Jaguar hat die bisherige Modellpalette eingestellt und verkauft nur noch bereits produzierte Fahrzeuge. Für die Zukunft hat die britische Tradition drei komplett neue Modelle angekündigt, die rein elektrisch im Luxussegment Kunden überzeugen sollen. Zum ersten Mitglied der künftigen Modellfamilie hat Markenchef Rawdon Glover nun mehr verraten.
Einen Ausblick auf den batteriebetriebenen GT mit vier Türen gab es schon im letzten Jahr. Das Fahrzeug unterscheidet sich optisch deutlich von den zuletzt verkauften Modellen und führt eine grundlegend überarbeitete Designsprache und Markenidentität ein. Derzeit werden Prototypen auf öffentlichen Straßen getestet.
Glover sagte gegenüber Autocar, dass man sich bisher auf die aktualisierte Marke und das Design von Jaguar konzentriert habe. Aber bald werde man in eine „ganz andere Phase“ eintreten, in der das Unternehmen mehr über die Technik, die Architektur und die Dynamik des ersten neuen Modells sprechen werde. Das Ziel sei nicht, Sportwagen zu bauen, sondern Autos, „die man über längere Zeiträume mit Vertrauen und einem guten Gefühl fahren kann“. Glovers Fahrt mit der 735 kW (999 PS) starken Spitzenversion des neuen Elektro-GT bei bis zu knapp 260 km/h sei „der größte Spaß“ gewesen, den er in seiner zweijährigen Amtszeit als Jaguar-Chef hatte.
Was das Design des Serienfahrzeugs im Vergleich zum Showcar mit dem Namen Type 00 (Artikelbild) angeht, so werden die Leute laut Glover „nicht mit dem Kopf schütteln“ und „es gibt eine starke Verwandtschaft“ zwischen den beiden Fahrzeugen, so dass „die Leute nicht enttäuscht sein werden“. Insbesondere die Proportionen, die lange Motorhaube, die Frontpartie und die Rückleuchtengrafik des Typ 00 seien Bereiche, die in die Produktion übernommen werden.
„Ein toller Ort, an dem man sich wohlfühlt“
Zum Innenraum sagte der Markenchef, dass Jaguar den Fahrer „nicht mit Technologie bombardieren“ werde. „Das Wichtigste ist, dass es ein toller Ort ist, an dem man sich wohlfühlt. Die Technologie ist da, wenn man sie braucht“. Es gehe mehr um den Gesamteindruck als darum, die absolut beste Technologie anzubieten – das überlasse man im Interieur wohl lieber den Chinesen.
Obwohl Wettbewerber wie Aston Martin, Bentley, Mercedes-Benz oder Porsche ihre Pläne für den Umstieg auf Elektroautos bremsen, sagte Glover, dass es im Jaguar-Plan „keine Flexibilität“ gebe, um etwas anderes als Vollstromer zu bauen. Alle neuen Modelle werden demnach auf der speziell für Elektroautos konzipierten Jaguar Electric Architecture (JEA) gebaut, die keine zukünftige Kompatibilität mit Hybriden biete.
„Wir haben 2021 die Entscheidung getroffen, eine elektrische Architektur für uns zu entwickeln“, erklärte Glover. „Es gibt nicht die Möglichkeit, einen V8 oder etwas anderes einzubauen. Wir sind fest entschlossen, elektrisch zu sein.“ Der Manager ist davon überzeugt, dass das Elektroauto „die richtige Plattform für uns und der bevorzugte Antriebsstrang“ in der Branche auf lange Sicht sein wird. Die JEA werde Jaguar bis weit in die 2030er-Jahre hinein als Plattform begleiten, bis dahin werde es große Fortschritte bei der Technologie und Infrastruktur geben.
Auf den GT sollen mindestens zwei weitere Modelle folgen, eine große Luxuslimousine und ein SUV. Alle sollen die gleiche Designsprache und „üppige“ Proportionen des Konzepts haben. Jaguar hat sich laut Glover dafür entschieden, den GT zuerst auf den Markt zu bringen, „weil er die Marke in ihrem neuen, gehobenen Zuhause am deutlichsten positionieren wird“ und weil er dem Konzept Type 00 am nächsten komme. Keines der neuen Modelle wird für unter 100.000 Euro zu haben sein.
