Audi-Vorstandsvorsitzender Rupert Stadler hat mit Bilanz.ch über die Aufholjagd gegen BMW und Mercedes, alternativen Antriebsarten, Diesel-Spätfolgen sowie Fahrspaß im digitalen Zeitalter gesprochen. Dem heute noch von vielen als nicht alltagstauglich eingeschätzten Elektroauto stellte Stadler dabei in Aussicht, „bald normal“ zu sein.
Während beim Mutterkonzern VW noch immer mit den Folgen des Skandals um manipulierte Diesel-Abgaswerte aus dem letzten Jahr gekämpft wird, widme sich Stadler momentan „vor allem und am liebsten der Zukunft“. Der von vielen als möglicher Volkswagen-Chef gehandelte Manager betonte aber, dass man das Dieselthema „sauber und professionell“ abarbeite. Zwar liege noch viel Arbeit vor dem Wolfsburger Autokonzern, doch man schaue jetzt nach vorne.
Trotz des kürzlich bekanntgegebenen Rekordverlusts von Volkswagen werde bei Audi „nicht bei den Produkten und Technologien von morgen“ gespart, so Stadler. Elektrifizierung und Digitalisierung hätten dabei „höchste Priorität“, andere, „weniger dringende Dinge“, würden jedoch auf den Prüfstand gestellt und vereinzelt verschoben.
Hinsichtlich der Investitionen in den Antrieb der Zukunft sagte Stadler, dass sein Unternehmen derzeit „einen Tango auf etlichen Hochzeiten tanzen“ müsse. Aufgrund unterschiedlicher regionaler Vorlieben und staatlicher Förderinitiativen sei es weiter erforderlich, sowohl in Benzin und Diesel wie auch alternative Antriebe wie Gas und Elektro zu investieren. Auch die Brennstoffzellentechnologie hat der Audi-Chef noch nicht abgeschrieben, deren Zukunft hänge jedoch davon ab, „ob jemand in ein Wasserstoff-Tankstellennetz investieren wird“.
Die Automobilbranche befinde sich laut Stadler derzeit in einer „Transformationsphase“, man müsse daher vorerst „mehrere Dinge gleichzeitig beherrschen“. Es werde aber auch wieder „eine Phase kommen, in der wir die Komplexität zurückfahren“, so der Audi-Chef. Die ab 2020 geltende Obergrenze von 95 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer auf die Fahrzeugflotte eines Herstellers könne dabei „nur mit Hilfe des Elektroantriebs gelingen“, ist Stadler überzeugt. Die Technologien dafür seien bereits da, nun müsse „der Kunde den Weg mitgehen“.
Für die Zukunft geht Stadler davon aus, dass sich Elektroautos vor allem aufgrund ihres einzigartigen Fahrgefühls mehr und mehr durchsetzen werden. Wer einmal einen Stromer Probe gefahren sei, wolle „nicht mehr zurück“. Voraussetzung für den Erfolg von Elektromobilität seien allerdings „vernünftige Reichweiten“, damit die erforderliche Mundpropaganda ins Rollen komme und Elektroautos „bald normal werden“.
orinoco meint
„Da müsste einer mal …“ – doppelter rheinischer Irrealis. Wasserstoff ist als Antrieb sowas von tot, toter geht’s nicht. Ob jemand dem guten Mann mal die Geschichte mit dem Reiten toter Pferde erzählt? Naja, derzeit scheint ja die geistige Verwirrung in den Chefetagen der ICE-Hersteller en vogue zu sein …
Und was die 95g CO2/km Obergrenze ab 2020 betrifft ist jetzt schon klar wie die ICE-Hersteller sich da durchmogeln werden: es werden Plugin-Hybridautos mit 30km Elektroreichweite gebaut und im Fahrtest wird angenommen, dass nach 25km Fahrt an der Steckdose nachgeladen wird. Und die Kunden sollen da auch noch mitgehen … die Politiker lassen sich ja schon traditionell die Gesetze von der ICE-Mafia diktieren.
Starkstrompilot meint
Noch vor ein paar Jahren waren die Hersteller im Autoparadies. Alle Welt will Auto fahren und wer kann, wird sich ein deutsches Auto kaufen. Ach ja, es hätte alles so schön sein können.
Wenn da die blöde Realität nicht wäre.
Jetzt scheint ja eher eine totale Verwirrung zu herrschen. Viele Antriebe, alle könnten die Zukunft sein.
Dabei ist doch ganz klar, dass am Ende nur elektrisch übrig bleibt, weil überall nur elektrisch bleibt. Am Ende dieses Jahrhunderts wird das fossil/nukleare Kapitel beendet sein. Offenes Feuer gibt es vielleicht noch auf dem Grill.
Wenn Herr Stadler mal kurz nachdenkt, kommt er drauf, dass es nur so funktionieren kann. Ist wahrscheinlich nicht vom Fach und muss sich beraten lassen.
kritGeist meint
Großartige Rede :-)
So ist das wenn Manager & ungebildete Politiker von Themem reden, von denen sie kaum Ahnung haben, dafür gibt’s die kompetenten Zuflüsterer …
Leonardtronic meint
In anderen Worten:Der gute Mann ist einmal Tesla S gefahren und will kein anderes Auto mehr fahren :-)
GhostRiderLion meint
Hab selten solch ein durcheinander an Widersprüchen gelesen, fürchterlich!!!
„…Die Automobilbranche befinde sich laut Stadler derzeit in einer Transformationsphase…“
Diese „Transformationsphase“ ist wohl auf „deutsche Hersteller“ zutreffend und wird wohl erst durch die große Welle der Elektromobilität beendet die sich bereits spürbar und deutlich abzeichnet!
Deutsche Hersteller halten das beben hierfür noch immer größtenteils für „Humbug“! :-)
Nik meint
Elektroautobesitzer überzeugt: Chefs konventioneller Autohersteller „bald normal“ ;-)