Renault-Markenchef Fabrice Cambolive hat im Gespräch mit dem Portal Handwerksblatt über die Strategie und Zukunftspläne des französischen Autoherstellers gesprochen.
Bei Renault sei das Verhältnis zwischen Pkw, leichten Nutzfahrzeugen, Hybrid und Elektroautos weltweit derzeit ziemlich ausgeglichen. In Europa sei jeder Markt in einer anderen Situation, weil es keine einheitliche Regulierung gebe, keine bereits beschlossene Subventionspolitik. Man müsse deshalb sehr agil sein, wenn man den Absatz in der Region steigern will.
Wenn man sich den Elektroauto-Markt in Europa in diesem Jahr anschaue, werde er bei etwa 15 Prozent liegen, so der Manager. Das sei mehr oder weniger das gleiche Niveau, vielleicht sogar etwas niedriger als im letzten Jahr. „Wir hoffen, dass die Nachfrage in allen Ländern anziehen wird, um im nächsten Jahr einen Anteil von 20 Prozent zu erreichen.“ Andernfalls sei die EU-Regelung, die den CO2-Ausstoß der Automobilhersteller reduzieren soll, in Gefahr. Hersteller, die ihre Ziele nicht erreichen, müssen hohe Strafen zahlen.
„Wir erwarten, dass der Markt den europäischen Richtlinien folgt“, erklärte Cambolive. Das könne durch klare Rahmenbedingungen und die Stimulierung der Nachfrage erreicht werden – „und genau das verlangen wir von den Staaten und der Europäischen Kommission“. Man müsse wissen, mit welchen Regeln man es zu tun hat.
„Sehr solide und robuste Hybridantriebe“
Sollte sich der Markt für Elektrofahrzeuge nicht wie erwartet entwickeln, habe Renault „sehr solide und robuste Hybridantriebe mit Verbrennungsmotor“, so der Markenchef. Ob die Franzosen die EU-Vorgaben erreichen, bleibe abzuwarten. „Wir verfügen über alles, was dafür nötig ist, und die ganze Renault-Gruppe arbeitet daran. Wie die Nachfrage am Ende aussehen wird, wissen wir jedoch nicht genau.“
Zu den weiter bestehenden Sorgen wegen der mutmaßlich zu geringen Reichweite von Elektroautos sagte Cambolive: „Ich glaube nicht, dass wir damit ein Problem haben.“ Und um den hohen Batteriepreis zu senken, werde Renault demnächst im Twingo eine Lithium-Eisen-Phosphat-Batterie (LFP) einführen.
Im letzten Jahr gab es einen Ausblick auf den neuen Twingo mit Elektroantrieb. Der Renault-Markenchef bekräftigte, dass der Preis „bei 20.000 Euro“ liegen werde. „Das Interessante am Twingo ist, dass wir natürlich dieselbe Plattform und dieselbe Technologie wie beim Renault 5 verwenden, aber es sind zwei völlig unterschiedliche Autos. Ich würde sagen, dass der Twingo seinem Erbe treu bleibt.“
Der neue Twingo wird trotz Herstellung in Europa eines der günstigsten Elektroautos am Markt. Dass das funktioniert, hat laut Cambolive drei Gründe: Der erste sei die Vereinheitlichung, denn alles basiere auf der neuen AmpR-Small-Plattform, die auch der Renault 5 nutzt. Der zweite sehr wichtige Punkt sei die Schnelligkeit des Projekts, der letzte die Kapazität. „Auch wenn alles von unseren eigenen Ingenieuren entschieden und kontrolliert wird, können wir bei Bedarf bestimmte technische Aufgaben nach China oder Indien auslagern. Ampere wird auch die LPF-Technologie für Batterien verwenden.“
David meint
Was auf jeden Fall klar gesagt wurde, ist, dass sie dieses Jahr unter bzw. bei den Zielen vom letzten Jahr bleiben werden. Da scheint also die große Initiative etwas spät zu kommen. Schaut man sich die Angebote an, brennt da auch nicht die Luft.
EVrules meint
Von allen europäischen Herstellern, scheinen die Ambitionen seitens Renaults doch am zukunftsweisensten zu sein.
Auch wenn man einen kleineren Akku (40kWh) bekommt, wäre mit dem R5 ein Klein/st-Wagen-BEV ab 27k Euro zu haben – es ist nicht besonders günstig aber auch nicht besonders teuer.
Der Twingo im A-Segment wird mit mutmaßlichen 30kWh nochmals etwas günstiger, vllt. trauen sie sich, hier auch noch auf 40kWh zu gehen – ich kann es nur hoffen.
Der Sandero soll 2027 ebenfalls als rein elektrischer Wagen erscheinen, so wurde es vom Dacia-Chef Denis Le Vot geäußert – das die sechste Generation der Clio hier gleichzieht, wäre sinnvoll ist aber alles noch unbestätigt und in der Schwebe.
Mit (mindestens) Twingo, R4, R5, MéganE, Scenic, Spring und dann Sandero, bieten im A-, B- und C-Segment ne ganz gute Auswahl.
F. K. Fast meint
Renault hat den BEV-Verkauf in der Hand. Sie können entweder die Preise senken oder andere Goodies anbieten wie bspw. 10 Jahre Garantie auf BEV.
Markus meint
Wenn Renault eine 10-jährige Garantie auf alle Bauteile bis maximal 200.000 Kilometer gewähren würde, würde ich den Scenic E-Tech Electric noch in diesem Jahr zum aktuellen Preis kaufen.