Luca de Meo steht seit 2020 an der Spitze des französischen Renault-Konzerns. Elektro und Hybrid werden laut dem Manager in den kommenden Jahren die Grundlage für die Fahrzeugpalette des Unternehmens sein. Bis Ende des Jahres soll der Anteil von Vollstromern dabei deutlich wachsen: „Ich bin deshalb zuversichtlich, dass wir in der Lage sein werden, die strengeren Emissionsvorschriften der EU zu erfüllen und den genannten Elektroauto-Anteil von 22 Prozent zu erreichen“, sagte er gegenüber dem Portal Edison.
Autobauern, die die in diesem Jahr deutlich strengeren EU-CO2-Flottengrenzwerte nicht erreichen, drohen hohe Geldstrafen. „Wir haben bislang weder von Tesla noch von BYD Emissionsgutschriften kaufen müssen, ganz im Unterschied zu Ford, Stellantis und anderen Autoherstellern“, sagte De Meo.
„Strafzahlungen ergeben keinen Sinn“, kritisierte der Renault-Chef. Die Autoindustrie investiere jedes Jahr rund 250 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung, um die Technologie voranzutreiben – mehr als jede andere Branche. „Und wir sind die einzige Industrie, die bei einer Verfehlung der Ziele Strafzahlungen leisten müssen. Warum eigentlich? Bis zum Ende dieses Jahrzehnts wird es in Europa mehr als hundert neue Elektrofahrzeuge geben. Wir machen also unseren Job. Leider nur fehlt es aktuell an der Nachfrage nach E-Autos.“
Elektroautos sind aufgrund der hohen Kosten der Batterien noch deutlich teurer als Verbrenner. Derzeit arbeite man bei Renault daran, die Energiedichte der NMC-Zellen (Nickel-Mangan-Cobalt) zu steigern, aber auch die Potenziale von LFP-Akkus (Lithium Eisenphosphat) zu erhöhen, die mit etwas Mangan eine höhere Energiedichte erreichen könnten, erklärte De Meo. Die Festkörperbatterie werde wohl erst weit nach 2030 in großen Stückzahlen verfügbar sein.
Als Präsident des europäischen Autohersteller-Verbandes hatte sich De Meo im letzten Jahr wiederholt für eine Verschiebung oder zumindest Flexibilisierung der neuen EU-CO2-Flottenziele eingesetzt. Es fehlten vielfach Anreize zum Kauf eines Elektroautos, die Energiepreise seien zu hoch, die Ladeinfrastruktur weise immer noch große Lücken auf: „Diese Themen müssen dringend angegangen werden“, sagte er.
Die Autoindustrie habe ihre Hausaufgaben gemacht. Eine Rückkehr zu Dieselmotoren oder anderen „veralteten Technologien“ ergebe keinen Sinn. „Bedeutet das, dass wir in Europa bis 2035 zu 100 Prozent nur noch Elektrofahrzeuge fahren werden? Wahrscheinlich nicht.“ Es brauche „erreichbare Ziele“ für die notwendige Dekarbonisierung des Straßenverkehrs, aber nicht hohe Geldstrafen für die „Schuldigen“. Das würde der Industrie 15 Milliarden Euro an Kapital entziehen, das ansonsten in Anlagen, Technologien und neue Arbeitsplätze investiert würde.
Ossisailor meint
Er hat ja nicht ganz unrecht. Das Problem ist doch, dass die Festsetzung einer Quote eine abrupte Erhöhung bedeutet, der in diesem Falle ja der Markt nicht folgte. Die Festsetzung der Quote fand zu einem Zeitpunkt mit sehr optimistischer Marktprognose statt. Andererseits gab es ja eine lange Vorlaufzeit, so dass auch die Chance da war, auf die Quote hinzuarbeiten. Ich bin auch nicht für eine Aufweichung der Quotenziele, aber eine Verrechnungsmöglichkeit mit einer mittelfristigen Übererfüllung der Quote , wie sie jetzt diskutiert wird, wäre eine denkbare Zwischenlösung.
Aber anstrengen werden sie sich schon müssen, die Oldies. Es ist ja auch nicht in ihrem Interesse, mit dem Kauf von Zertifikaten Wettbewerber wie Tesla zu stärken und sich gleichzeitig zu schwächen.
Wir werden sehen, dass einige der betroffenen OEM schneller als andere die Quote zumindest annähernd erfüllen werden. Der BEV-Markt im Januar gab schon einen ersten Hinweis.
F. K. Fast meint
Der Markt wird durch den Preis beeinflusst. Die Nachfrage nach BEV wird steigen, wenn die Hersteller von ihren hohen Rössern runter kommen. Zur Erinnerung: Renault wollte 2015 15k für eine Zoe. Als die Prämie eingeführt wurde, kostete sie nach Abzug der Prämie genau so viel. Bis die Zoe dann nach dem Facelift bei 35k Liste angeboten wurde. Da hat jemand den Hals nicht voll genug bekommen.
Der R5 sieht zwar knuffig aus, ist aber hinten wirklich nur für Kinder geeignet. Wie groß ein kleines Auto innen sein kann, zeigt klar der Hyundai Inster. Retro allein reicht nicht, um Kunden zu überzeugen.
