ihm die Frage beantwortet.
Dass sich aber bei diesem Fachwissen des Verkäufers in diesem Haus keinen Peugeot kaufen werde, versteht sich von selbst.
Ansonsten habe ich in erschreckend vielen Autohäusern eine gnadenlose Unwissenheit und erschreckende Ignoranz, ja sogar Ablehnung gegenüber E-Mobilität beobachtet.
So dauert das noch lange mit dem Durchbruch. Die vielen Ankündigungen und Verzögerungen bei den Herstellern tun ihr übriges dazu, dass das Hinterherhinken der deutschen Automobilindustrie nicht mehr auf zu holen ist.
Immerhin sind uns die Japaner mittlerweile 10 Jahre voraus, während Daimler 25 Jahre lang die E-Mobilität mit dem Benzin- Und Dieselmotor des SMART erfolgreich verhindert hat.
Des weiteren haben die deutschen Automobilhersteller im Jahr 2012 mit der Einführung des CCS Steckers die Verbreitung des ChaDeMo Steckers in Europa erfolgreich verhindert.
Dort wo es keine Autohersteller gibt die das verhindert hätten (N + NL) wurde der ChaDeMo Stecker trotzdem erfolgreich eingeführt, und mit ihm auch genau so erfolgreich die E-Mobilität.
Deshalb auch die langen Lieferzeiten jetzt nach Deutschland, da sich der Markt bereits auf N + NL schwerpunktmäßig ausgerichtet hat , incl. Gebrauchtwagenmarkt mit Tageszulassungen aus Deutschland.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Ja, es wird ähnlich wie bei den markgengebundenen Werkstätten auch bei den freien gravierende Änderungen geben.
Wenn 59 % der Werkstätten angeben, sie seien auf die Wartung / Reparatur von Elektro- und Hybridfahrzeugen vorbereitet, frage ich mich, an welchen Fahrzeugen die denn geübt haben. Es gibt doch kaum E-Fahrzeuge, die ohnehin kaum Wartungsbedarf haben (was gibt es an der Fahrbatterie zu warten), und vom Alter her werden die Fahrzeuge sicherlich zum größten Teil noch in den Werkstätten der Hersteller gepflegt.
Jörg2 meint
Die werden min. einen Mitarbeiter haben, der die Hochvoltberechtigung abgelegt hat.
Das reicht, um zu erklären, vorbereitet zu sein.
Gunnar Gröber meint
Klassische Wartung mit entsprechender Hochvoltausbildung wird auch eine freie Werkstatt leisten können. Allerdings werden mit dem Service bei Vertragswerkstätten (z.B. Hyundai) auch Extras wie Navi und Kartenupdate kostenlos aufgespielt. Die Frage ist, ob an solche Softwareupdates auch freie Werkstätten kommen oder diese gezielt vom Hersteller zurückgehalten werden.
Uwe meint
Kann sie natürlich.
Darf sie aber nicht!
Weil die Hersteller eben bisher kein Interesse daran haben:
– E-Autos zu verkaufen
– und diese schnell und günstig zu reparieren
Weil das ja offensichtlich macht, dass diese den Verbrenner deutlich überlegen sind.
Das ändert sich bei VW im Herbst 2019 radikal!
Wenn nämlich die E-Modelle konfiguriert werden können und die Bestellungen den Verkäufern Provisionen bringen. Dann haben in den Autohäusern (Vertragswerkstätten) alle ein gemeinsames Interesse und Vorgaben von der Zentrale.
Jörg2 meint
Ist das Ironie?
Solange VW noch Verbrenner und Hybride im Angebot hat und die I.D.’s nicht sehr viel mehr Marge ins Autohaus spülen als die wartungsintensiven Verbrenner und Hybride, sehe ich kein wirtschsftliches Interesse beim Autohaus, I.D.’s bevorzugt zu verkaufen
Thomas Wagner meint
Von den freien Werkstätten erwarte ich nicht allzuviel.
Beim Elektroauto gibt es für Werkstätten nicht mehr viel zu tun,
von Karosseriearbeiten und Reifenwechsel einmal abgesehen.
Das wissen auch die freien Werkstätten und stehen deshalb der Elektromobiliät eher ablehnend gegenüber.
Für das Herzstück des Elektroautos, den Akku, bräuchte man dringend kompetente Leute, da die bisherigen Erfahrungen zeigen,
dass bei Problemen mit dem Fahr-Akku alle Beteiligten überfordert sind !
Aber Akku-Spezialisten und Automechatroniker, das sind zwei ganz unterschiedliche Welten, die meiner Meinung nach nicht kompatibel sind :-(
Jürgen S. meint
Fahrwerk nicht zu vergessen. Ich erwarte von den Freien Werkstätten, zumindest von den größeren, dass sie zertifiziert sogar die Akkus tauschen können. Das ist alles eine Frage der Zeit und der Nachfrage. In 10 Jahren haben wir für unsere jetzigen Elektroautos sogar alternative Akku Anbieter auf dem Markt und entsprechende Nachrüster. Das wird sich alles entwickeln, genauso werden die Autozubehör für E-Autos verbauen, dass es heute noch nicht annähernd gibt. FSD zum Nachrüsten könnte kommen. Kinosysteme für FSD fähige Autos und mehr, was sich heute noch kaum jemand vorstellen kann. Wenn mein Auto mich 5h lang irgendwo hin fährt, möchte ich dann Avengers 17 schauen :-)
Uwe meint
So so so?
Da weiß wohl jemand nicht, was ein Mechatroniker ist?
Das ist jemand, der eine Ausbildung in
Mechanik
und Elektronik
hat.
Das unterscheidet ihn eben vom Automechaniker!
Und so ganz nebenbei:
Sowohl beim Akku als auch bei der Steuerelektronik gibt es nix zu reparieren (in 99 % der Störfälle).
Die Fehlerdiagnostik kann vom Hersteller ausgelesen werden und das Austauschteil an die Werkstatt geschickt werden. (Oder wie früher vor Ort mit LapTop auslesen und über Hersteller-Hard-und Software geordert werden).
Fehler am Kühlsystem erkennt man vor Ort (Mechatroniker mit Herstellerschulungen).
Die Fälle von Schäden an der Verkabelung können ebenfalls vor Ort durchgeprüft werden. Marderbisse riecht man schon, weil der die Lüftung den geschmorten Marder leicht identifizierbar macht.
(Die werden zukünftig deutlich seltener werden: Kabel werden immer weniger gebraucht. Da gibts bald kaum noch was zum beißen).
alupo meint
Es gibt inzwischen schon einige Toyota Prius Besitzer, die einzelne kaputte Zellen im HV-Akku für 20 €/Stück ersetzt haben. Das macht aber keine offizielle Werkstatt.
Aber es ist schon richtig, den Akkublock bekommt man oft nicht zerstörungsfrei auf und z.B. die Zellen im Tesla sind verschweißt. Klar, bei 8256 18650-er Zellen wäre es anders sehr teuer..
Wännä meint
„Knapp 23 Prozent lehnen Investitionen ab.“
2023, die letzten Worte des Schraubers: „Äh, Chef, has du dat dicke orange Kabel abgemacht?“ ;-)