Der chinesische Stromerhersteller BYD verstärkt seine Bemühungen, sich in Europa zu etablieren. Ab dem nächsten Jahr sollen zwei neue Fabriken in der Region zusammen eine zusätzliche jährliche Kapazität von 500.000 Fahrzeugen beisteuern. Damit kann der Konzern auch die neuen Strafzölle auf in China gebaute E-Autos der EU abfedern.
2024 – vier Jahre nach dem Verkaufsstart in Europa – setzte BYD laut Automotive News knapp 50.000 Autos in der EU, Großbritannien und den EFTA-Märkten ab. Das war zwar eine Verdreifachung der Verkäufe gegenüber knapp 18.000 im Jahr 2023 – das Unternehmen rangiert damit bei den Verkäufen jedoch auf Platz 31 und liegt mehr als 190.000 Fahrzeuge hinter dem erfolgreichsten chinesischen Autohersteller in der Region: MG, Teil von SAIC, setzte 2024 243.390 Autos in Europa ab.
Das meistverkaufte Modell von BYD in Europa war im vergangenen Jahr das kompakte Elektro-SUV Atto 3 (13.727 Verkäufe), vor dem großen SUV Seal U (11.721), das sowohl als reiner Stromer als auch als Plug-in-Hybrid angeboten wird, gefolgt vom kompakten Batterie-Kleinwagen Dolphin (11.452).
Für mehr Wachstum bringt BYD neue Modelle wie das kompakte SUV Atto 2 nach Europa und bietet künftig neben Elektroautos mehr Plug-in-Hybridfahrzeuge an. Darüber hinaus wird die Marke Denza den Premiummarkt bedienen und die Marke Yangwang soll Luxuskunden ansprechen.
Das erste Werk von BYD in Europa soll im Oktober im ungarischen Szeged die Produktion aufnehmen. Ein zweites lokales Werk im türkischen Izmir soll im März 2026 starten. Die ersten beiden in Ungarn gebauten Modelle werden laut Aussagen des Managements der Dolphin und der Atto 3 sein. Der Atto 2 und der Kleinwagen Seagull könnten die nächsten Modelle sein, die in Europa entstehen.
Eigentlich wollte BYD in Europa nur Elektroautos verkaufen. Wegen der zuletzt schwächenden Nachfrage nach vollelektrischen Modellen plant der Konzern nun aber laut Automotive News, etwa sechs Monate nach der Markteinführung jedes neuen Modells als Elektroauto noch eine Plug-in-Hybrid-Version nachzureichen.
„Der Vorteil der BYD-Plattformen – und insbesondere der e3, die auch vom Atto 2 verwendet wird – ist ihre Flexibilität, auch unsere Plug-in-Hybride aufzunehmen“, sagte BYDs-Europa-Spezialist Alfredo Altavilla kürzlich gegenüber Automotive News Europe. „Überall dort, wo es interessante Volumina gibt, wird BYD dabei sein.“
Anti-Brumm meint
Vor einigen Jahren war „designed and manufactured in Europe“ auch das Rezept von Hyundai/Kia, um hier erfolgreich zu sein.
Mir fehlt beim aktuellen Portfolie auch irgendwie der rote Faden und der „europäische Geschmack“. Jedes Modell wirkt, als wäre es von einem komplett anderen Hersteller, der Dolphin sieht überhaupt aus wie ein 20 Jahre altes Auto.
Über die Technik und deren Vergleich zur Konkurrenz kann ich nichts sagen.
Kasch meint
Na ja, der Dolphin wurde ja auch von Wolfang Egger, einem Audidesigner gestaltet.
Mike meint
Nur außen oder auch innen? Außen finde ich ihn durchaus attraktiv, innen spricht er mich überhaupt nicht an.
Kaiser meint
EX Audi Desiger! Jetzt wissen wir auch warum ;-)
Kaiser meint
Der Dolphin ist tatsächlich ein Paradebeispiel für biederes Design. Selbst ein Opel Astra aus 2004 wirkt im direkten Vergleich nicht weniger modern.
Kasch meint
Das Einzige was an chinesischen BEVs derzeit für EU-Bürger tatsächlich zu kritisieren wäre, ist der überhöhte Stromverbrauch. EU-Energiemisswirtschaft ist aber für den Rest der Welt nicht von wirtschaftlicher Relevanz.
Futureman meint
BYD verkauft schon jetzt weltweit ca. 500.000 Fahrzeuge pro Monat! Da sind die 50.000 in Europa noch nicht so wichtig. Mit den neuen Fabriken in Europa wird sich das aber ändern. Damit ist das Potenzial für Europa plötzlich 10 mal höher. Und dank Ersparnis der Zölle und Transportkosten werden auch die Preise plötzlich weiter runter gehen.
Dieseldieter meint
Wenn das Preisniveau und die mittelmäßige Technik wird BYD in Europa eine Randscheinung bleiben.
Einfach Mal Preise anbieten wie in China, dann klappt’s auch mit den Marktanteilen. Kann ja nicht so schwer sein, oder decken solche Preise am Ende nicht die Produktionskosten?
Angeblich stehen die Chinesen alle in den Startlöchern und wollen unseren Markt erobern, aber nicht eine einzige Marke schafft es ein kleines SUV wie den atto 3 deutlich unter 30.000€ anzubieten.
Kasch meint
Der Hersteller BYD selbst dürfte überall in etwa gleiche Preise aufrufen. Vielleicht mal Strafzoll und die größte Abzocke, die deutsche Einfuhrumsatzsteuer streichen, und schon wäre der Preis (viel zu) attraktiv. Zum Glück ist die EU für chinesische startups nur ein Markt von Vielen, bei Weitem nicht so wichtig, wie manch Deutscher denkt. Die KP, nebenbei bemerkt, mischt sich kaum in das Pilotprojekt „freie Marktwirtschaft“. Lediglich an GAC ist die KP seit 1955 mit über 60% beteiligt und genau deshalb werden deren BEVs erst gar nicht nach Europa exportiert. Wer EU-Politikern Glauben schenkt, der glaubt vermutlich auch, dass Hasen bald bunte Eier legen. 🥴
Rene meint
Mir ist es bis heute noch rätselhaft woher BYD seinen Premiumanspruch ableitet. Das Produkt gibt es schlicht nicht her. Weder in den klassischen Automobilbaudisziplinen wie Federung & Dämpfung, Fahrverhalten, Assistenzsysteme und NVH noch in den neuen wie Infotainment oder Ladegeschwindigkeit. Selbst das Design ist nichts neues passt eher in die Zeit um 2016. Die können nur über den Preis kommen. Und das nicht nur nur mit einer marginalen Preissenkung sondern mindestens 20% – 30%.
E.Korsar meint
Zur Zeit heißt das Zauberwort bei BYD… Vorführfahrzeug. Dann bekommst Du auch 20% – 30%.
Spiritogre meint
Die kriegst du aber bei allen Herstellern auf Vorführfahrzeuge…
E.Korsar meint
Das stimmt, aber bei BYD kommst Du noch leichter ran, weil die im Verhältnis zu den wenigen Verkäufen viele Vorführer verkaufen.