Welche Rückschlüsse lassen sich auf das Kauf- und Nutzungsverhalten beim Thema E-Mobilität vor dem Hintergrund herausfordernder ökonomischer Rahmenbedingungen, verschärfter Handelskonflikte und multipler geopolitischer Krisen ziehen? Wie bedingen sich Mentalitätsunterschiede und Markenpräferenzen im zwischenstaatlichen Vergleich?
Nachdem die Management- und Technologieberatung BearingPoint in ihrem ersten „Trendbarometer Elektromobilität“ zu Jahresbeginn Marktgeschehen und Markenpräferenzen in der Bundesrepublik genauer unter die Lupe genommen hatte, wurde die Umfrage nun erstmals auch über Deutschland hinaus in weiteren relevanten Märkten durchgeführt.
Die Vergleichswerte für die Bundesrepublik, Frankreich, die USA und China offenbaren Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten. Das gilt sowohl für die bevorzugten Automarken als auch für die Beweggründe, die für oder gegen Elektromobilität sprechen. In jedem Land zeichnen sich dabei klare Schwerpunkte ab. Zudem unterscheiden sich die Erfahrungen der Menschen mit E-Autos teils erheblich.
Deutschland bei Antriebswende mit Nachholbedarf
Mit Blick auf eine konsequente Umsetzung der Antriebswende zögern Fahrzeugkäufer in Deutschland aktuell noch am meisten. Sogar in den Vereinigten Staaten, wo die Anteile bei den Neuzulassungen im Jahr 2024 noch weit niedriger lagen als in Deutschland (7,6 % BEV, also „Battery Electric Vehicle“ Anteil in den USA vs 13,5 % in Deutschland), geben wesentlich mehr Befragte an, dass ihr nächstes Auto ein Elektroauto sein wird.
Die erhobenen Daten lassen auf dem deutschen Markt durchaus ein signifikantes Wachstumspotenzial der Elektromobilität erkennen. Der Blick auf die kommenden Jahre verfestigt bei BearingPoint die Erwartung, dass sich die Stagnation des vergangenen Jahres in der Folge des Stopps staatlicher Förderungen wieder ins Positive wenden könnte. Treiber dieser Trendwende sind ein verstärkter Preiskampf der Hersteller, günstigere E-Automodelle, neue staatliche Anreize und Förderprogramme sowie regulatorische Rahmenbedingungen auf EU-Ebene.
Ganz weit vorne im Rennen um eine möglichst weitgehende Antriebswende ist und bleibt der chinesische Markt: China hebt sich nicht nur als bedeutender Produktions- sowie Absatzmarkt hervor, sondern spielt auch eine führende Rolle bei der Praxiserfahrung mit Elektroautos. Mehr als zwei Drittel der Befragten gaben an, bereits ein batterieelektrisches Fahrzeug (BEV) gefahren zu sein – ein Wert, der im internationalen Vergleich etwa doppelt so hoch ist wie in den drei anderen von BearingPoint untersuchten Märkten. In Deutschland liegt dieser Anteil bei lediglich 26 Prozent.
Auch bei der Kaufabsicht zeigt China eine klare Spitzenposition: 73 Prozent der Befragten beabsichtigen als nächstes Fahrzeug ein E-Auto zu erwerben. Im Gegensatz dazu herrscht in Deutschland eine spürbar höhere Skepsis. Nur 21 Prozent aller befragten Personen in Deutschland äußerten die Absicht, ihr nächstes Fahrzeug elektrisch zu kaufen. Die USA und Frankreich liegen mit ihren Werten zwischen China und Deutschland.
Kaufverhalten & die nationalstaatliche Brille
Über die Grenzen der analysierten Länder hinweg geben viele Kunden eine hohe Akzeptanz für ihre jeweils lokal verankerten Marken an. So bekunden annähernd 80 Prozent der Befragten in China, dass ein Fahrzeug eines chinesischen Herstellers für sie infrage kommt. Klar auf Platz eins liegt dabei BYD mit knapp 50 Prozent Zustimmung.
