Beim Neujahrsempfang des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) in Berlin sprachen sich Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz und FDP-Chef Christian Lindner gegen eine neue Elektroauto-Kaufprämie aus. Noch-Kanzler Olaf Scholz (SPD) hatte eine solche ins Spiel gebracht, ist aber auch eher für eine europaweite Lösung.
Der längere Zeit angebotene staatliche „Umweltbonus“ ist Ende 2023 abrupt eingestellt worden. Seitdem sind die Verkaufszahlen von Elektroautos in Deutschland eingebrochen. Das macht insbesondere auch den deutschen Herstellern zu schaffen.
Dennoch sagte Merz mit Blick auf den stockenden Hochlauf der E-Mobilität: „Ich bin ein Gegner der Prämie und ich kann Ihnen das auch nicht in Aussicht stellen“. Der CDU-Politiker verwies auf die Marktverwerfungen kurz vor Auslaufen der Prämie. Hersteller würden derartige Prämien regelmäßig „einpreisen“ und auf den Kaufpreis aufschlagen. Der Staat sollte sich seiner Ansicht nach mit solchen Steuerungsmaßnahmen zurückhalten.
„Ob er ein Auto mit Elektroantrieb oder Verbrenner kauft, entscheidet der Verbraucher, nicht die Politik“, so Merz. Weniger Vorgaben von staatlicher Seite wünscht er sich auch bei der Umsetzung der Klimaziele im Verkehrsbereich. „Die Politik muss das Ziel vorgeben CO2 zu mindern, aber der Weg dahin muss offen sein.“ Er setze daher auf ein Fallen des von der EU für 2035 geplanten „Verbrennerverbots“.
„Eine Umweltprämie für Elektroautos kann ich Ihnen nicht versprechen“, sagte Christian Lindner von der FDP. Der Parteichef plädierte für Technologieoffenheit auf dem Weg zur klimaneutralen Mobilität. Er setzt auf klimaneutrale Kraftstoffe, insbesondere auf Wasserstoff.
Hildegard Müller, Präsidentin vom Verband der Automobilindustrie VDA, erklärte beim Neujahrsempfang des ZDK: „Eine Förderung hilft, die Diskussion darüber schadet.“ Während der Diskussion über eine solche Prämie warteten die Käufer ab. Wenn die Automobilindustrie derzeit etwas nicht habe, dann sei es Zeit.
„Wir brauchen bezahlbare Elektrofahrzeuge und mehr regenerative Kraftstoffe“
Sollten die Fahrzeughersteller angesichts schwindender Nachfrage für Elektroautos die CO2-Flottenziele der EU verfehlen, drohen hohe CO2-Kosten – nicht nur für die Autoindustrie, sondern ebenso für Verbraucher und Unternehmen. Wenn die Klimaziele verfehlt werden, könnte der CO₂-Preis bis 2030 laut dem Verband leicht auf 300 Euro pro Tonne steigen. Auf die Kraftstoffkosten umgelegt entspreche dies einer zusätzlichen Verteuerung um 70 bis 80 Cent pro Liter Benzin beziehungsweise Diesel.
„Wenn die Klimaziele eingehalten werden sollen und die E-Mobilität nicht vorankommt, wird der CO2-Preis explodieren“, prophezeit ZDK-Präsident Arne Joswig. „Hierdurch würden Menschen, die sich noch nie in ihrem Leben einen Neuwagen, geschweige denn ein Elektroauto leisten konnten, von der Automobilität schrittweise ausgegrenzt. Wir brauchen bezahlbare Elektrofahrzeuge und mehr regenerative Kraftstoffe – und zwar schnell. Das ist nicht nur eine Herausforderung für die Politik, sondern auch für die Hersteller und die Mineralölbranche. Unsere Kunden erwarten Lösungen – und zwar jetzt!“
Elektromotoriker meint
Das die Elektromobilität nicht subventioniert wird, ist ja gleich mehrfach falsch.
