Die EU und die USA haben sich auf einen neuen Basiszollsatz von 15 Prozent für die meisten Warenimporte der Europäischen Union in die Vereinigten Staaten geeinigt. Laut EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen umfasst der vereinbarte Satz auch Autos.
Seit April mussten europäische Hersteller für Fahrzeuge, die in die USA exportiert wurden, einen Zollsatz von 25 Prozent zahlen – unabhängig vom Antrieb. Besonders betroffen von den Autozöllen war der Volkswagen-Konzern. Trotz einer gewissen US-Produktion verschifft Europas größter Autohersteller viele Modelle aus dem Heimatmarkt, die weiterhin unter die neuen, wenn auch reduzierten, Zölle fallen.
„Das heutige Abkommen schafft Sicherheit in unsicheren Zeiten. Es sorgt für Stabilität und Vorhersehbarkeit für Bürger und Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks“, sagte von der Leyen. „Es handelt sich um ein Abkommen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt. Wir handeln jährlich Waren im Wert von 1,7 Billionen US-Dollar. Zusammen bilden wir einen Markt mit 800 Millionen Menschen. Und wir machen fast 44 Prozent des globalen BIP aus.“
Einige Sektoren – darunter Luftfahrt und kritische Rohstoffe – sind von der Vereinbarung ausgenommen. Für Autos und Halbleiter gilt jedoch der volle 15-Prozent-Satz. Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz begrüßte die Einigung. Damit werde ein Handelskonflikt abgewendet, der die exportorientierte deutsche Wirtschaft und ihren großen Automobilsektor getroffen hätte.
VDA: Rahmenvereinbarung „grundsätzlich gut“
„Es ist grundsätzlich gut, dass EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Präsident Donald Trump eine Rahmenvereinbarung verkünden und damit eine weitere Eskalation des Handelsstreits abwenden konnten. Ein Dank gilt auch dem Bundeskanzler für seinen Einsatz“, sagte die Präsidentin des deutschen Verbands der Automobilindustrie Hildegard Müller.
„Entscheidend wird nun sein, wie die Vereinbarung konkret ausgestaltet sein wird und wie verlässlich sie ist. Klar ist aber auch: Der Zollsatz der USA in Höhe von 15 Prozent auch für automobile Produkte wird die Unternehmen der deutschen Automobilindustrie jährlich Milliarden kosten und belastet sie inmitten der Transformation.“
Auch angesichts der weitreichenden Zusagen für zusätzliche Investitionen in den USA, deren Ausgestaltung noch offen ist, sei die EU jetzt umso mehr und „dringend aufgefordert“, die Rahmenbedingungen in Europa für Investoren wie Unternehmen international wettbewerbsfähig auszugestalten, um als Investitionsstandort wieder interessanter und relevanter zu werden.
„Von großer Bedeutung ist es, dass die durch den Zollstreit verzerrten und eingeschränkten automobilen Lieferketten wieder funktionieren“, so Müller. „Umso mehr braucht es daher unter anderem auch eine Lösung für das zuvor vernetzte Nordamerika – also USA, Mexiko und Kanada – im Rahmen des USMCA-Abkommens. Das ist insbesondere für die Zuliefererindustrie von höchster Bedeutung.“
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) spricht derweil von einem „unzureichenden Kompromiss“ und einem „fatalen Signal“. Das einzig Positive an dieser Einigung sei, „dass eine weitere Eskalationsspirale zunächst abgewendet werden konnte“, so Wolfgang Niedermark vom BDI.
Future meint
Was ist mit dem Champagner?
Das wurde noch nirgends kommuniziert.
Mary Schmitt meint
Im Grunde genommen haben wir in der EU alle Waffen, um die großen Konzerne in den USA in ernste Probleme zu stürzen: Digital Markets Act, Digital Services Act , DSGVO und europäisches Wettbewerbsrecht. Sämtliche Streamingangebote, soziale Medien und Cloud-Anbieter sowie Anbieter von Hardware und Software kann man sehr einfach mit konsequenter Anwendung riesigen Schaden zufügen. Genauer, das 7-10fache der 30% Zölle.
Von der Leyen hatte nur nicht die Rückendeckung damit zu drohen. Denn du kannst nur drohen, wenn du es auch machen würdest. Aber Trumps Berater werden ihm das vorgerechnet haben. Hätte er sie abfahren lassen, hätte sie vielleicht im Nachgang dann doch diese Befugnisse bekommen. So wird es gewesen sein.
