Das schwedische Elektroauto-Akku-Start-up Northvolt steht nach jahrelangem Hoffen auf eine europäische Erfolgsgeschichte vor dem endgültigen Aus. Seit März läuft ein Insolvenzverfahren, nun muss die Produktion im Stammwerk Skellefteå eingestellt werden. Laut dem zuständigen Insolvenzverwalter Michael Kubu gibt es inzwischen ein erstes unverbindliches Übernahmeangebot. Zwei weitere Interessenten seien ebenfalls im Spiel, bislang aber ohne konkreten Vorschlag.
Kubu erklärte im schwedischen Radio, das aktuelle Angebot stamme von einem ausländischen Investor, der die gesamte Konkursmasse übernehmen wolle. Er betonte jedoch, dass noch viele Bedingungen zu erfüllen seien, bevor aus der Absicht ein bindendes Angebot wird. „Es ist immer noch ein Wettlauf gegen die Zeit“, sagte Kubu. Besonders kritisch sei die abnehmende Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal, das für einen Fortbetrieb unerlässlich sei.
Zu den betroffenen Standorten zählt neben dem Hauptwerk auch das Entwicklungszentrum Northvolt Labs in Västerås. Dort hatte der Nutzfahrzeughersteller Scania ursprünglich eine Rettungslösung mit weiteren Partnern anstreben wollen. Auch der deutsche Standort in Heide (Schleswig-Holstein), an dem eine neue Batteriefabrik geplant ist, gehört zur Konkursmasse. Der Bau dort wird mit öffentlichen Mitteln weiter vorbereitet.
Besonders ist laut Insolvenzverwalter Kubu, dass erstmals ein Bieter an dem gesamten Unternehen interessiert ist. In den Monaten zuvor hatte Northvolt einzelne Unternehmensteile veräußert. So übernahm etwa Volvo Cars alle Anteile am gemeinsamen Joint Venture Novo Energy. Scania sicherte sich Fertigung und Forschungseinrichtungen in Polen und Schweden. Der US-Entwickler Lyten kaufte zudem Produktionsanlagen der Tochterfirma Cuberg in Kalifornien.
Gegenüber dem schwedischen Fernsehsender SVT sagte Kubu, dass alle drei Kaufinteressenten aus dem Ausland stammten. Namen nannte er nicht. Ein chinesischer Erwerber sei laut SVT allerdings unwahrscheinlich. Die schwedische Behörde für strategische Produkte (ISP) habe in ähnlichen Fällen einen Eigentümerwechsel zu chinesische Investoren nicht zugelassen.
Das wirtschaftliche Ausmaß der Insolvenz ist dem Bericht zufolge erheblich. Laut Unterlagen des Bezirksgerichts Stockholm belaufen sich die Schulden von Northvolt auf über 80 Milliarden schwedische Kronen, also mehr als 7,2 Milliarden Euro. Dem stehen Vermögenswerte von lediglich gut zwei Milliarden Kronen gegenüber. Das entspricht etwa 180 Millionen Euro.

Haubentaucher meint
Ich empfehle „frontal“ im ZDF von gestern. Das wird nichts mehr mit Northvolt.
Peter meint
Du meinst das mangelnde Verständnis von Zukunftsinvestition (unter Ausblendung relevanter Teilaspekte), um einen Aufreger zu produzieren und das eigene Image als „kritisch“ zu pflegen? Natürlich garniert mit „passender “ Wortwahl und Auswahl von Zitaten? Die unzureichende Einordnung der berichteten Aspekte in das generelle wirtschaftliche und strategische Umfeld? Die gezielte Dramatisierung eines Vorgangs, bei dem derzeit noch gar nicht alle Infos auf dem Tisch liegen?
Man kann definitiv über Northvolt diskutieren, aber bitte nicht von vornherein einseitig mit Fackeln und Mistgabeln in der Hand.