McGybrush meint
Ich verdiene Geld mit Zielgruppe XY. Was kann ich tun um diese Zielgruppe XY f**** Euch zu sagen und komplett bei 0 anzufangen eine neue Zielgruppe zu erschliessen.
Hätte man da nicht eine Neue Marke Gründen können wie
Polestar zu Volvo
Cupra zu Seat
Wenn man denn unbedingt Jaguar noch als „Gründer“ diese neuen Autos behalten will?
South meint
Also warum sollte sich Technik und Fahrgefühl gegenseitig ausschließen?
Im Grunde egal. Ich frage mich seit Jahren, wie diese Marke überhaupt überleben kann….
Elvenpath meint
Herrlich zu sehen, wie die ganzen Traditionalisten wegen Jaguar Schnappatmung kriegen.
Ich genieße das wirklich.
Tadeky meint
Kann mich mit dem neuen Jaguar Design nicht anfreunden. Sieht immer noch aus wie eine Kopie des Chrysler Crossfire oder eines Batmobils
Elvenpath meint
Chrysler Crossfire und das Batmobil sehen doch geil aus.
In dem Jaguar fühlt man sich wahrscheinlich wirklich wie Batman.
Gregor Samming meint
Jaguar kann einpacken. Man will nun Künstler, Modemacher, Rapper und andere urbane Hipster als Kunden haben und nicht mehr den in Tweed gekleideten britischen Landadel oder Geschäftsleute.
Man sagt selbst, dass man 90 Prozent der bisherigen Kunden verlieren wird. Also vom Kleinsthersteller zum Nischenanbieter.
Und ob Kunden im Nahen Osten oder Asien auf rosa Plüsch und Tuntenimage stehen, darf stark bezweiflt werden.
Future meint
Der Adel hat doch seine alten Jaguar in der Scheune stehen und freut sich daran.
Beim neuen Jaguar ist es wie mit der Gentrifizierung: Die Immobilienentwickler vermieten zuerst günstig an die Künstler, Modemacher und Rapper. Sobald das Viertel dann hip geworden ist, steigen die Mieten stark an und es ziehen die Manager, Beamten und besserverdienenden Familien in die sanierten Altbauten und neue Townhouses ein. Das klappt überall auf der Welt.
Elvenpath meint
Kannst du mir erklären, wie deine Analogie zum Gentrifizieren funktioniert?
Ich sehe in dem, was du schreibst Null Logik.
Future meint
Das ist alles Marketing. Bei den Immobilen ist es so, dass Künstler in die zu entwickelnden Viertel gelockt werden, um diese Gegenden interessant zu machen. Jaguar will mit diesem Image die Autos interessant machen. Gekauft werden sowohl die Immobilien als auch die Autos wegen diesem Image aber von der anvisierten vermögenden Zielgruppe, die sich dann besonders hip und kreativ findet. Deshalb wird der Jaguar eben auch auf der Art Miami präsentiert und nicht auf einer langweiligen Automesse. Kaufen sollen ihn aber weniger die Künstler, sondern die Kunstsammler und Galeristen. Das ist mein Eindruck zu der Strategie.
Elvenpath meint
Was laberst du d?. WO bitteschön ist da rosa Plüsch?
Britischer Landadel… als ob das so der große Kundenkreis wäre. Du bist echt in den 60er Jahren stecken geblieben, kann das sein?
Die aktuelle Jaguar-Palette ist so was von langweilig und beliebig. Keine Sau sprach mehr in den letzten Jahren über Jaguar. Die Verkaufszahlen brachen ein.
Jetzt redet man wieder über Jaguar, die Conceptcars sind der absolute Hingucker.
Und die (für manche Leute) provokante Werbung war ein genialer Schachzug. Man redet wieder über Jaguar (und Geschäftsleute wissen: auch negative Werbung ist Werbung. Über wen nicht geredet wird, ist tot).
Die Serienmodelle werden eh etwas „normaler“ sein, als die Conceptstudien.
Jaguar hat alles richtig gemacht.