Future meint
Amerika ist die Schutzmacht und kann Deutschland entsprechend erpressen. So ist das nun mal. Der Schwächere hat immer schlechte Karten. Das wissen auch die Politiker und die Autoindustrie kann froh sein, dass die Zölle nun erstmal halbiert werden. Trump muss seine Steuergeschenke halt finanziert bekommen.
Elvenpath meint
Und wie groß sind die Zölle auf US-Produkte bei uns? Davon steht nichts in der Meldung.
Oder hat sich von der Leyen über den Tisch ziehen lassen?
Trömmelsche meint
es gibt eine ökonomische und politische Bewertung.
Ökonomisch… jeder Zoll schadetet der EU-Export-Wirtschaft. 15% sind besser als 100%, aber schlechter als der vorherige Zoll. Da die USA aber ihr Steuersystem umbaut und Zoll benötigt um andere Steuersenkungen gegenzufinanzieren, ist die Erhöhung bei Zöllen gesetzt. Von daher, noch eher eine kleine Steigerung und Planungssicherheit. Also gut.
Politisch… so eine Vereinbarung ist nicht verbindlich und kann jeden Moment gekippt werden. Gefühlt verliert man, weil man durch die Vereinbarung schlechter als vorher dasteht. Die Zölle sind so hoch, dass Industriekapazitäten in der EU in Folge schrumpfen werden für den US-Export und man eher in den USA produzieren wird. Also schlechter Deal.
Wahrscheinlich war einem der US-Präsident zu irrational und man wollte ihn besänftigen, um mit seinem Nachfolger was besseres auszuhandeln.
M. meint
Hat sie.
0%.
Die Zölle für Stahl und Aluminium für EU -> USA bleiben aber weiterhin bei 50%. Das wird man also vergessen können.
„Außerdem müsse sich die EU auf langfristige Importverträge von extrem klimaschädlichem LNG-Gas aus den USA einlassen.“ (tagesschau-de)
Aber hoffentlich keine fixen Mengen, sondern nur was man verbraucht – daran kann man auf lange Sicht zumindest arbeiten.
Kein guter Deal, aber immerhin kein Handelskrieg. Der wäre noch schlimmer gewesen.
Kasch meint
Der Zoll ist bei uns nicht der Löwenanteil. Die EU kassiert von seinen Bürgern zwischen 19 und 27% Verbrauchssteuer (Mehrwert-/Einfuhrumsatzsteuer) auf Produkte samt Dienstleistungen, egal ob importiert, oder im Innland hergestellt, schlicht auf Alles (reduzierte MwSt auf wenige, irrelevante Güter und Dienstleistungen mal ausgeklammert). Relevante Verbrauchssteuern gibts nicht in USA und diese Form des Exportzwanges lehnen beide Parteien der USA prinzipiell ab. Mit 15% Zoll in den USA kann die EU mehr als zufrieden sein, da damit eben noch nicht mal europäische Verbrauchssteuern kompensiert sind. Gut für uns, aber langfristig sicher nicht ausreichend für die USA, zumal die Dollardiktatur/-macht auf der Welt und damit die Haupeinnahmensquelle der USA kontinuierlich weiter bröckelt. So viel mehr Kriege kann die USA gar nicht mehr anzetteln, um mit Kriegswirtschaft erreichten Wohlstand aufrecht zu halten. Insbesondere, wenn China erforderliche Mineralien wie Antimon, etc. nicht mehr liefert und den kriegsgeilen Westen damit langsam am Krawattel packt.
Future meint
Kriege werden gerade ganz woanders von ganz anderen angezettelt.
Amerika wird dann wieder gebraucht, um die deutsche Handelsschifffahrt vor Angriffen zu beschützen, weil Deutschland trotz Exportquote von 44 Prozent dazu niemals in der Lage wäre.
Andi EE meint
Das grösste Problem sind nicht die Zölle im Freihandel, das grösste Problem ist die Abschottung durch Subventionen aller Art, die die Produkte im Heimmarkt künstlich verbilligen. Es gibt das einfache Schema, wer viel subventioniert, wird auch viel exportieren, weil all diese subventionierten Produkte viel günstiger im Ausland verkauft werden können, da der Staat (Allgemeinheit in diesem Markt) durch Subventionen aller Art, diese Preise künstlich tief hält.
Was bezüglich China jeder hier bejahen würde, sieht Presse und Volk bei sich selbst selbstverständlich nicht, dass hier über die Massen gesündigt wird. Diese 15% Zölle wurden nicht zuletzt deshalb akzeptiert, weil dieses Ungleichgewicht bezüglich Verfälschung des freien Handels besteht.