* Keine Kfz-Steuer
* Keine streckenabhängige Steuer wie die Mineralölsteuer (50 Mrd pro Jahr, das dürfte der mit Abstand größte Subventionstatbestand sein)
* Parkgebührbefreiungen in vielen Städten
* Sonderabschreibungen für Unternehmen
* 0.25 statt 1% bei Dienstwagen
* Abgreiffen THG-Quote
Was soll denn nich alles subventioniert werden?!
Futureman meint
Auf Strom ist pro kWh im Verhältnis die Steuer übrigens ähnlich hoch wie beim Sprit. Wobei beim Diesel die Steuer subventioniert wird, da Diesel sonst unwirtschaftlich wären.
Justin Case meint
Es ist nicht so wichtig, ob BEV nun noch mal gefördert werden oder nicht.
Entscheident ist, wie CO2-Flottengrenzwerte und CO2-Preise entwickelt werden. Dabei ist eine Förderung eher ein Mittel, die Folgen aus CO2-Preisen und Flottengrenzwerten sozial abzufedern.
Das wirklich Schlimme ist, dass all diese Parteien sowohl Flottengrenzwerte, CO2-Preise als auch die (im übrigen jetzt schon technologieoffene) Gesetzgebung 2035 „Fahrzeuge, die beim Fahren CO2-emissionsfrei sind“ angreifen werden.
Das ist Klimapolitik ala Trum p.
MrBlueEyes meint
Was beim Klimaschutz gerne immer wieder ignoriert wird -> WIR HABEN KEINE ZEIT MEHR
Jedes Elektroauto, was früher statt später auf den Straßen rollt… jede Wärmepumpe, die früher statt später ihren Dienst tut… jedes Windrad und PV-Anlage, die früher statt später sauberen Strom produzieren… helfen die Folgen des Klimawandels zu reduzieren…
Jedes Molekül CO2, dass wir ab jetzt zusätzlich in die Atmosphäre pusten, macht es schlimmer, jedes!
Aber das verstehen viele halt einfach nicht…
Norwegen ist zum Elektroautoland geworden, nicht weil die Leute dort alle veränderungswilliger wären als andere, sondern weil Verbrenner einfach viel teurer gemacht wurden als Elektroautos… und siehe da, es hat funktioniert… keiner muss laufen, alle kommen damit klar…
McGybrush meint
Wer wirklich an das Klima interessiert wäre würde auch auf das Elektroauto verzichten. Denn es rettet nicht das Klima. Es schadet Ihm nur weniger.
Ob nun 50.000 Stück mehr oder weniger in D pro Jahr verkauft werden auch egal. Es verschiebt sich nur um 3-4 Jahre nach hinten mit dem Hochlauf.
Macht auf 200 Umweltverpestung nun den Kohl auch nicht Fett.
Langfristig ist eine Förderung so schädlich das unsere Autohersteller gar kein Anschluss mehr finden selber was konkurrenzfähiges zu entwickeln.
Sollen lieber den neubau vom Atomkraftwerken erlauben damit wir die Kernenergie selber in der Hand haben und nicht andere Länder.
MichaelEV meint
„Sollen lieber den neubau vom Atomkraftwerken erlauben“
Noch am Ende einen Schenkelklopfer untergebracht…
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Bin mal gespannt, wo Söder in Bayern das erste neue AKW bauen wird. Sollte er vielleicht schon vor dem 23.02.25 klar formulieren.
Ach so, klar formulieren geht ja bei Söder gar nicht.
Jörg2 meint
McG
Bitte mal nach „Kipppunkten“ googeln und ob man da wieder „zurückkippen“ kann, wenn man später dran ist, als möglich.
Und dann auch gleich einmal, was Führungskräfte von Energieunternehmen, die bisher Atommeiler im Bestand hatten, zu den Atomstromkosten so sagen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Genau, da muss der Bund schon ein eigenes Unternehmen gründen, denn die Energieunternehmen sind heil froh, aus der AKW-Nummer so kostengünstig heraus gekommen zu sein.
Jörg2 meint
Ja, die haben die Langzeitkosten sozialisiert.