In Deutschland und den USA sind es jeweils etwa zwei Drittel der Befragten, die eine lokal verankerte Marke in Betracht ziehen, wobei in Deutschland E-Autos aus dem Volkswagen-Konzern (inkl. Audi und Porsche) mit 66 Prozent die Spitzenposition belegen und in den USA Tesla mit 44 Prozent.
In Frankreich liegt der Anteil der heimischen Marken bei über 50 Prozent und ist damit fast viermal so hoch wie der Anteil der französischen Marken Peugeot, Citroën und Renault in den anderen Märkten.
„Wir sind überzeugt, dass die Antriebswende hin zur Elektromobilität sich weltweit mit großer Mehrheit in den kommenden Jahren durchsetzen wird“, so Manuel Schuler von BearingPoint. „Unser erstes Trendbarometer im Ländervergleich zeigt hier nochmals deutlich, wie weit der chinesische Markt bei der Antriebswende vorne liegt. Über viele Länder hinweg zeigen sich starke lokale Markenpräferenzen, die vor allem auf Vertrauen in lokal verankerte Hersteller basieren. Ob diese mittelfristig bestehen bleiben, ist ungewiss.“
Schuler weiter: „In Deutschland gewinnen chinesische Marken an Bedeutung, während in China Tesla weiterhin hoch im Kurs steht – nicht zuletzt, weil die Marke als Synonym für Elektromobilität gilt. Gleichzeitig deuten erste Entwicklungen darauf hin, dass Teslas Dominanz in einigen Märkten nachlässt, ein Trend, der sich in Deutschland bereits abzeichnet. Autohersteller sollten grundsätzlich beachten: Noch nie war der Markt so dynamisch wie jetzt und Marken, die heute noch hoch im Kurs stehen, können sich morgen schon im Abwärtstrend befinden.“
Entscheidungsrelevante Kriterien im Vergleich
Hohe Preise sind in vielen Märkten der wesentliche Hinderungsgrund für eine E-Auto Anschaffung, oder anders formuliert: Bezahlbare Elektroautos sind ein wesentlicher Treiber der Elektromobilität. China zeigt, dass preisgünstige Elektrofahrzeuge durchaus wesentliche Impulse am Markt setzen können, da dort bereits eine Vielzahl kostengünstiger Fahrzeuge mit batterieelektrischem Antrieb erhältlich sind.
Während in China nur 12 Prozent der Befragten den (zu hohen) Preis als Hauptgrund gegen den E-Auto-Kauf angeben, sind es in Deutschland, Frankreich und USA laut Trendbarometer-Daten mehr als ein Drittel der Befragten. Im Gegenzug rücken in China technische Aspekte der Antriebswende für eine Entscheidung nach vorne, wozu vor allem Reichweite und Ladeinfrastruktur zählen. Interessant ist, dass deutlich mehr Chinesen als Hinderungsgrund „Warten auf neue Technologien“ sowie Wertverlust angeben.
Schuler: „Das deutet darauf hin, dass der Automarkt in China einen schnelleren Takt als beispielsweise in Deutschland hat, also bereits eher in Richtung Lebenszyklus eines Smartphones geht, wo nach ein bis zwei Jahren die aktuellen Modelle schon wieder veraltet sind. Insbesondere für die traditionellen Hersteller ist dies ein immer wichtiger werdender Aspekt: Es braucht nicht nur immer kürzer werdende Entwicklungszyklen, um am Markt mitzuhalten. Auch danach müssen Autos insbesondere über die Weiterentwicklung ihrer Software aktuell und attraktiv für die Kundinnen und Kunden gehalten werden.“
Umweltaspekt in Deutschland am stärksten ausgeprägt
Käufer von batterieelektrisch betriebenen Fahrzeugen hingegen sind sich jedoch über alle für das neue Trendbarometer Elektromobilität untersuchten Märkte hinweg einig: Ökologische Aspekte und die niedrigeren Unterhalts- und Servicekosten sind die wichtigsten Gründe, die zu einer Kaufentscheidung führen. Auffallend ist allerdings, dass in Deutschland der Umweltaspekt mit Abstand am stärksten ausgeprägt ist, während in China wiederum die im Vergleich zum Verbrenner geringeren Unterhalts- und Servicekosten den mit Abstand stärksten Kaufgrund für ein E-Auto darstellen. Und auch steuerliche Vorteile werden hier häufig als Grund angegeben. Zudem werden in China das Fahrverhalten und der Innovationsgeist häufiger als Kaufgrund für ein E-Auto genannt als in den anderen untersuchten Ländern.