Future meint
Nachfrage erzeugt nur die Industrie durch attraktive Produkte. Daran hat die Industrie aber zu wenig Interesse bei den Elektrofahrzeugen. Wir wissen alle, warum. Nun wird wieder das alte Argument mit den Arbeitsplätzen hervorgeholt. Das gehört zurecht bestraft. Vielleicht sollte man die Strafzahlungen aber anders nennen: Sondersteuern für besonders giftige und lebensfeindliche Produkte würde sehr viel besser passen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Wenn die EU-Verwaltung ihre abgestimmten und langfristig bekannt gegeben Leitplanken wieder durch Druck der Täter zurücknimmt, kann man die EU auch auflösen und zumindest diese Kosten sparen.
Future meint
Zum Glück haben wir Brüssel. In Deutschland wäre man längst wieder vor den Tätern eingeknickt und alles wäre wieder so schlimm wie früher.
E.Korsar meint
„Leider nur fehlt es aktuell an der Nachfrage nach E-Autos.“
Das sollte ein Manager doch wissen. Nachfrage erhöht sich durch Preissenkung. Im Gegenzug erhöht man die Preise für Verbrenner. Jetzt sollte Herr Meo auch den Sinn der Strafzahlungen verstanden haben.
Dieseldieter meint
Sagt dir der Begriff Preiselastizität etwas? Ihm als Manager wahrscheinlich schon.
Preise für Verbrenner hoch – heißt ein Teil der Konsumenten kauft gar nicht neu und bleibt beim Euro 4-Diesel, statt zumindest einen Euro 6 Hybrid zu kaufen. Ein R5 mit 300 km WLTP-Reichweite kommt für viele eben auch für 20.000€ nicht als Erstwagen in Frage.
Die Möglichkeiten mit den Preisen zu spielen werden die Hersteller alle durchgerechnet haben, dass alle zum gleichen Ergebnis kommen sollte dich deine Idee noch mal überdenken lassen.
E.Korsar meint
Das Lustige ist, Du hast genau beschrieben was passieren soll. Alte Autos weiter fahren bis man sich zum Elektroauto durchgerungen hat.
Dieseldieter meint
Schöne Vorstellung. Einfach keine Autos verkaufen bis sich jeder zum Elektroauto durchdringt, ja warum machen die Hersteller das nur nicht?
E.Korsar meint
@Dieseldieter
Den Unterschied zwischen einzelnen Leuten mit unterschiedlich alten Autos und allen Leuten hast Du nicht berücksichtigt.
F. K. Fast meint
Genau so ist es gedacht und richtig.
Powerwall Thorsten meint
Die nächste Heulsuse einer weiteren OEM, die vor langer Zeit den Schuß nicht hören wollte.
Wie meine Oma schon immer gesagt hat:
Wer nicht hören will muß fühlen.
Libertador meint
Strafzahlungen kann die EU auch in der Brache einsetzen. Sie kann damit Ladeinfrastruktur und die Ansiedlung von Batteriefabriken fördern. Dann werden die Mittel für die Branche. Das müsste den CEO doch beruhigen oder geht es gar nicht darum, dass der Branche Mittel entzogen werden?
Daneben ist das Gejammer, dass die Autoindustrie besonders benachteiligt würde auch komisch. Es gibt auch bei anderen Branchen Strafzahlungen, wenn man sich an Regeln hält.
Andi EE meint
Man sollte es als Kompensation für jetzt und in Zukunft angerichtete Schäden mit diesen Produkten bezeichnen. Als Strafzahlung hat das Ganze immer den Anstrich, als sei das ungerecht oder nicht begründbar.
E.Korsar meint
Das kann ich nicht nachvollziehen, aber wegen mir können wir es auch Gerechte-Kompensation-mit-Grund nennen. Hauptsache es wird nicht aufgeweicht.
Dieseldieter meint
Wenn damit tatsächlich Schäden kompensiert werden ist das eine gute Sache. Wenn damit das Haushaltsloch gestopft wird, weil man trotz 1 Billion € Steuereinnahmen nicht mehr klar kommt, ist das dem Autokäufer (an den die Strafe ja weitergegeben wird) schon schwieriger zu erklären.
E.Korsar meint
@Dieseldieter
Das braucht man nicht erklären, aber speziell für Dich.
Es soll mehr weh tun, einen Verbrenner zu kaufen.
Es soll weniger weh tun, ein Elektroauto zu kaufen.
Das geht über den Preis.
Die Schmerzgrenze ist individuell verschieden, aber irgendwann kommt für jeden ein günstiges Angebot, bei welchem die ein oder andere Ladepause an der Autobahn gar nicht mehr so schlimm ist.
Dieseldieter meint
Danke für die Erklärung. Darf ich dir kurz erklären, was mit den Herstellern passiert, wenn man genau die Produkte die der Kunde möchte plötzlich drastisch verteuert?
Die halten nicht so lange durch, bis die Schmerzgrenze bei ausreichend Konsumenten erreicht ist. Nicht umsonst sitzen Menschen mit betriebswirtschaftlichem Hintergrund im Management und keine Tagträumer.
E.Korsar meint
@Dieseldieter
Von drastisch verteuern habe ich nicht geredet.