Durch den Paradigmenwechsel in der Autobranche hin zum vollelektrischen, autonomen Auto sinken die Hürden für neue Anbieter auf dem Automobilmarkt. Besonders die deutschen Hersteller und Zulieferer müssen in diesem Prozess aufpassen, nicht zu verlieren, warnt Cosimo de Carlo, Automotive-Chef bei dem Beratungsunternehmen Altran, der Automobilwoche zufolge. Sie müssen demnach möglichst bald „die richtigen Weichen stellen“.
„Die Barrieren für einen Start in der Automobilindustrie werden kleiner – der Markt wird bunter. Das sehen wir ja seit einigen Jahren vor allem in China, aber auch am Beispiel Tesla“, sagt de Carlo. „Und dabei wird es nicht bleiben. Die Chancen für neue Anbieter sind so gut wie seit Jahrzehnten nicht.“
„Vor allem die deutschen Autobauer und -zulieferer stellt diese Entwicklung vor eine ernste Herausforderung“, sagt de Carlo. „Die Deutschen sind sehr stark aus dem Verbrennerbereich heraus entstanden. Verbrennungsmotoren und perfekte Getriebe“ seien „ihr Markenzeichen“. Das brauche man in Zukunft allerdings nur noch „in wenigen Nischensparten wie etwa Sportwagen.“ Zudem seien deutsche Unternehmen „eher langsamer bei der Umstellung auf diese Entwicklung“, so de Carlo. „Für ein neues Fahrzeugmodell brauchen sie drei bis fünf Jahre“. In Zukunft werde „ein deutlich schnellerer Innovationszyklus von etwa zwei Jahren“ gefordert sein.
Weitere Schwierigkeiten könnte den Herstellern der Trend zur „De-Motorisierung“ bereiten: „Wir stehen am Anfang einer De-Motorisierung der jungen Generation. Anstatt ein eigenes Auto zu besitzen“, sei es „für mobile Menschen immer attraktiver, überall Mobilitätsdienstleistungen in Anspruch zu nehmen.“ Dieser Trend biete Risiken, aber auch Chancen für die etablierten Autobauer.
Die Hardware trete auch beim Auto zurück zu Gunsten der Software, ist de Carlo überzeugt: Das Auto werde „immer mehr open source“ und „zu einer Plattform für digitale Dienstleistungen – bei denen auch andere Anbieter Geld verdienen können und werden, nicht nur die Autohersteller.“ Das Geschäftsmodell Automobilverkauf werde sich ändern: „Geld wird nicht mehr nur am Anfang des Lebenszyklus eines Fahrzeugs verdient, sondern während seines gesamten Lebenszyklus.“