Ende 2024 hatte die Ampel-Regierung zwei Vorhaben auf den Weg gebracht, um die E-Mobilität zu fördern: eine Änderung an der Dienstwagen-Besteuerung und eine Sonderabschreibung. Beide Punkte haben es laut dem Portal Electrive nicht in die finale Steuer-Novelle geschafft und werden damit vor der Bundestagswahl nicht mehr umgesetzt.
„Mit der Wachstumsinitiative hat sich die Bundesregierung vorgenommen, die Autoindustrie und ihre Beschäftigten beim Modernisierungsprojekt E-Mobilität zu unterstützen. Die steuerliche Förderung von dienstlich genutzten E-Autos soll dabei helfen, die Nachfrage nach emissionsfreien Fahrzeugen weiter zu erhöhen“, so die damalige Bundesregierung Anfang September.
Eine neue Sonderabschreibung sollte dafür sorgen, dass Unternehmen die Investitionskosten für E-Neufahrzeuge schneller steuerlich geltend machen können. Über einen Zeitraum von sechs Jahren sollten die Anschaffungen – beginnend mit einem Satz von 40 Prozent – von der Steuer abgeschrieben werden können. Das sollte „für zusätzliche Liquidität bei Unternehmen sorgen“, befristet auf Anschaffungen im Zeitraum von Juli 2024 bis Dezember 2028.
Außerdem sollte die Dienstwagenbesteuerung für E-Fahrzeuge erweitert werden. Arbeitnehmer, die einen elektrischen Firmenwagen auch privat nutzen, versteuern diesen Vorteil vergünstigt. Das ist bis zu einem Bruttolistenpreis des Modells von 70.000 Euro möglich. Im Zuge der Erweiterung sollte die Höchstgrenze auf 95.000 Euro angehoben werden.
Die beiden Vorhaben der Ampel-Parteien werden aufgrund des Scheiterns der Koalition nicht mehr umgesetzt. Eine Sprecherin des zuständigen Bundesfinanzministeriums erklärte gegenüber Electrive: „Die Regelungen zur Erhöhung des Deckels für den Bruttolistenpreis auf 95.000 Euro bei der Dienstwagenbesteuerung für E-Fahrzeuge und die degressiven Abschreibung für neu angeschaffte Elektrofahrzeuge sind nicht im beschlossenen Gesetz enthalten.“
Die weitere Förderung der Elektromobilität bleibt abzuwarten. Nach der Ende 2023 abrupt eingestellten Kaufprämie „Umweltbonus“ ist die E-Auto-Nachfrage hierzulande eingebrochen. Dazu, wie der Stromer-Absatz wieder angekurbelt werden könnte, gib es in der Politik unterschiedliche Meinungen.
Die SPD plädiert weiter für Änderungen bei den Abschreibungsregeln und der Dienstwagenbesteuerung. Die Grünen sind für ein Lade-Guthaben von 1.000 Euro sowie eine steuerliche Förderung für Unternehmen wie Privatkunden. Die CSU will sich für eine Kaufprämie in Höhe von 3.600 Euro für in Deutschland gebaute E-Autos einsetzen. CSU-Chef Markus Söder fordert zudem den zügigen Ausbau der Ladeinfrastruktur und die Einführung eines vergünstigten Ladestrompreises für E-Autos und hat auch Sonderabschreibungen für bis 2028 zugelassene E-Autos ins Spiel gebracht.
David meint
Wichtig ist, dass man auch im Rahmen der Elektromobilität etwas für die Leister in diesem Land tut. Ob 0,25% oder andere Goodies. 10 % der Leute in diesem Land zahlen 70 % der Gesamtveranstaltung. Die können eine Gegenleistung erwarten. Wenn sie im Rahmen der Elektromobilität erfolgt und über Neukäufe hierzulande gefertigter sehr teurer Fahrzeuge, könnte das sogar eine Subvention sein, die aufkommensneutral ist.
Mäx meint
Kurzer Faktencheck:
Das oberste Dezentil stellt 32,1% des Bruttoeinkommens und trägt 32,8% der Steuern und Sozialbeiträge.
Top 1% > 9,9% des Bruttoeinkommens > 9,5% der Steuern und Sozialabgaben
Top 0,1% > 4,3% des Bruttoeinkommens > 4,0% der Steuern und Sozialabgaben
> Stimmt, man könnte leicht nachjustieren und die „Top-Leister“ in diesem Land etwas mehr besteuern.
Also nö, mehr Steuergeschenke für die Spitzenverdiener werden nicht benötigt.
