Eine harmlose Testfahrt hat während der letzten Wochen zu einer öffentlich ausgetragenen Debatte zwischen Tesla Motors und der New York Times geführt. Besagte Fahrt sollte von Washington D.C. über New York nach Boston führen, gemütliche 700 Kilometer an der US-Ostküste. Eigentlich kein Problem für den Tesla Model S, zumal direkt auf der Strecke gut vier Dutzend Schnellladestationen liegen.
Trotzdem hat es John Broder, Journalist bei der New York Times, geschafft, mit angeblich leerem Akku liegenzubleiben. Seine negativen Erfahrungen fanden Eingang in seinem Artikel Stalled Out on Tesla’s Electric Highway.
Broders Testfahrt
In diesem Artikel beschreibt der New York Times Reporter ausführlich seine Probleme mit dem Fahrzeug und das unerfreuliche Ende der Testfahrt – er ließ sich abschleppen. Denkbar schlecht war sein Fazit zum Tesla Model S. Doch Tesla-Gründer Elon Musk wurde stutzig und fühlte sich betrogen. Laut Musk hätten bisher über 600 Journalisten das Model S getestet, ohne ähnlich negative Erfahrungen gemacht zu haben.
Musk weiß ob der Qualitäten seiner Fahrzeuge und ließ daraufhin die Daten des elektronischen Fahrtenbuchs auswerten. Und diese widersprachen weitestgehend Broders negativen Aussagen: Broder habe entgegen seiner Angaben die Akkus nie vollständig geladen, er sei Umwege gefahren, hätte nicht mit Heizung gespart und sei schneller gefahren, als im Artikel behauptet. Diese Richtigstellung hat Musk im Tesla-Blog veröffentlicht.
Logbuch des Testwagens widerspricht Broders Behauptungen
Akribisch genau listet der Blogeintrag sämtliche Parameter auf: die zurückgelegte Strecke, den jeweiligen Ladestand, die gefahrenen Geschwindigkeiten bis hin zur Innenraumtemperatur. Und diese Daten erzählen tatsächlich ein ganz andere Geschichte als Broder. Broder behauptete, er habe wegen Akkuproblemen auf die Heizung verzichten müssen und bitter gefroren. Laut Logbuch fiel die Temperatur nie unter 17,8 Grad Celsius und Broder habe sie nicht gesenkt, sondern im Gegenteil sogar erhöht.
Ähnliche Widersprüche ergaben sich bei der angeblichen Geschwindigkeit: Broder fuhr anscheinend oft mit mehr als 20 km/h schneller, als im Artikel behauptet. Außerdem soll er das Model S bei seinen Ladestopps nie zu 100 Prozent geladen haben. Bei Stopp eins soll eine Kapazität von 90 Prozent erreicht worden sein, bei Stopp zwei nur noch 72 Prozent und bei Stopp drei nur noch 28 Prozent. Auch sei der Akku entgegen Broders Behauptung nie vollständig entladen gewesen und kurz vor dem Ende seiner Testfahrt sei der Journalist an mehreren Ladestationen vorbeigefahren, die vom Navi angezeigt wurden.
Solidaritätsbekundungen für Tesla und Musk
Aus den zahlreichen Widersprüchen schloss Musk, „Broder tat alles dafür, damit die Testfahrt mit einer Panne endete.“ Um Musk zu unterstützen, brachen kurz nach dem Erscheinen des umstrittenen Times-Artikels acht Besitzer des Model S auf, um die gleiche die Route von Washington D.C. nach Boston abzufahren. Alle acht Fahrzeuge des Solidaritäts-Roadtrips kamen ins Ziel. Nur bei einem Fahrzeug gab es dabei einen Defekt mit dem Ladevorgang, dieser konnte jedoch nach einigen Telefonaten mit Tesla und zwei Software-Updates erfolgreich behoben werden.
Zwischenzeitlich kam es vor allem in den USA zu großen Diskussionen in der Öffentlichkeit über Elektroautos und Tesla im speziellen, die Tesla-Aktie fiel um vier Prozent und auch ein CNN-Reporter fuhr die Broder-Strecke in einem Model S nach – ohne Probleme.
Finale: Times gibt Fehler zu
Kurz darauf lenkte die New York Times ein: Margaret Sullivan, Public Editor der Zeitung, gab in einem Blogartikel bekannt, dass Broders Präzision und Urteilsvermögen im Falle des Tesla Model S zu wünschen übrig ließ. Außerdem seien seine Aufzeichnungen lückenhaft und ungenau gewesen. Doch auch Tesla-Gründer Musk wird von Sullivan kritisiert. Die Art und Weise, wie er die aufgezeichneten Daten gegen die Behauptungen Broders vorbrachte, sei teilweise irreführend gewesen.
Jedenfalls war Elon Musks Freude über das Einlenken der New York Times so groß, dass er diese in einem weiteren Blogeintrag kundtat. Darin dankt er der Zeitung und Frau Sullivan für den umsichtigen Umgang mit der Debatte. Auch würdigt er andere Journalisten und die Fahrer des Solidaritäts-Roadtrips für ihren Einsatz. Und blickt, ganz wie man es von ihm gewohnt ist, nach Vorne, indem er verspricht alles dafür zu tun, damit Elektroautos noch besser werden und Ladestationen flächendeckend zur Verfügung stehen.