„Die Elektromobilität steht an einem Wendepunkt und ihre Zukunft wird von mehreren Schlüsselfaktoren beeinflusst“, so Schuler. “ Einerseits ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur ein entscheidendes Element, um die Akzeptanz zu steigern. Märkte wie China zeigen, wie ein gut ausgebautes Netz das Wachstum beschleunigen kann. Andererseits bleibt der Preis ein Hindernis, insbesondere in den westlichen Märkten, wobei preisgünstige Modelle in Kombination mit steuerlichen Vorteilen in China eine wachsende Nachfrage anstoßen.“
Technologie spiele ebenfalls eine zentrale Rolle: „Die Weiterentwicklung von Batterien und Ladeverfahren wird die Reichweitenangst verringern und die Nutzererfahrung nachhaltig verbessern. Obwohl die geopolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ein nicht zu unterschätzender Faktor sind, bin ich dennoch überzeugt, dass die Elektromobilität sich international durchsetzen wird, auch wenn die Entwicklungswege in den einzelnen Märkten unterschiedlich verlaufen.“
Future meint
In der Industriegeschichte war Deutschland früher immer ganz vorne dabei, wenn es um neue Technologien und deren Einführung ging. Deshalb sind solche erfolgreichen Unternehmen wie Siemens, Bosch oder Mercedes ja auch alle so alt. Heute hat man den Eindruck, dass andere wie CATL oder BYD mit einer hohen Geschwindigkeit schneller und innovativer sind. Das macht etwas mit der Gesellschaft und mit den Märkten. Früher war auch Veränderung, aber heute findet sie woanders statt.
DerMond meint
Und wo bremst D bei der E-Mobilität? Das scheint nur in der Überschrift vorzukommen. Wenn andere schneller sind bedeutet es nicht dass man selbst bremst.
Gerry meint
Wenn andere auf dem Weg in die Zukunft deutlich schneller sind, heißt das aber zumindest dass D irgendwas nicht gecheckt hat.
Ein Blick auf die Straße, mit Verbrennerdreckschleudern, SUV und Co. bestätigt das 👍.
ID.alist meint
Ja, China wird uns alle retten. Vor allem wenn China Weltmeister bei den Emissionen von CO2e-Gasen bleibt.
Das ist die einzige Angabe die Momentan wichtig ist, mehr E-Autos ohne echtes wechsel von Kohle/Gas in Erneuerbare Energiequellen bringt wenig. Und ich sage echte, weil man öfters gesehen hat, dass Chinesen Meister der Propaganda sind, aber selten steckt was ernstes dahinter. Z.B.: Ein rekordverdächtiges Solarpark in der Wüste Gobi, wo es keine Infrastruktur gibt um den Strom zu einer Große Stadt zu bringen, bringt nur auf dem Prospekt was.
Mäx meint
Das heißt der Solarpark erzeugt gar keinen Strom der irgendwo genutzt wird und so fossile Energieträger ersetzt?
Jörg2 meint
„Ja, China wird uns alle retten.“
Irgendetwas krudes in den Raum stellen, was wohl eher nicht behauptet wurde und faktenfern ist um sich dann am eigenen Konstrukt abzuarbeiten.
Ich kenne sowas aus den Nachrichten: Trump, AfD…
Powerwall Thorsten meint
Du bist ja hier wieder der Meister der Desinformation, und jeder, der sich wirklich informieren will, kann herausz, dass China bei den erneuerbaren Energien die Nase ganz weit vorne hat.
China wird als Weltmacht aufsteigen. Deutschland wird als einst stärkste Kraft in Europa immer mehr in die Bedeutungslosigkeit versinken.
Dann nützt all dein patriotisches Geschwätz leider gar nichts.
Ich sage nur Kräfte, die hier von Windrädern der SCH… sprechen werden leider immer stärker, weil uniformierte Leute Menschen die deine Halbwahrheiten glauben – und damit richtest du dieses Land zu Grunde – herzlichen Glückwunsch.