Sven Bader meint
Ich bin gegen eine Kaufprämie. Günstigen Strom und die Verdoppelung der Pendlerpauschale für BEV Fahrer währe ein Anreiz und hätte keine Auswirkung auf den Restwert und somit die Leasingraten. Der Gebrauchtwagenmarkt bliebe stabil.
Sven
M. meint
Und wo soll der günstige Strom herkommen, wenn nicht staatlich subventioniert?
Das solltest du vielleicht noch erläutern.
Warum haben von deinem Modell nur Leute etwas, die besonders viel fahren? Die anderen sollen wohl kein BEV fahren können?
Hauptsache, du bekommst deinen Gebrauchten wieder gut los, der dich im Unterhalt nix gekostet hat…
Powermax meint
Pendeler sind ein großes Umweltproblem.
Diese sollte nicht gefördert werden.
NeutralMatters meint
Powermax – Aha und bei den Wohnkosten und oftmals kritisierte Wohnungsmangel, die in den Ballungsgebieten herrschen, soll wer auf’s Pendeln verzichten, um entsprechend gut entlohnte Stellen anzunehmen?
Powermax meint
Es geht doch um die Umwelt und da ist Pendeln ein riesiges Umweltproblem.
Wie wäre es mit weniger Lohn in der Nähe mein Freund?
MichaelEV meint
Oder es wird neben dem Pendeln auch arbeitsnahes Wohnen steuerlich unterstützt.
Aktuell hat arbeitsfernes Wohnen dank Pendlerpauschale einen künstlichen Vorteil, was schädlich für Klima, Umwelt, Mensch und unsere Volkswirtschaft ist. Wenn Arbeitnehmer ggf. mehrere Stunden pro Tag mit ihrem Arbeitsweg verbringen, fehlen diese Stunden an anderer Stelle (entweder wird weniger gearbeitet oder es gibt weniger Privatleben, beides schlecht für die Volkswirtschaft).
Steffen meint
Danke @ecomento, die Information habe ich hier als erstes und noch nirgends anderswo gesehen; dann weiß ich jetzt, was ich bestellen kann/will. :-)
Sehr viel länger hätte ich aber auch sowieso nicht mehr warten können; hätte dann evtl. auf Risiko spielen müssen. ;-)
Gernot meint
Wie so oft: Es ist kompliziert. Förderungen beeinflussen den Markt – sollen sie ja auch – und führen zu Vorzieheffekten. Wenn die Förderung dann weggefallen ist, fällt die Industrie völlig absehbar in ein Auftragsloch und fordert eine neue Förderung, weil Arbeitsplätze, Standort, blabla. Und dann bekommt sie neue Hilfen. Am Ende haben wir auf verschiedenen Wegen einer Dauersubventionierung für Produkte bestimmter Branchen. Das ist nicht sinnvoll.
Sinnvoll ist es aber auch, wenn die Politik zugesagte Förderungen abrupt streicht. Unternehmen können sich an vieles anpassen – auch an schlechte Bedingungen. Absolut toxisch sind aber unzuverlässige Bedingungen, weil es dann keine Basis für Entscheidungen gibt, bzw. getroffene Entscheidungen sich nachträglich als falsch erweisen, weil die Bedingungen, von denen man ausging, nicht mehr gegeben sind.
Die perfekte Lösung gibt es nicht, aber ich könnte mit einer Förderung von 3.600 Euro leben, wenn deren schnelles Auslaufen gleich sinnvoll mitdefiniert wird, z.B.
2025: 3600 Euro
2026: 2400 Euro
2027: 1200 Euro
ab 2028: 0
Dann haben alle Planungssicherheit und es gibt am Ende nicht den abrupten Wechsel wie zuletzt von bis Zeitpunkt X 4.500 Euro und danach 0 Euro.
Mike meint
Guter Vorschlag mit dem kontinuierlichen Abschmelzen. Ich würde es sogar noch feingranularer machen – monatlich statt jährlich.
Mäx meint
Das ist diese verlässliche Politik die sich Unternehmen wünschen und die für Unsicherheit sorgt oder?
ID.alist meint
Was hast Du erwartet von eine Partei die versucht hat die Regierung von innen zum scheitern zu bringen?
MrBlueEyes meint
Ja, die CDU propagiert „Planungssicherheit“, ist aber selbst wie immer das größte Wirtschaftsrisiko… aktuellstes Beispiel Merz und der „Grüne Stahl“
Die Union würde Deutschland den Rest geben…
Envision meint
Jaja, wie Karl Lauterbach schon sagte, Olaf Scholz ist der beste Bundeskanzler den dieses Land je hatte, alle anderen können nix, deshalb auch keine anderen mal ran lassen, wo kämen wir den da hin?