LarsDK meint
So ist es, viele verstehen nicht dass wir keine Zeit mehr haben und wir schon sehr spät dran sind.
Ich glaube nicht dass man Verbrenner in Norwegen teurer gemacht hat. In Dänemark hatte man schon ewig hohe Zulassungssteuern auf PKW und da hat man die für BEV einfach gesenkt und BEV unter ca. 53.000 Euro sind ganz Zulasssungssteuer befreit.
eBikerin meint
Korrekt – in Norwegen wurden die eAutos einfach viel billiger gemacht.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Auf so etwas Einfaches können Deutsche in ihrer genetisch verankerten Suche nach der unendlichen Steuergerechtigkeit gar nicht kommen.
Kaiser meint
Norwegen ist ein ganz schlechtes Beispiel, das ist ein Öl und Gas-Gigant und damit ein Umwelt und Klimasünder. Alleine die Gasförderung ist größer als die von Saudi Arabien.
eBikerin meint
Und wieder die Mär von Norwegen. Nein Elektroautos wurden billiger gemacht – Verbrenner waren nämlich in Norwegen schon immer teuer. Man hat eAutos massiv gefördert, so dass sie billiger als Verbrenner wurden und nicht umgekehrt.
Ach übrigens, das beste für die Umwelt wäre es wenn die Leute ihr bestehendes Auto so lange weiter fahren bis es zerfällt. Ein Neuwagen heisst nämlich nicht dass ein bestehendes Auto dann weg ist – das fährt dann jemand anders. Vielleicht der Nachbar, vielleicht jemand im EU Ausland – oder ganz am Schluss halt in Afrika – als ganzes oder eben als Ersatzteile.
Deine Mudder meint
Norwegen sponsert seinen Bürgern quasi E-Autos mit den Erlösen aus Erdöl, man könnte wenn man es ernst meinte, stattdessen auch aufhören Erdöl zu fördern. Längere Strecken fliegt der Norweger sowieso (kein Wunder bei max. Tempo 80, auch auf Fernstraßen).
EselAusWesel meint
>> „Die Politik muss das Ziel vorgeben CO2 zu mindern, aber der Weg dahin muss offen sein.“ Er setze daher auf ein Fallen des von der EU für 20235 geplanten „Verbrennerverbots“.
Aber die EU-Vorgabe ist doch genau das, technologieoffen. Elektroautos sind die wirtschaftlichste Methode es einzuhalten. Aber wer mag, kann es auch via Wasserstoff und eFuels probieren. (Wird keiner machen, weil zu teuer. Aber die Methode ist trotzdem offen)
Futureman meint
Nichts ist so beständig wie der Wandel. Sobald nach der Wahl feststeht, wer regieren darf, werden sich die Lobbyisten die Klinke in die Hand geben und schon bald (mit was auch immer) ihre Forderungen bei den Politikern durchsetzen.
MrBlueEyes meint
Natürlich sind die Klimawandelleugner dagegen…
Die ganzen fossilen Subventionen sind dagegen immer natürlich kein Problem… /s
Fred Feuerstein meint
Sehr gut! Keine Subventionen…Es wird sowieso schon viel zu viel Geld umverteilt.
Kaiser meint
Sehe ich auch so. Warum Produkte für Besserverdiener noch subventionieren? Das ist Umverteilung von unten nach oben.
LarsDK meint
Man könnte es ja auch umgekehrt machen. Zulassungssteuern auf teure Verbrenner die dann Förderung für billige Elektro-PKW finanzieren. Zulassungssteuer auf Verbrenner über zum Beispiel 50.000 Euro, dafür Förderung für Elektro-PKW unter 30.000 Euro.
Das macht alle Elektro-PKW attraktiver.
MichaelEV meint
Tolle innovative Ideen. Aber aus meiner Sicht ist es bereits wie folgt:
Wenn BMW einen X5 xDrive 30d mit 179 g CO2/km verkauft, erzeugt das CO2-Strafen in Höhe von ca. 8000 €. Mit dem Verkauf eines BEV kann BMW ca. 9000 € Strafe kompensieren.