Das Berliner Unternehmen Theion hat seine Series A-Finanzierungsrunde in Höhe von 15 Millionen Euro abgeschlossen und will damit die Entwicklung seiner nächsten Generation von Kristallschwefel-Batterien vorantreiben. Die Technologie solle Deutschland im Bereich E-Mobilität in die Führungsposition bringen. Relevante Märkte seien die elektrische Luftfahrt und Aerospace, Elektrofahrzeuge mit erweiterter Reichweite und reduzierten Produktionskosten sowie stationäre Energiespeicherung.
Die Finanzierungsrunde wird von Team Global angeführt, außerdem partizipieren Enpal und Geschwister Oetker Beteiligungen. Die Investoren seien überzeugt von der Innovationskraft der Kristallschwefel-Batterie, heißt es. Die Lösung stelle eine günstigere und leistungsfähigere Alternative zur Lithium-Ionen-Batterie dar und verringere den CO2 – Fußabdruck signifikant.
„Wir haben noch ein Stück Weg vor uns, aber diese Innovation kann die Welt verändern: In naher Zukunft sind CO2 -neutrale Elektroflüge möglich, auch der Durchbruch der E-Autos auf der Straße rückt in greifbare Nähe, wenn die Reichweite sich signifikant erhöhen lässt“, sagt Ulrich Ehmes, CEO von Theion.
„Ich bin mir sicher, dass die Kristallbatterietechnologie Mobilität und stationäre Energiespeicherung revolutionieren kann – und Theion steht an der Spitze dieser Technologie-Revolution“, so Lukasz Gadowski, CEO und Gründer von Team Global. „Theion wird der Welt helfen, ein ganz neues Niveau für sichere, nachhaltige und kosteneffiziente Elektrifizierung zu erreichen. Diese Zellchemie kann nicht nur die Kosten in der Automobil- und Mobilitätsbranche drastisch senken, sondern auch ein Impulsgeber für die elektrifizierte Luftfahrt sein.“
Basierend auf Marktbeobachtungen geht Theion davon aus, dass die weltweite Nachfrage nach Batterien sich bis 2030 verdreifachen wird. Das würde einem Gesamtvolumen von 8 TWh oder 500 Milliarden Euro pro Jahr entsprechen, das die Bereiche E-Mobilität an Land (340 Mrd. Euro), dem stationären Energiespeicher-Sektor (175 Mrd. Euro) und elektrifizierten Flugzeugen (20 Mrd. Euro) umfasst. Europa könne eine führende Rolle in diesem milliardenschweren Batteriemarkt einnehmen, indem es Schwefel nutzt, glaubt man bei Theion. Das upgecycelte Abfallmaterial mit einer resilienten Lieferkette mache Batterien für alle erschwinglich und treibe die Energiewende an Land, in der Luft und auf See voran.
Neuer Ansatz der Batteriefertigung
Theion entwickelt eine eigenen Angaben nach komplett neue Batterie-Technologie, die bisherige Schwächen von Lithium-Ionen-Batterien überwindet. Dazu heißt es: „Sie basiert auf dem Element Schwefel. Dieses upcyclingfähige Abfallprodukt ersetzt Nickel und Kobalt – es ist nahezu unbegrenzt verfügbar und stellt damit eine nachhaltige Lösung ohne Entsorgungsrisiken dar. Im direkten Vergleich mit Lithium-Ionen-Batterien weist die patentierte Kristallschwefel-Batterie einen deutlich geringeren CO2 -Fußabdruck auf und verbessert die Resilienz der Lieferkette.“
Zudem habe Schwefel eine signifikant höhere Energiedichte. Das mache zukünftige Batterien dreimal leichter als aktuelle Lithium-Ionen-Batterien. Der limitierende Faktor sei bisher die Zyklen-Lebensdauer solcher Batterien. Um wirtschaftlich rentabel zu sein, müssten Schwefelbatterien über 1000 Zyklen erreichen. Genau hierfür habe Theion eine Lösung entwickelt, die auf der monoklinischen Gamma-Kristallstruktur von Schwefel basiert. Mit Hilfe von patentierten Verfahren lege sie den Grundstein für die Verlängerung der Lebensdauer der Batterie.
Weltweit arbeiten Start-ups an Schwefel-Technologien für Batterien. Theion ist eigenen Angaben nach der Einzige, der auf die Kristallform von Schwefel setzt „und zudem der einzige stark finanzierte Spieler aus Europa“.
Michael meint
Als Bundesregierung würde ich jedes Strohhalm ergreifen um eigenes Batterie Knowhow in Europa zu entwickeln. Da sind 15 Millionen so gut wie nichts. In Tübingen haben sie gerade eine Fahrradbrücke für 60 Millionen gebaut. Nur mal im Vergleich.
M. meint
Die Idee ist nicht ganz neu, weil die Kombi Lithium und Schwefel in der Theorie so überlegen ist. Nur haltbar müssen sie noch werden – außerhalb des Labors – und auch in der Energiedichte ist noch viel zu tun, bis man ernsthaft an E-Flugzeuge denken kann, die nicht nur Hüpfer machen.
Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Also die 15 Mio. smart einsetzen und ein paar echte Fortschritte erzielen!
Ich bin gespannt.
eBikerin meint
Ich bin da skeptisch. Und zwar aus einem Grund: 15 Millionen sind einfach gar nichts.
Wie du ja schreibst, die Idee ist nicht neu, auch Schwefel-Natrium Batterien nicht.
Und wenn man ein wenig rum sucht, findet man zig Berichte dazu.
Und da erscheint es mir so, als ob viele schon deutlich weiter wären.
M. meint
Hab jetzt keine Wettbewerbsanalyse gemacht ;-)
Mit 15 Mio. kann man schon was machen. Klar: mit 150 Mio. kann man mehr machen, z.B. auch mal eine Pilotfertigung aufbauen, das ist mit 15 Mio. schon schwierig.
Fraglich ist halt, wie weit man überhaupt von der Umsetzung einer Produktion weg ist.
Für Autos (oder Flugzeuge…) sehe ich das erstmal auch nicht. Aber in Anwendungen, in denen normale Li-Zellen einfach noch teuer sind (größere Hausspeicher oder auch Industriespeicher, Regelenergie, usw.) kann man damit vielleicht schon etwas aufbauen, was die Abhängigkeit bei bestimmten Grundstoffen reduziert.
Das müsste uns – wenn das Potential da ist – eigentlich auch mehr wert sein als 15 Mio.
eBikerin meint
Genau das meine ich .- 15 Millionen sind schlicht zu wenig.
Da buttern andere mehr rein.
David meint
Sieht zumindest schon mal gut aus, der kristallisierte Schwefel.