Der Mineralöl- und Erdgas-Konzern Shell hat einen ungefähren Zeitpunkt für das Ende benzinbetriebener Pkw veröffentlicht: Bis zum Jahr 2070 könnte der Automarkt tatsächlich „nahezu öl-frei“ sein und der Energiebedarf durch eine flächendeckend verfügbare Wasserstoffinfrastruktur gedeckt werden.
Die Vorhersage basiert auf Shells neuestem „New Lens“-Bericht, der erforscht, wie wirtschaftliche, politische und soziale Faktoren den weltweiten Energiebedarf sowie die Umwelt der nächsten hundert Jahre beeinflussen.
Das erste von zwei vorgestellten Szenarien mit der Bezeichnung „Gebirge“ geht davon aus, dass neue gesetzliche Vorgaben die Nutzung von gas- und kohlebasierten Technologien vorantreiben und Erdgas sich bis zum Jahr 2030 weltweit zum Hauptenergielieferanten entwickelt.
„Den Straßenverkehr vollständig von Öl unabhängig zu machen, ist ein enormes Unterfangen,“ so der Bericht. „Mit Sinken des Reisebedarfs, erhöhter Fahrzeugeffizienz sowie vermehrter Nutzung von Erdgas, Elektrizität und Wasserstoff wird der Einsatz flüssiger Brennstoffe im Personenverkehr nach einem weltweiten Höchststand im Jahr 2035 zurückgehen.“
Eine der interessantesten Statistiken im „New Lens“-Bericht zeigt auf, dass Personenkraftwagen mit heute so allgegenwärtigem Flüssigbrennstoff-Antrieb in bereits 35 Jahren zur Seltenheit gehören werden. Die Nutzung von Erdgas dagegen soll innerhalb der kommenden 30 Jahre dramatisch ansteigen.
Die Offenheit Shells hinsichtlich der zu erwartenden steigenden Verbreitung von elektrisch und wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen scheint im Widerspruch zu der kürzlich von Tesla-Geschäftsführer Elon Musk getätigten Aussage zu stehen, dass Ölkonzerne bewusst Zweifel an neuen Antriebstechnologien in den Köpfen der Verbraucher sähen.
„Es ist ähnlich wie der früher einmal stattgefundene Kampf gegen die großen Tabakkonzerne, als diese unablässig Werbung mit dem Inhalt schalteten, dass Tabak nicht gesundheitsschädlich sei,“ erklärte Musk der britischen Tageszeitung The Guardian letzte Woche.
Auch die großen Ölkonzerne scheinen nun aber tatsächlich mehr und mehr anzuerkennen, dass sich der Umgang mit Energie in den nächsten Jahren ändern muss.
Den vollständigen „New Lens“-Bericht finden Sie hier (PDF).