Europas Autobauer sorgen sich vor immer günstigeren Elektroautos aus China, die EU hat deswegen schon Strafzölle aktiviert. In Deutschland wird sich bis auf Weiteres laut Opel-Chef Florian Huettl kein mit China-Stromern wettbewerbsfähiges Günstig-Elektroauto herstellen lassen.
„Wir können in Deutschland keine Elektroautos bauen, die zwischen 25.000 und 30.000 Euro kosten“, sagte der Manager der Augsburger Allgemeinen. „Mit den deutschen Lohn- und Energiekosten geht das heute einfach nicht.“
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, produziere Opel Modelle wie Corsa und Frontera an kostengünstigeren Standorten im Ausland. Der CEO forderte daher eine Neuauflage der staatlichen Kaufprämie und Investitionen in die Ladeinfrastruktur, um den schwächelnden deutschen E-Auto-Markt zu beleben. Die hiesigen Standorte sieht Huettl trotz der Herausforderungen nicht gefährdet. Die Rüsselsheimer hätten „massiv“ in ihre deutschen Werke investiert.
Ein modernes Elektroauto für 25.000 Euro oder weniger gilt als Schlüssel für den dauerhaften Durchbruch der E-Mobilität in den Massenmarkt und den langfristigen Erfolg deutscher Hersteller. Auch Opel arbeitet wie andere Marken im Mutterkonzern Stellantis an einem solchen Modell, einen Termin für die Einführung gibt es aber noch nicht.
Der Opel-Chef gab im Interview mit der Augsburger Allgemeinen bekannt, dass sich die geplante Neuauflage des angekündigten Kultmodells Manta als Elektroauto verzögern wird. Die ursprünglich für 2025 geplante Premiere werde „noch länger dauern“, sagte Huettl, ohne ein konkretes Datum zu nennen. Er versicherte aber: „Es wird ein hochemotionales Modell“.
Huettl betonte, dass Opel in diesem Jahr den Kunden für jedes Modell, ob Pkw oder Nutzfahrzeug, neben einem Verbrenner- einen reinen Elektroantrieb anbieten könne. Dazu sei man als erster deutscher Hersteller in der Lage. Der Kunde habe also bei Opel die freie Wahl des Antriebs.
Opel wünscht sich „klare Linie der Politik“
Die staatliche E-Auto-Kaufprämie Ende 2023 abrupt einzustellen, war laut Huettl ein Fehler. Diese Entscheidung habe die Wende zur E-Mobilität in Deutschland eingebremst. Der Markt für E-Autos hierzulande sei um rund 30 Prozent eingebrochen, dagegen habe sich der Markt in anderen europäischen Ländern weiter positiv entwickelt. „Die Elektro-Reise geht weiter, nur Deutschland befindet sich im Wartestand.“
Die Hersteller schafften es nicht allein, die Menschen zum Umstieg auf E-Autos zu bewegen, so der Manager. Die Ladeinfrastruktur müsse weiter ausgebaut und die Anlagen zur Produktion erneuerbarer Energie erweitert werden. Bei Opel wünsche man sich „eine klare Linie der Politik und langfristige Stabilität des Gesetzgebers“. Man freue sich dabei über jede Unterstützung seitens der Bundesregierung. Der Opel-Boss forderte konkret eine neue Kaufprämie: „Wir brauchen einen Kauf-Impuls, der eine Breitenwirkung entfaltet.“
„Wir sind fest davon überzeugt: Elektro-Autos sind die besseren Fahrzeuge“, unterstrich Huettl. Dafür gebe es mehrere Gründe: E-Autos machten keinen Lärm. E-Autos produzierten keine Abgase. E-Autos wiesen keine Vibrationen beim Fahren auf. E-Autos ließen sich rasch beschleunigen. E-Autos böten ein angenehmes Fahrerlebnis. E-Autos hätten niedrigere Unterhaltskosten, denn Laden sei günstiger als Tanken. Mit E-Autos könne Opel als Massenhersteller langfristig Kunden nachhaltige und bezahlbare Mobilität anbieten.
Michael meint
Das sollte doch nur von Vorteil für Europa sein wenn die niedrigen Löhne in Südosteuropa genutzt werden um Autos zu bauen die mit chinesischen Modellen mithalten können. Aber anscheinend sind wir technologisch abgehängt worden.
banquo meint
Es ist gut, dass die wichtigsten Automobilbauer die klare Orientierung zur Elektromobilität beibehalten. Und ich hoffe, dass die Produktion ab der unteren Mittelklasse langfristig in Deutschland wirtschaftlich bleibt.
David meint
Das ist ja keine neue Sache, dass man Autos unter Mittelklasse nicht in Deutschland bauen kann. Richtig ist auch, dass die Geschichte mit dem abrupten Ende der Umweltprämie nicht gut gelaufen ist. Aber die Lösung kann nicht sein, doch wieder zu subventionieren. Eher fragt sich, wohin denn der Weg von Opel geht. Man hat nicht den Eindruck, dass das besonders eigenständige Elektrofahrzeuge sind. Im Stellantis Konzern scheinen die Marken nicht besonders viel Entscheidungsspielraum zu haben.