Zukünftig sollen Fahrer von Elektrofahrzeugen auch an öffentlichen Ladesäulen ihren Wunschtarif auswählen können. In einem gemeinsamen Pilotprojekt erproben derzeit erstmals in Deutschland der Ökostromanbieter LichtBlick, der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, das IT-Startup decarbon1ze und der Verteilnetzbetreiber Stromnetz Berlin die dahinterstehenden IT-Prozesse.
Kern der Zusammenarbeit ist es, dass der Strombezug an einer öffentlichen oder halb-öffentlichen Ladesäule nicht mehr ausschließlich an deren Betreiber gekoppelt ist, sondern die Nutzer ihren eigenen Anbieter über ihr jeweiliges Abrechnungssystem mitnehmen können. Die Zuordnung der Strommengen erfolgt über ein sogenanntes virtuelles Bilanzierungsgebiet und wird über den Bilanzkreis des eigenen Stromanbieters abgerechnet.
Die Zusammenarbeit erfolgt auf der Grundlage der „Netzzugangsregeln zur Ermöglichung einer ladevorgangscharfen bilanziellen Energiemengenzuordnung für Elektromobilität (NZR-EMob)“ der Bundesnetzagentur (BNetzA) aus dem Jahr 2021. Laut dieser Vorgabe sollen die Bilanzierungsmöglichkeiten für Ladestrom erweitert werden, um mehr Wahlfreiheit beim Lieferanten zu bieten. Eine Bedingung der BNetzA ist, dass der Ladepunktbetreiber jeden Ladevorgang exakt bilanzieren und abrechnen kann. Ein regelzonenweites Bilanzierungsgebiet ist dafür die wirtschaftliche Basis.
Aus technischer Perspektive ist es erforderlich, dass beim Aufladen eines E-Fahrzeuges die Abrechnungsdaten an der Ladesäule zu den Netzbetreibern und dem Stromanbieter durchgeleitet werden. Erst dann kann der Strombezug ordnungsgemäß im Bilanzkreis verbucht werden.
Weniger Regelenergie dank neuem Modell möglich
Bilanzkreise haben die Marktfunktion, die Erzeugung und den Verbrauch von Strom der jeweilig verantwortlichen Akteure zusammenzufassen. Diese tragen die Verantwortung, immer ein Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Einkauf auf der einen und Verbrauch und Verkauf auf der anderen Seite sicherzustellen. Wenn dieser Ausgleich nicht eingehalten werden kann, beispielsweise aufgrund kurzfristiger Abweichungen von Erzeugung oder Verbrauch, muss der Übertragungsnetzbetreiber Regelenergie zum physikalischen Ausgleich einsetzen.
„Je genauer die Datengrundlage für die Einbindung von Verbrauchern und Erzeugern von Energie, desto besser können die Bilanzkreise geführt werden. So verringert sich auch der erforderliche Einsatz von Regelenergie durch den Übertragungsnetzbetreiber“, erklärt LichtBlick.
Dirk Biermann, Geschäftsführer Märkte und Systembetrieb von 50Hertz: „Wir rechnen damit, dass in den kommenden Jahren Millionen von Elektrofahrzeugen in unserem Netzgebiet unterwegs sein werden und dabei auch die öffentliche Ladeinfrastruktur nutzen. Je besser die Datenbasis über Ladevorgänge aussieht, umso besser werden die Prognosen zum Lastverhalten. Das wiederum bedeutet, dass die Übertragungsnetzbetreiber das elektrische Gesamtsystem mit einem steigenden Anteil von Erneuerbaren Energien sicherer und flexibler steuern und das enorme Speicherpotenzial der E-Fahrzeuge nutzen können.“
„Seit Jahren setzen wir uns für mehr Wettbewerb an öffentlichen Ladesäulen ein. Erst wenn E-Fahrer*innen die Möglichkeit an der Ladesäule haben, zwischen verschiedenen Anbietern auszuwählen, können sie auch flächendeckend innovative Tarife nutzen“, so Enno Wolf von LichtBlick. „Für Ökostromanbieter wie LichtBlick ermöglicht es zudem, den Anteil an Erneuerbaren Energien im Ladenetz zu erhöhen.“
kritGeist meint
Genauso zur Thematik gab es auch am 14.06 bei der ARD, Plusminus glaube ich. Und ist auf jeden Fall eher eine zukunftsfähige Lösung, mit weniger Monopolen & besseren Preisen.
MAik Müller meint
Ich denke hier darf mal Zweifel am gelingen haben.
Die 100 verschieden Ladekarten mit dem maximal umständlichen bezahlsystemen und die nicht funktionierenden Ladestationen sprechen da eine deutliche Sprache.
kritGeist meint
Deswegen macht da erst recht Sinn, dass mehrere kooperieren & gemeinsame Standarts entwickeln. Ein Multisystem wird sich eher durchsetzen, als chaotische Einzellösungen.
Und heutiges DSL zeigt doch wie es funktionieren kann, zwischen einem der eine Ladestation aufbaut & denen, die durch Entgelte das mitnutzen. So können sie bessere Lösungen von beiden Welten durchsetzen, mit eigenen Schwerpunkten.