Steffen meint
Falsch, die Union WIRD Deutschland den Rest geben. ;-)
Steffen meint
Bei der Wärmepumpe dasselbe: Mal sind sie dagegen und dann lassen sich Merz und Spahn wieder bei Bosch mit Wärmepumpen fotografieren und sinngemäß so zitieren, dass es eine Schande sei, dass so wenig Wärmepumpen gekauft werden.
Von „Neuwagenverbrenneraus“ und CO2-Besteuerung wollen wir mal gar nicht reden. Gegen den freien CO2-Zertifikatehandel 2027 werden sie sich wohl auch bald in Stellung bringen?!
M. meint
Die Erhöhung auf 95k€ war sicher so ein FDP-Ding. Normale Mitarbeiter kommen mit 70k€ klar. Ich hab’s auch mal versucht, auch einen sehr anständigen ID.7 kann man sich damit zusammenstellen, einen i4 e40, Ford Capri/Explorer, Peugeot e-5008, Hyundai Ioniq5/6, Kia EV6, Polestar 2/4… gar nicht zu reden von einer Masse für unter 50k€.
Wer meint, er verdient mehr, wird die Bestätigung dafür sicher auf seinem Entgeltnachweis finden – und kann sich das dann leisten. Kein Grund, damit den Steuerzahler zu belasten.
Aber ja: Verlässlichkeit wäre gut, warum wir neu wählen müssen, ist aber bekannt. Sorgen wir halt dafür, dass das nicht wieder ein Grund werden kann, und lassen die Damen und Herren mal etwas außerparlamentarische Opposition betreiben. Vielleicht erdet das ja.
MichaelEV meint
Auch wenn ich so damit vollkommen übereinstimme, hatte diese Erhöhung wohl mehr Sinn als nur die FDP-Wähler zu bevorteilen. Wie Diess mal äußerte, basiert die Erfolgsgeschichte der deutschen Automobilindustrie in den letzten Jahrzehnten auf Premium und auch für die Zukunft wird Premium das Fundament sein bzw. die letzten Überreste darstellen. Dieses Fundament will man weiter stärken.
Ansonsten wären die 70k mittlerweile viel zu hoch. 40 oder 50k und mit der Zeit abschmelzend wäre eher angesagt.
M. meint
Ein großer Teil des „deutschen Erfolges“ basierte (in der Vergangenheit, als es Diess noch gab) aber auch auf VW (Golf und Passat), und das sehen die meisten Menschen nicht als Premium.
Wie auch immer: Für 70k kann man auch „Premium“ bekommen, dazu gibt es ja Beispiele. Nur eben nicht alles, aber das gibt es auch für 95k nicht. Dann kann man die Grenze gleich auf 250k hochsetzen.
Sorry, aber ich glaube nicht, dass das der Weg ist. Wer in 3 Jahren Autos auf dem Gebrauchtwagenmarkt haben will, die sich Familien leisten können, braucht keine i5 und Taycan, der braucht ID.3 und Enyaq (von der Einstufung her, nicht unbedingt von der Marke). Und die sind drin.
In Deutschland alleine ist das für die Hersteller eh nicht zu retten, das nimmt man halt gerne mit. Funktionieren muss das irgendwann in größerem Rahmen, und daran wird ja auch gearbeitet. Mercedes CLA (Platform vergessen), BMW neue Klasse, und was VW da bringt und wann, weiß ich gerade auch nicht. ID.2 irgendwann, und SSP irgendwann. Da muss man halt mal Gas geben.
MichaelEV meint
„Ein großer Teil des „deutschen Erfolges“ basierte“
Absolut nicht. Der Erfolg basierte auf einem sehr starken Heimatmarkt für margenstarke Premiumfahrzeuge, insbesondere gespeist durch Dienstfahrzeuge (durch die 1%-Regel). So war auch die Kernaussage von Diess.
Beim Golf z.B. verwechselt du reine Absatzzahlen mit ihrem Beitrag zu dem Betriebsergebnis. Die Kernmarke ist schon lange margenschwach und Gewinne kamen vor allem von außerhalb Deutschlands (speziell China).
In Deutschland hat man Fabriken und einen großen Personalstamm, die man nicht so einfach schließen/abbauen kann. Diess hat es versucht und ist damit aus dem Unternehmen geflogen. Erst jetzt wo der „Dachstuhl brennt“ wird es wohl gelingen. Und wenn Fabriken und Personal sowieso da sind produziert man halt, selbst wenn in der Vollkostenrechnung ein negatives Ergebnis herauskommt.