Donald meint
Also ich würde ja auch mal gerne ein Angebot abgeben. Bekomme ich dann eigentlich bei einem Zuschlag alles, was oben auf dem Bild zu sehen ist? Klar, außer die Deko.
Gernot meint
Was ist das für ein Journalismus? Es gibt immerhin 3 Interessenten und damit Hoffnung, dass es weiter geht. Natürlich: 3 Interessenten und 1 Gebot sind noch keine gesicherte Lösung. Aber der Artikel beginnt mit „Das schwedische Elektroauto-Akku-Start-up Northvolt steht … vor dem endgültigen Aus.“ Das könnte man schreiben, wenn es keinen einzigen Interessenten und damit keinerlei Aussicht auf eine Lösung mehr gäbe. So ist es einfach inhaltlich falsch.
In Heide wird an Northvolt drei bis heute weiter gebaut. Aber täglich schreiben Bild und Co. dass die ja schon pleite und schon gescheitert wird. Dieser Kampagnenjounalismus wird früher oder später zwangsweise zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Wenn man täglich zigfach lesen muss, das auch Northvolt Heide pleite ist, dann zieht irgendwann auch der optimistischste Subunternehmer zurück, fordert Vorauszahlungen. Und dann ist Northvolt drei wirklich pleite.
Und dann jammern wieder alle, dass zigtausende Arbeitsplätze in der Autoindustrie verloren gehen. Wir tun ja eben auch alles dafür, dass hier bloß keine zukunftsgerichteten Arbeitsplätze für die Automobilindustrie entstehen.
Mäx meint
Bitte nicht vergessen, dass die 600 Mio. von Habeck auch schon verloren sind.
Obwohl die Hälfte davon von Schleswig Holstein kamen und das Geld als Kredit bzw. Wandelanleihen ausgegeben wurde und vom Baufortschritt abhängig ist…naja egal.
Klickt sich eben nicht.
IDFan meint
Es waren ja nicht seine. Und er hat „uns“ in seiner Amtszeit mehr gekostet als nur 600 Millionen. Ist halt schlecht, wenn man im Amt ausgebildet werden muss und nicht einmal durchschaut, wie wenig man weiß.
Mäx meint
Jaja ich weiß doch Habeck hat Deutschland ganz alleine in die Rezession getrieben.
Kein Krieg, kein Corona, keine Schuldenbremse, keine Gasknappheit, einzig und allein die GRÜNEN! und allen voran Habeck warens.
Peter meint
Naja, er war zumindest billiger als Altmaier/Zypries/Gabriel/Rösler und hatte dazu wenigstens eine Idee, wie es weiter geht, wenn das alte Geschäftsmodell nicht mehr funktioniert. Aber Wasserstoff-Kathi ist wieder vom Schlag nach der Art von Gas-Gerd. Das wird die gut finanzierten Botkommentare in SocialMedia freundlicher machen und damit auch das Denken vieler Menschen. Die Klimafrage wird bei den Bots der Fossil-Verkäufer aber weiterhin nur „Wetter“ sein. Es geht ja um deren Milliarden.
BTW: Es sind bis 2035 ca. 200 fossile Milliarden Euro nur in Deutschland. Da relativieren sich die Kosten für einen engagierten PR-Einsatz.
Powerwall Thorsten meint
Ich habe gelesen, dass Tesla für den kommenden Semi wohl zuschlagen will.
David meint
Richtig daran ist, dass Tesla keine Zellen für den Semi hat. Denn die 4680 Produktion ist missraten, wie es schon der Doktor der Physik dem Bachelor erklärt hat. Allerdings hat Tesla mit dem Semi noch ein paar anderes Probleme: keine finale Version, keinen Produktionstermin dafür, keine Kunden, kein Alleinstellungsmerkmal und das Schlimmste ist, die anderen sind alle auf dem Markt – mit bewährten Fahrzeugen und beeindruckender Sparsamkeit. Vor allem ist Tesla gesellschaftlich unakzeptabel geworden. Wer möchte sein Geschäft noch mit dieser Firma in Verbindung wissen?
