Die Renault Group und der chinesische Fahrzeugkonzern Geely haben die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens vereinbart, das „zum führenden Anbieter von Hybrid- und hocheffizienten Antriebslösungen der nächsten Generation“ werden soll. Beide Konzerne halten jeweils 50 Prozent der Anteile an dem neuen Joint Venture und kontrollieren gemeinsam das Aktienkapital.
Bereits im März unterzeichneten die Renault Group und Geely eine Absichtserklärung mit der Erdölgesellschaft Aramco, die eine strategische Beteiligung an dem neuen Joint Venture prüft. Der Beitritt des Konzerns soll dem neu gegründeten Unternehmen ermöglichen, verstärkt synthetische Kraftstoffe und Wasserstofftechnologien der nächsten Generation zu entwickeln.
Das neue Unternehmen wird laut einer Mitteilung 17 Motorenwerke sowie fünf Forschungs- und Entwicklungszentren auf drei Kontinenten mit 19.000 Beschäftigten umfassen. Die neue Einheit sei strategisch so aufgestellt, dass für 80 Prozent des weltweiten Verbrenner- und Hybridmarktes sowie eine Vielzahl von Erstausrüstern und Marken Antriebslösungen angeboten werden können. Auch die Einbindung weiterer Partner ist angedacht. Geplant ist eine jährliche Produktion von bis zu fünf Millionen Verbrennungs-, Hybrid- sowie Plug-in-Hybridmotoren und Getrieben. Der Hauptsitz des neuen Unternehmens soll in Großbritannien eingerichtet werden.
Zum Start werde das neue Unternehmen voraussichtlich mehrere Industriekunden beliefern, darunter die Renault Group, Geely Auto, Volvo Cars, Proton, Nissan, Mitsubishi Motors Company und Punch Torino, heißt es. Später werde das Joint Venture „End-to-End-Lösungen“ im Bereich der Antriebstechnologien für weitere Automarken anbieten und mit zusätzlichen Partnerschaften die Wertschöpfungskette weiter stärken. Darüber hinaus werde die Marke Renault von dem Gemeinschaftsunternehmen Antriebsstränge für leichte Nutzfahrzeuge beziehen und die Entwicklung von Hybridbatterien übernehmen.
Der Abschluss der Transaktion wird für das zweite Halbjahr 2023 erwartet, dafür ist insbesondere noch die Genehmigung durch die zuständigen Kartellbehörden und die Behörden für ausländische Direktinvestitionen nötig.
„Niemand kann alle Lösungen allein entwickeln“
„Angesichts der heutigen Herausforderungen im Automobilbereich kann niemand alle Lösungen allein entwickeln“, sagt Luca de Meo, CEO der Renault Group. „Um bahnbrechende Innovationen zu erarbeiten, müssen wir unser Know-how und unsere Ressourcen bündeln. Wenn es um den globalen Wettlauf um die Dekarbonisierung im Straßenverkehr geht, haben wir keine Zeit zu verlieren, und es wird kein Business as usual geben. Wir sind stolz darauf, uns heute mit einem großartigen Unternehmen wie Geely zusammenzutun. Der neu gegründete Akteur nimmt die Herausforderung an, und ebnet den Weg für ICE-Technologien mit extrem niedrigen Emissionen.“
„Wir freuen uns, dass wir auf dem Weg zu einem weltweit führenden Anbieter von Hybridtechnologien sind, der emissionsarme Lösungen für Automobilhersteller auf der ganzen Welt anbietet“, so Eric Li, Vorsitzender der Geely Holding Group. „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Luca de Meo und seinem Renault Team. Mit dieser Vereinbarung bekräftigen wir unser Engagement, unser konzernweites technologisches Know-how und unser Markenportfolio zu nutzen, um den Weg zu mehr Nachhaltigkeit und Wertschöpfung zu ebnen, was zu einem besseren Kundenerlebnis führen wird.“
Eugen P. meint
Geely und Mercedes sind auch eng verbandelt, ebenso haben Renault und Mercedes schon kooperiert. Mercedes hat meine ich seine Motorenproduktion in der selben Weise nach China ausgelagert oder hat das vor.
Würde mich nicht wundern, wenn man diese Kooperation weiter ausbaut. Mitsubishi Fuso (Nutzfahrzeuge) gehört meine ich Daimler und Mitsubishi selbst (PKW) ist wiederum Teil der Renault Allianz.
Eugen P. meint
PS:
https://www.auto-motor-und-sport.de/tech-zukunft/alternative-antriebe/mercedes-modular-architecture-mma-elektro-plattform-fuer-a-klasse/
Thomas meint
Eine „Bad bank“ für Verbrennungsmotoren. Sehr geschickte Form der Abwicklung.
BEV meint
würde ich so nicht sagen, Geely ist mit Elektroantrieben längst in Europa, die holen sich nur noch mehr vom Kuchen ab!
Futureman meint
Eine weitere schleichende Übernahme eines europäischen Unternehmens. Geschickt von Geely. Das die selbst noch den Überblick haben, wo sie überall beteiligt sind.
Horst meint
super recherche. wenn ihr jetzt noch dazu schreibt, dass das die firma aurobay ist, die es seit 13jahren gibt, dann seit ihr die absolute nummer 1 unter allen foren im universum
prief meint
Der nächste Schritt in Geelys kluger Strategie, sich eng mit Europa zu vernetzen (nach Volvo, Polestar, Smart, Lotus).
Während viele andere chinesische Hersteller meinen, man geht da einfach auf den Markt und wird schon verkaufen …. was bei manchen ja funktionieren wird, bei vielen aber nicht.
Eugen P. meint
Bei welchen Chinesen funktioniert das denn?
derJim meint
Schau dir z.B. MG an, die haben dieses Jahr schon über 117k Fahrzeuge in Europa verkauft, somit wird es wahrscheinlich etwa 100% Wachstum werden dieses Jahr (letztes Jahr 115k Fahrzeuge gesamt). Das ist schon etwa die Hälfte von dem was die Marke VW dieses Jahr verkauft hat. Und die Geschichte mit den chinesischen Fahrzeugmarken geht ja gerade erst los. BYD kommt ja gerade erst mit ihren günstigeren Brot-und-Butterautos auf den europäischen Markt. Zeekr steht auch in den Startlöchern, denen traue ich im Gegensatz aber nicht so hohe Verkaufszahlen zu.
Eugen P. meint
MG passt nicht, 1. ist es eine (mehr oder weniger) bekannte Marke, 2. steht dahinter ein etablierter Volumenhersteller, 3. haben sie ein klassisches Vertriebsnetz vor Ort. MG ist da eher mit Volvo/Polestar oder Smart zu vergleichen.
Alles das was die Startups wie Aiways oder Nio nicht haben.
derJim meint
@Eugen P.:
Niemand hat etwas von Start-Ups geschrieben. Es ging nur generell um chinesische Hersteller. Aber es ist natürlich einfacher seine Aussage im nachhinein komisch umzuinterpretieren, als sich einzugestehen das sie einfach nicht stimmt.
MG kannte in Deutschland zum Start auch nur eine krasse Minderheit. Dafür waren sie zu lange vom Markt weg. Nach deiner Logik passt dann auch BYD nicht. Denn die kooperieren ja auch mit lokalen Händlern und haben damit ein „normales“ Händler und Werkstattnetz. Dazu sind sie ein Serienhersteller. Und GW mit Wey und Ora ja auch: Händlernetz und Serienhersteller dahinter… (wobei ich da jetzt auch keine signifikanten Stückzahlen erwarte)
prief meint
„funktionieren wird“ > Zukunft!