Wie hieß es letztens so schön sinngemäß: Das Kurzarbeitergeld hält sterbende Riesen künstlich am Leben. In welche Richtung das ging war klar (wenn daneben ein bestimmter Ministerpräsident sitzt).
Nein, Golf und Co. sind kein Teil dieser Erfolgsgeschichte!
M. meint
Führt wohl zu weit, das hier nochmal zu kommentieren.
Halten wir nur fest, dass ich dir an manchen Stellen zustimme, und an anderen nicht. Mit dem Artikelthema hat das stellenweise nichts zu tun.
MichaelEV meint
Klar ist das Thema des Artikels, denn genau das war Sinn und Zweck dieser Änderungen.
„Die SPD plädiert weiter für Änderungen bei den Abschreibungsregeln und der Dienstwagenbesteuerung.“
Du glaubst also, die SPD will diese Änderungen weiterhin, weil davon wenige FDP-Wähler profitieren würden? Das zeigt glaub ich, welche Desaster hier häufig zwischen den Ohren ablaufen…
M. meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
M. meint
@ecomento
Wenn ich auf „Desaster zw. den Ohren“ antworte, ist das scheinbar etwas anderes, als wenn Michael das schreibt?
Muss ich mir merken!
Andre meint
Absolut richtig, 95 k€-Grenze wäre wieder ein Steuergelder-Geschenk an die ohnehin wohlhabenden.
Steffen meint
Ich bin ein normaler Mitarbeiter und bezahle den ID.7 selbst über Gehaltsumwandlung – trotzdem musste ich bei meiner Angebotsanfrage gestern auf das helle Glasdach verzichten um unter 70.000 € zu bleiben.
Andreas meint
Die Erhöhung bzw. Vorschlag auf 95k kam doch vom Wirtschaftsminister R. H. direkt.
Swissli meint
Wenn sich eine Branche nur noch darauf fixiert, dass sie dauersubventioniert wird, sollten alle Warnlampen aufleuchten.
Seit Ende 2023 war klar: es gibt keine neuen Subventionen mehr für BEV. Alles danach war wieder politische Lobbyarbeit der Autohersteller. Wenn jemand die Verlässlichkeit untergraben hat, dann war es die Branche selber.
MichaelEV meint
„Seit Ende 2023 war klar“
Aktuell ist da nichts klar, wenn alle Politiker etwas von Förderungen rumposaunen (zuletzt Söder). Solange Förderungen im Raum stehen, ist das maximal schädlich für den Markt, weil Kunden abwarten.
Mäx meint
Es geht mir gar nicht um die Automobilkonzerne.
Habe ich aber als Unternehmen entsprechende Investitionen getätigt in dem Glauben ich könnte das steuerlich interessant gestalten, fällt das jetzt wieder hinten runter.
Im Entwurf stand ja extra rückwirkend für Investitionen ab 1. Juli oder irgendwie sowas.
Das ist dann einfach scheiße.
Egal von wem die Regelung kam oder jetzt gekippt wurde, es braucht konstante Rahmenbedingungen für eine funktionierende Wirtschaft.
Die Rahmenbedingungen können auch entlang eines Pfades angepasst werden, das darf aber nicht plötzlich passieren und dann immer wieder angepasst oder komplett gestrichen werden. Das hilft nicht.
Swissli meint
Du schreibst ja selber „im Entwurf“.
MichaelEV meint
Ich frage mich, wie viele auf diese Rückwirkung vertraut haben. Ich hätte diesem Versprechen nicht vertraut.
Aber generell nicht schön, dass das nicht verlässlich ist. Das ist aber wahrscheinlich auch das Wesen von Demokratie, wenn unterschiedliche Meinungen zusammentreffen und Mehrheiten/Koalitionen sich verändern, da bleiben verlässliche Rahmenbedingungen zum Teil auf der Strecke.
Mike meint
> Wenn sich eine Branche nur noch darauf fixiert, dass sie dauersubventioniert wird,..
… ist sie nicht mehr wettbewerbsfähig und gehört nach den Gesetzen der Marktwirtschaft ersetzt.
Swissli meint
Letztenendes im schlimmsten Fall ersetzt, ja. Im besseren Fall werden unpopuläre und längst fällige Standort- und Personalentscheide einfach um Jahre vor sich hergeschobenb (wie VW am Standort Deutschland), weil Lobbyarbeit und Subventionsbezüge bequemer waren.