Andi EE meint
Bitte nicht, in Europa investieren würde ich nur noch in den osteuropäischen Staaten, die arbeiten noch richtig hart fürs Geld. Aber in Schweden mit den Gewerkschaften, das wäre Germany 2.0. Der nächste Flop für Tesla ist vorprogrammiert. 😂
Von der Visualisierung oben, ist wahrscheinlich nur ein Gebäude gebaut worden und immerhin 7 Mrd. € „Verbindlichkeiten“, respekt, das schafft nicht jeder.
IDFan meint
„Der nächste Flop für Tesla ist vorprogrammiert. 😂“
Als wenn es darauf noch ankäme. Megaflops von Anfang an waren: Model X, 4680, CyberTruck, FSD und Grünheide. Model S, Model 3 und Model Y wurden zu Flops. Semi und Roadster lassen sie besser in der Schublade. Einziges Erfolgsmodell: Die haltlosen Versprechen und zahlreichen Unwahrheiten des Chefs.
Andi EE meint
Und wie begründest du diese Flops? Bis jetzt bist du nur als ökonomischer Tiefflieger aufgefallen. Aber ja begründe doch das mal, wieso du Recht haben könntest und die Anleger an der Börse falsch. Oder wieso Tesla mit seinen BEVs Gewinn schreibt und alle anderen nicht.
Und was Grünheide betrifft … würdest du in einem Land nochmal investieren, wenn es dich derart ablehnend schon vor und während der Bauphase behandelt hat, Anschläge auf dich verübt. Unglaublich was ihr euch gegenüber einem Großinvestor geleistet habt. Ihr führt immer noch ein Krieg gegen dieses Unternehmen, das merkt man tagtäglich in dieser Kommentarspalte und selbstverständlich in der Presse. Und längst vor Musks politischem Engagement.
Ihr habt immer eine unfassbar grosse Klappe, Moral und Besserwissertum und dann kommt der Moment wie gestern (NATO), wo euch vorgeführt wird, dass ihr ohne die USA nichts auf die Reihe kriegt. Nicht nur beim Militär, in den Schlüsseltechnologien seid ihr überall auf die USA angewiesen.
Peter meint
@Andi EE
Wir arbeiten ja auch (wieder) hart daran, die Abhängigkeit zu behalten, in dem wir (in den USA-EU-Verhandlungen zu Zöllen) unserer Alt-Industrie zuliebe die digitale Industrie der Zukunft opfern. Indem wir das „ins Risiko gehen“ mit einer anschließenden Hetzjagd belohnen und deswegen endloses Abwarten (ob es nicht doch noch jemand anderes macht) und Ängstlichkeit belohnen. In dem wir erstmal fragen, ob wir überhaupt zuständig sind, statt uns zu bewegen.
Es gibt da ein passendes Wort dafür: Bräsigkeit.
Jeff Healey meint
„Laut Unterlagen des Bezirksgerichts Stockholm belaufen sich die Schulden von Northvolt auf über 80 Milliarden schwedische Kronen, also mehr als 7,2 Milliarden Euro. Dem stehen Vermögenswerte von lediglich gut zwei Milliarden Kronen gegenüber. Das entspricht etwa 180 Millionen Euro.“
Was für eine wahnsinnige Diskrepanz zwischen Schulden und Vermögenswerten, ich glaub’ mein Schwein pfeift.
Lasst mich mal raten, externe Berater und das Management sind bestens versorgt worden?
Fra p. meint
Wenn man grosse batterie fabriken aufbauen möchte mit entwicklungsabteilung dann muss erstmals investiert werden. Dass geht nicht ohne risiko und die angestellten dürfen doch ein lohn erhalten. Die problematik mit den chinesischen fertigunsanlagen war halt dann der todesstoss.